Trainer Thorsten Büttner stand zu Beginn der Sommerpause anpfiff.info für ein abschließendes, ausführliches Meisterinterview zur Verfügung.
Herr Büttner, wenn wir am 9. September 2018, als Sie gerade in Reiterswiesen das dritte der ersten sechs Partien verloren hatten, tröstend gemeint hätten: "Das macht doch nichts, Ihr werdet eh noch Meister!" - wie hätten sie damals reagiert?
Thorsten Büttner: „Sind Sie Sportreporter oder schreiben Sie für die Gebrüder Grimm?“
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Zur Winterpause waren es fünf Punkte Rückstand auf Wollbach und Sulzthal. Im großen Pausen-Interview mit anpfiff.info äußerten Sie sich im Winter folgendermaßen: "Die Zielsetzung bleibt die Gleiche wie zu Saisonbeginn, also ein einstelliger Tabellenplatz. Alles darüber hinaus ist eine wohltuende Zugabe." Wie wohltuend ist die Meisterschaft, die dabei nun herauskam?
Thorsten Büttner: Das ist das absolute Maximum an Erfolg und macht mich wahnsinnig stolz, daher fühlt es sich aktuell an wie der Weltmeistertitel (grinst). Es ist einfach unglaublich, dass es uns gerade in dieser Saison geglückt ist. Denn zeitgleich haben mehrere mir gut bekannte Trainerkollegen auch die Meisterschaft mit Ihren Vereinen geholt oder sind aufgestiegen: David Böhm mit dem FC Westheim, Stefan Nöthling mit der DJK Hirschfeld, Christoph Weeth mit dem TSV Ettleben/Werneck, Alexander Schott mit dem FC Rottershausen, David Fleischmann und Jens Rumpel mit der SG Untereisenheim über die Relegation und zu guter Letzt mein Trauzeuge Adrian Gahn mit meinem Zweitheimatverein FT Schweinfurt. Für ihn freut es mich besonders, weil bei all seinen bisherigen Trainerstationen der große Erfolg ausblieb und ausgerechnet mit unserer FTS steigt er zweimal in Folge als Meister auf und ist wieder zurück in der Landesliga …und da gehört die FTS auch hin. Wahnsinns-Geschichte!!!
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Ab Mitte September verloren Sie keine Partie mehr, holten 46 von 54 möglichen Punkten. Kann man diesen Höhenflug mit wenigen Sätzen begründen?
Thorsten Büttner: Nach der Vorrunde haben wir gemerkt, dass mehr drin sein kann als nur der aktuelle 3. Platz. Dementsprechend hoch war bei jedem Einzelnen der Wille und die Bereitschaft MEHR zu tun! Das sah dann wie folgt aus: Für die Spiele am Wochenende wurden berufliche Entfernungen von bis zu 500 km überwunden sowie berufliche Einsätze getauscht, verlegt oder Urlaub genommen. Die spielberechtigten Jugendspieler haben die Doppelbelastung (Samstag U19 und Sonntag erste Mannschaft) mit vollem Einsatz abgearbeitet. Benötigte Spieler aus der zweiten Mannschaft sind bei Ihren Einsätzen für die erste über sich hinausgewachsen. Mehrere Offensivspieler der ersten Mannschaft haben sich in Sachen Vorlagen und Tore immens gesteigert. Die Winterneuzugänge Dominik Vierheilig und Dominik Metzler haben unsere dünnen Kader zusätzlich verstärkt. Der Trainer hat dann auch seine Teil dazu beigetragen, indem mit Beginn der Saison auf eine defensivere Formation umgestellt wurde (grinst). Dies spiegelte sich nicht nur mit ca. 35% weniger Gegentoren im Vergleich zur Vorsaison wider, sondern auch im Offensivbereich mit ca. 30% mehr erzielten Toren.
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Das 7:0 in Windheim bei der SG Morlesau bedeutete die vorzeitige Meisterschaft. Ist´s der einzige Makel der Rückrunde, dass Sie nicht zuhause feiern konnten?
Thorsten Büttner: Das ist definitiv kein Makel …wir haben nur unsere Pflichtaufgabe erfüllt. An dieser Stelle bedanke ich mich nochmal bei der SG Eintracht Oberleichtersbach, sozusagen unsere unglücklichen Meistermacher, da die Mannschaft trotz 1:0-Sieg gegen Sulzthal auf Grund des unerwarteten Sieges des BSC Lauter in Brückenau direkt abgestiegen ist. Der einzige Makel der Rückrunde war das 2:2 im Heimspiel gegen den TSV Reiterswiesen.
Wie lief die sponate Fete dann ab an diesem 12. Mai?
