Meisterportrait TSV Gochsheim: Ein einziger Kratzer im nagelneuen Sportwagen - anpfiff.info
TSV Gochsheim 
Kreisliga 2 Schweinfurt - männlich, Erwachsene - Saison

Artikel veröffentlicht am 17.06.2016 um 06:00 Uhr
Meisterportrait TSV Gochsheim: Ein einziger Kratzer im nagelneuen Sportwagen
Der TSV Gochsheim wurde heuer vor dem FC Bayern München Meister. Und schoss mehr Tore, verlor seltener, spielte weniger unentschieden. Wer bitte ist Pep Guardiola? Dominik Ruh heißt neben Stefan Riegler der Erfolgscoach des TSV - und der kommt deshalb bei dieser Meisterstory ausführlich zu Wort.
Von Michael Horling
Der TSV Gochsheim ist Meister der Kreisliga 2.

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUR MEISTERSCHAFT!

Dominik Ruh
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Herr Ruh war das unterm Strich eine sensationell gute Runde der Gochsheimer?
Dominik Ruh: Das kann man wohl genauso sagen. Eine Runde, die in meiner Laufbahn die damalig auch sensationelle Meisterschaft mit dem TSV Mühlhausen in der Kreisliga SW1 noch toppen kann. Da waren wir, soweit ich mich erinnern kann, vier Spieltage vor Schluss Meister und verloren zweimal bei 96:27 Toren. Auch für den TSV Gochsheim ist das eine Ausnahmesaison, die es so noch nicht gab und es wohl vermutlich nicht so schnell wieder geben wird.

Hat sich die Mannschaft im Vergleich zu Platz drei in der Vorsaison nochmals gesteigert?
Dominik Ruh: Definitiv. Die Neuzugänge Sprenger, Greulich und Baumann - er spielte nur die Hinrunde, war beruflich in der Rückrunde nicht verfügbar - sowie Bartsch in der Rückrunde schlugen sofort ein und verstärkten unser Team erheblich. Insgesamt war die noch sehr junge Mannschaft einfach auch ein Jahr weiter und reifer. Außerdem lernten die Jungs aus ihren Fehlern im letzten Jahr und wir kamen nach einer wesentlich besseren Rückrundenvorbereitung sofort wieder in Schwung.

Wenn Sie sich die drei besten Pflichtspiele ausuchen müssen: Welche waren das - und warum?
Dominik Ruh: Wenn es um die fußballerisch besten Spiele geht, muss ich sagen, es waren beide Spiele gegen Sand. Im Hinspiel lieferten wir ein ausgezeichnetes Match. Zur Halbzeitpause stand es noch 1:1. Dann kam der Doppelschlag kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit. Kummer und Grabarac schossen uns 3:1 nach vorne, ehe Meusel dann mit 4:1 den Endstand herstellte. Im Rückspiel erwartete uns auf dem neuen Kunstrasen der Sander eine Heimmannschaft, die sich taktisch wie auch kämpferisch ausgezeichnet präsentierte und eigentlich zur Halbzeit hätte führen muss. Es war ein insgesamt sehr ausgeglichenes Spiel auf Messers Schneide, das absolut Bezirksliga-Niveau hatte. Am Ende gingen wir mit 1:0 als Sieger vom Platz, weil Sand seine Chancen liegenließ und wir uns in der zweiten Halbzeit deutlich steigern konnten. Einziger Torschütze war Daniel Meusel, der nicht nur die meisten Tore schoss, sondern auch sehr oft die wichtigsten. Das dritte Spiel, das mir einfällt, war sicherlich nicht unser bestes, aber das spannendste und unglaublichste. Der TSV Gochsheim zu Gast in Sennfeld. Eine schon totgeglaubte Heimmannschaft kämpft sich in der zweiten Hälfte der zweiten Halbzeit zurück ins Spiel und erzielt sogar kurz vor Schluss noch das 2:2. Zum Zeitpunkt des Anstoßes war dann eigentlich kollektives Kopfhängen angesagt und wir waren die „Totgeglaubten“. Nicht aber Daniel Meusel. Der sprintete nach dem Anstoß einfach mal nach vorne und knallte das Ding zum Siegtreffer rein. Unglaublich fantastisch.

Riesenchance für Gochsheim vor dem Fuß des FTS-Keepers: Nico Kummer (rotes Trikot) hatte sich gegen den Schweinfurter Henry Stenzinger durchgesetzt.
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Ärgern Sie sich noch über die einzige Niederlage beim TV Haßfurt?
Dominik Ruh: Diese Niederlage hat mich sehr lange richtig genervt, vor allem die Entstehung und wie es dann dazu kam. Es ist schon hart, wenn man nicht auf dem durchaus bespielbaren Hauptplatz und auch nicht auf dem gut bespielbaren Nebenplatz kicken darf, um dann auf einem dritten Platz ein Punktspiel zu bestreiten, der den Namen Fußballplatz nicht verdient. Danach passte alles, die destruktive Spielweise der Gegner und eine nicht gerade brillante Schiedsrichterleistung, ein nicht anerkanntes Tor in der ersten Halbzeit und ein verwehrter Elfmeter kurz vor Schluss. Trotzdem hätten wir in der Lage sein müssen, das Spiel zu gewinnen und letztendlich hat der Gegner alles richtig gemacht und konnte den gewünschten Erfolg einfahren. Diese Niederlage war wie der erste große Kratzer in einem nagelneuen Sportwagen. Aber auch den vergisst man irgendwann. Es ist ja der einzige geblieben....

