Röthleins verrücktes Finale: Die Meisterschaft klang wie ein Gag - anpfiff.info
TSV Röthlein 
Kreisliga 1 Schweinfurt - männlich, Erwachsene - Saison

Artikel veröffentlicht am 16.06.2015 um 18:00 Uhr
Röthleins verrücktes Finale: Die Meisterschaft klang wie ein Gag
Was war das doch für ein verrücktes Finale in der Kreisliga SW 1. Drei Teams liefen vorne punktgleich ein, erst eine Dreier-Tabelle machte Röthlein zum Meister, Abtswind 2 zum Vize und Essleben zum enttäuschten Dritten. Bis zur 92. Minute des letzten Spiels war gar Egenhausen Meister, rutschte dann durch ein einziges Gegentor auf Rang vier ab - und ermöglichte Röthleins Coach Klaus Keller ein Meister-Interview.
Von Michael Horling
Völlig überraschend wurde der TSV Röthlein Meister der Schweinfurter Kreisliga 1, Saison 2014/2015. Damit kehrt das Team sofort wieder zurück in die Bezirksliga.

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUR MEISTERSCHAFT!

Herr Keller, mit nun ein paar Tagen Abstand: War das eine komplett verrückte Saison?
Klaus Keller: Es war auf jeden Fall eine bis zur letzten Sekunde „offene" Saison. Verrückt? Ich weiß nicht, ob man das verrückt nennen kann? Nichts, aber auch wirklich nichts war kalkulierbar. Das Waigolshäuser Team von Torsten Selzam marschierte zu Beginn vorne weg und man dachte, dass die heuer dran sind.

Mit 53 Punkten wäre man in der Kreisliga 2 Fünfter geworden, dort hat selbst der Dritte aus Gochsheim 15 Zähler mehr gesammelt. Die DJK Schweinfurt hat als Elfter Ihrer Gruppe acht Tore mehr geschossen als Ihr Team, der Neunte aus Bergrheinfeld kassierte fünf Gegentreffer weniger. Können Sie heute über diese Zahlen schmunzeln?
Klaus Keller: Alles „schöne“ Zahlen - letztes Jahr sind wir mit 41 Punkten aus der Bezirksliga abgestiegen, heuer wären wir damit wohl Achter geworden - „wäre“, „könnte“, „hätte“! Wir waren ja von der Mehrzahl der Kreisliga-Trainerkollegen vor der Saison als Meisterschaftsfavorit getippt. Sicherlich werden sich die Abtswinder sagen, „hätten wir…“, oder wenn Essleben nicht gegen Oberwerrn die Punkte „hätte“ liegen lassen oder was wäre, wenn Egenhausen am letzten Spieltag nicht einen umstrittenen Elfmeter gegen sich bekommen „hätte“? Genau das ist ja das Schöne am Fußball – dieses „hätte“, „wenn“ und „wäre“. Auch bei uns gibt es tausend „hätte“ und „wenn“. Natürlich schmunzelt man im Nachhinein über so manche Begebenheit und auch über solche Zahlen und dem daraus resultierendem Ergebnis.

Der TSV Röthlein ist Meister!
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Sie haben ja mehrfach gesagt, in dieser Kreisliga Schweinfurt 1 hätte an sich niemand den Aufstieg verdient gehabt. Ist es Ihnen unangenehm, nun als Meister wieder in der Bezirksliga antreten zu dürfen?

Klaus Keller: Meine Aussage habe ich auf die fehlende Konstanz der Teams bezogen. Ich sage immer, wenn man Meister wird, dann muss in dieser Saison alles stimmen. Vom Platzwart, über die Betreuer, Funktionäre, Zuschauer, Spieler und natürlich Trainer - alle müssen für dieses Ziel brennen. Bei uns war das definitiv nicht so und scheinbar auch bei den anderen Teams nicht unbedingt. Jetzt am Ende des Tages als Meister festzustehen und wieder in die Bezirksliga aufzusteigen, das ist für mich überhaupt nicht unangenehm. Ich finde es geil, Meister zu sein und freue mich riesig auf die Bezirksliga. Da geht es wieder bei Null los – wenn wir mit 85 Punkten Meister geworden wären, würden wir nächstes Jahr auch keinen Sonderbonus bekommen. Letzte Saison waren wir Meisterschaftsfavorit – jetzt werden wir halt Abstiegsfavorit sein. Wichtig ist für mich, dass ich gerade unseren jungen Spielern diese Chance und dieses Erlebnis gönne. Und ich bin gespannt, wie wir als Team mit dieser Herausforderung jetzt umgehen.

Darf man denn mit neun Niederlagen überhaupt Meister werden?
Klaus Keller: Ob man das darf? Wir sind es halt! Scheinbar hat es kein anderes Team in der Endabrechnung besser gemacht (lacht). Aber gut, meine Jungs wissen das schon zu verorten und haben dementsprechend mit einem Augenzwinkern Kreativität beim offiziellen Meister-Shirt gezeigt.

