Baumännla & Helle: Nicht nur im Auf- und Abstieg vereint - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.11.2016 um 12:00 Uhr
Baumännla & Helle: Nicht nur im Auf- und Abstieg vereint
MAGAZIN Dass die Frauen des Schwabthaler SV und die Herren des 1. FC Lichtenfels beide in der vergangenen Saison in die Landesliga aufgestiegen sind, war nicht zuletzt ein Verdienst zweier Defensivstrategen, die auch außerhalb des Platzes mehr als nur der Fußball vereint. Welche Rolle dabei Mats Hummels, Tiroler Rösti und ein gewisser Rocco spielen, verraten Stefanie Baumann und Martin Hellmuth im anpfiff.info-Porträt der Wo
Von Bernd Riemke
Über 70 Spiele (8 Tore) hat Stefanie Baumann für ihren Schwabthaler SV in der Bezirksoberliga und inzwischen auch knapp 50 in der Landesliga absolviert. Just am 1. Spieltag der laufenden Serie verwandelte sie gegen den unterfränkischen ehemaligen Bayernligisten FC Karsbach einen Foulelfmeter und erzielte damit nicht nur das erste Saisontor des SSV, sondern zugleich auch ihren ersten eigenen Treffer auf Verbandsebene. Sie, die ihr halbes Fußballerleben auf dem Sportplatz in End zugebracht hat. Seit ihrem 13. Lebensjahr trägt sie blau-weiß und das obwohl die Jagd nach dem runden Leder für Klein-Steffi eigentlich viel früher beginnen sollte. Angespornt von ihrem Bruder und den Nachbarskindern strebte sie im Grundschulalter zum TSV Ebensfeld. Das elterliche Veto verhinderte jedoch die ersten fußballerischen Gehversuche und so wandte sich Stefanie Baumann zunächst dem Judo zu, was man „heute noch an ihrer Spielweise erkennen kann“, wie ihr Freund Martin Hellmuth augenzwinkernd bemerkt. Das ist lange her, denn inzwischen trug die heute 26-Jährige mehr als 250 Mal das Trikot des Schwabthaler SV – zu Juniorenzeiten kurzzeitig sogar als Papa Norbert ihr Trainer war – und ist als defensiver Kopf der Mannschaft nicht mehr wegzudenken.

Vier Meisterschaften und ein Pokalsieg. In Schwabthal weiß man zu feiern - und Stefanie Baumann geht vorneweg.
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Der dritte Anlauf Landesliga

Eine Rolle, die Martin Hellmuth in der Innenverteidigung des FC Lichtenfels ebenso verlässlich ausfüllt. Dort lernte er im zarten Alter von sechs Jahren auch das Fußballspielen und stand schon zu Schüler- und Jugendzeiten mit seinen heutigen Mannschaftskollegen Manuel Aumüller und Steffen Hönninger gemeinsam auf dem Platz. Trainiert und geformt wurde sein Talent von FCL-Legende Lulu Krappmann bis Helle im ersten Jahr nach der A-Jugend direkt mit seinem Onkel Torsten gemeinsam in der Bezirksliga für die Korbstädter auflief. 25 Spiele und 2 Tore später lockten der TSV Mönchröden und die Aussicht, Landesliga zu spielen. „Da konnte ich als junger Spieler nur lernen“, erinnert sich Hellmuth an drei Jahre im Wildpark, von denen er zwei nach dem Abstieg in der ersten Spielzeit in der Bezirksoberliga zubrachte. Gelernt hat er in dieser Zeit von seinem damaligen Trainer Heiner Dumpert auch, dass eine Saisonvorbereitung selbst im Ausdauerbereich ballorientiert verläuft – „Oder habt ihr schon einmal Waldwege auf einem Fußballplatz gesehen“, zitiert Hellmuth den jetzigen Trainer des Bezirksligisten SpVgg Ebing. Die Aussicht auf die Landesliga sowie sein guter Freund Christopher Fischer, der an der Rodach das Amt des Spielleiters bekleidete, lotsten ihn schließlich zum FC Redwitz. Dem souveränen Aufstieg in die Landesliga folgte der sportliche Zusammenbruch und so besann sich Martin Hellmuth auf seine fußballerischen Wurzeln, kehrte an den Maindamm zurück und führte seine Rotweißen in die Landesliga. Mit 27 Jahren blickt Helle auf 95 Bezirksligaspiele (5 Tore), 56 Einsätze in der Bezirksoberliga (3 Tore) sowie inzwischen 64 Partien in der Landesliga (2 Tore). Diese Landesliga ist es auch, die eine entscheidende Rolle beim Kennenlernen von Baumännla & Helle spielte.

