Die Heimelf, die sich auch unter Neu-Trainer Michael Mai vor dieser Partie auf einen respektablen dritten Platz spielte, wollte das Top-Spiel wie gewohnt „aus einer geordneten Defensive“ angehen und „nach Ballgewinnen natürlich Offensiv Akzente setzen“. Das man natürlich andere Vorzeichen hat als der große Gegner ist auch klar. So stand und steht das Ziel, nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben, weiterhin klar im Vordergrund. „Im Vordergrund steht das Ausbilden für die Erste“, so Trainer Michael Mai. Verzichten muss das Team von der Tennenloher Straße auf die Langzeitverletzten Nuyan Karsak (gestern Meniskus OP) und Stürmer Marvin Luft (Hüft-OP). Aufgestellt war das Team in einem 4-4-2 System mit einer Raute und zwei echten Stürmern.
Der Gast und Tabellenführer wollte das heutige Spiel mit der gewohnten „Dominanz auftreten“ und „ein gutes Spiel zeigen“. Die Stärken des 1.FC Nürnberg sind schon mit einem Blick auf die Tabelle zu sehen. So musste man in den vergangenen zehn Partien lediglich drei Gegentreffer hinnehmen. „Wir müssen auch heute an unsere Leistungsgrenze, um unsere offensiven Qualitäten ausspielen zu können“, so FCN-Coach Pellegrino Matarazzo. Dennoch sieht er den heutigen Gegner durchaus gefährlich und zeigt sich von der guten Offensive des FSV ebenso beeindruckt wie von der aggressiven und strukturierten Defensive. Trotzdem soll das heutige Spiel nur eine weitere Etappe für das „vorgegebene Ziel Wiederaufstieg“ sein. Von der Formation her vertraute der 35-jährige Übungsleiter auf ein 4-2-3-1-System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern und zwei offensiven Außenbahnspielern.
Bayernliga-Derby FSV versus FCN. Dennis Dudek (FSV links) gegen Innenverteidiger Martin Tiefenbrunner (FCN rechts).
Ralph Strobl
Die Partie startete bei kaltem Wind auf dem A-Platz des FSV Erlangen-Bruck, auf dem sich zu diesem Leckerbissen leider nur gut 100 Zuschauer verirrten. In der Anfangsphase war es allerdings alles andere als ein solches. Viel Abtasten und sicheres Passspiel standen bei beiden Teams im Vordergrund. Zudem stellte der FSV mit seiner defensiven Kompaktheit die Clubberer vor allem zu Beginn vor große Probleme. Erlangen-Bruck setzte dabei immer wieder empfindliche Nadelstiche. Der erste war auch zugleich erfolgreich, als sich Dominik Hofmann sensationell auf der rechten Außenbahn gegen einen Verteidiger nach dem anderen bis zur Grundlinie durchsetzte. Seinen Querpass verwandelte der mitgelaufene Dennis Dudek völlig freistehend per Kopf zur 1:0-Führung. Der FCN brauchte etwas, um sich von diesem Schock zu erholen. So dauerte es auch bis zur 19. Minute, ehe sich der Favorit erstmals offensiv zu Wort meldete. Der gute Mittelfeldmotor Stefan Bergmeister steckte auf den immer mehr aufdrehenden Dino Kardovic durch, der zwar den Keeper noch umkurven konnte, jedoch nur das Außennetz traf. Nun wurden die Matarazzo Schützlinge langsam zielstrebiger und hatten durch Sturmspitze Aleksandar Toncic und wieder Kardovic weitere Gelegenheiten. Nach fast einer halben Stunde klärte Erlangens Innenverteidiger Sascha Mönius in höchster Not zur Ecke. Aber genau diese nutzten die Schwarz-Roten zum Ausgleich. Die Ecke von Kardovic konnten die Erlanger nur zentral klären, wo Dennis Lippert sich postiert hatte und volley abschloss. Tugay Akbakla, Brucks Nummer Eins, war zwar noch dran, konnte jedoch den Ausgleich nicht verhindern. Trotzdem war man auf Nürnberger immer noch nicht zufrieden und schickte alle Mann zum Aufwärmen. Offensiv war der FSV weiterhin nur nach schnellen Gegenstößen gefährlich und wäre nach einer Flanke von Kapitän Christopher Zemelka fast durch Geck abermals in Führung gegangen. Es schien so ein bischen die letzte Entschlossenheit in Richtung Tor zu fehlen. So war der FCN erneut durch einen Standard sehr gefährlich. „Zehner“ Dino Kardovic schnibbelte den Ball aus halbrechter Position klasse über die Mauer, doch FSV-Schlussmann Akbakla zeigte eine noch stärkere Parade und hielt seine Farben im Spiel. Als sich alle schon auf ein Unentschieden zur Pause einstellten, nutzten die Gäste erstmals richtig die freien Räume auf den Außenpositionen. Rico Preißinger behauptete den Ball im Mittelfeld und setzte den gestarteten Tobias Pachonik mit einem glänzenden Pass in die Gasse in Szene, Nürnbergs Nummer Elf war nicht mehr zu halten, spielte im Sechzehner quer auf den mitgelaufenen Dino Kardovic, der seine starke Vorstellung mit der Führung krönte. Aber die Aufregung auf FSV-Seite über eine vermeintliche Abseitsstellung war groß.