Völlig überraschend wurde der TSV Röthlein Meister der Schweinfurter Kreisliga 1, Saison 2014/2015. Damit kehrt das Team sofort wieder zurück in die Bezirksliga.
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Wie war das rückblickend mit der finalen Partie in Herlheim: Sie siegten zwar, hörten aber wohl, dass Egenhausen bei Abtswind 2 schnell mit 3:0 führte. War da schon längst alle Hoffnung vorbei? Wie muss man sich das vorstellen, was da nach Ihrem Sieg passierte?
Klaus Keller: Ich habe unter Woche noch zu meinem Kumpel Michael Waffler, dem Trainer der Egenhausener, gesagt, dass ich denke, dass sie das Spiel in Abtswind gewinnen. Ich war mir aber auch sicher, dass wir unser Spiel gewinnen und dann die Relegation mitnehmen. Ich habe ganz ehrlich keinen Gedanken mehr an die dann doch eingetretene Konstellation verschenkt. Einer meiner Spieler wollte mir beim Abschlusstraining sogar noch dieses Thema erklären, ich sagte ihm: „Vergiss es einfach, es interessiert mich nicht!“. Irgendwann kam dann mal die Info, dass Egenhausen 3:0 führt – o.k., läuft alles wie prognostiziert. Bei uns lief alles wie in der gesamten Runde, wir hatten den Ball  und die Spielanteile, mühten uns aber, zu Abschlüssen zu kommen. Letztendlich gewannen wir „humorlos“ 2:0 und dann trudelten die Ergebnisse der anderen Plätze ein, Essleben gewinnt bei der DJK und plötzlich nur noch 3:2 für Egenhausen. Mein Team bedankte sich schon bei den Fans und alle waren bei der Relegation. Plötzlich ruft jemand 3:3, alle, aber auch wirklich alle hielten das für einen Gag. Als dann die Liveticker der Handys angeschmissen wurden, stand da immer noch 2:3 und bereits 94 Minuten gespielt – die Message kam über Zuschauer via Handy - und als dann tatsächlich der Liveticker auf 3:3 schaltete und das Spiel abgepfiffen meldete, stellte sich eine völlig kuriose Szenerie auf dem Herlheimer Sportplatz dar. Keiner hatte für diese Situation irgendwas vorbereitet, selbst die Medienvertreter waren auf anderen Plätzen und kündigten sich dann eiligst telefonisch an. Im weiteren Verlauf zeigte meine Truppe dann, dass sie aus dem Stand von null auf hundert kann (lacht).

Völlig überraschend wurde der TSV Röthlein Meister der Schweinfurter Kreisliga 1, Saison 2014/2015. Damit kehrt das Team sofort wieder zurück in die Bezirksliga.
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Haben Sie ein bisschen Mitleid mit Egenhausen? Immerhin rutschte das Team am letzten Spieltag erst in der Nachspielzeit von Rang eins gleich auf Rang vier ab. Hätte der Neuling vielleicht am ehesten die Meisterschaft verdient gehabt?
Klaus Keller: Mitleid braucht keiner! Natürlich ist das alles echt bitter für meinen Freund Michael Waffler und seine Truppe gelaufen. Nur sie hatten alles selbst in der Hand. Dass letztendlich auch noch seine beiden Söhne für unsere Tore in Herlheim sorgten, das ist schon skurril. Michael und ich kennen uns seit über 40 Jahren, von daher nehmen wir das beide sportlich - und am späten Abend spülten wir bei einem gemeinsamen Bierchen die Saison noch runter. Schade, dass der „verrückte Vogel“ jetzt erst mal eine Pause macht – dafür wird er wieder öfters bei uns seinen Jungs zuschauen und so ist er auch irgendwie in der Bezirksliga angekommen (lacht).

Diesmal hat Röthleins Keeper Rony Schreiber den Ball vor Schleerieths Simon Hederich.
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War es für Sie fast schon logisch, dass Abtswind 2 schon in Runde eins der Aufstiegs-Relegation scheitert und dass der TSV Forst aus Gruppe 2 aufsteigt?
Klaus Keller: Logisch gibt es im Fußball nicht. Ich sage immer, egal wie und was du trainierst und deiner Mannschaft mit auf dem Weg gibst – 70 Prozent sind Zufall. In so einer Relegation geht alles. Ich habe letzte Woche auch „Teo“, den Trainer des TSV Abtswind, getroffen und die erste Reaktion, als wir uns sahen, war, dass wir beide lachen mussten. Er sagte, dass er zum Ende hin einfach „keine Körner mehr im Beutel“ hatte. Es waren zu viele Verletzte, vor allem gingen ihm die Defensivleute aus. Jetzt werden sie halt einen neuen Anlauf nehmen.

