Die Herbstmeisterschaft bereits unter Dach und Fach gebracht, in zehn Spielen 28 Punkte, die meisten Tore und die wenigsten Gegentreffer: keine Frage, die bisherige Saison der JFG Steigerwald dürfte die kühnsten Erwartungen übertroffen haben. "Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs", betonte Trainer Carsten Nüßlein vor dem Aufeinandertreffen mit der JFG Region Luisenburg, die nach ebenfalls vielversprechendem Saisonstart zuletzt etwas aus dem Tritt kam. "Wir haben den einen oder anderen Punkt liegengelassen", kommentierte Gästetrainer Alexander Scharf die Serie teils kurios entstandener Punkteteilungen, die in der Vorwoche in der ersten Saisonniederlage gegen den neuen Tabellenzweiten Don Bosco Bamberg gipfelte. Ein Sieg in Reichmannsdorf und Luisenburg würde auf dem dritten Platz überwintern, zudem würde der Rückstand auf Steigerwald lediglich sechs Punkte betragen. Und so durfte man gespannt sein, ob die Heimelf ihren beeindruckenden Lauf ausbauen oder die Fichtelgebirgler dem Klassenprimus ein Schnippchen schlagen würde.
Schnellen Schrittes zieht Lukas Kaiser (re.) an Philipp Hoffmann (li.) vorbei.
Hendrik Kowalsky
Bei herrlichem Sonnenschein auf der Reichmannsdorfer Sportanlage übernahm die Mannschaft von Carsten Nüßlein von Beginn an das Kommando über das Spitzenspiel, die Gastgeber pressten hoch, gewannen frühzeitig die Bälle und ließen Luisenburg in den ersten Minuten kaum einmal über die Mittellinie kommen. Es dauerte zwölf Minuten, ehe die erste klare Abschlusschance entsprang, nachdem Stefan Altmayer links im Strafraum freigespielt wurde, zog der Rechtsaußen allerdings zu überhastet ab und verfehlte die rechte Ecke um einen Meter. Erst nach und nach fanden die Schützlinge von Alexander Scharf bessere Wege, um den Tabellenführer vom eigenen Tor fern zu halten, der 19-Tore-Sturm, bestehend aus Dominik Scharf (11 Treffer) und Felix Fux (8) fand jedoch weiterhin so gut wie gar nicht statt. Doch auch die Gastgeber erspielten sich in dieser Phase trotz klaren optischen Übergewichts nur wenige echte Möglichkeiten. Eine solche Großchance besaßen die Steigerwalder nach rund einer halben Stunde, doch erst traf Lucas Bayer aus 13 Metern nur den Querbalken, ehe Timm Strasser nicht genügend Druck hinter seinen Nachschuss brachte und Benjamin Horn im Kasten der Gäste parieren konnte. Insgesamt machte die JFG Luisenburg im Spiel gegen den Ball einen gut strukturierten und ausgebufften Eindruck, im 3-3-2-2-System wirkte die Mannschaft trotz langer Anreise aus dem Wunsiedler Raum hellwach, verteidigte ebenso konsequent wie kompakt und machte die Räume geschickt eng. Den ersten Torschuss gab Luisenburg in Minute 42 ab und hätte damit den Spielverlauf auf den Kopf stellen können, Dominik Scharf verzog nach Flanke vom rechten Flügel allerdings und brachte nur ein Schüsschen zustande. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff eröffnete sich den Steigerwaldern per Standardsituation die nächste Großchance, Lukas Kaiser brachte einen Eckball von der rechten Seite platziert herein, nickte das Spielgerät jedoch haarscharf am linken Pfosten vorbei. So blieb es zum Pausentee beim torlosen Remis und die JFG Luisenburg stellte sich für den Meisterschaftsfavoriten als die erwartet harte Nuss dar.
Gewohnt zweikampfstark agierte Sebastian Günther (li.) im Zentrum, hier setzt er sich im Luftkampf gegen Lukas Lichtblau (re.) durch.
