Dabei standen die Vorzeichen für die Heimelf nicht einmal so schlecht. Bis auf Sebastian Brand und Daniel Weickmann konnte TSV-Coach Detlef Hugel aus dem Vollen schöpfen. Im Vergleich zur Vorwoche rutschte lediglich wieder Bartosz Partyka für Kevin König in die Startelf. Doch gerade in den Finanzproblemen des Gegners, dessen Spieler unter der Woche teilweise das Training boykottiert hatten, sah er die Gefahr: "Solche Situationen machen den Gegner noch unberechenbarer und gefährlich." In einem 4-4-2-System baute die Heimelf dabei auf eine sichere Defensive und vertraute in der Offensive erneut auf die beiden Spitzen Timo Jahrsdörfer und Perparim Gashi. Gästecoach Christian Graf machte sich wegen den Turbulenzen während der Trainingswoche aber keine Sorgen: "Die Probleme bestehen doch schon länger. Wir machen das Beste daraus!" Er und seine Jungs konzentrierten sich vielmehr auf das Sportliche. Für den wichtigen Auswärtsdreier hatten die Unterfranken auch ihren eigenen Matchplan. Aus einem 4-1-4-1 heraus wollte man die Räume engmachen und insbesondere den torgefährlichsten Neudrossenfelder, Daniel Meyer, aus dem Spiel nehmen. Dafür vertraute der WFV-Coach erneut der Startelf aus der Vorwoche.
Zu selten konnte die TSV-Offensive um Perparim Gashi einmal Tempo aufnehmen. Hier war zudem FV-Außenverteidiger Martin Eck (li.) noch einen Schritt schneller als der Stürmer.
Nietner T.
Dass sich WFV-Trainer Christian Graf für die richtige Taktik entschieden hatte, zeigte sich schon in den Anfangsminuten. An der Mittellinie erwartete seine Elf den Gegner, verschob konsequent und stand kompakt. Die Räume wurden für den gegnerischen Akteur so sehr eng, da vor allem das Doppeln auch noch funktionierte. Die Gastgeber gelangten so kaum in die Tiefe und waren zu vielen Spielverlagerungen gezwungen, die jedoch keinen Raumgewinn einbrachten. Gegen die beiden Viererketten der Residenzstädter fanden die Hausherren einfach kein Durchkommen, da konnten sich die beiden Sturmspitzen Timo Jahrsdörfer und Perparim Gashi noch so mühen. So hatte sich das Christian Graf vorgestellt. Die ersten 20 Spielminuten wollte man erst einmal sicher stehen, bevor man dann anschließend selbst die Initiative ergreifen wollte. Bis dahin beschränkte man sich nach Ballgewinn im Mittelfeld auf einige wenige schnelle Tempogegenstöße. Einen solchen hätte Patrick Hofmann noch in der Anfangsphase fast schon zur Führung genutzt, doch TSV-Keeper Matthias Küfner zeigte mit einer tollen Parade, warum er nicht umsonst zu den besseren seiner Zunft gehört. Aber auch sein Gegenüber, Jan-Peter Grunz, konnte bei einem Perparim-Freistoß sein Können zeigen, ansonsten blieb der Gästeschlussmann jedoch weitgehend arbeitslos. Denn dem TSV fiel auch weiterhin kaum etwas nach vorne ein, die Passwege waren zugestellt und so rannte man sich meist in der vielbeinigen Abwehr der Gäste fest. Über die Flügel funktionierte an diesem Tag dazu kaum etwas. In den Rücken der WFV-Abwehr gelangte man daher nie. Die dafür gewählten Halbfeldflanken waren für die Verteidiger der Gäste keine sonderliche Herausforderung. Wenn schon die nicht wollen, dann machen wir es eben, dachten sich die Gäste und gingen nach einer sehenswerten Kombination mit ihrer dritten Torchance nach 27 Spielminuten durch Stürmer Andreas Hetterich in Führung. Die Gastgeber antworteten zwar mit mehr Biss, doch bereits in der Zone zwischen Mittellinie und WFV-Strafraum war der TSV mit seinem Latein oft schon am Ende. Mehr als ein Jahrsdörfer-Schuss vom Strafraum, der jedoch knapp am Pfosten vorbeistrich, war nicht drin. Denn selbst einen Ballgewinn konnte man nicht in Torchancen ummünzen. Zu langsam war das Umschaltspiel der Gastgeber. Die Gäste machten das schon besser. Über die schnellen Michael Dellinger und Patrick Hofmann deutete man sein Potential im Umschaltspiel das eine oder andere Mal an. Wenngleich WFV-Coach Christian Graf zur Halbzeit dennoch nicht unbedingt ganz zufrieden war mit seiner Mannschaft: "Wir haben Neudrossenfeld in den letzten Spielminuten zu viel Platz gelassen. Zuvor standen wir wirklich sehr gut." Sicherlich Kritik auf sehr hohem Niveau, da die Gastgeber immer noch weit entfernt vom Ausgleich waren.
