Ein durchaus reizvolles Viertelfinalduell wurde auf der BOL-Arbeitstagung Anfang März in Weißenstadt ausgelost, denn im BFV-Bezirkspokal sollten gleich im Viertelfinale der U19-Landesligist FC Eintracht Bamberg auf den amtierenden Kreispokalsieger, die JFG Steigerwald treffen. Das Heimrecht lag beim Bezirksoberliga-Spitzenreiter von Trainer Carsten Nüßlein, der auf der "Road to Burgebrach", wo am 01. Mai das Endspiel stattfinden soll, den ersten Schritt machen wollte. "Wir sind heiß, die Jungs wollen von Beginn an drauf gehen", gab Nüßlein vor Spielbeginn zu Protokoll. Doch auch die Domstädter gingen motiviert in das Aufeinandertreffen mit dem Lokalrivalen, das einen Vorgeschmack auf das kommende Jahr liefern sollte, wenn beide Teams höchstwahrscheinlich in der Landesliga aufeinandertreffen würden. Dabei galt es für den FCE, der sich in der Liga in bestechender Form zeigt und bis auf Rang Fünf vorgerückt ist, allerdings eine harte Nuss zu knacken. Die Heimstärke der JFG ist bekannt, in Reichmannsdorf verlor man seit Jahren nicht. Zusätzliche Würze brachte auch ein Vorbereitungsspiel der beiden Teams im vergangenen Sommer, das Steigerwald an Ort und Stelle mit 5:2 für sich entschied.
Zum langen Schlag holt frühzeitig der die Kapitänsbinde tragende Tim Hofmann (re.) aus, Lucas Beyer (li.) greift nicht mehr ein.
Hendrik Kowalsky
Kurz vor Spielbeginn entlud sich rund um die Reichmannsdorfer Sportanlage ein Gewitter, der Austragung der Partie sollte dennoch nichts im Wege stehen. Die Hausherren schienen ihre Ankündigung zunächst wahr machen zu wollen, von Beginn an setzte die JFG den Lokalrivalen unter Druck, nach zwei Minuten musste die Bamberger Hintermannschaft erstmals in höchster Not klären. Doch in der Folge gelang es der Mannschaft von Andreas Baumer immer besser, trotz des verletzungsbedingten frühzeitigen Ausscheidens von Kapitän Luis Te Kloot, die hochmotivierten Gastgeber im Zaum zu halten. So verlagerte sich das Geschehen bald mehr in die neutrale Zone zwischen den Strafräumen, echte Torchancen suchte man zunächst vergeblich. Stattdessen bestimmten Kampf und Leidenschaft die ausgeglichene Begegnung, in der die Steigerwalder vornehmlich mit langen Pässen in die Tiefe auf die offensive Dreierreihe um Franz Helmer Löcher zu reißen versuchte. Der Abwehrverbund der Gäste um den gewohnt zweikampfstarken Tim Hofmann zeigte sich jedoch gewappnet und ließ sich höchst selten überlisten, gleichzeitig verpassten es die Blau-Violetten aber ihrerseits, mit Tempo in die Gefahrenzone der Gastgeber zu gelangen. Den ersten Torabschluss sahen 130 Zuschauer nach rund einer halben Stunde, eine Freistoßflanke vom linken Flügel setzte JFG-Abwehrchef Robin Offner per Kopfball aber deutlich über den Querbalken. In Minute 36 schwang sich dann FCE-Zentrumsspieler Simon Heinz auf, im Mittelfeld besaß Heinz viel zu viel Platz, zog in Richtung Strafraum und schoss aus 21 Metern zum 1:0 für Bamberg in den rechten Giebel ein! Jubel bei der Baumer-Elf, nichts zu halten für Jan Amtmann, der dem strammen Schuss von Simon Heinz vergeblich hinterher sprang. Angedeutet hatte sich die Gästeführung zwar nur bedingt, Wirkung hinterließ sie dafür umso mehr. Die Gäste ergriffen das Kommando über die Partie und spielten munter weiter nach vorne, wofür sich der FC Eintracht vier Zeigerumdrehungen später belohnte. Per Foulspiel unterbanden die Hausherren einen Tempogegenstoß, den fälligen Freistoß brachte Moritz Göbhardt herein. Länger und länger wurde der Ball, schien über Freund und Feind hinwegzusegeln. Doch am langen Pfosten ließen die Hausherren Vlad Saprykin einlaufen, der das Spielgerät aus vier Metern zum 0:2 in die Maschen köpfte! Binnen weniger Minuten zogen die Domstädter das Spiel auf ihre Seite und bestraften das Team von Carsten Nüßlein eiskalt, das Finale vor heimischer Kulisse schien plötzlich weit weg. Die Hausherren mussten also reagieren und in der Halbzeit das passende Mittel finden, bis zum Pausenpfiff des souveränen Schiedsrichters Andreas Voll tat sich nämlich nichts mehr.
