Kuriosum in Lauf: Vom "Altenteil" ins Tor - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 13.01.2009 um 08:00 Uhr
Kuriosum in Lauf: Vom "Altenteil" ins Tor
In München war es anno 1999 Michael „Tanne“ Tarnat, der nach Verletzungen der etatmäßigen Torhüter Kahn und Wessels den 2:1-Erfolg über die Frankfurter Eintracht als gelernter Feldspieler über die Zeit retten musste. Gelungen ist ihm das mit Bravour. In Lauf gibt es das Kuriosum Feldspieler im Tor bereits seit dem neunten Spieltag zu bewundern – mit ähnlichem Erfolg.
Von Benni Hofmann
Anders als diese Szene vermuten lässt musste Marc Sommer nicht lange überlegen, wen er für den verletzten Harald Griebel ins Tor stellt.
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Es war die 78. Spielminute in der Partie gegen den SC 08 Bamberg, als Harald Griebel mit Verdacht auf Mittelfußbruch ausgewechselt werden musste. Zwar war das Spiel zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden, doch wer sollte den schwer verletzten Rückhalt des Aufsteigers in den nächsten Wochen ersetzen? „Wir haben kurzerhand unseren Verteidiger Christoph Werner zum Keeper umfunktioniert und ich muss sagen, er macht seine Sache bislang außerordentlich gut,“ lobt Spielertrainer Marc Sommer seinen 21-jährigen Schützling. Doch da tut sich das nächste Problem auf, denn Werner fehlt als Wehrdienstleistender des Öfteren – auch hier fand der Tabellensiebte rasch eine Lösung: „Marc Weiß, eigentlich Stürmer, hat hier in Lauf schon einmal ein halbes Jahr als Keeper ausgeholfen. Und auch er hat durchaus Talent auf der Linie,“ grinst Sommer zufrieden. Der 33-Jährige hatte sich vor zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufs fußballerische Altenteil zurück gezogen. Nun kehrte er kurzfristig als Torhüter zurück. Die Bilanz beider kann sich bisweilen sehen lassen, musste Weiß in drei Partien sechs Gegentreffer hinnehmen – jedoch unter anderem gegen die offensivstarken Scheßlitz und Gunzendorf – gelangen den gegnerischen Stürmern gegen Werner in vier Spielen gerade einmal vier Treffer. anpfiff erzählten beide von ihren Erfahrungen auf der ungewohnten Position.

Christoph Werner (Abwehrspieler, 21 Jahre):
Doppelt talentiert: Christoph Werner.
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„Die Situation ist ja nicht so ungewohnt für mich, denn schon letzte Saison habe ich Harald Griebel öfters vertreten, wenn er verletzt war und ausserdem habe ich schon in der Jugend in Hallstadt im Tor gespielt. Es ist eben so, dass ich lieber als Verteidiger auflaufe, aber wenn wir eben keinen anderen Torhüter haben, dann ist das kein Problem. Wir sind ja zum Glück keine Schießbude. Unsere Defensivabteilung vor mir leistet hervorragende Arbeit, so dass die wenigen Gegentore keine Einzel-, sondern eine Teamleistung sind. Eigentlich wollte ich in Lauf nur noch als Verteidiger spielen, aber sollten wir in der Rückrunde keinen Keeper haben, habe ich auch mit meiner neuen Rolle kein Problem.“

Marc Weiß (Stürmer, 33 Jahre):
„Ich habe ja gemeinsam mit unserem Trainer Marc Sommer in Zapfendorf Jugend gespielt und von daher wusste er, dass ich in der B-Jugend schon einmal im Tor stand. Ausserdem habe ich vor sieben oder acht Jahren schon mal in Lauf den Keeper gegeben. Das wollte ich eigentlich nicht mehr machen, denn damals hab ich ein paar Eier rein gelassen und es gab Ärger. Dann kam im Herbst der Anruf, ich habe ja vor zwei Jahren verletzungsbedingt mit dem Fußballspielen aufgehört. Leiste und Knie zwicken zu sehr. Doch hier auszuhelfen war für mich dann eine Herzensangelegenheit, schließlich bin ich ja ein Laufer. Ich denke, dass sich unsere Bilanz sehen lassen kann, obwohl ein Torwart wie Harald Griebel nicht so leicht zu ersetzen ist. Nur gegen Scheßlitz im Kirchweihspiel habe ich mich geärgert, als ich einen Freistoß bekam und wir verloren haben. Dafür, so meinte zumindest unser Coach, habe ich vorher zwei Hundertprozentige gehalten. Für die Rückrunde hat mir Marc auch gleich Bescheid gegeben, dass er mich wohl noch zweimal als Vertretung für Christoph braucht. Ich habe sofort zugesagt.“

Zwei kommen, Zwei gehen

Wird man so nicht mehr sehen, zumindest nicht mehr im Laufer Trikot: Harald Griebel, hier bei den Aufstiegsfeierlichkeiten vergangenen Sommer, zieht es nach Zapfendorf.
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Dass Lauf trotz des Torwartproblems mit der Hinrunde zufrieden sein kann, daraus macht man beim Neuling keinen Hehl: „Wir haben 25 Punkte und noch ein Spiel weniger als der Rest. Gleich zu Beginn müssen wir gegen die Lichteneiche ran, die sollten wir auf Distanz halten,“ so Sommer. Natürlich werde es schwer, doch man habe sich ja auch im Winter verstärken können. Im doppelten Spielertausch (anpfiff berichtete) kehrt der offensive Mittelfeldspieler Tim Stärk aus Zapfendorf zum FC Lauf zurück – „er hat es seit Sommer dort versucht, es hat ihm eben nicht so gefallen. Ich freue mich auf ihn, denn er ist technisch und kämpferisch ein wirklich guter Mann“ – und wird begleitet von der Offensivkraft Dominik Kunzelmann. „Dominik wollte ich schon vor der Serie aus Unterleiterbach holen, er entschied sich für den SVZ. Umso besser, dass er nun zu uns kommt.“ Da neben dem Standardexperten Dominik Schneider auch TW Harald Griebel zum abstiegsbedrohten Kreisligisten geht und die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen auf der Torwartposition eher schleppend verlaufen, scheint die Karriere zwischen den Pfosten weder für Weiß noch für Werner beendet. Für den Einen im Herbst, für den Anderen im Frühling der Laufbahn.

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