"Ich habe den Jungs gesagt, dass das heute das leichteste Spiel der Saison für uns ist. Wir können heute kaum verlieren." So formulierte Philipp Lautenschläger die Herangehensweise des FC Eintracht Bamberg an das Duell mit dem FC Schweinfurt 05 und machte damit deutlich, wie es um die Rollenverteilung an diesem sonnigen Samstagvormittag bestellt war. Alle vier Punktspiele gewann der Schnüdel-Nachwuchs im bisherigen Saisonverlauf und thronte vor dem Auswärtsspiel im Bamberger Volkspark an der Tabellenspitze der Bayernliga Nord. Doch dass es die Punkte bei den Blau-Violetten nicht geschenkt gab, wusste auch das Team von Christian Brauner. "Wir erwarten einen kampfstarken Gegner, wollen aber unsere Qualitäten abrufen und den Dreier einfahren", betonte Co-Trainer Ronny Bock im Vorhinein. Verzichten mussten die Gäste dabei unter anderem auf Jule Betz, mit der gefährlichen Doppelspitze bestehend aus Simon Lochner und Luca Neundörfer präsentierte der FCS nichtsdestotrotz viel Qualität und so durfte man gespannt sein, ob die Bamberger Junioren der schweren Aufgabe dieses Tages gewachsen oder sich die Schweinfurter als zu stark erweisen würden.
Mit einem langen Ball bereinigt Jonas Dippold (li.) die Situation, Simon Lochner (re.) lief zuvor hoch an.
Hendrik Kowalsky
Auf dem schwer zu bespielenden Rasenplatz im kleinen Stadion an der Armeestraße presste Schweinfurt von Beginn an sehr hoch, immer wieder liefen die Gäste frühzeitig an und zwangen den FC Eintracht vielfach zu langen Bällen, die zumeist fernab des Strafraums versandeten. So erspielten sich die Gäste schnell ein optisches Übergewicht, ohne jedoch die zündende Idee im Angriffsspiel zu finden. Eine Viertelstunde war bereits absolviert, da gab es die erste Chance des Spitzenreiters zu notieren, nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld köpfte der aufgerückte Spielführer Kai Bäuerlein jedoch am linken Pfosten vorbei. In der 16. Minute zeigte sich das Schweinfurter Angriffsduo erstmals und sofort schlug der FCS zu, Luca Neundörfer steckte in den Lauf von Simon Lochner durch, der sich clever um seinen Gegenspieler herumdrehte und schließlich eiskalt zum 1:0 für die Gäste einschob! Ein ganz sauberer Treffer der Brauner-Elf, die sich damit für eine gute und zielstrebige Anfangsphase belohnte. In der Folge kontrollierten die Gäste das Geschehen, ohne aber zu glänzen. Aus einer stabilen und zweikampfstarken Dreierkette heraus agierend ließ der Klassenprimus Ball und Gegner laufen, die Hausherren hielten mit beherztem Zweikampfverhalten dagegen, fanden jedoch weiterhin keine Mittel, um druckvoll in die gegnerische Hälfte zu gelangen. So passierte in den verbleibenden knapp zwanzig Minuten bis zur Pause nicht allzu viel, meist neutralisierte man sich zwischen den Strafräumen. Den Gästen fehlte es im Spiel nach vorne ein wenig an Esprit, während die Blau-Violetten zu selten aus ihrer defensiven Grundordnung auf Angriff umschalteten. Es blieb daher zur Halbzeit bei der knappen Schweinfurter Führung, doch die zweifellos vorhandenen spielerischen Qualitäten ließ der FCS noch vermissen.
Nach geglückter Balleroberung setzt Niklas Henninger zum Dribbling an, FCE-Spielführer Luca Auer hat die Verfolgung aufgenommen.
