"Luggi" Müllers Geburtstag: Ein „Straßenfußballer“ wird 75 - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 25.08.2016 um 18:00 Uhr
"Luggi" Müllers Geburtstag: Ein „Straßenfußballer“ wird 75
Ludwig Müller, ehemaliger Nationalspieler und dreifacher deutscher Meister, feiert am heutigen Donnerstag seinen Ehrentag. Das Haßfurter Fußballidol - im Profibereich für den 1. FC Nürnberg, Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC Berlin am Ball - wird 75. Und dies „wunschlos glücklich“.
Von Norbert Felgenhauer, Fränkischer Tag
Der erste Telefonkontakt ist kurz. Ob wir unser Gespräch am späten Nachmittag führen könnten, fragt Ludwig Müller. Derzeit habe er nämlich im Garten einiges zu erledigen. Dafür, dass er dies tun könne, sei er sehr dankbar, erzählt das Haßfurter Fußball-Idol dann später, als die Gartenarbeit für diesen Tag erledigt ist. Nach einigen gesundheitlichen Problemen in den vergangenen beiden Jahren gehe es ihm jetzt wieder gut. „Ich kann alles machen“, sagt er. Am heutigen Donnerstag feiert der ehemalige Fußball-Nationalspieler und dreifache deutsche Meister mit dem 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach seinen 75. Geburtstag.
Vor zwei Jahren ging es dem Jubilar bei weitem nicht so gut. „Ich hatte Pech mit einer Knieoperation, die ich in München habe machen lassen. Da gab es Probleme, und das neue Kniegelenk musste wieder raus“, erzählt er. In Werneck sei er erneut operiert worden, diesmal mit optimalem Erfolg. „Es geht mir sehr gut jetzt“, sagt Müller hörbar zufrieden. „Ich kann wieder Rad fahren, das ist das Wichtigste, das tut meinem Kreislauf und Blutdruck sehr gut.“ Die Zeit, in der er wegen seiner Kniebeschwerden fast zur Bewegungslosigkeit verurteilt war, sei sehr schwer gewesen – kein Wunder, gehört der Sport doch seit Kindesbeinen untrennbar zum Leben des Ludwig Müller, den seine Freunde und Fans nur „Luggi“ nennen.

Meister mit dem Club und zweimal mit den "Fohlen"

1941 mitten im Zweiten Weltkrieg geboren, zählt sich Müller zur Generation der „Straßenfußballer. Da gab es ja nichts anderes“. Sein Vater war Torwart beim 1. FC Haßfurt, beim FCH begann er auch seine beeindruckende Laufbahn. 1964 wechselte er zum 1. FC Nürnberg – damals ging die Bundesliga gerade in ihre zweite Saison. 1968 wurde er mit dem Club deutscher Meister. „Dieser Titel und mein erstes Länderspiel gegen England in Hannover (1:0 am 1. Juni 1968, Anm. d. Red.), als zum ersten Mal eine deutsche Nationalmannschaft die Engländer geschlagen hat, das waren meine schönsten Erlebnisse“, hat Müller vor einigen Jahren gesagt.
Es folgten zwei weitere deutsche Meistertitel mit Borussia Mönchengladbach, wohin der Haßfurter nach dem Abstieg des FCN wechselte. Nach einem Schien- und Wadenbeinbruch, erlitten in einem Europacupspiel gegen Inter Mailand, führte ihn sein Weg zu Hertha BSC Berlin, wo er am 14. Juni 1975 nach 314 Begegnungen seine Karriere in der Bundesliga beendete – mit dem letzten seiner 26 Tore, einem Elfmeter.
1975 erhielt er das Bundesverdienstkreuz – das macht ihn stolz, ebenso die Tatsache, dass er in Berlin und Nürnberg jeweils in die Jahrhundert-Elf seiner ehemaligen Vereine gewählt worden ist.
Dass seine Länderspielkarriere nach nur sechs Einsätzen endete und er 1970 nicht mit zur WM nach Mexiko fuhr, „das musste man akzeptieren“, so Müller. Geärgert hat ihn dies trotzdem, wie er noch Jahre später einräumte.

Im Hobbyraum von Ludwig "Luggi" Müller hängen zahlreiche Bilder von seiner Fußballer-Karriere in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft. Rechts ein Foto vor einem Länderspiel gegen Brasilien (3:1), Müller ist der Fünfte von rechts. 
Günther Geiling

Immer noch ein „Schneeforscher“

In der Region, beim 1. FC Haßfurt und 1. FC Bamberg, blieb der Alt-Internationale dem Fußball als Spielertrainer und Trainer verbunden, half auch 2009 maßgeblich mit, seinen Heimatverein vor dem Bankrott zu bewahren. Wenige Wochen danach kam es dann zum Zerwürfnis, als sein Sohn Martin als Trainer der damaligen Bezirksligamannschaft gehen musste. Seitdem „gibt es kein Verhältnis mehr zum 1. FC Haßfurt“, wie Müller sagt. Immer noch herzlich verbunden ist der für seine Zweikampfhärte bekannte ehemalige Abwehrspieler, der stolz darauf ist, dass er dennoch nie vom Platz gestellt wurde, mit vielen seiner ehemaligen Profikollegen. Erst vor rund vier Wochen, erzählt Müller, hätte sich der illustre Kreis, der unter dem Namen „Schneeforscher“ bekannt ist, wie jedes Jahr zum Golfspielen in Bad Griesbach getroffen, „und alle waren wieder dabei“, sagt der Haßfurter mit hörbarer Freude. Franz Beckenbauer und Uwe Seeler sind wohl die bekanntesten Ex-Kicker in diesem Kreis.
Doch Müller lebt nicht in der ruhmreichen sportlichen Vergangenheit, er verfolgt das Geschehen auf der großen Bühne nach wie vor mit großem Interesse – und großem Respekt vor seinen Nachfolgern. Dass die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich den Sieg verpasst hat, kritisiert er nicht. „Die Erwartungen bei uns in Deutschland sind ja oft sehr hoch, und für viele war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir als Weltmeister auch diesen Titel gewinnen“, sagt er. „Aber manchmal braucht man auch das Quäntchen Glück, und außerdem hat man an den Portugiesen gesehen, was in so einem Turnier passieren kann, wenn sich eine Mannschaft von Spiel zu Spiel steigert.“
Wunschlos glücklich sei er, hat Ludwig Müller vor fünf Jahren kurz vor seinem 70. Geburtstag glaubhaft versichert, „und dem kann ich mich auch jetzt nur anschließen“, erklärte er vor wenigen Tagen. Gesundheit für die Seinen, Ehefrau Margot und Sohn Martin mit Familie, sowie für sich selbst, „das ist das Wichtigste, was könnte ich noch mehr wollen?“

Im Familienkreis

Seinen Ehrentag feiert Ludwig Müller, der erfolgreichste und wohl auch bekannteste Fußballer überhaupt im Kreis Haßberge, „ganz einfach zu Hause mit der Familie“, wie er sagt. Groß eingeladen habe er nicht, sagt er, „aber ich gehe davon aus, da kommt schon was“.

anpfiff.info gratuliert dem Jubilar und wünscht ihm noch viele glückliche Jahre im Kreis seiner Lieben.

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Daten 1. FC Haßfurt

1. FC Haßfurt
Gründung: 14.01.1917
Mitglieder: 350
Farben: Rot-Weiß
Abteilungen: Fußball, Tennis


Daten 1. FC Bamberg

1. FC 01 Bamberg e.V.
Gründung: 1901
Auflösung: 2006

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