Laufwege sind länger, Verletzungen konstant
Das Gute vorweg: Trotz der in den letzten Jahrzehnten weiter
gestiegenen Leistungsansprüche und dem immer höheren Tempo ist die Zahl der
Trainings- und Spielverletzungen weitgehend konstant geblieben. Dies ist
durchaus beachtlich, sind doch die durchschnittlichen Laufwege während eines
Spiels von etwa 3 km in den 50er-Jahren auf heute 10-14 km angestiegen. Aus dem
deutschen Profifußball wissen wir, dass pro Saison und eingesetztem Spieler
etwa 2,7 Verletzungen vorkommen, wobei 83% aller eingesetzten Spieler betroffen
sind. Am gefährdetsten sind dabei Verteidiger. Meist handelt es sich hier um
Zerrungen und Muskelfaserrisse im Oberschenkelbereich, die jeweils zu einem Ausfall von im Mittel 13 Tage führen. Im Profifußball sind
30-35% aller Verletzungen Muskelverletzungen.
Die meisten Fußballer haben eine dominante Seite (Standfuß,
Schussfuß), was zu seitendifferenter Muskelausprägung führen und
Fehlbelastungsprobleme zur Folge haben kann. Mit geeignetem Ausgleichstraining
kann Überlastungsproblematiken entgegengewirkt werden, aber auch das
Verletzungsrisiko wird gesenkt. So geht man etwa davon aus, dass der Rückgang
von Bandverletzungen seit 2001 auf Präventionsmaßnahmen wie propriozeptives
Training und Taping zurückzuführen ist. Statistisch machen Verletzungen etwa
70% aus, Überlastungsprobleme dagegen 30%.
Der Oberschenkel ist am häufigsten betroffen
Nicht verwunderlich ist, dass 85-90% aller Probleme an der
unteren Extremität auftreten. In absteigender Häufigkeit sind Oberschenkel,
Kniegelenk, Hüfte und Leiste sowie das Sprunggelenk betroffen. Neben
oberflächlichen Problemen wie etwa Blasen an den Füßen sind insbesondere
Muskeln und Sehnen (fast 50 %) sowie Bänder und Gelenke (ca. 25%) betroffen. Am
häufigsten sind dabei Verletzungen der ischiokruralen Muskulatur und der
Adduktoren, Sprunggelenksdistorsionen, Verletzungen an Quadrizeps und Wade,
Kniegelenkszerrungen, Oberschenkelprellungen, Achillessehnenprobleme und
Kreuzschmerzen. Weniger häufig, aber oftmals unterschätzt, sind
Kopfverletzungen mit und ohne Bewusstlosigkeit (Concussion,
„Gehirnerschütterung“).
Ein interessanter Fakt zum Ende: Studien haben gezeigt, dass
die Verletzungsrate bei Niederlagen höher ist. Es konnte aber bisher nicht
wissenschaftlich geklärt werden, ob sich das Spielergebnis auf die
Verletzungsrate auswirkt, oder vielmehr der verletzungsbedingte Ausfall von
Spielern entscheidend den Spielausgang beeinflusst.
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