Der Spielplan wollte es so, dass es am letzten Spieltag zu einem echten Endspiel um die Meisterschaft kam. Dabei kamen die Tirschenreuther mit zwei Punkten Vorsprung und hatten das Hinspiel mit 2:0 gewonnen. Das galt es für Truppe von Bernhard Meyer, der das Team über mehrere Altersstufen begleitet hat, zu drehen. Zumindest die 75 bisher erzielten Treffer der Waldershofer gaben einen Fingerzeig, dass in der Offensive jede Menge Potential vorhanden ist. Allerdings kamen die Gäste mit der bislang besten Abwehr und konnten den Titel bereits mit einem Remis oder einer knappen Niederlage erringen. Zudem profitierten sie von einer außergewöhnlichen Regel, denn bei Punktgleichheit zählte zunächst die Fairnesswertung - und bei zwei Siegen am Grünen Tisch konnte man sich einfach keine Verwarnungen abholen, so sehr man sich auch bemühte.
Nach der Führung wollte Fabian Pietrzyk (li.) gleich nachsetzen.
Hans-Jürgen Wunder
"Wir wollten gleich aggressiv starten", verriet Gästecoach Stefan Engl. Die erste Gelegenheit hatte zwar der Waldershofer Fabian Dick, der bereits nach wenigen Minuten prüfte er den Gästekeeper mit einem Schuss mit dem Außenriss. Das täuschte allerdings darüber hinweg, dass Tirschenreuth wesentlich präsenter war. Die Oberpfälzer waren giftiger und griffiger in den direkten Duellen und gewannen mehr Zweikämpfe. Und belohnten sich schließlich mit einem Traumtor. Nach einem Diagonalpass sprintete Tim Daubitzer in den freien Raum und drosch das Leder mit dem Spann zum 1:0 (8.) ins rechte Dreieck. Die Gastgeber waren schockiert und fingen sich schnell den zweiten Treffer ein. Nach dem Solo von Julian Haidl und dem halbhohen Schuss konnte TSV-Keeper noch zur Ecke klären. Doch die wurde zu kurz abgewehrt und der aufgerückte Verteidiger Michael Gleißner vollstreckte vom Fünfmetereck zum 0:2 (12.) Das war ein Tiefschlag für die Gastgeber, die eigentlich mindestens mit zwei Toren Differenz gewinnen mussten. Doch davon waren sie nun meilenweit entfernt. "Wir hatten in der ersten Hälfte wenig Bezug zum Spiel und die Gegentreffer waren natürlich Gift für die Moral", räumte der Waldershofer Trainer ein. Während seine Mannschaft bis zur Paus keine nennenswerten Abschlüsse vorweisen konnte, hatte FC-Verteidiger Gleißner nun Freude an seinen Ausflügen nach vorne gefunden. Als kurz vor dem Seitenwechsel eine Ecke in den Strafraum segelte, war er mit dem Kopf zur Stelle - 0:3 (43.). "Wir haben die Tore immer zum richtigen Zeitpunkt geschossen", freute sich Stefan Engl.
Heißes Duell: Timo Schmidt (re.) gegen Tobias Höfler.
Hans-Jürgen Wunder
Es war klar, dass Tirschenreuth das hohe Tempo der ersten Hälfte nicht komplett durchhalten konnte. Aber die Heimelf musste nun fünf Tore schießen und das war in Anbetrachr der bislang gezeigten Leistungen unrealistisch war. Zumal die Gäste schnell nachlegten. Nach Ballgewinn im Mittelfeld legte Fabian Pietrzyk ein starkes Solo hin und bediente Sebastian Reiter, der schier mühelos und flach zum 0:4 (48.) einschoss. Für die Gastgeber sprach, dass sie sich nicht aufgaben und unverdrossen weiterkämpften. Und sogar mehrere Möglichkeiten hatten, das Ergebnis freundlicher zu gestalten. Die beste hatte wohl Leon Friedrich, der erst alleine vor dem Torwart scheiterte und dann seinen Lupfer zu hoch ansetzte. Aber auch Fabian Dick prüfte jetzt Patrick Rahn im SG-Tor, der sich durchaus auszeichnen konnte. Auch, als Nico Vogel nach schöner Kombination flach abzog, aber nicht genügend Wucht hinter seinen Schuss brachte. Die Gäste zollten dem Kräfteverschleiss etwas Tribut, mussten aber auch nicht und haben noch ein ganz wichtiges Spiel vor der Brust. Und zogen erst wieder an, als die Meisterschaft gefeiert wurde - dann aber kraftvoll und voller Energie. "Besser kann es fast nicht laufen", strahlte der Meistertrainer, während sein Kollege Bernhard Meyer anschließend die starke Saison lobte und sein Kapitän Maximilian Waller anfügte: "Es war ja heute nicht alles grottig".
Michael Gleissner (re.) rettet vor dem eingewechselten Mahmoud Nahil.
Hans-Jürgen Wunder
Der Waldershofer Jugendcoach deutete nach der Serie an, dass er noch eine saison macht und sich dann eine Pause gönnt. Davon ist Tirschenreuth meilenweit entfernt, denn nun kommt das Aufstiegsspiel gegen den Nordvertreter, die SG Höllental, in Röslau. "Die kenne ich überhaupt nicht. Das wäre bei Hof West anders gewesen, gegen die wir in der Vorbereitung gekickt haben." Sollte es mit dem Aufstieg klappen, fürchtet er sich nicht. "Wir verlieren nur drei Mann und es kommen gute Leute aus der B-Jugend nach."
Spielbericht eingestellt am 24.06.2023 22:41 Uhr