Eine Sekunde nach dieser Szene knallt es, Lukas Klaus (vo.) und Simon Heinz (hi.) treffen beim Pressschlag aufeinander.
Hendrik Kowalsky
Carsten Nüßlein ergriff die entsprechenden Maßnahmen, gleich drei neue Spieler brachte der Übungsleiter der Steigerwalder zur zweiten Hälfte in die Partie, während sich beim FCE mit Moritz Göbhardt verletzungsbedingt der nächste Akteur abmeldete und durch Lukas Hofmann ersetzt wurde. Natürlich gaben sich die Hausherren noch nicht geschlagen und pressten ebenso konsequent wie hoch, der Landesligist wusste jedoch mit dem Druck umzugehen und spielte sich meist sauber aus der eigenen Hälfte heraus. Resultierend aus einer weiteren Standardsituation hatte Robin Offner in Minute 58 dennoch den Anschlusstreffer vor Augen, denn nach einer platzierten Ecke von Lukas Kaiser kam der torgefährliche Abwehrmann aus sieben Metern zum Kopfball. Sein guter Versuch segelte aber hauchdünn am rechten Giebel vorbei, das 1:2 fiel nicht. Stattdessen zappelte der Ball rund zehn Zeigerumdrehungen später auf der Gegenseite im Netz, nur sporadisch spielten die Bamberger ihre Kontersituationen gegen die zum Risiko gezwungenen Gastgeber aus, doch in der 69. Spielminute ging es plötzlich ganz schnell. Mit einem langen Ball wurde Vlad Saprykin im Strafraum hoch angespielt, technisch anspruchsvoll ließ der Flügelstürmer den Ball mit der Brust zum mitgelaufenen Lukas Schneider klatschen, der anschließend den herausstürzenden Jan Amtmann per Lupfer zum 0:3 überwand! Ein überragender Treffer der Baumer-Elf, die das Pokalspiel mit diesem Tor endgültig zu ihren Gunsten entschied. In der Schlussphase bäumte sich die JFG zwar weiter auf und warf bis zuletzt alles in die Waagschale, blieb im Angriffsspiel aber glücklos und biss sich an den ballsicheren Blau-Violetten die Zähne aus. Daran änderte auch die Zeitstrafe für Simon Heinz in der 85. Minute nichts mehr, der Landesligist agierte mit der nötigen Cleverness, ließ Ball und Gegner laufen und durfte nach Spielende einen verdienten Pokalsieg bejubeln.
Rustikal geht Simon Heinz (re.) im Mittelfeld gegen JFG-Spielführer Sebastian Günther (li.) zu Werke und wird für sein Einsteigen mit der Gelben Karte bedacht.
Hendrik Kowalsky
Rund eine halbe Stunde entsprach das Pokalduell in Reichmannsdorf den Erwartungen einer kampfbetonten Partie auf Augenhöhe, in denen die Kleinigkeiten den Unterschied ausmachten. Doch mit den zwei unmittelbar aufeinander folgenden Treffern kippte die Begegnung zugunsten des FC Eintracht Bamberg, der in der Folge seine spielerische Klasse ebenso wie eine gehörige Portion Cleverness zur Schau stellte. So schafften es die Gäste, nach der 2:0-Pausenführung zu keinem Zeitpunkt mehr in Bedrängnis zu geraten und nur noch wenige Torchancen zuzulassen. Die JFG Steigerwald bemühte sich nach Kräften und überzeugte in Sachen Einstellung und Kampfgeist zweifelsfrei, es fehlte an diesem Abend aber der Spielwitz und die Durchschlagskraft, um die sattelfeste Hintermannschaft der Domstädter zu überwinden. Für das Team von Andreas Baumer steht unter dem Strich der Einzug in die Vorschlussrunde, wo am 20. April das Auswärtsspiel beim TuS Schauenstein wartet. Ob des Ligenunterschieds gehen die Domstädter natürlich als Favorit am Karsamstag auf Reisen, den Spitzenreiter der Kreisliga Hof-Marktredwitz, der im Viertelfinale von einem Freilos profitierte, gilt es allerdings nicht zu unterschätzen. Gelingt ein ähnlicher Auftritt wie in Reichmannsdorf, darf der FC Eintracht die Partie jedoch optimistisch angehen. Für das Team von Carsten Nüßlein ist der Traum vom "Finale dahoam" indes geplatzt, der hiesige Kreispokalsieger muss in der Runde der letzten Acht die Segel streichen. Angesichts der souveränen Tabellenführung in der Bezirksoberliga hält das Frühjahr allerdings noch die eine oder andere Sause für die JFG bereit, ehe in der neuen Saison dann im Liga-Alltag Duelle mit dem FC Eintracht winken.
Spielbericht eingestellt am 02.04.2019 22:58 Uhr