Eine Saison, eine Serie, ein Siegeszug. Der TSV Frickenhausen holte sich in der Würzburger B-Klasse 3 höchst souverän die Meisterschaft. Am Ende zählten die Fußballer aus dem Weinort im Landkreis Würzburg einen Vorsprung von vierzehn Punkten auf den ersten Verfolger und Mitaufsteiger Gerbrunn 2 und das in einer Liga mit zwölf Teams. Drei Jahre nach dem Wiederaufleben des Männer-Fußballs in Frickenhausen, der neun Jahre lang zwischen 2006 und 2015 in einen Dornröschenschlaf gefallen war, so dass im Verein in den vorherigen Jahren vor allem die erfolgreiche Frauen-Mannschaft für Schlagzeilen und Erfolge sorgte, feierte dieser mit der B-Klassen-Meisterschaft einen ersten Erfolg.
Drei Anläufe zum Aufstieg
Philipp Hemmerich
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Durch den Aufstieg befinden sich die Frickenhäuser wieder dort, wo sie zwölf Jahre zuvor ihre Mannschaft aus dem Spielbetrieb genommen hatten, nachdem diese seit dem Abstieg aus der Kreisklasse 1998 meist im unteren Bereich der Tabelle zu finden gewesen war. Schon ein Jahr zuvor hatte es der Verein, der sich in früheren Jahren zwischen der damaligen B-Klasse (heute Kreisklasse) und C-Klasse (heute A-Klasse) bewegt hatte, versucht, eine Herren-Mannschaft an den Start zu bringen. Jedoch scheiterte dieses Vorhaben am langwierigen Prozedere, Freigaben zu erhalten und Pässe rechtzeitig zu beschaffen. Noch vor Rundenbeginn verschoben die Verantwortlichen das Vorhaben um ein weiteres Jahr nach hinten.
Dabei entschieden sie sich für eine Mannschaft aus überwiegend Frickenhäuser Spielern, die in den vergangenen Jahren verstreut in benachbarten Vereinen gespielt hatten. Die um Spielertrainer Marco Liebberger neu formierte Mannschaften hegte im ersten Jahr große Ambitionen, doch reichte es am Ende nur zum enttäuschenden achten Platz. Im zweiten Jahr unter Trainer Jörg Gernert belegten die Frickenhäuser bereits den vierten Rang, doch der Abstand zu den aufstiegsberechtigten Plätzen war mit zwölf Punkten noch groß. Das änderte sich 2016/17. „Die Vorstandschaft hatte beschlossen, alle Spieler, die auswärts spielten und Familie in Frickenhausen haben, wieder zurückzuholen“, erklärt Philipp Hemmerich.
Als Favorit gestartet
Der 26-Jährige wechselte vom TSV Sulzfeld aus der Kreisliga um drei Stufen nach unten in die B-Klasse, um dort seine erste Station als Spielertrainer anzugehen. Dass der TSV Frickenhausen in der B-Klasse das Maß aller Dinge sein würde, war beim Blick auf die Sommertransfers zu erwarten. Denn neben den beiden ehemaligen Sulzfeldern Philipp Hemmerich und Nils Kemmer wechselten auch die Erlacher Simon Scheller, Simon Lang, Sebastian Röll und Tobias Rebhan zu den Grünweißen und hoben die Qualität des Kaders – zumindest auf dem Papier – über B-Klassen-Niveau an. Zudem kamen Johannes Hofmann, der mit Heidingsfeld in der Bezirksliga spielte, schnuppern durfte, und der Kleinochsenfurter Marcel Kikiernicki hinzu.
Frickenhausens Spielertrainer Philipp Hemmerich (li.) lässt den Gegner ins Leere springen.
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Dreimal zweistellig
Schon bis zur Winterpause kündigte sich die Vorherrschaft Frickenhausens in der Liga an. Elf Spiele, elf Siege lautete die lupenreine Bilanz in der Hinrunde. Nur einmal gerieten sie beim 3:2 gegen Iphofen 2 in die Nähe eines möglichen Punktverlusts. Ansonsten zeigte sich die Mannschaft in den meisten Spielen dem Gegner als deutlich überlegen. Frickenhausen dominierte Albertshofen 2 mit 13:0, Markt Einersheim 2 mit 12:0 und Schwarzach 3 mit 11:0. Zudem besiegte die Mannschaft um Sebastian Röll als herausragenden Torschützen Kitzingens Rotweiße mit 9:0. Schon nach dem ersten Saisondurchlauf stand das Torverhältnis bei 69:6 Toren. „Wir wollen unbedingt aufsteigen“, sagt Hemmerich selbstbewusst.
„Alles andere könnten wir uns selbst nicht verkaufen. In den meisten Partien wurden wir nicht gefordert“, zeigte sich Frickenhausens Spielertrainer selbst überrascht, dass seine Mannschaft der Konkurrenz derart um Längen voraus war. Nur Iphofen 2 und Gerbrunn konnten den Grünweißen zumindest im Ansatz gefährlich werden. In den drei Spielen – das Rückspiel gegen Iphofen 2 wurde wie die beiden Heimspiele gegen Hohenfeld und Rot-Weiß Kitzingen am grünen Tisch entschieden – erzielten die Mannschaft ihre kleinsten Siege. Ähnlich souverän verlief die Rückrunde, zwar nicht mehr mit den ganz großen Ergebnissen im zweistellen Bereich, dafür ließ die Mannschaft nur noch vier Gegentore zu.
Alle Hürden übersprungen: Für Frickenhausen und Pascal Stephan gab es kein Halten.
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Meister nach Spitzenspiel
Schließlich stand der TSV Frickenhausen drei Spieltage vor Saisonende bereits als Meister fest. Im Spitzenspiel gegen den Verfolger aus Gerbrunn setzte sich die Mannschaft nach einer überragenden Saison die Krone auf. Allerdings musste sie gegen den Mitaufsteiger noch einmal alles geben, um den entscheidenden Erfolg einzufahren, nachdem sich der Gegner über weite Strecken als ebenbürtig gezeigt hatte. „Wir hatten uns vor der Saison das klare Ziel gesetzt, Meister zu werden und aufzusteigen. Dass wir aber so durchmarschieren, hätte ich nicht erwartet“, sagte Hemmerich in der Stunde des Erfolgs und bezeichnete die Meisterschaft als den persönlichen Höhepunkt seiner Karriere.
Doch nicht nur draußen, sondern auch drinnen sorgte Frickenhausen für Furore. Überraschend gewann die Mannschaften in der Halle das Vorturnier in Ochsenfurt und qualifizierte sich für die Hallen-Kreismeisterschaft in Karlstadt. „Natürlich haben alle Spieler schon höherklassig gespielt. Aber selbst wenn das Turnier nicht so gut besetzt war, ist es ein unglaubliches Gefühl, als B-Klassist das Turnier zu gewinnen“, kommentierte Hemmerich den unerwarteten Erfolg. Noch nie zuvor war einer B-Klassen-Mannschaft das gelungen. Beim Kreisturnier erreichte die Mannschaft als Gruppendritter schließlich sogar das Viertelfinale und schied in der Runde der letzten Acht gegen den späteren Sieger Höchberg aus.