Artikel vom 09.06.2021 10:00 Uhr
Gab lautstark und klar die Richtung vor: Eugen Ungefuch. Alleine das Ziel haben die FWK-Frauen nicht erreicht.
Die Fußballerinnen des FC Würzburger Kickers müssen nach nur
einer Saison in der 2. Bundesliga wieder den Gang zurück in die Regionalliga
antreten. Die junge Mannschaft musste das ein ums andere Mal gegen die
arrivierte Konkurrenz Lehrgeld bezahlen. Letztlich fehlten 14 Punkte ans
rettende Ufer. Warum Eugen Ungefuch, ein Urgestein des Mädchenfußballs am
Heuchelhof, trotzdem stolz auf seine Mannschaft ist.
Während der 90
Minuten ist bei Eugen Ungefuch der Schalter umgelegt. Der sonst ruhig und
besonnen wirkende Trainer tigert während des Spiels förmlich an der Seitenlinie
herum. Das Verlassen der Coaching-Zone wird von den Schiedsrichterinnen der 2.
Frauen-Bundesliga konsequent geahndet. Das weiß mittlerweile auch Ungefuch, der
Ende April interimsweise zusammen mit Ex-Fußballprofi Markus Lützler und
Maximilian Schnorr-Reinders die Kickers-Frauen in der 2. Liga übernommen hatte.
Die Mission war heikel. Nach nur vier Punkten in der Hinserie unter
Aufstiegstrainer Gernot Haubenthal, war der Klassenerhalt in der Süd-Staffel
der 2. Frauen-Bundesliga kaum noch zu bewerkstelligen. Drei Teams der
Neunerliga stiegen direkt ab, der Viertletzte musste den Gang in die Relegation
antreten. Mit letztlich elf Punkten steigen die Kickers als Vorletzter ab.
Wie ein roter Faden
Ein bisschen hadert
er nach dem Abpfiff des letzten Saisonspiels. Die 1:3-Niederlage gegen die U20
der TSG Hoffenheim war sportlich zwar nicht mehr brisant, allerdings für ihn
auch irgendwie ein Spiegelbild der Rückrunde. Strittige
Schiedsrichterentscheidung zogen sich „wie ein roter Faden“ durch die letzten
acht Spiele, moniert er. „Da ist es schwierig sich zusammenzureißen.“ Auch die
Tatsache, dass die Mannschaft gut dagegenhielt, aber letztlich ohne Zählbares
aus der Partie herausgeht, schmeckt nicht sonderlich. „Ich kann der Mannschaft
keinen Vorwurf machen. Sie hat nie aufgehört an sich zu glauben“, sagt er: „Wir
haben gut von hinten herausgespielt, wir waren ebenbürtig, nur vorne hat mal
wieder die Durchschlagskraft gefehlt.“
Ungefuch, der als
Vereinsurgestein schon seit gut 15 Jahren am Heuchelhof dabei ist und von 2018
bis 2020 die zweite Damen-Mannschaft trainiert hat, glaubt, dass letztendlich
die „Effizienz“ gefehlt hat, um die Klasse doch noch zu halten. Sieben Punkte holte
der FWK unter dem Interims-Trainertrio. „Spielerisch und von der Einstellung
her waren wir meist ebenbürtig“, betont er. Dabei klammert er die
2:7-Niederlage gegen den Meister 1.FC Köln aus. Ein paar Punkte wurden
unglücklich liegen gelassen, resümiert er, obwohl das erste Spiel unter dem
Trainertrio eigentlich genau zur rechten Zeit kam. Beim 5:0-Heimsieg gegen
Ligaschlusslicht Niederkirchen konnte reichlich Selbstvertrauen getankt werden.
„Wir hatten es selbst in der Hand.“ Spielerisch gefiel dem Coach großteils, was
die Mannschaft in der Rückrunde zeigte. „Sie hat versucht es anders anzugehen
als davor“, meint er: „Das ist viel wichtiger als zu sagen, okay wir spielen
Angsthasenfußball, versuchen den Ball nur hinten weg zu dreschen und stellen
uns hinten rein.“
Markus Lützler und Eugen Ungefuch versuchten vergebens, die Kickers-Frauen in der Liga zu halten.
anpfiff.info
Trainertrio wird gesprengt
„Auf unseren Stärken können wir
aufbauen“, findet er: „Dann müssen wir schauen, dass wir nächstes Jahr wieder
voll angreifen.“ Das Trainertrio wird in dieser Form voraussichtlich nicht mehr
antreten. Markus Lützler wird für die nächsten zwei Jahre der neue Cheftrainer.
Eugen Ungefuch wird vermutlich weiter die zweite Mannschaft in der
Bezirksoberliga trainieren. „Für mich war das eine sehr intensive Zeit. Die
Mädels haben wunderbar mitgezogen. Sie waren immer fokussiert auf die Aufgaben,
die wir Woche für Woche hatten.“ Auch die Zusammenarbeit im Trio bewertet er
als erfolgreich. „Wir warne von vorneherein auf einer Wellenlänge“, erklärt
Ungefuch: „Wir haben toll harmoniert. Es war eine schöne Aufgabe.“
Hungrig für die 2. Liga
Der Blick geht nach
vorne. Die erste Mannschaft wird kaum Abgänge verzeichnen müssen. Jenaya
Robertson kehrt zurück nach Kanada, Maike Schopf legt eine Fußballpause ein und
Torhüterin Hannah Johann wechselt zu Eintracht Frankfurt. „Neue hungrige
Talente“ werden zum sowieso schon talentierten Kader dazustoßen, verrät
Ungefuch. „Die Regionalliga ist eine Klasse, in der die Spielerinnen reifen
können und die körperliche Robustheit bekommen.“ Der FC Würzburger Kickers
Frauen- und Mädchenfußball am Heuchelhof soll weiter das Aushängeschild für
Talente sein. „Wir werden angreifen, hungrig für die 2. Liga“, kündigt Ungefuch
an.