Das wichtigste am Kennenlerntag? – Das Aufstiegsspiel

Es war der 9. Mai 2014. Der FC Redwitz machte am Nachmittag sein Meisterstück in der Bezirksliga mit einem hart umkämpften 1:0-Erfolg über den ärgsten Verfolger VfL Frohnlach 2 perfekt. Den Aufstieg in die Landesliga feierten die Spieler gemeinsam in Staffelstein, wo der beinharte Innenverteidiger beim zufälligen Zusammentreffen mit der hübschen Blondine seine weiche Seite herauskehrte. Dass ausgerechnet am Tag danach die Damen des Schwabthaler SV ihr Aufstiegsendspiel auf heimischem Gelände hatten, nahm Martin Hellmuth mit seinen Kollegen zum Anlass, der Partie als Zuschauer beizuwohnen. Es sollte ein ungefährdeter 5:1-Erfolg über den ASV Hollfeld werden, so dass beide ausreichend Gelegenheit hatten, sich beim gemeinsamen Feiern näher kennenzulernen. Dass dies am 10. Mai 2014 war weiß Stefanie Baumann ganz genau, weil „da meine Patin Geburtstag hat, mein Cousin geheiratet hat und… achja… ich meinen Freund kennengelernt hab. Das wichtigste war aber natürlich das Aufstiegsspiel mit meinen Mädels“, kann sich die 26-Jährige den kleinen Seitenhieb feixend nicht verkneifen. Fortan waren nicht nur ihre fußballerischen Wege eng verschlungen. Doch auch dort scheinen Stefanie Baumann und Martin Hellmuth im absoluten Einklang zu sein. Dem gemeinsamen Aufstieg in die Landesliga 2014 folgte nicht nur der direkte Wiederabstieg 2015, sondern auch die erneute Rückkehr in die Landesliga 2016. Für Stefanie Baumann stets im Trikot des Schwabthaler SV. Martin Hellmuth wechselte nach dem Abstieg mit dem FC Redwitz zum FC Lichtenfels.

Bevor Martin Hellmuth (li.) mit dem FC Lichtenfels in die Landesliga aufstieg, gelang ihm dieses Kunststück in der Saison 2013/14 auch schon im Trikot des FC Redwitz.
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Vom Phönix, dem irren Hattrick und einem Gelb/Rot-Rekord
Das gleiche Trikot trug das charmante Fußballer-Paar schon für den heimatlichen Stammtisch SV Phönix Wiesen im Rahmen eines Kerwaspiels gegen die befreundeten Sandmännchen aus Lichtenfels. Der geneigte Zuschauer mochte zwar feststellen, dass ein besonders gezieltes Zusammenspiel zwischen beiden nicht stattfand, doch vor allem Martin Hellmuth konnte sich aus nächster Nähe von den fußballerischen Fähigkeiten seiner Freundin überzeugen. „Ich habe ihr einen Pass aus kurzer Entfernung zugespielt und war von mir selbst überrascht, wie scharf der war – aber für Steffi war die Ballannahme kein Problem“, so Helle, der ohnehin neben der hohen Spielintelligenz, der nötigen Ruhe am Ball und der enormen Präsenz auf dem Platz, die ausgezeichnete Schusstechnik seiner Freundin schätzt. „Sie hat wohl auch einen besseren Abschluss als ich“, schmunzelt der gelernte Innenverteidiger über die neu erwachten Torjägerqualitäten seiner besseren Hälfte. Qualitäten ganz anderer Art zeigte Stefanie Baumann im ersten Spiel der vergangenen Saison. Da holte sie sich nach wiederholtem Foulspiel nicht nur den ersten Platzverweis ihrer Karriere, sondern brauchte für dieses Kunststück gerade einmal vier Minuten. „Diese Geschichte wird im Training immer wieder mal aufgewärmt“, erklärt die gelernte Finanzbeamtin. Das kann Martin Hellmuth ebenso passieren, denn mit Stefan Dietz, Markus Mex und Florian Goller stehen neben seinem jetzigen Trainer Christian Goller noch drei Akteure im jetzigen Kader des FC Lichtenfels, die den glorreichen „Hattrick“ des Martin H. aus Wiesen in der Saison 2014/15 hautnah miterlebt haben. Peter Reichel hatte gerade erst das Traineramt übernommen, da gab sein etablierter Innenverteidiger im Spiel gegen Kirchenlaibach/Speichersdorf eine astreine Torvorlage – für den Gegner. Selbst als ihm im darauffolgenden Spiel gegen Seligenporten 2 ein unglückliches Eigentor unterlaufen sollte, war das noch nicht der Höhepunkt, der Hellmuth-Trilogie, denn wiederum nur sieben Tage später netzte er gegen Dergahspor Nürnberg erneut ins eigene Netz – zum dritten Mal nacheinander und zum dritten Mal bedeutete der Helle-Fauxpas das 0:1 aus Sicht des FC Redwitz. Coach Reichel hielt zu ihm und letztlich ging der 27-Jährige auch aus diesem alles andere als goldenen Oktober 2014 gestärkt hervor. „Er ist halt ein intelligenter Fußballer – der Brucher“, lobt Steffi schließlich auch ihren Martin, an dem sie seine Übersicht, die Fähigkeit ein Spiel von hinten heraus zu lesen sowie seine Motivationskünste und das aggressive aber faire Zweikampfverhalten besonders anerkennenswert findet.

