"Ich würde sagen, wir sind gerade bei etwa 70 Prozent!", so Gästetrainer Öczan Karsak, der damit nicht nur auf den einen oder anderen fehlenden Akteur Bezug nahm, sondern auch auf den Trainingsrückstand manches Spielers, der gerade aus dem Urlaub wieder zurückkam. "Wir kennen die Bamberger vom letzten Jahr, sie haben eine starke Mannschaft mit einer guten Mischung aus 99er- und 2000er-Jahrgängen. Sie gehören für mich zu den Favoriten in dieser Spielzeit. Ihr Auftaktsieg beweist das, denn in Ansbach zu gewinnen, ist sicher nicht leicht. Dazu haben sie ein junges Trainerteam, das seine eigenen Ideen einbringt, das tut der Liga gut. Wir wollen die Liga halten, das Hauptaugenmerk liegt in der Ausbildung der jungen Akteure!", erklärte der Baiersdorfer Coach. "Personell stehen wir heute ganz gut da und haben 16 Mann aus unserem 20er-Kader zur Verfügung", so Bambergs Trainer Andreas Baumer zur Personalsituation. Ihm fehlten Luis Te Kloot, Josha Wich, Kadir Öz und Deren Ciray. "Ich konnte die Baiersdorfer bei ihrem ersten Spiel beobachten und hoffe, wir haben nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen des Gegners erkannt", erklärte er im Hinblick auf den Gegner. "Wir wollen nach unserem Sieg im Auftaktspiel unbedingt nachlegen und die drei Punkte holen."
Verfolgt vom Bamberger Robin Renner (li.) treibt der Baiersdorfer Lazar Bajic den Ball nach vorne.
Markus Schütz
Der Plan der im 4-3-3 beginnenden Bamberger war, früh zu pressen, dominant zu sein und den Gegner zu beeindrucken. Das klappte in den ersten Minuten nur bedingt und phasenweise. Baiersdorf war in den Anfangsminuten recht stabil. Auffällig aber hier schon, dass sich gerade über die rechte Seite, die mit dem schnellen Robin Renner besetzt war, immer wieder Räume boten. Aber um dies auszunutzen und in Zählbares umzumünzen, fehlte zum einen teilweise der Mut, um schnell nach vorne zu spielen, zum anderen stoppten ein paar Abseitsstellungen vielversprechende Angriffe. Dennoch war Bamberg das optisch überlegene und aktivere Team. Das sich in der elften Minute auch mit dem 1:0 dafür belohnte, als Max Scheunemann über links geschickt wurde, die Situation sofort erkannte und scharf auf Robin Renner querlegte. Der musste nur noch den Fuß hinhalten und vollendete sicher zur Führung für den FCE. Fast hätte die Heimelf nachgelegt, aber Luis Leisgang klärte für seinen bereits geschlagenen Keeper auf der Linie. Nach und nach kam Baiersdorf besser ins Spiel. Beim einen oder anderen langen Ball auf Stürmer Simon Müller, gerade aber bei Standards strahlte der Gast Gefahr aus. Und er scheiterte nur um Zentimeter am Ausgleich. Als nämlich die Bamberger nach einer abgewehrten Ecke zu zögerlich Druck auf Marcelo Kreissl ausübten - und dessen Abschluss aus 22 Metern an die Querlatte ging. Aber auch Bamberg blieb, wieder über die Kombination Scheunemann/Renner, gefährlich, als die Baiersdorfer nach einem Zuspiel auf die rechte Seite zu spät Zugriff bekamen, Renner aber dann doch noch in höchster Not geblockt werden konnte. In der 36. Minute kamen die Gäste aus Baiersdorf dann zum Ausgleich, als die Innenverteidigung der Bamberger um den aufmerksamen und zweikampfstarken Johannes Ruffer einen Tick zu weit auseinander stand, der lange Ball auf Simon Müller ging und der frei vor dem Bamberger Tor auftauchte und Jonas Schirm im Eins-gegen-Eins keine Chance ließ. Aber die Heimelf hatte die wichtige Antwort noch vor der Pause parat: Nach einer Ecke legte Simon Kollmer auf Silus Bauer ab und der drosch den Ball aus 25 Metern wuchtig mit links unter die Querlatte (2:1, 40.). Dass sie diese Führung mit in die Pause nehmen konnten, war auch dem Glück geschuldet, dass ein Flankenball, der Keeper Jonas Schirm in Bedrängnis durch die Hände rutschte, wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbeiging.