Thorsten Büttner: Zahlreiche Bierkästen in Windheim vernichtet, den Biervorrat an „unserer“ Hammelburger Stamm-Tankstelle stark reduziert und anschließend bis früh um 5:42 Uhr die Bierleitungen des Oerlenbacher Sportheims geleert bei immer wieder kehrenden Schlachtgesängen.
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Und die ganz große Feier, wie war die?
Thorsten Büttner: Im wahrsten Sinne des Wortes war es eine GROSSE Meistrrrrrr-Feier (lacht laut). Drei Tage lang haben wir durchgehalten, die meisten haben sich schon vorab eine Woche Urlaub genommen. Mit dem torreichen 5:3 Heimsieg gegen Bad Brücknau wurden die Weichen auf "Vollgas in der dritten Halbzeit" auch gleich richtig gestellt. Jeder einzelne Spieler wurde dann von der großen Fanmasse per Bauchrutscher gefeiert. Anschließend kam die örtliche Musikkapelle und spielte den Meistermarsch. Danach ging´s mit dem Traktor samt Anhänger durch´s Dorf und zur Gratulation ins benachbarte Rottershausen. Zurück im Sportheim wurde dieser dann auf ganz ganz links gekreppelt und natürlich hat fast die komplette Mannschaft im Mehrzwecksraum des Sportheim übernachtet. Sektfrühstück am Morgen und anschließender Fußmarsch zum Rathaussturm in Oerlenbach sind dann die nächsten Programmpunkte gewesen. Der im Urlaub verweilende Bürgermeister Franz Kuhn wurde mehr oder weniger gezwungen vorbeizukommen, um eine Meisterschaftspressekonferenz im voll besetzten Sitzungssaal mit uns abzuhalten - natürlich mit anschließendem Sektempfang auf, neben und unterhalb des Rathausbalkons. Die Leerfahrt des Schulbuses war glücklicherweise unsere Eintrittskarte für ca. 30 Personen nach Bad Kissingen, wo wir direkt das Terrassenschwimmbad gestürmt und den Hefeturm geentert haben. Der abendliche Ausklang fand in einer Bad Kissinger Lokalität bis in die frühen Morgenstunden statt. Nach Stärkung im örtlich ansässigen Fastfood-Laden ging´s zurück in den Sportheim nach Oerlenbach ... für mich aber nach Hause, ich war einfach "dürr" (lacht wieder)! Ein kleinerer Kreis von ca. 10 bis 15 Personen hat dann am Dienstag dafür gesorgt, dass es im Sportheim wirklich kein Bier mehr gab - und somit war es ein Grund mehr, bei unserem Ebenhäuser Spotheimwirt "Lazarus" die noch offenen 10 Maß Freibier zu vernaschen (grinst). Irgendwann am Mittwoch früh um 3.43 Uhr kam dann die letzte Nachricht in unsere SG-Fußball-Gruppe mit einem Foto der letzten Überlebenden...
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Schade, dass der TSV Wollbach sein Relegationsspiel gegen die SG Urspringen/ Sondheim nicht gewinnen konnte? Waren Sie in Unterweißenbrunn vor Ort?
Thorsten Büttner: Richtig, ich hätte Wollbach auch gern in der Kreisliga gesehen …schließlich haben wir in den letzten zwei Jahren keines der vier Begegnungen gewinnen können und das hätten wir gern nachgeholt (lacht). Mal im Ernst: In Wollbach wird der Fußball gelebt und das gefällt mir sehr gut. Bei den Auswärtsspielen sind viele Fans dabei und es liegt definitiv näher als Urspringen/Sondheim. Ich bin bei dem Spiel leider nicht vor Ort gewesen, da ich einen wichtigen privaten Termin hatte.
Haben Sie ein bisschen Mitleid mit den Sulzthalern, die erst so stark waren und dann so großes Verletzungspech hatten?
Thorsten Büttner: Absolut! Ich fühle da hautnah mit, denn in der letzten Saison erging es uns ähnlich. Einige verletze Spieler und beruflich bedingte Ausfälle, zudem hatten wir viele angeschlagene Spieler, die nicht Ihre 100% abrufen konnten und das reicht dann meistens leider nicht. Das ist bitter, wenn man über so einen langen Zeitraum die Liga angeführt hat. Auf diesem Wege wünsche ich dem VfR und seinem Trainer für die kommende Saison den großen Erfolg ohne Verletzungen.
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Wir wissen ja, dass Fußball ein Teamsport ist und dass auch in Oerlenbach/ Ebenhausen die Mannschaft der Star ist. Aber trotzdem unsere Bitte: Ohne welche drei - von uns aus auch fünf - Spieler oder Menschen im Umfeld wäre der Erfolg in dieser Saison gar nicht möglich gewesen?