Hendrik Kowalsky
Der zweite Durchgang gestaltete sich zunächst recht ausgeglichen, Philipp Lautenschläger reagierte zur Pause und brachte Mats Hümmer ins Zentrum, was dem FC Eintracht spürbar mehr Sicherheit und Ruhe am Ball verlieh. Die Gastgeber hielten das Leder nun sogar für längere Passagen in den eigenen Reihen, die Schützlinge von Christian Brauner staffelten sich derweil etwas tiefer und lauerten ihrerseits alsbald auf gute Umschaltsituationen. Erstmals gelang das in der 43. Minute, als Luca Neundörfer im Anschluss an eine schnelle Kombination aus neun Metern abschließen konnte. Seinen Flachschuss fischte Lucas Rebhan allerdings herausragend aus dem kurzen Eck und bewahrte die Hausherren somit vor einem höheren Rückstand. Weiterhin mit höchster Intensität führten die Akteure hüben wie drüben die Zweikämpfe, auf dem holprigen Platz ging es rassig zu und immer häufiger musste Schiedsrichter Sascha Drabek eingreifen. Immer wieder überbrückten die Mannschaften nun mit langen Bällen das Mittelfeld, wirklich gefährlich wurde es aber höchst selten, dennoch wirkten die Gäste mit dem knappen Vorsprung einverstanden und spielten nicht mit letzter Konsequenz auf den zweiten Treffer. Die Bamberger mussten im Wissen, dass die Zeit gegen sie spielt, jedoch bald mehr riskieren und so verschoben die Blau-Violetten zur langsam anbrechenden Schlussviertelstunde ihre Reihen immer weiter nach vorne. Dadurch entstanden natürlich Räume für die Schnüdel, die diese Kontergelegenheiten aber fahrlässig verstreichen ließen. Im Abwehrverbund stand die Brauner-Elf jedoch weiterhin felsenfest und wirkte bestens organisiert, auch wenn nun immer mehr hohe Bälle in den Schweinfurter Strafraum segelten. Als die reguläre Spielzeit dann abgelaufen war, gab der Unparteiische noch drei Zeigerumdrehungen oben drauf und diese Extrazeit sollte es in sich haben. Mit der allerletzten Aktion des Spiels bekamen die Gastgeber nochmal einen Freistoß zugesprochen. Philipp Lautenschläger beorderte seine Schützlinge nach vorne, auch Keeper Rebhan hielt es nicht mehr im eigenen Strafraum. Stattdessen warf sich der Schlussmann mitten ins Getümmel und tatsächlich - die Freistoßflanke erreichte Lucas Rebhan, der per Kopf zum 1:1 ins linke Eck traf und in einer Jubeltraube unterging! Unglaublich, der sicher geglaubte Sieg des Tabellenführers, er war dahin, große Freude bei den Gastgebern und ihren Anhängern, denn mit dem direkt danach erfolgenden Schlusspfiff war das Remis in Sack und Tüten.
Sauber verarbeitet Dennis Lüke (vo.) ein halbhohes Zuspiel am rechten Flügel, Felix Vogel (hi.) hält sich zunächst zurück.
Hendrik Kowalsky
Natürlich glücklich, aber auch nicht gänzlich unverdient stibitzt der FC Eintracht Bamberg dem 1.FC Schweinfurt 05 also einen Zähler und bestraft die Brauner-Elf für ihren vor allem im zweiten Durchgang zu passiven Auftritt. Zwar ließen die Gäste praktisch über die gesamte Distanz keinen nennenswerten Torabschluss zu, verpassten es jedoch ihrerseits, aus den sich bietenden Räumen im Schlussabschnitt Kapital zu schlagen und ein zweites Tor nachzulegen. Auch die spielerische Dominanz der Anfangsviertelstunde war nach dem Führungstreffer schnell verflogen und so kontrollierten die Schnüdel, ohne wirklich gut Fußball zu spielen. Und wie es manchmal so kommt, letztlich war es genau dieser eine hohe Ball, den die ansonsten tadellose FCS-Hintermannschaft nicht verteidigen konnte und es schlug die Stunde von Lucas Rebhan, der zum Helden des Tages mutierte. Aufgrund des zeitgleich erfolgten Kantersiegs der Würzburger Kickers muss der FC Schweinfurt die Tabellenführung an den Lokalrivalen abtreten, kann sich aber schon am Einheitsfeiertag im Heimspiel gegen die viertplatzierten Hofer Bayern rehabilitieren. Ebenfalls am Mittwoch ist auch der nun auf Rang Acht liegende FC Eintracht Bamberg wieder gefordert, dann reist mit Viktoria Aschaffenburg die nächste U15 eines bayerischen Regionalligisten in den Volkspark.
Spielbericht eingestellt am 30.09.2018 01:55 Uhr