Artistische Flugeinlage ohne zählbaren Erfolg von TSV-Kapitän Philipp Lämmert.
Nietner T.
Dennoch gingen beide Mannschaften mit unverändertem Personal in die zweite Hälfte. TSV-Coach ärgerte insbesondere, dass es seiner Elf erneut nicht gelungen war, ohne Gegentor zu bleiben. War der erste Gegentreffer sicherlich gut von den Würzburgern herausgespielt, aber wohl dennoch unter der Mithilfe der TSV-Abwehr, hatte man beim zweiten Tor das Pech auf seiner Seite. Als Michael Dellinger von der rechten Seite nach innen zog, sich einfach mal ein Herz fasste und von der Strafraumgrenze auf das Tor schoss, fälschte Frank Zapf den Ball unhaltbar für seinen Keeper ab. Was nun? Die Heimelf wusste es auch nicht. Auch der eingewechselte Ertac Tonka fand mit seinen Pässen nicht den Weg durch die kompakte Würzburger Defensive. Die Partie plätscherte so vor sich hin. Erst als Schiedsrichter Torsten Wenzlik Kevin Dees mit der Gelb-Roten Karte vorzeitig zum Duschen schickte, wachte der Aufsteiger langsam auf. Christian Graf reagierte und stellte auf ein 4-4-1-System um. Würzburg stand nun noch tiefer und vertraute vorne vorzugsweise nur noch auf die schnellen Hetterich, Dellinger und Hofmann. Die Graf-Elf wollte nichts mehr riskieren. Da es aber die Würzburger verpassten, mit dem dritten Treffer endgültig den Sack zuzumachen, mussten sie nach dem Anschlusstreffer noch einmal um den Auswärtserfolg zittern. Ausgerechnet der ehemalige Würzburger Perparim Gashi konnte sich im Strafraum doch noch entscheidend durchsetzen und bediente Sturmpartner Timo Jahrsdörfer, der das runde Leder über die Torlinie beförderte. Nun schöpften die Grün-Weißen wieder Hoffnung. Fast wäre ihnen auch gleich noch postwendend der Ausgleich gelungen, aber bei mehreren Schussversuchen im WFV-Strafraum war letztendlich immer noch ein Bein dazwischen. Neudrossenfeld machte zwar noch einmal Druck in der Schlussphase, aber letztendlich blieben die Angriffsbemühungen insgesamt zu harmlos.
Während sich die Gäste durch den Auswärtserfolg ins Tabellenmittelfeld absetzen konnten, verpasste der Aufsteiger eine gute Möglichkeit, Boden gutzumachen. Nachdem auch die Konkurrenz nicht dreifach punkten konnte, wäre der dritte Heimsieg in Folge sicherlich ein wichtiger Schritt im Abstiegskampf gewesen. Aber letztendlich war die Heimelf zu schwach, um gegen spielerisch überlegenen Würzburger etwas Zählbares zu holen. In der nächsten Woche muss man beim Heimspiel gegen Eltersdorf sicherlich eine Schippe drauflegen. TSV-Coach Detlef Hugel war jedenfalls bedient: "Das Spiel kann man heute absolut in die Tonne treten. Das war fast schon desolat von uns." WFV-Coach Christian Graf hatte dagegen Grund zur Freude: "Das war heute ein enorm wichtiger Sieg. Unser Matchplan ist aufgegangen." Zum Rückrundenauftakt in Ansbach kann man sich mit einem Dreier bereits erst einmal allen Abstiegssorgen entledigen.
Spielbericht eingestellt am 19.10.2014 21:14 Uhr