"Wir wollen mit einem positiven Gefühl in die Winterpause gehen", diese Zielstellung hatte der Bamberger Cheftrainer Sebastian Schnugg schon unter der Woche für das abschließende Heimspiel des Kalenderjahres 2017 gegen den Spitzenreiter aus Nürnberg ausgegeben. Zu früher Stunde war es dann soweit, der FCN reiste mit Trainer Marek Mintal zum Sportpark Eintracht und wollte den zuletzt errungenen drei Siegen am Stück den vierten Streich folgen lassen. Die auch am Vormittag noch anhaltenden Minusgrade ließen die Austragung der Partie kurzfristig noch diskutabel erscheinen, nach Rücksprache mit beiden Vereinen sollte jedoch gespielt werden und so durfte man im Duell der zweitbesten und der besten Offensivabteilung der U17- Nord auf spannende 80 Minuten hoffen, die den Zuschauern mächtig einheizen würden.
Deutlich höher Timucin Turgut (hi.) im Luftkampf mit Jakob Tranziska (vo.) und gewinnt den Ball.
Hendrik Kowalsky
Auf dem teilweise noch gefrorenen Kunstrasen in der Bamberger Armeestraße begann der FCE sehr mutig, mit hohem Pressing erzwangen die in weiß gekleideten Hausherren schnelle Ballverluste in den Reihen der Nürnberger und suchten sofort die Zuspiele in die Spitze, mussten jedoch bald einen Rückschlag hinnehmen. Nach einem Zweikampf verspürte David Lang Schmerzen im Oberschenkel und so musste der Linksaußen bereits nach acht Minuten das Feld verlassen. Die angriffslustigen Gastgeber ließen sich davon jedoch nicht aus dem Gleichgewicht bringen, ganz im Gegenteil. In der zwölften Minute bekam die Mannschaft von Sebastian Schnugg kurz vor der Mittellinie einen Freistoß zugesprochen, Tim Hofmann schlug den ruhenden Ball in den Sechzehner und fand Kapitän Marcel Hennemann, der die Hereingabe aus sechs Metern per Kopf ins rechte Eck zum 1:0 verlängerte! Das ging aus Sicht des FCN natürlich zu einfach, die Zuordnung passte nicht, Hennemann stieg unbedrängt hoch und lenkte das Spielgerät in die Maschen. Für den verletzten Lang kam Tim Dotterweich unerwartet früh in die Partie und drei Minuten nach dem Führungstreffer stand der Joker erstmals im Mittelpunkt. Denn als Jakob Tranziska das Leder in des Gegners Hälfte eroberte und sofort in die Gasse spielte, tauchte Dotterweich plötzlich frei vor Emre Yilmaz im Kasten der Gäste auf und erhöhte per Tunnler eiskalt auf 2:0 für die Bamberger Eintracht! Reichlich angesäuert beobachtete Gästetrainer Marek Mintal den behäbigen Auftritt seiner Mannschaft, die sich in der Folge zwar Feldvorteile erspielte, den Kampf auf dem rutschigen Geläuf aber erst nach gut 25 Minuten richtig annahm. Mit der Führung im Rücken ließ sich der FCE bald tiefer fallen, das äußerst laufintensive Pressing der Anfangsphase wurde etwas dosierter eingesetzt. Aus dem optischen Übergewicht schlug der Spitzenreiter zunächst kein Kapital, doch etwas überraschend lag der Ball in der 27. Minute trotzdem im Netz. Im rechten Halbfeld bekam Timucin Turgut das Leder zugespielt, blickte kurz auf und zog aus über zwanzig Metern Torentfernung einfach mal ab. Sein Schuss segelte schließlich in den linken Giebel, FCE-Torhüter Lucas Lang war zwar noch dran, konnte die Kugel jedoch nicht mehr entscheidend abwehren und so war Nürnberg II wieder im Spiel! Der Anschlusstreffer schien den Gästen mehr Sicherheit zu verleihen, fortan ergriff die Mintal-Elf eindeutig das Kommando, erhöhte den Druck auf die kompakt verteidigenden Hausherren und belohnte sich kurz vor der Pause noch mit dem Ausgleichstreffer. Ein Eckball wurde von links hereingebracht, gänzlich ohne Manndecker kam Justin Kussmann am Fünfmeterraum an den Ball und feuerte auf das Tor, der Bamberger Rettungsversuch gelang erst hinter die Linie, und so stellte Kussmann den 2:2-Halbzeitstand her.
Tim Dotterweich (re.) wartet eine Sekunde zu lang auf den Ball, Timucin Turgut (li.) ist schon da.