Was hat gefehlt beim einzigen Remis zu Hause gegen Prappach?
Dominik Ruh: Eigentlich nur ein bisschen Glück. Chancen hatten wir genug, das Spiel war an sich gar nicht so schlecht. Wir mussten nur zum ersten Mal einem 0:1 hinterherlaufen und irgendwie war deren Tor wie vernagelt. Letztendlich waren wir froh, dass wir überhaupt noch den Ausgleichstreffer erzielen konnten.

Haben Sie bei der Pokalniederlage gegen die FT Schweinfurt einen Vorgeschmack darauf bekommen, was den TSV in der Bezirksliga erwartet? Oder haben Sie bei den Pokalsiegen gegen Wiesentheid, Oberschwarzach und Geesdorf genügend gezeigt, dass Gochsheim Bezirksliga kann?
Dominik Ruh: Sowohl als auch. Wir haben gezeigt, dass wir durchaus Bezirksliga-Niveau haben. Wir haben aber auch gezeigt bekommen, dass die Bezirksliga eben eine andere Hausnummer ist, Fehler natürlich viel schneller bestraft werden und sind schwerer auszubügeln.

Zweikampf zwischen dem Schweinfurter Cem Karasu (links) und dem Gochsheimer Stefan Greulich.
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Haben sich Ihre Gochsheimer denn auch bei den Feierlichkeiten als echte Meister herausgestellt?
Dominik Ruh: Durchaus. Immerhin feierten wir nach dem Sieg gegen den Jahn Schweinfurt ausgiebig die Meisterschaft. Dann wurde die vorzeitige Meisterschaft mit der zweiten Mannschaft gefeiert und am Ende ganz offiziel beide Meiterschaften. Ehrlich gesagt hatte man manchmal den Eindruck, dass einige den Abschaltknopf vom „Meisterschaftsfeiermodus“ gar nicht mehr gefunden haben. Der „Zustand“ mancher Spieler kurz vor Anpfiff der  letzten Spiele war schon das ein oder andere Mal bedenklich (lacht). Wir haben immer gefragt, ob es nicht jemanden gibt, der heute vielleicht lieber mal auf der Bank sitzen möchte, aber die Jungs wollten unbedingt kicken. Unser Motto war: “Wenn wir euch auf dem Platz nicht ansehen, wie die letzte Nacht verlaufen ist, ist es uns jetzt ausnahmsweise mal egal.“ Wir wollten aber die verbliebenen Spiele unbedingt noch gewinnen, und das haben wir aber auch geschafft.

Was muss Ihre Mannschaft während der Vorbereitung noch lernen im Hinblick auf die neue Liga?
Dominik Ruh: Sehr, sehr viel. Vor allem aber Geduld und Vertrauen in die Taktik, die Stefan und ich wählen werden. Auch da müssen wir flexibler werden. Zu oft kennen die Jungs nur den Weg nach vorne und wissen nicht mehr weiter, wenn dieser Weg verbaut ist. Daran müssen wir unbedingt arbeiten.

Der TSV Gochsheim ist Meister der Kreisliga 2.
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Wieviele Tore trauen Sie den Meusels, Kummers, Sprengers eine Etage weiter oben zu?
Dominik Ruh: Alle drei sind in der Lage, ein Wörtchen bei der Vergabe der Torjägerkrone mitzureden. Es hilft aber andererseits manchmal auch nichts, denn vor zwei Jahren stiegen wir mit Daniel Meusel ab, der mit Jens Rumpel bester Torschütze in der Bezirksliga war.

Wer kommt, wer geht, wie sieht der neue Kader aus?
Dominik Ruh: Wie letztes Jahr bleiben wir komplett zusammen. Der eine oder andere muss aus schulischen oder beruflichen Gründen mal etwas kürzer treten, aber das kriegen wir hin. Wir bleiben bei den Neuzugängen unserer Linie treu. Mit Andi Schubert aus Röthlein und Christian Bickel von Zell-Weipoltshausen wechseln Spieler zu uns, die bereits in der Jugend hier gekickt haben. Manu Zweiböhmer vom FC Geesdorf ist ein Gochsheimer, der den Weg zu uns zurück gefunden hat. Allein Robert Bauer vom Jahn Schweinfurt kam von sich aus auf uns zu und möchte bei uns einen Sprung nach vorne machen und Bezirksliga spielen. Er ist ehrgeizig und passt charakterlich in die Truppe und bekommt bei uns diese Chance.