Hendrik Kowalsky
Der zweite Durchgang war erst wenige Zeigerumdrehungen alt, da ließ der souveräne Schiedsrichter Ullrich Schönfeld einen schrillen Pfiff ertönen. Der aufgerückte Marco Zeh dribbelte in den Sechzehner der Gäste, bis JFG-Spielführer Jan Ackermann den Fuß herausstellte und Zeh zu Fall brachte. Schwer zu sehen, doch der Referee war sich absolut sicher und zeigte auf den Punkt. Der gefoulte Spieler war es schließlich selbst, der sich der Sache annahm und löste die Aufgabe aus elf Metern ganz cool. Zeh verwandelte per Flachschuss in die linke Ecke und brachte die JFG Steigerwald mit 1:0 in Führung! Ein Rückschlag für die Scharf-Elf, die nun gezwungen war, das Offensivbewusstsein zu stärken, was mit der Zeit wohl oder übel auf Kosten der defensiven Geschlossenheit gehen würde. Davon aber im Anschluss recht wenig zu sehen, weiterhin ließen die Hausherren Ball und Gegner laufen, während Luisenburg tief stand und nur gelegentlich mit langen Bällen auf Angriff umzuschalten versuchte. Chancen aber besaßen einzig die Gastgeber, so war es der eingewechselte Franz Helmer, der in der 68. Minute nach Hereingabe des ebenfalls neu ins Spiel gekommenen Simon Paintner zum Kopfball kam, das Leder in vier Metern Torentfernung aber nicht richtig erwischte und noch über das Luisenburger Torgestänge drückte. Noch knapper wurde es sieben Minuten später, einen Eckball von rechts zog Kapitän Sebastian Günther punktgenau an den Fünfmeterraum, Robin Offner köpfte allerdings an die Latte. So blieb es bei der trügerischen, weil knappen Führung der Nüßlein-Elf, die das 1:0 allerdings zu keinem Zeitpunkt mehr in Gefahr geraten sah. Zu solide wirkten die Hausherren, zu zaghaft und harmlos die Angriffsbemühungen der JFG Luisenburg. An diesem Eindruck änderte sich auch in den Schlussminuten nicht mehr, am Ende gewannen die Hausherren folglich knapp, aber verdient.
Kompromisslos schlägt Lukas Lichtblau (re.) den Ball aus der Gefahrenzone heraus, Leo Thomann (li.) startete vergeblich.
Hendrik Kowalsky
Mit nun 31 Zählern und einem Torverhältnis von 55:5 bleibt die JFG Steigerwald also Tabellenerster der U19-Bezirksoberliga und ist auf dem besten Weg, den von der U17 aufgerückten Jahrgang im nächsten Jahr auf Landesliga-Niveau ins Rennen zu schicken. Dafür muss der eingeschworene Haufen so weitermachen wie bisher, auch wenn das natürlich kein leichtes Unterfangen wird. Nichtsdestotrotz zeigte der eine oder andere doch schwerfällige Auftritt, dass die Vorfreude auf die Hallensaison, in der man unter anderem die Hallenbezirksmeisterschaft Anfang Januar in Burgebrach ausrichten darf, mitsamt der Winterpause groß ist, ehe zum Rückrundenbeginn Mitte März das Landkreis-Derby und Spitzenspiel gegen den ärgsten Verfolger Don Bosco Bamberg ansteht. Für die JFG Luisenburg kommt die Unterbrechung dagegen indes aus anderen Gründen zum richtigen Zeitpunkt, zeigten die letzten Partien doch, dass die Leichtigkeit der ersten Wochen etwas verflogen ist. Den anvisierten Platz im oberen Tabellendrittel können Alexander Scharf und seine Schützlinge weiterhin erreichen, zumal zum Rückrundenbeginn mit Schlusslicht Waldershof eine machbare Aufgabe auf die Hochfranken wartet.
Spielbericht eingestellt am 18.11.2018 23:38 Uhr