Stefanie Baumann und Martin Hellmuth strahlen nicht nur im Kurpark von Bad Staffelstein jede Menge Harmonie aus.
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Gemeinsames Ziel: Klassenerhalt

Besonders anerkennenswert ist auch die Leistung sowohl des Schwabthaler SV als auch des FC Lichtenfels in der Landesliga 3.0 – denn für Baumännla (die nur in Mannschaftskreisen so genannt wird, weil es sonst zu viele Steffis gibt) & Helle ist es jeweils der dritte Anlauf auf Verbandsebene, der erstmals mit dem Klassenerhalt gekrönt werden soll. „Wir haben Potenzial, gute Grundlagen und eine Trainerin, die es geschafft hat, uns stetig weiter zu entwickeln“, so Stefanie Baumann zu den Aussichten, im Frühjahr 2017 das Ticket für ein weiteres Jahr Ligazugehörigkeit endgültig zu lösen. In die gleiche Kerbe schlägt ihr Freund Martin Hellmuth, der seine junge und zugleich enorm talentierte Mannschaft auf einem guten Weg sieht: „Der Verein hat lange Jahre auf die Jugend gebaut und es sich verdient, nun wieder längerfristig Landesliga zu spielen.“ Gut zwei Jahre nach der gemeinsamen Aufstiegsfeier in den Bierkneipen der Badstadt Staffelstein könnte es im Hause Baumann/Hellmuth demnach im Mai 2017 nur zu gerne erneut Grund zum ausgelassenen Jubeln geben – genau dann, wenn beide mit ihren Heimatvereinen den Klassenerhalt in der Landesliga in trockene Tücher gebracht haben.

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Leser-Kommentare


Steckbrief S. Baumann

Stefanie Hellmuth
Spitzname
Steffi
Alter
34
Geburtsort
Lichtenfels
Wohnort
Wiesen
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
168 cm
Beruf
Finanzbeamtin
Hobbies
Fitnessstudio, Fahrradfahren
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")


Steckbrief M. Hellmuth

Martin Hellmuth
Spitzname
Helle
Alter
34
Geburtsort
Lichtenfels
Wohnort
Wiesen
Familie
in Beziehung, 1 Kind
Nation
Deutschland
Größe
190 cm
Gewicht
93 kg
Beruf
Großhandelskaufmann
Hobbies
Fahrradfahren
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Innenverteidiger

Bilder-Galerie


Entweder...oder mit S. Baumann

Männer- oder Frauenfußball
Ich schaue schon lieber bei den Männern zu ? und bei Mats Hummels obwohl ich eigentlich kein Bayern-Fan bin. Als Wiesenerin habe ich natürlich eine gewisse Sympathie für den Club, aber eben auch für den FC St. Pauli in Hamburg.
Hamburg oder München
Hamburg, weil die Leute da viel gelassener drauf sind. Ich mag die Kneipen auf St. Pauli und das Viertel um die Landungsbrücken am Hafen.
Strand oder Berge
Strand, weil man da so schön entspannen kann. Ich mag das Meer und ich mag es braun zu werden ? vorausgesetzt ich werde braun. Letztes Jahr waren wir in Thailand und haben das unter anderem verbunden mit tollen Ausflügen in den Dschungel.
Disco oder Bierzelt
Bierzelt ist eindeutig gemütlicher ? und man kann im Fußballer-Outfit hingehen. In der Disco muss man sich aufchicksen und das kann ich ohnehin nicht.

Top Fünf von Martin Hellmuth

Top-Verein
FC Bayern München
"Zum FC Bayern München bin ich von Kindesbeinen an schon in der Familie erzogen worden. Da gab und gibt es keine Ausnahme. Zum FC St. Pauli haben wir allerdings beide eine Sympathie entwickelt als wir einmal im Stadion waren. Das ist ein echter Traditionsverein – und das Bier ist auch ganz gut."
Top-Auto
Rocco
"..., weil es ein Scirocco ist. Für einen Mann ist sein Auto schon wichtig – und meins ist eine echte Rakete."
Top-Essen
Brotzeitn
"..., denn ich bin ein leidenschaftlicher Biergartengänger. Allerdings sind die Tiroler Rösti von meiner Mama ein echter Geheimtipp. Das sind Bratkartoffeln mit gebackenem roten Pressack."
Top-Getränk
Nothelfertrunk
"... aus Vierzehnheiligen. Ich trinke aber auch gern ein Bamberger Schlenkerla. Wenn ich das tue, flüchtet Steffi allerdings aus dem Zimmer."
Top-Sportart (neben Fußball)
American Football
"Die Athletik, Spielintelligenz und das taktische Vermögen, das die Spieler haben müssen, ist immer wieder interessant zuzuschauen und wird für mich nie langweilig."

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