Erfolgreicher Zweikampf von Alexander Kestel (re.) gegen Jonas Heimrich.
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Was trauen Sie dem Team in der Bezirksliga zu?
Dominik Ruh: Dieser Mannschaft kann man sehr viel zutrauen, wenn sie jetzt auch mentale Stärke beweist. Wie werden wir bei Rückständen reagieren, wie wenn mal das eine oder andere Spiel hintereinander verloren wurde? Es werden viele neue Situationen entstehen, die wir so im letzten Jahr einfach nicht hatten, weil es einfach gelaufen ist, das aber verdientermasen. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir im Pokalfinale bekommen. Da war dann der Druck da, den wir in den Spielen vorher nicht hatten. Da wären wir halt gegen einen Bezirksligisten ausgeschieden und das wäre nicht schlimm gewesen. Aber das Endspiel ist eine andere Sache und ausgerechnet da verliert man dann, gegen eine Mannschaft, die sicherlich nicht besser war als wir, nur einfach cleverer und glücklicher. Und das wird in der Bezirksliga auch passieren, wenn wir nicht schnell aus Fehlern lernen.

Wie wichtig ist es, dass der Unterbau nun in der Kreisklasse spielt und dass es nun gar eine dritte Mannschaft gibt?
Dominik Ruh: Sehr wichtig, da einige Spieler aufgrund der Größe des Kaders jetzt sicherlich immer wieder auch in der Zweiten spielen müssen. Und dann auch Spieler der Zweiten in der Dritten. Da ist es schon wichtig eine Reserve zu haben, die in der Kreisklasse spielt und auch eine dritte Mannschaft zu haben, damit so viele Spieler als möglich Spielpraxis haben.

Sennfelds Christopher MacNeil attackiert den Gochsheimer Daniel Meusel.
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Vier verschiedene Torhüter kamen während der Runde zum Einsatz, der Kader der ersten Mannschaft umfasst offiziell gar sieben Keeper. Gut wegen der Auswahl - oder fehlt Ihnen eine feste Nummer eins?
Dominik Ruh: Gut wegen der Auswahl. Denn klare Nummer eins ist Jan Deppert, und der steht, wenn er nicht beruflich verhindert oder verletzt ist, auch immer zwischen den Pfosten. Er ist der ein absolut verlässlicher Hinterhalt und regelmäßig beim Training. Mit Max Meder, Marco Kuhn und Andreas Bäuerlein haben wir drei weiter absolute Topkeeper als backups, die allerdings nicht trainieren können oder wie Marco jetzt Alte Herren spielen, aber trotzdem bei jedem Spiel in Form waren. Würden allerdings alle vier regelmäßig zum Training kommen und um den Platz in der Ersten kämpfen, hätten wir denke ich ein Problem. Hinzu kommt mit Marco Haberbusch noch der etatmäßige Keeper der zweiten Mannschaft, der aber in diesem Jahr auch nicht unbedingt ein Trainingsweltmeister war.

Steht das Vorbereitungsprogramm bereits? Wann geht es los, gegen wen testen Sie?
Dominik Ruh: Das steht natürlich schon lange. Es geht am 20.06. los. Gespielt wird zum Beispiel gegen Schwebenried/Schwemmelsbach, Buchbrunn-Mainstockheim, beim Erdinger Cup, bei einem Turnier zum 70-jährigen Jubiläum des SV Sömmerdorf, auch zur 70. Jahrfeier des SC Hesselbach sind wir geladen, um dort gegen eine Auswahl Hesselbachs zu spielen, SG Sennfeld und TSV Essleben heißen weitere Gegner, bevor es dann am Wochende des 30.07. um Punkte losgeht.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute!

Gochsheims Keeper Jan Deppert prallte mit Knetzgaus Benedikt Faber zusammen.
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Tabellenplatzierung

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Tabellenverlauf


Top-Torschützen


Top-Vorlagengeber


Team in Zahlen

Spiele
28
Spiele gewonnen
26
Spiele unentschieden
1
Spiele verloren
1
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Zu-Null-Spiele
14
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
1
Tore gesamt
102
Verschiedene Torschützen
14
Eigentore
2
Elfmetertore
4
Gelbe Karten
37
Gelb-rote Karten
2
Rote Karten
1
Eingesetzte Spieler
24
Zuschauer
1790
Zuschauerschnitt
127

Torbilanz nach Minuten


Serien

Am längsten ungeschlagen
02.08.2015 - 17.04.2016
23 Sp
67 Pkt
87:12 Tore
Die meisten Siege in Folge
02.08.2015 - 25.10.2015
12 Sp
36 Pkt
58:7 Tore
Zuhause ungeschlagen
seit 02.08.2015
14 Sp
40 Pkt
55:5 Tore
Auswärts ungeschlagen
09.08.2015 - 15.04.2016
12 Sp
36 Pkt
44:8 Tore

Spieler-Bilanz

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