Beide Vereine hatten die Werbetrommel für das Spitzenspiel der Landesliga Nord gerührt und am Ende kamen beachtliche 220 Zuschauer auf das Sportgelände des Baiersdorfer Sportvereins. Übrigens: die Erste Mannschaft des BSV schaffte in dieser Saison erst einen Höchstwert von 180 Besuchern. Auch aus Schwabach waren viele Interessierte angereist, um den Jungs, die ihnen in der laufenden Saison so viel Freude bereiten, zuzuschauen. "Der Gegner interessiert mich nur bedingt, wir wollen den zweiten Tabellenplatz behaupten. Das ist unser Minimalziel", sagte Baiersdorfs Coach Thomas Luckner vor der Partie. "Wenn wir verlieren, dann ist Schwabach durch!" Sein Gegenüber Marco Meier ging mit einer breiten Brust ins Spitzenspiel: "Wir sind gut drauf. Bei uns ist keiner verletzt, alle sind an Bord." Eine kleine Nicklichkeit hatten die Schwabacher schon vor dem Spiel für die Baiersdorfer mitgebracht. Auf der Tür zur Gästeumkleidekabine hing ein Zettel mit der Aufschrift: "Hinter dieser Tür befindet sich eine andere Welt! Hier zieht sich der Spitzenreiter um! 11 Spiele, 11 Siege!" Damit ersparten die Schwabacher dem Baiersdorfer Trainer, seine Jungs nochmal extra für das Spiel motivieren zu müssen...
Baiersdorfs Stürmer Christian Kraus (re.) wird geblockt von Fabian Schmoll.
Uwe Kellner
Vom Start weg bekamen die Zuschauer bei bestem Fußballwetter ein rasantes Spiel zu sehen, in dem beide Mannschaften zunächst um die Vorherrschaft auf dem Platz fochten. Dabei war Baiersdorf zunächst durch Standards gefährlich, wie beispielsweise einem Freistoß, der knapp vorbeistrich und Schwabach wollte durch Druck auf die gegnerischen Verteidiger diese zu Fehlern zwingen. Fast gelang dies auch, aber der Abschluss nach einem vertendelten Ball wurde am Tor vorbeigeschoben. Einen frühen Wechsel musste Schwabachs Trainer Meier nach einer Viertelstunde vollziehen, als Kevin Kastl mit einer vermeintlichen Fraktur am Unterarm raus musste. Nur 20 Minuten später sollte es auch noch Brandon Lala treffen, der mit einer Knieverletzung aus einem Zweikampf herausging. Die Folge waren einige Umstellungen im Spielsystem, wobei die anfängliche Schwabacher Drangphase nach und nach abnahm. Baiersdorf schaffte es, den gedanklich schnelleren Gästen durch ein bestimmendes Verhalten im Zweikampf die Hoheit auf dem Feld abzunehmen und immer wieder selbst Aktionen zu setzen. Zwar kam auch Schwabach zu guten Möglichkeiten, beispielsweise durch den technisch bewanderten Oguzhan Bozkan oder den körperlich starken Jonas Engelhardt, konnte daraus aber kein Kapital schlagen und blieb in der Heimverteidigung hängen. Defensiv stand der Spitzenreiter relativ souverän, einmal schaffte es der BSV jedoch, die Abwehr mit einem schulmäßigen Angriff zu knacken. Patrick Hoffmann hinterlief Matthias Kern, von dem er den Ball steil gespielt bekam und Selbigen per Hereingabe entlang der Funf-Meter-Linie zu Maximilian Wirth flankte. Einzig der Abschluss sollte wenige Zentimeter neben dem Tor landen.
Fabian Schmoll (re.) gegen Jonathan Gebhardt.
Uwe Kellner
Die Jungs vom Baiersdorfer SV wuchsen merklich an ihrer Aufgabe gegen den Spitzenreiter und wurden immer besser, wohingegen die Schwabacher unverständlicher Weise die Schultern hängen ließen und sich deswegen Sorgenfalten auf der Stirn ihres Trainers zeigten. Ein Aufbäumen war zu sehen, als sich Jonas Engelhardt durch das Mittelfeld der Baiersdorfer tankte und erst im letzten Moment durch eine gut getimte Grätsche von Max Schmitt am finalen Torabschluss gehindert werden konnte. Wie hier hatte auch sonst immer ein BSV-Verteidiger einen Fuß dazwischen, weswegen die Schwabacher zu keiner klaren Chance kamen. Baiersdorf hatte das Spiel mittlerweile an sich gerissen, doch irgendwie musste ein Tor her, um die optische Überlegenheit auch in Zählbares umzumünzen. Zehn Minuten vor dem Ende war es soweit: ein Traumzuspiel vom eingewechselten Lukas Isbert landete genau im Lauf des ebenfalls eingewechselten Marco Joachim, der allein aufs Schwabacher Tor zumarschierte und den Ball eiskalt am Torwart vorbei ins Netz schob. Die Freude war groß, doch waren noch zehn Minuten auf der Uhr von Referee Charly Doneff. Diese restliche Spielzeit war geprägt von wütenden Angriffen der 04er, doch wie die gesamte Spielzeit zuvor hielt die BSV-Abwehr stand, oder Keeper Lukas Drummer, der heutige Fels in der Brandung, machte das Spielgerät fest. Kurz vor dem Schlusspfiff versemmelten die Baiersdorfer Jungspunde noch die klare Chance zum zweiten Treffer. Das spielte aber in der Endabrechnung keine Rolle mehr, denn der Sieg war ihnen nicht mehr zu nehmen.
Durch das Unentschieden der Würzburger Kickers und dem eigenen Sieg konnten die Baiersdorfer den Abstand in der Tabelle auf Platz Drei auf vier Punkte erhöhen. Auch zum Spitzenreiter aus Schwabach sind es nun nur noch vier Punkte. Durch das 1:0 im Spitzenspiel ist dadurch auf jeden Fall wieder Spannung in den Meisterschaftskampf gekommen und der eingangs erwähnte Spruch auf der Umkleidekabine der Schwabacher muss wohl oder übel nun auch umgeschrieben werden.
Spielbericht eingestellt am 08.03.2015 22:36 Uhr