Hendrik Kowalsky
Im Schlussabschnitt erwischte erneut der Tabellensiebte den besseren Start, wäre der psychische und konditionelle Einbruch des FCE nach dem schnellen Ausgleich durchaus vorstellbar gewesen, überraschte die Schnugg-Elf mit erfrischendem Offensivfußball und heizte den rund 100 Zuschauern kräftig ein. Sieben Minuten waren in der zweiten Hälfte gespielt, da leisteten sich die ambitionierten Gäste einen dicken Bock und verloren den Ball kurz vor dem eigenen Strafraum, wo Jakob Tranziska nach Zuspiel sofort Maß nahm und per Flachschuss zum 3:2 für Bamberg traf! Ganz fein abgeschlossen vom Torjäger der Schnugg-Elf, mit dem Innenrist visierte der Angreifer die linke Ecke ab und ließ Yilmaz mit seinem höchst platzierten Abschluss keinerlei Abwehrchance. Diesmal brauchte der FCN jedoch nicht lange, um wieder Fahrt aufzunehmen, die favorisierten Cluberer antworteten prompt mit wütenden Angriffen, gegen die vielbeinige Bamberger Hintermannschaft war jedoch nur selten ein Durchkommen. Nach rund einer Stunde Spielzeit bekamen die Gäste dann einen Freistoß an der Strafraumgrenze zugesprochen, eine Sache für Tom Kunert, dessen Schuss jedoch von der Mauer ins Toraus geblockt wurde. Die anschließende Ecke klärten die Gastgeber nicht weit genug heraus, postwendend kam das Leder in den Sechzehner zurück und als Tom Kunert aus zwölf Metern abzog, zappelte der Ball im rechten Eck! 3:3 hieß es nun also und noch waren rund zwanzig Minuten Zeit für den 1.FCN, um die erwarteten drei Punkte aus Bamberg mitzunehmen. Die Schlussphase präsentierte sich sehr rasant, beide Mannschaften steckten nicht auf, spielten auf den womöglich entscheidenden vierten Treffer und kamen zu Gelegenheiten. Die weiterhin optisch überlegenen Gäste besaßen in Person von Mario Klupp ihre beste Möglichkeit, aus acht Metern konnte er den Ball jedoch nicht mehr am herausstürzenden Lucas Lang vorbei befördern. In der Schlussminute eröffnete sich den Bambergern dann die große Chance, in Überzahl konterte die Schnugg-Elf den FCN aus. Doch die Hereingabe von der linken Seite konnte geblockt werden, Jakob Tranziska und zwei weitere Mitspieler lauerten im Zentrum auf den Querpass. Und als auch auf der Gegenseite eine Überzahlsituation von Can Seven noch gerade so zur Ecke geklärt werden konnte, ertönte wenig später der Schlusspfiff.
Moritz Kaube (li.) und Alessio Cocco (re.) springen einem weiten Ball entgegen, der Bamberger Außenspieler ist etwas fixer.
Hendrik Kowalsky
Schlussendlich geht das Unentschieden absolut in Ordnung, die Gastgeber begannen beide Halbzeiten furios, überzeugten mit Kampfgeist, Leidenschaft und schnellem Umschaltspiel, drei Bamberger Treffer waren die logische Folge. Erst mit Vorlaufzeit fanden auch die Gäste in die Partie und kamen mit den Gegebenheiten besser zurecht, hin und wieder ließ die Mintal-Elf dann auch ihr Potenzial und ihre Qualität aufblitzen. Das reichte, um mit ebenfalls drei Treffern zumindest einen Punkt mitzunehmen, womit die Konkurrenz aus Fürth und Aschaffenburg bei je einem Spiel weniger den Rückstand auf den Klassenprimus also noch verkürzen kann. Ob der Aufstieg des jüngeren Nürnberger Jahrgangs realisiert werden kann, lässt sich nach einer Halbserie kaum sagen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es jedoch einer gewissen Konstanz, die am heutigen Tage nicht zu erkennen war. Dennoch überwintert der FCN an der Tabellenspitze und hat im Frühjahr alle Trümpfe selbst in der Hand, was zumindest mit Blick nach unten auch für den FC Eintracht Bamberg gilt. Aus der Leistung gegen den Tabellenführer gilt es das nötige Selbstvertrauen zu gewinnen, um in den verbleibenden Partien nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben und womöglich noch ein paar Plätze gutmachen zu können.
Spielbericht eingestellt am 02.12.2017 20:52 Uhr