Bedrängt von Gästekapitän Florian Hofmann (re.) bereitet sich der Bamberger Max Scheunemann auf die Ballannahme vor.
Markus Schütz
Zwar startete der FC Eintracht mit einem guten Angriff über Johannes Ruffer und Simon Kollmer, der von den Gästen noch zur Ecke geklärt werden konnte, in die zweite Hälfte. Dann allerdings tat sich in beiden Strafräumen für einige Zeit wenig. Bambergs Coach Andreas Baumer forderte von seiner Mannschaft dann früh und zu Recht ein aggressiveres Nachrücken. Baiersdorf konzentrierte sich zunächst darauf, kompakt zu stehen und ging wuchtig in die Zweikämpfe, wenn die Bamberger in ihre Hälfte kamen. Einen aussichtsreichen Freistoß für die Gäste setzte Niklas Bayreuther aus 17 Metern übers Gehäuse. Dass Bamberg nach etwa einer Stunde wieder zwingender wurde, lag nicht zuletzt auch am eingewechselten Lukas Schneider, der über die linke Seite viel wirbelte und mutig ins Offensivdribbling ging. In der 69. Minute erkämpfte sich der schnelle Max Scheunemann einen Ball im Zentrum und zog aus etwa 20 Metern sofort ab und hämmerte den Ball zur 3:1-Führung rechts oben ins Baiersdorfer Tor. Nach zwei entscheidenden Situationen eine Viertelstunde vor Schluss war die Partie entschieden. Zunächst klärte Bambergs Lucas Horn einen klasse Heber von Simon Müller per Kopf auf er Linie - und beinahe im Gegenzug gab es Strafstoß für die Bamberger, als Robin Renner im Sechzehner von Ian Heller gefoult wurde. Statt 2:3 also die Chance zum Ausbau der Führung. Max Scheunemann trat an und verwandelte sicher zum 4:1. Damit war die Partie entschieden. Die Bamberger legten dann noch zwei sehenswerte Treffer nach. Zunächst besorgte Vlad Saprykin mit einem cleveren Heber das 5:1. Der Treffer zum 6:1-Endstand war über links schön herausgespielt, den Rückpass von Lukas Schneider verwandelte Sandro Dümig trocken. Fast hätte er sogar - nach einem Freistoß aus der eigenen Hälfte eingesetzt - nachgelegt, aber der Ball ging um Zentimeter vorbei. Eine weitere Chance bot sich Max Schünemann auf einen abgewehrten Ball, den er sofort abfasste, aber am überragend haltenden Keeper Alexander Fieber scheiterte. Fieber wäre kurz vor Schluss allerdings machtlos gewesen, als Lukas Schneider auf Sandro Dümig durchsteckte, dessen Abschluss aus zehn Metern allerdings an den Pfosten klatschte. Eine noch höhere Niederlage wäre allerdings für die lange Zeit tapferen Gäste auch des Guten ein wenig zu viel gewesen.
Vorbei an Ian Heller (re.) kann Bambergs Kapitän Simon Kollmer den Ball die Linie entlang spielen.
Markus Schütz
Am Ende war es natürlich ein verdienter Sieg der Bamberger. Dass er so hoch ausfallen würde, danach sah es lange nicht aus. Fast 70 Minuten hielten die Gäste gut mit, brachen nach dem dritten Treffer allerdings ein und ließen dann einige Chancen zu. Die Bamberger dagegen konnten im Verlaufe der zweiten Halbzeit ihr Tempo sogar noch anziehen und belohnten sich für die Korrekturen, die sie nach der Pause im Hinblick auf die Genauigkeit im Spiel nach vorne vornahmen und für eine auf gutem Niveau geschlossene Mannschaftsleistung.
Spielbericht eingestellt am 11.09.2017 13:40 Uhr