DFB-Stützpunkt Haßberge unterwegs: Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 10.11.2013 um 06:00 Uhr
DFB-Stützpunkt Haßberge unterwegs: Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin!
Drei Tage in Berlin waren in den Herbstferien 30 Buben und Mädchen des DFB-Stützpunkt Haßberge beim TSV Limbach unterwegs. Die Talente im Alter zwischen zwölf und 15 besuchten auf Einladung der früheren Bundestagsabgeordneten Susanne Kastner den Reichstag, erlebten die Berliner Mauer, das Olympia-Stadion und durften Blick einen hinter die Kulissen der Nachwuchsarbeit bei Hertha BSC werfen.
Von Marco Heumann
Arm in Arm mit Mesut Özil! Für Valentin Weinig wurde dieser Traum Wirklichkeit. Zumindest beinahe! Der U15-Spieler der JFG Haßfurter Maintal kam seinem Idol ganz nahe. Oder besser gesagt dessen wächserenem Doppelgänger, der zu den mehr als 100 Prominenten aus Sport, Show, Film, Fernsehen und Politik gehört, die es im Wachsfigurenkabinett „Madame Tussauds“ unweit des Brandenburger Tors zu sehen gibt. Mit Robbie Williams auf der Couch lümmeln, sich von Oliver Kahn ins Ohr beißen lassen oder einmal neben der Kanzlerin am Rednerpult stehen – das alles und noch viel mehr wurde beim ersten Highlight der Berlinfahrt des DFB-Stützpunkts Haßberge beim TSV Limbach von den Jungs und Mädchen fotografisch festgehalten.

"Es war einfach toll!"

Drei Tage lang waren die talentierten Nachwuchsfußballer aus der Region in der Bundeshauptstadt unterwegs. „Es war einfach toll“, bringt Frederik Kirchner, der beim FC Sand in der U13 spielt, die Tour auf den Punkt. „Die Jungs und Mädchen haben viel erlebt und sicherlich einiges mitgenommen“, freut sich Michael Kotterba, einer der Trainer am Stützpunkt, über den Eifer, mit den die Zwölf- bis 15-Jährigen bei der Sache waren. Immer diszipliniert, meist interessiert, aber stets gut drauf – so erlebten die Talente das prallgefüllte Programm, das Michael Kotterba gemeinsam mit Horst und Uwe Derra sowie Marco Heumann zusammengestellt hatte.
Bereits die Anreise mit der Bahn in die Bundeshauptstadt war für viele ein Erlebnis. In Berlin angekommen wurde das Hotel direkt am Hauptbahnhof bezogen. Dann ging es auf eine erste Erkundungstour rund um den Bundestag und das Brandenburger Tor ehe das „Date“ mit den Stars bei „Madame Tussauds“ anstand. Abgeschlossen wurde der erste Tag mit einem Abendessen im australischen Restaurant im Sony-Center am Potsdamer Platz.

Drei Tage lagen waren 30 Jungs und Mädchen des DFB-Stützpunkts Haßberge beim TSV Limbach in Berlin unterwegs. Unter anderem auch auf der Reichstagskuppel.

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Bundestag, Bernauer Straße und dann ab ins KaDeWe

An Tag zwei standen dann Politik und Geschichte im Vordergrund. Nach einem Spaziergang zum Holocaust-Denkmal besuchten die Buben und Mädchen am Vormittag zusammen mit ihren Betreuern auf Einladung der früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Susanne Kastner den Bundestag. In ihren weißen DFB-Hemden waren die Talente auf der Tribüne im Plenum ein echter Blickfang und erfuhren bei einem Informationsvortrag unter anderem, dass der Bundesadler mit gut 58 Quadratmetern die Ausmaße einer Zwei-Zimmer-Wohnung. In einem Gespräch mit Ilona Laschütza, Mitarbeiterin von Susanne Kastner und jetzt von deren Nachfolgerin im Bundestag Sabine Dittmar, sowie einem Mitglied der SPD-Arbeitsgruppe Sport interessierten sich die Jugendlichen neben der Frage nach Doping vor allem für ihren ganz großen Traum. Nicht etwa dem vom Profi, sondern dem vom Abschaffen der Hausaufgaben in der Schule.

"Stand die Mauer wirklich genau so?"

Nach einem Besuch der Kuppel nebst beeindruckendem Blick über Berlin sowie einem Mittagessen im Besucherrestaurant des Paul-Löbe-Hauses ging es weiter zur Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße. „Stand die Mauer wirklich genau so da?“, fragte der eine oder andere Jugendliche erstaunt, als er die originalgetreu erhaltenen Sperranlagen erblickte. Beim Bummel über das weitläufige Areal gab es viel zu entdecken, unter anderem Geschichten über den Bau der Mauer und das Schicksal vieler Flüchtlinge. Zum Abschluss des Tages stand dann Spaß und Shopping bei einem Bummel über den Kudamm und durch das KaDeWe auf dem Plan.

