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Artikel veröffentlicht am 09.03.2018 um 20:00 Uhr

Regensburg antwortet sportlich: Sind Türkspor-Spieler "Futsal-Deutsche"?

Die Qualifikationspartie zum Achtelfinale der Deutschen Futsal-Meisterschaft zwischen Jahn Regensburg Futsal und Türkspor Nürnberg (Sonntag 16 Uhr, im fussballn.de-LIVE-TICKER) erlebte schon während der gesamten Woche ein Vorspiel hinter den Kulissen. Fraglich blieb die Regelung beim Einsatz von mehr als drei Nicht-EU-Ausländern. Für die Lösung sorgte aber nicht der Verband, sondern der Sportsgeist des Jahn.

Von Marco Galuska

Unter türkischer Flagge. Das Thema der Nationalitäten der Spieler beschäftigte im Vorfeld des Futsal-Spiels in Regensburg auch den DFB.

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Der Jubel über den Sieg beim Süddeutschen Futsal-Cup war kaum verstummt, da begann erst so richtig die Arbeit für Türkspor-Abteilungsleiter Fatih Köseoglu. Früh am Morgen kam am Montag die Mail vom Süddeutschen Fußballverband mit den Durchführungsbestimmungen zum Entscheidungsspiel um die Teilnahme an der Deutschen Futsal-Meisterschaft. Der Termin (Sonntag 16 Uhr) und Austragungsort (Sporthalle Regensburg Nord) waren da bereits gefunden. Im §5 Absatz 4 aber steckt die Hürde, die es zu nehmen gilt: Maximal drei Nicht-EU-Ausländer dürfen sich im 14er-Kader für das Spiel befinden, es sei denn, es handelt sich um Vertragsspieler.

Zehn Nicht-EU-Ausländer

Für Türkspor Nürnberg würde das bedeuten, nur vier der am vergangenen Wochenende 14 Akteure wären von der Regelung nicht betroffen gewesen. Acht Türken, der Serbe Mustafa Jasarevic und der Kubaner Richard Vidal wären unter das Kontingent der Nicht-EU-Ausländer gefallen. Das Erfolgsteam wäre auf einen Schlag halbiert gewesen.

Die Neuregelung, die künftig auch in der Futsal-Regionalliga gelten soll, hat gerade aber auch den Gegner Jahn Regensburg getroffen. Bestand das Team beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft noch überwiegend aus Brasilianern, so musste aufgrund der neuen Statuten ein Umdenken bei den Oberpfälzern her. Mittlerweile überwiegen die deutschen Futsaler beim Jahn, der aber weiterhin vom brasilianischen Spielertrainer Lucas Kruel angeführt wird. Mit Alberto Rodriguez Fernandez konnte man kurzfristig einen Spanier aus Ingolstadt verpflichten und mit Alexander Weber noch einen Last-Minute-Transfer verbuchen.

Klare Regelung für Futsal fehlt (noch)

Doch zurück zu Türkspor: "Es ist eigentlich ein Unding, wenn Spieler, die ihr lebenlang in Deutschland Fußball gespielt haben, plötzlich ausgeschlossen werden sollen", wollte sich Fatih Köseoglu mit der Regelung nicht abfinden und wurde in der DFB-Spielordnung fündig. Unter § 12a, Abschnitt 5.1. ist definiert, welche Sonderregelung für Nicht-EU Ausländer gilt ("Diese Bestimmung gilt nicht für sogenannte Fußballdeutsche. Fußballdeutscher ist, wer die letzten fünf Jahre, davon mindestens drei Jahre als Juniorenspieler, ununterbrochen für deutsche Vereine spielberechtigt war.").

Abteilungsleiter Fatih Köseoglu (rechts) durfte sich am Freitagabend doch noch freuen. Türkspor Nürnberg wird am Sonntag wieder aus dem Vollen schöpfen können, vor allem weil sich der Gegner sportlich fair gibt.

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So weit, so gut. Doch gilt diese Regel auch für Futsal? Köseoglu fragte beim DFB an und dort musste man feststellen, dass es eben noch keine genaue Regelung für diesen Fall gibt. Nachdem Köseoglu darauf hinwies, dass man ja schon für das kommende Spiel eine solche Entscheidung benötigen würde, zeigte man sich überrascht. Auf die Schnelle konnte keine hundertprozentige Lösung gefunden werden. Und bei Türkspor blieb unter der Woche ein Fragezeichen, ob die Ausländerregel der "Fußballdeutschen" auch im Futsal gilt.

Regensburg mit toller sportlicher Geste

Aus der Bredouille hilft dem Verband nun eine Erklärung der Regensburger, die nach Rücksprache mit dem SFV am Freitagabend erklärten, dass man auf einen etwaigen Einspruch verzichten würde: "Die Regensburger haben gegenüber dem Süddeutschen Fußballverband versichert, dass man sich eine sportliche Lösung wünscht und keinen Protest einlegen wird, sofern wir mit mehr als drei Nicht-EU-Ausländern antreten", erklärt ein erleichteter Türkspor-Abteilungsleiter. Der Jahn und Türkspor sind dabei gleichermaßen verärgert über den Verband. Umso mehr loben die Nürnberger nun den Gegner vom Sonntag: "Wir wären auf alle Fälle mit der besten Mannschaft nach Regensburg gefahren, auch wenn die Situation einen Beigeschmack gehabt hätte, so aber bedanken wir uns ausdrücklich beim Jahn für so ein sportlich faires Verhalten."

Großer Respekt für Türkspor - Caglar und Yumak fraglich

Unter jenen Voraussetzungen stehen die Chancen nun für die Nürnberger auf einen erneuten Coup in Regensburg nicht schlecht - auch wenn Berkan Caglar und Oktay Yumak voraussichtlich ausfallen werden. Denn Regensburg dürfte bei weitem nicht mehr mit jener Dominanz zu erwarten sein, welche die brasilianischen Ausnahmekönner als Deutscher Meister 2017 aufs Parkett zauberten.

Türkspor indes hat eindrucksvoll gezeigt, wie gut sie Futsal mittlerweile verinnerlicht haben. "Wenn wir nicht 100 Prozent am Sonntag geben und zu unserem Spiel finden, haben wir keine Chance", adelt Kruel auf der Facebook-Seite der Jahn-Futsaler den Türkspor-Auftritt aus der Vorwoche. Sollten die Nürnberger nun tatsächlich auf dem Parkett die Nase vorn haben, so darf man auch Köseoglu einen entscheidenden Anteil zuschreiben. In jedem Fall dürfte sein Einsatz und das Fair Play der Regensburger Verantwortlichen Vorbild für die Spieler am Sonntag sein.