Wie der Vater so der Sohn: "Der Schiedsrichter ist Teil des Spiels" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 02.11.2023 um 15:00 Uhr
Wie der Vater so der Sohn: "Der Schiedsrichter ist Teil des Spiels"
Wie der Vater, so der Sohn. Im Januar 2022 haben sich Holger Müller und sein Sohn Marcel gemeinsam zum Neulingslehrgang der Schiedsrichtergruppe Steigerwald angemeldet. Ein Bericht aus der Schiedsrichtergruppe Steigerwald, die ab dem 06.01.24 den nächsten Neulingslehrgang durchführt.
Von Schiri Steigerwald
Vater Holger Müller (oben, 5.v.re.) und Sohn Marcel (unten, 1.v.re.) gemeinsam beim Neulingslehrgang der Gruppe Steigerwald Anfang 2022.
Holger Müller ist Jugendleiter beim FC Eintracht Bamberg und Sohn Marcel spielt in der B-Jugend des FCE. Wie beide zur Schiedsrichterei gekommen sind? Marcel wollte die „andere Seite“ des Fußballs kennenlernen und dachte, dass er das besser kann als so mancher Schiedsrichter. Bei Holger war es generell das Interesse an der Schiedsrichterei und dem Regelwerk. Aber auch der sportliche Effekt und die Tatsache, ein Vorbild für die Jugend zu sein, waren für ihn ausschlaggebend, sich für den Neulingskurs anzumelden.

Marcel und Holger Müller (von rechts) beim Hudson-Cup in Eltersdorf. Mit dabei auf dem Bild (von links) Bubacarr Marong, Uli Schönfeld und Otto Deutsch.
anpfiff.info


"Selbstkritisch sein und an sich arbeiten"

Nach dem Neulingskurs ging es dann auf den Platz. Natürlich nicht allein, denn entweder war man im Gespann (als Helfer) unterwegs oder hatte einen Paten dabei. Was Holger Müller dabei besonders gefiel: „Es gab immer eine Analyse. Was war gut, was war nicht so gut. Man darf Fehler machen, aber dann muss man selbstkritisch sein und an sich arbeiten.“ Besonders wichtig: „Man muss die positiven Worte des Paten aufsaugen, aber auch die Kritik annehmen. Dann klappt es.“ Für Marcel war vor allem die Assistententätigkeit lehrreich: „Man lernt viel von den anderen Schiedsrichtern“, sagt er.

Dass man als Schiedsrichter nur angeschrien wird und sich beschimpfen lassen muss, können beide übrigens nicht bestätigen. Zwar wissen manche Spieler oder Trainer alles besser oder sind regeltechnisch auf einem alten Stand, aber es wird sich auch dafür bedankt, dass man überhaupt auf dem Platz steht und das ganze Spiel leitet. Eine kuriose Szene erlebte Holger, als er ein Jugendspiel leiten sollte. Da ein Betreuer ausgefallen war, fragte der Heimtrainer, ob er den Getränkeverkauf von der Trainerbank aus leiten könne. Gemeinsam wurde nach einer „Kompromisslösung“ gesucht, mit der beide zufrieden sind. Sowohl mit dem Getränkeverkauf als auch mit dem Regelwerk.

Holger Müller (re.) im Gespannt mit Benjamin Krebs (Mi.) und Bubacarr Marong.
anpfiff.info


"Nicht der Feind, sondern ein Teil des Spiels"

Die Schiedsrichtertätigkeit lässt sich auch mit der Tätigkeit im Verein vereinbaren. So sagt Holger, dass er durch die Jugendleitung beim FC Eintracht Bamberg schon „gut ausgelastet“ ist, aber durch die „Terminverwaltung“ im DFBnet ist es auch möglich, Funktionär und Schiedsrichter zu sein. So wird man nur eingeteilt, wenn man selbst Zeit hat. Ab und zu, wenn Not am Mann ist, springt man natürlich auch zur Unterstützung ein. So haben Holger und Marcel Müller seit dem Neulingslehrgang an die 50 Spiele geleitet. Ob sie es wieder machen würden? Von beiden kommt ein klares „Ja“. Wobei Holger ergänzt: „Am liebsten hätte ich 15 Jahre früher angefangen. Es ist eine tolle Sache und viele reagieren mit Unverständnis, wenn man jede Woche kritisiert wird“. Seit sie Schiedsrichter sind, werben sie auch für neue Schiedsrichter. „Ich bin auch Schiedsrichterobmann in meinem Verein. Momentan ist die Nachfrage groß, weil ich Werbung mache und die Jugendlichen auf mich zukommen und Interesse zeigen. Man muss sich Zeit nehmen, sie ernst nehmen und das Gespräch suchen. Wichtig ist, was viele nicht wissen, dass die Schiedsrichterei mehr Positives als Negatives mit sich bringt. Der Schiedsrichter ist nicht der Feind, sondern Teil des Spiels. Das müssen die Vereinsverantwortlichen vermitteln. Ich beziehe auch die Eltern bei einem Infoabend mit ein. Das mache ich immer mit Erwachsenen, immer das persönliche Gespräch“, gibt Holger Müller den Vereinsverantwortlichen noch einen Tipp. Allein durch das Engagement von Holger Müller hat sich die Zahl der Schiedsrichter beim FC Eintracht Bamberg vervierfacht. Nachahmer erwünscht.

Interesse geweckt?


Die Schiedsrichtergruppe Steigerwald veranstaltet wieder vom 5. – 7. Januar 2024 in Burgebrach einen Neulingskurs.
Interessierte können sich bei Otto Deutsch melden unter otschieri@web.de
oder unter 0171 1941178.


Aktion VORTEIL Schiri vom BFV:

Persönlichkeit: Entscheidungsfreude, Durchsetzungsvermögen, Teamfähigkeit
Emotion: Selbstvertrauen, Spaß und Teilhabe, Umgang mit Menschen
Gesundheit: Sportliche Aktivität, Stressresistenz
Vergütung: Freikarten für die Bundesliga, Aufwandsentschädigung pro Spiel.
Aufgrund der Erhöhung der Spesen bekommt ein Schiedsrichter mit erstatteten Anfahrtskosten (Hin- und Rückweg) rund 40€ pro Spiel (eher sogar mehr)

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Meist gelesene Artikel



Neue Kommentare

gestern 10:02 Uhr | Schennahem
28.05.2024 23:11 Uhr | Steini1%
28.05.2024 23:11 Uhr | BVB 09
Relegationrückblick aufs Wochenende: Wie der aktuelle Stand ist und was ansteht
27.05.2024 21:06 Uhr | uwke
27.05.2024 17:30 Uhr | Fußballanhänger
Schwaben Augsburg will aufsteigen: Relegation im Jeder gegen Jeden Modus

Hintergründe & Fakten

Keine Daten vorhanden

Zum Thema

Keine Daten vorhanden


Diesen Artikel...