Thorsten Büttner: Ja, genau. Es ist Mannschaftssport und genau das predige ich auch immer wieder. Aber gut, dann nenn ich einfach mal fünf Personen mit Begründung.
Joachim Hofmann: Er hat sich in den letzten drei Jahren in seiner Persönlichkeit und Effektivität extrem weiterentwickelt. Er wurde interner Torschützenkönig mit 15 Toren und hat dabei noch 23 Vorlagen in 20 Einsätzen gemacht.
Dominik Röhner: Ein erfahrener, intelligenter und technisch hervorragender Fußballer, der in dieser Saison Traumpässe geschlagen und Traumtore geschossen hat. Aus diesem Grund belegt er auch den internen Platz zwei in Sachen Tore und Vorlagen.
Sandro Cazzella: Ein spezieller und mitteilungsbedürftiger Typ, der nicht einfach zu handhaben ist (grinst). ABER: Fußballerisch ganz groß – Spielverständnis und Technik. Das Sonderlob ist allerdings dafür, dass er auf der ungeliebten Position des Innenverteidigers eine überragende Saison gespielt hat. Er hat sich sozusagen für die Mannschaft und den Erfolg geopfert oder besser opfern lassen …sehr zur Freude des Trainers.
Yannic Franz: Er ist sozusagen der „Wingman“ (wie damals beim Film-Hit Top Gun) von Jo Hofmann, also die Absicherung unseres Tor- und Vorlagenkönigs. Trotz defensiver Ausrichtung mit geschätzt 90% gewonnenen Zweikämpfen war er annährend bei jedem Angriff vorne mit dabei um im nächsten Moment wieder die Grenze zu unserem Tor zu sichern.
Alexander Müller: Kapitän, Antreiber und mein Schwager (schmunzelt). Er hatte mit seinem Hausbau und beruflich starker Auslastung wenig Zeit die Trainingseinheiten zu absolvieren, aber war in jedem Spiel das Vorbild für Kampf, Siegeswille und kompromissloses Verteidigen - bis an die körperliche Grenze und noch weiter.
Die SG Oerlenbach/ Ebenhausen grüßt als neuer Meister der Kreisklasse Rhön 1.
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Sie selbst haben mit Ihren 42 Jahren 17 Mal mitgespielt und sogar zwei Tore erzielt. Reizt Sie nun auch persönlich die Kreisliga?
Thorsten Büttner: Wir haben einen großen Kader und da muss/möchte ich eher die Spieler einsetzen, welche die fußballerische Zukunft noch vor sich haben. Trotzdem ist der Fußball meine Leidenschaft - und wenn ich der Mannschaft als Spieler sportlich weiterhelfe, dann werde ich auch auflaufen.
Auf welche Spiele eine Etage höher freuen Sie sich am meisten?
Thorsten Büttner: Zum einen die Derbys gegen Rottershausen, Rannungen und eventuell auch gegen Ramsthal, sofern mein Heimatverein wieder in die Kreisliga Rhön wechselt. Zum anderen auf mögliche Busfahrten zu manchen Auswärtsspielen tief in der Rhön und auf das Samstagsspiel in Reichenbach. Hier Grüße an Johannes Katzenberger.
Gegen zwei: Matthias Dees von der SGOE gegen die beiden Sulzthaler Benedikt Jammers und Luca Hartmann.
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Gibt´s personelle Kaderbewegungen?
Thorsten Büttner: Zur Winterpause wechselten bereits Dominik Vierheilig und Dominik Metzler zu uns, beide haben in Feierlaune einen Bierdeckelvertrag bei der SG OE unterschrieben …und glücklicherweise Wort gehalten (lacht). Zur neuen Saison ist schon wesentlich mehr Bewegung im Kader: Sturmersatz für Matthias Dees wird Timo Schmitt von der TSVgg Hausen, die Innenverteidigung wird Nico Limpert vom FC Bad Kissingen verjüngen und verstärken. Dazu kommen aus unserer U 19 zehn (!) weitere Spieler hinzu – vom Torwart bis zum Stürmer: Felix Bengl, Kai Duda, Daniel Erhard, Julian Jorzig, Philip Jorzig, Denis Justus, Max Morchutt, Mützel Moritz, Noah Pentenrieder und Konstantin Schenk.
Wir danken für das Gespräch und wünschen alles Gute!
Thorsten Büttner: Danke - und wir sehen uns am 30.06.2019 beim Erdinger Meistercup in Hammelburg.
Für die tollen Jubelfotos bedankt sich anpfiff.info bei Stefanie Büttner.