Herzlichen Glückwunsch zum 80.: "Wir waren noch elf Freunde" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 28.12.2013 um 19:29 Uhr
Herzlichen Glückwunsch zum 80.: "Wir waren noch elf Freunde"
Genau wie dieses Herberger-Zitat entstammt auch Hermann Weigl einer anderen Zeit. Einer, in der König Fußball vor allem Freundschaften knüpfte, verband und über lange Jahre aufrecht erhielt. Einer, in der Vereinstreue keine belanglose Floskel, sondern gelebte Wirklichkeit war. Einer, in der „Gori“ zu den herausragenden Spielerpersönlichkeiten des ruhmreichen 1. FC Lichtenfels gehörte.
Von Bernd Riemke
Die Vorstandschaft des 1. FC Lichtenfels um Thomas Neckermann (li.) und Roland Göhring (re.) gratulierte dem Jubilar Hermann "Gori" Weigl zum 80. Geburtstag.
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Hermann Weigl begann seine fußballerische Laufbahn zwar bei den Eisenbahnern in Lichtenfels, wechselte aber bereits zu Jugendzeiten zu seinem 1. FCL, dem er über 600 Spiele und beinahe zwei Jahrzehnte lang in der 1. Mannschaft treu bleiben sollte.  Gori – der seinen Spitznamen nach einem der vielen sportlichen Großkampftage in der Duschkabine vom damaligen Mannschaftskollegen Fritz Schumann in Anlehnung an die Hauptfigur einer Kindersendung aus den 1950er Jahren wegen seines flinken und trickreichen Auftretens auf dem grünen Rasen bekam – prägte die glorreichen Zeiten am Maindamm entscheidend mit. Der glänzende Tor-Vorbereiter führte seine Rotschwarzen  in den 1960er Jahren zum Titelgewinn in der Nordbayerischen Landesliga, ins Viertelfinale der Deutschen Amateurmeisterschaft und schaffte es selbst zehnmal in die Bayernauswahl, mit der er unter der Regie des einstigen FC Bayern-Verteidigers Jackl Streitle unter anderem am Länderpokal aller deutschen Landesverbände teilnahm.

„Einen Wechsel hätte ich nichts übers Herz gebracht“

Zu den Highlights gegen die fränkischen Rivalen VfB Coburg, FC Bamberg oder Titelaspiranten wie Wacker München säumten nicht selten an die 5000 Zuschauer das Karl-Fleschutz-Stadion, das insbesondere in den Anfangsjahren baulich weit vom späteren Glanz entfernt war. „Da wo heute die Stehtribüne steht, haben die Bauern an den Spieltagen ihre Anhänger geparkt, damit alle Zuschauer ihren Platz fanden“, erinnert sich Weigl an Fußball aus einer anderen Zeit. „Die Zeiten kann man nicht vergleichen. Wir waren technisch sicher nicht schlechter, aber es ging bei weitem nicht so kämpferisch zu wie heute“, blickt der bescheidene ehemalige Bahnbeamte zurück. Die Leistungen des Hermann Weigl blieben indes auch den Beobachtern weit über die bayerischen Grenzen hinaus nicht verborgen. Einen Vereinswechsel hätte der bodenständige Lichtenfelser indes gar nicht übers Herz gebracht. „Oft haben die Fans nach Auswärtsspielen bis spät in die Nacht auf uns gewartet und dann sind wir gemeinsam in die Kneipen und haben gesungen und gefeiert. Als Spieler warst du denner ihr Bu. Wenn du ein Lichtenfelser warst, dann warst einer. Da wäre nicht einmal a Michlaarer zu uns gewechselt“, beschreibt der Jubilar schmunzelnd die seinerzeit übliche Vereinstreue, die für ihn jedoch im wahrsten Sinne des Wortes eine Herzensangelegenheit war.

In den 1960er Jahren zählte der 1. FC Lichtenfels zu den ganz großen Adressen im bayerischen Amateurfußball. Diese Aufnahme zeigt die Elf im Jahr 1965 mit Lothar Rübensaal, Reiner Riemke, Jürgen Glinka, Hermann Holzschuh, Hermann Weigl (hinten v.li.). Peter Dietz, Udo Neckermann, Manfred Brunner (Mitte v.li.). Johann Kraus, Peter Köppel und Rudi Limmer (unten v.li.)
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Fußball hat einfach Spaß gemacht

Hermann Weigl, der für folgende Generationen oft mehr als nur ein sportliches Vorbild war, behält schließlich vor allem die Kameradschaft in Erinnerung. In einer Zeit, in der es so etwas wie „in den Urlaub fahren“ in der breiten Öffentlichkeit noch überhaupt nicht gegeben hat, machten sich die Spieler des 1. FC Lichtenfels plötzlich auf und verbrachten Saisonabschlussreisen in Österreich, Italien oder Spanien. „Es klingt zwar abgedroschen, aber bei uns hat der Spruch von den elf Freunden noch etwas gegolten“, so Hermann Weigl, der heute noch bei den wenigen Zusammenkommen mit den ehemaligen Weggefährten die Harmonie von einst genießt und sich damals wie heute aufgrund seiner bescheidenen und zuvorkommenden Art den Respekt seiner langjährigen Mitspieler und Freunde verdiente.

Von 100m-Läufen, Stahlkappen und Lico-Schuhen

Ehrungen wurden ihm einige zuteil. Er ging ihnen am liebsten aus dem Weg. Doch die Glückwünsche der aktuellen Vorstandschaft um Thomas  Neckermann und Roland Göhring nahm Hermann Weigl zu seinem 80. Geburtstag gern entgegen. Zu seiner aktiven Zeit wurden mannschaftsintern regelmäßig 100m-Läufe veranstaltet, für die es von einem Gönner des Vereins glänzende Pokale ausgehändigt gab. „Gori“ wirbelte dabei in Hand gestoppten 11,9 Sekunden so schnell wie kein anderer Korbmacher die staubige Aschenbahn hinunter. In welchem Schuhwerk er diese Leistungen vollbrachte ist nicht überliefert, doch an seine ersten Fußballschuhe erinnert sich der Jubilar noch allzu gut. Die ersten Treter der Firma Lico in Schney gingen noch bis über die Knöchel und auf die blanken Stiefel „haben wir die Klötzla auf dem Dreifuß im Keller noch selber drauf genagelt“, so Weigl schmunzelnd, der sich zudem an manchen Nagel erinnert, der im Winter aus den Lederstollen hervorragte und an Stahlkappen in den Fußballschuhen. „Bei einem Foul war entweder das Schienbein geprellt oder die Waden aufgekratzt.“ Es war eben Fußball aus einer anderen Zeit. Ehrlicher Fußball einer Generation, die sich wegen der Freude am gemeinsamen Spiel gegenseitig zu glorreichen Erfolgen aufschaukelte. Und Hermann „Gori“ Weigl ist einer derer, die diese Zeit entscheidend mitprägte. Auch anpfiff gratuliert herzlich zum Achtzigsten!

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Daten FC Lichtenfels

1. FC von 1906 Lichtenfels e.V.
Gründung: 1906
Mitglieder: 420
Farben: rot-weiß
Abteilungen: Fußball, Kegeln


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