Aich von der Ehrenloge im Olympia-Stadion boten sich Ausblicke, die für mehr als ein Foto gut waren.
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Dem Profifußball ganz nah

Dem Profifußball ganz nahe kamen die Buben und Mädchen zum Abschluss der Reise am Mittwoch. Hertha BSC hatte die Gruppe ins Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des Bundesligisten in unmittelbarer Nachbarschaft des Olympia-Stadions eingeladen. Frank Vogel, Leiter des NLZ und einst selbst Trainer in der Zweiten Liga bei Union Berlin und Energie Cottbus, führte die Talente über das weitläufige Gelände, auf dem sich auch der Trainingsplatz der Profis – mit Rasenheizung und den gleichen Ausmaßen wie der Rasen im Olympia-Stadion – das Amateurstadion, zahlreiche Trainingsplätze – unter anderem ein Kunstrasen mit Rasenheizung, eine Schwimmhalle sowie das Internat von Hertha BSC befinden.
Offen und ehrlich gewährte Frank Vogel interessante Einblicke in die Arbeit beim Bundesligisten. Für erstaunte Blicke sorgte vor allem eine Laufbahn mitten im Internat, eine große Kissenlandschaft zum Chillen, die natürlich sofort in Beschlag genommen wurde, und ein Nike-Ausstellungsraum, in dem die Berliner Hertha-Talente ihre Schuhe anschauen, aber am Computer auch selbst zusammenstellen können. 18 Plätze gibt es im Internat, die teilweise von ständigen Bewohnern, aber auch von Kindern und Jugendlichen genutzt werden, die wegen der großen Entfernungen in Berlin nur ein oder zwei Tage der Woche in den Mehrbettzimmern untergebracht werden. Viermal in der Woche stehen die Talente ab der U16 auf dem Trainingsplatz, davor wird dreimal in der Woche geübt. Hertha BSC setzt dabei überwiegend auf Talente aus Berlin und Brandenburg, die langfristig gefördert werden. Viele Akteure bleiben von der U11 bis in die U23 beim Verein. Ein Konzept, das offenbar aufgeht. Seit 2000 schafften nicht weniger als 47 Spieler aus dem NLZ den Sprung die die Erste oder Zweite Liga, eine mehr als beeindruckende Zahl. Bekannteste Vertreter der Nachwuchsschmiede sind Jerome und Kevin Prince Boateng, die beide ihre ersten Schritte im Profibereich im Olympia-Stadion machten.

Zwischen den vielen Kissen im Fernsehraum des Jugendinternats ließ es sich gut chillen.
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Der Traum vom Olympia-Stadion

Das bildete den Abschluss und einen weiteren Höhepunkt der drei Tage in Berlin. Von der Ehrenloge über den VIP-Bereich bis hin zu den Kabinen und einer Aufwärmhalle mit 110-Meter-Bahn und Weitsprung-Grube nahmen die Buben und Mädchen das Innenleben des größten deutschen Stadions unter die Lupe. Zum Ende der Führung genossen Sie oberhalb des Marathontors – dort wo einst 1936 die olympische Flagge brannte - noch einmal den Ausblick auf die monumentale Arena, ehe es per Zug wieder zurück in die Heimat ging. Vielleicht auch mit dem einen oder anderen Traum im Gepäck. Vom Handshake mit dem echten Christiano Ronaldo oder einem Auftritt auf dem Rasen des Olympia-Stadions im deutschen Pokalfinale.  

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Zur Person Frank Vogel

Frank Vogel (45) spielte für Dynamo Schwerin und von 1977 bis 1986 für den BFC Dynamo, ehe er zu Energie Cottbus wechselte und von 1991 bis 1993 das Trikot des 1. FC Union trug. Nachdem er seine Spielerkarriere beendete, trainierte Vogel zunächst die A-Jugend der Köpenicker. In der Saison 1995/1996 war er kurzzeitig Interims-, 1997 Cheftrainer. Als Assistent von Karsten Heine, heute Amateurtrainer von Hertha, wechselte er dann zum SV Babelsberg 03. Von 2000 bis 2002 trainierte Vogel Herthas zweite Mannschaft, anschließend wurde er Leiter der Amateur- und Jugendabteilung. Aktuell trainiert er die U16 von Hertha, die in der B-Junioren-Regionalliga spielt.

Einen Artikel aus der Morgenpost über Frank Vogel und das Nachwuchskonzept von Hertha BSC finden Sie hier.

Infos zum Nachwuchskonzept von Hertha BSC gibt es hier.


Der DFB-Stützpunkt Haßberge

Im DFB-Stützpunkt Haßberge beim TSV Limbach trainieren mehr als 40 Jugendliche der Jahrgänge 1998 bis 2002 jeden Montag mit dem Trainerteam des Stützpunkts, das aus Horst Derra, Michael Kotterba, Marco Heumann, Uwe Derra, Dirk Bauer und Edwin Stierl (Torwarttraining) besteht. Der Stützpunkt dessen Einzugsgebiet sowohl Spieler aus dem gesamten Landkreis Haßberge (von Ebern bis in den Steigerwald) sowie aus Randbereichen der Landkreise Coburg (Itzgrund), Bamberg (Reckendorf) und Schweinfurt (Gerolzhofen) ist seit Jahren fester Bestandteil des DFB-Stützpunktkonzepts. Bekanntester "Absolvent" ist der aus der Nähe von Burgpreppach stammende Tom Schütz, der im Frühjahr als Kapitän mit Arminia Bielefeld den Aufstieg in die Zweite Liga schaffte und dort Stammspieler ist.
In den letzten Jahren wurde die BFV-Talentförderung immer weiter verfeinert und ist heute einzigartig in Deutschland. Kern der BFV-Talentförderung ist das aufbauende System von 45 bayerischen DFB-Stützpunkten (Basisförderung), den bayernweit 19 BFV-Nachwuchsleistungszentren und den Nachwuchsleistungszentren der Lizenzvereine (Eliteförderung), in dem jedes Talent die Chance hat, den Sprung auf die große Bühne zu schaffen, ohne dass die Themen "Bildung" und "soziales Umfeld" in den Hintergrund rücken müssen. "Bayern ist in der Talentförderung Vorreiter" sagt auch Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer. Die Regional- und Bayernauswahlen, die Leistungssportklassen in den vier bayerischen Eliteschulen des Fußballs in München und Nürnberg und Kooperationsmodelle wie "Sport nach 1" sind weitere Mosaiksteine im bayerischen Modell.

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