TOOOR für den Club: 2:1 für Nürnberg durch die Nummer 9 Aleksandar Toncic.
Ralph Strobl
Es ging ohne Wechsel auf beiden Seiten in die zweite Halbzeit, die wieder vom sehr guten Schiedsrichter Sven Engl vom RSV Ittling angepfiffen wurde. Doch kaum waren alle wieder auf ihren Plätzen, wurde es laut auf dem Gelände. Die heute hin und wieder unsicher wirkende Defensive der Gäste lud die Blauen quasi zum Ausgleich ein, als man sich mehrmals uneinig war. Erneut war es Dominik Hofmann, der sich mit seiner körperlichen Präsenz durchsetzte und im Eins-gegen-Eins gegen den immer wieder unsicheren Schlussmann Kolbe die Ruhe behielt – 2:2! Fast wäre nur zwei Minuten später die Partie fast durch gewesen, wenn nicht Tugay Akbakla zwei Mal sensationell reagiert hätte. Defensiv war es immer noch aufopferungsvoll, was die Mai-Truppe ablieferte, offensiv merkte man aber die schwindenden Kräfte der Heimelf. So war es langsam nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Nürnberg für seine keineswegs überzeugende, aber durchgängig routinierte Spielweise belohnte. So kam Rico Preißinger frei im Sechzehner an den Ball und lupfte das Spielgerät im direkten Duell mit dem Keeper dieses Mal an ihm vorbei ins Netz. Der Favorit führte also nach zähem Kampf. Zwei Minuten später hätte sich der weitere Spielverlauf deutlich verändern können, als eine Freistoßflanke in den Strafraum des FCN segelte und Torwart Sebastian Kolbe vorbeilangte. Der Kopfball von Hofmann verpasste das Ziel aber knapp. So nahm das Spiel seinen Lauf und der Nürnberg legte mit zwei weiteren Treffern nach. Der erste mit dankbarer Hilfe der ansonsten gut organisierten Defensive der Brucker, als Mönius einen langen Ball durchrutschen ließ und Aleksandar Toncic alleine auf Tugay zulaufen ließ. Der Stürmer behielt die Nerven und machte praktisch den Deckel drauf. Den Schlusspunkt setzte dann der eingewechselte Stephan Schreiber, als er eine Toncic-Flanke per Volleyabnahme zum 2:5 einnetzte.
Während die Kräfteverhältnisse im ersten Durchgang noch ziemlich gleich verteilt waren, und Bruck sogar in Führung lag, konnte Nürnberg nie das abrufen, was viele erwartet hatten. Von einer Dominanz des Tabellenführers war lange nichts zu sehen. Zu statisch und ideenlos war das Spiel des großen Favoriten angelegt. Bruck zeigte mit viel Disziplin und Laufbereitschaft, was möglich ist. Im zweiten Durchgang gab es zwar eine eiskalte Dusche, die aber eher erweckend wirkte als schockierend. Der Club hatte nachfolgend immer mehr Kontrolle und setzte sich vor allem aufgrund der stärkeren Physis auch verdient durch. Wenn auch vom Ergebnis her zu hoch.
Spielbericht eingestellt am 24.11.2013 10:13 Uhr