Nennen Sie uns doch mal - abseits der allgemeinen Trainer-Einschätzung, bloß niemanden herausheben zu wollen - die drei (oder gerne auch mehr) wichtigsten Akteure und warum sie maßgablich entscheidend waren für die Meisterschaft.
Klaus Keller: Das ist ganz einfach: Die beiden Waffler-Brüder, denn die beiden haben die entscheidenden Tore im letzten Spiel gemacht. Ohne diese Treffer wären wir überhaupt nicht in diese Position gekommen. Meine Spieler sind es gewohnt, von mir die Wahrheit zu hören – da mussten sie gerade in der abgelaufenen Saison durch. Klingt jetzt wohl kurios, aber wir haben keine wirklich gute Saison gespielt. Im letzten Moment haben wir die allerletzte und unwahrscheinlichste Option gezogen, dank der Treffer der beiden Wafflers.

Die Röthleiner Stürmer Bunjamin Fazliu und Christoph Redzepovic gegen den Theilheimer Florian Barth
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Können Sie schon etwas zu personellen Veränderungen sagen? Wer geht? Wer hört auf? Wer kommt? Wen brauchen Sie auf welchen Positionen?
Klaus Keller: Unsere Planungen liefen realistischer Weise auf Kreisliga-Basis. In der Bezirksliga herrschen durch den Wegfall der Bezirksoberliga mittlerweile ganz andere Verhältnisse. Mein Trainer- und Funktionsteam arbeitet gegenwärtig sehr fleißig an der Herausforderung Bezirksliga-Fußball in Röthlein. Die klassischen Mechanismen, von wegen ich brauche einen Innenverteidiger, einen Sechser und so weiter, greifen in Röthlein nicht. Wir müssen uns da mit ganz anderen Themen attraktiv machen – Erfolgsmeldungen dauern da etwas länger. Paddy Schießer verläßt uns nach Münnerstadt und mit Sven Rückert, Seppo Wehner, Patrick Wegner und Patrick Braun wird ein Quartett mit einer riesigen Portion höherklassiger Erfahrung kürzer treten.  

Geht es nächste Saison rein ums Überleben in der Bezirksliga - oder kann das nicht der Anspruch der Röthleiner sein?
Klaus Keller: Wir spielen ja nur Fußball. Deshalb mag ich die Begrifflichkeit „Es geht ums Überleben!“ nicht. Wir werden eine sehr junge und auch unerfahrene Mannschaft ins Rennen schicken. Die Jungs werden vor ihrem nächsten Schritt stehen – das reizt mich auch an der Aufgabe. Unsere möglichen Verstärkungen haben alle ein bisschen „eine Geschichte“. Wenn wir dies in eine positive Richtung bringen, wird der Anspruch sein, Schritte zu initiieren und die Jungs mit einer guten Performance auszustatten, damit sie sich beweisen können. Ob das gelingt? Genau das wollen wir in der Summe und über den Verlauf einer ganzen Saison herausfinden.

Wir danken für das Gespräch und wünschen alles Gute!

Klaus Keller mit dem Meisterpokal.
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Tabellenplatzierung

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Tabellenverlauf


Top-Torschützen


Top-Vorlagengeber


Team in Zahlen

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Spiele gewonnen
16
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Spiele verloren
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Zu-Null-Spiele
10
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Spiele ohne eigenen Treffer
3
Tore gesamt
55
Verschiedene Torschützen
13
Eigentore
1
Elfmetertore
8
Gelbe Karten
100
Gelb-rote Karten
6
Rote Karten
1
Eingesetzte Spieler
26
Zuschauer
1340
Zuschauerschnitt
89

Torbilanz nach Minuten


Serien

Am längsten ungeschlagen
12.10.2014 - 30.11.2014
7 Sp
17 Pkt
14:4 Tore
Am längsten ohne Sieg
14.03.2015 - 22.03.2015
2 Sp
1 Pkt
1:2 Tore
09.11.2014 - 23.11.2014
2 Sp
2 Pkt
3:3 Tore
15.08.2014 - 17.08.2014
2 Sp
1 Pkt
3:5 Tore
Die meisten Siege in Folge
12.10.2014 - 02.11.2014
4 Sp
12 Pkt
8:0 Tore
Die meisten Remis in Folge
09.11.2014 - 23.11.2014
2 Sp
2 Pkt
3:3 Tore
Zuhause ungeschlagen
09.08.2014 - 21.09.2014
5 Sp
13 Pkt
10:6 Tore
Auswärts ungeschlagen
14.09.2014 - 30.11.2014
5 Sp
13 Pkt
11:2 Tore

Spieler-Bilanz

Spieler
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Übersicht enthält nur Verbandsspiele.

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