Nicht, dass er es seiner Elf nicht zugetraut hätte. Im Gegenteil. "Wir hatten die nötige Konstanz, die uns in den Vorjahren hin und wieder abging" sagt der Meistertrainer heute. Nur war der Druck brutal. "Wir haben ja ganz klar das Ziel Aufstieg ausgegeben" so Hannes Mahr. Eine gewagte These in einer Liga, die während der Runde noch stärker war als vorher schon vermutet.
Neue Prioritäten in Oberpreuschwitz
In seiner fünften Saison beim ASV änderte sich die Grundphilosophie der Blau-Weißen aufgrund einer einzigen Personalie maßgeblich. Mit Paul Konov verließ der unumstrittene Führungsspieler der Oberpreuschwitzer den Club, suchte die neue Herausforderung beim ATS Kulmbach in der Kreisliga. "Wir waren nach seinem Abgang plötzlich nicht mehr abhängig von einem einzigen Mann" beleuchtet der Coach die Gesamtsituation. Nicht ohne zu verhehlen: "Einer wie Paul ist für jeden Trainer Gold wert." Konov ist derjenige, der in der Zentrale die Bälle erobert, sie mit einer niedrigen Fehlpassquote offensiv verarbeitet und als I-Tüpfelchen auch noch Torgefahr ausstrahlt. Soll heißen: Oberpreuschwitz hatte drei auf einen konzentrierte Fähigkeiten zu ersetzen. Das geringste Problem war dabei der defensive Part. Schließlich konnte Hannes Mahr mit Dominik Brendel einen der stärksten Manndecker im Spielkreis locken. Der 28jährige überzeugte auf der Innenverteidigerposition zusammen mit Michael Kühnlein. "Wir konnten in dem Jahr konstant an der Viererkette festhalten" so Mahr über den größten Bonus der Brendel-Verpflichtung. In den Jahren vorher wechselte er immer wieder zwischen Kette und Libero - personellen Sorgen geschuldet. "Mit Domi hatten wir die Konstante im Defensivbereich" lobt Mahr - der aber auch sagt: "Er kann noch eine Schippe drauflegen." Dann galt es noch den Part des spielstarken Abräumers Konov zu ersetzen. Auch das gelang: Mit Albert Begu vom TSV Bindlach erhielt die kosovarische Fraktion beim ASV qualitativ überragende Verstärkung. Er avancierte in der Zentrale zum Dreh- und Angelpunkt der Operpreuschwitzer. Und Part drei? Der des Torschützen Konov. Den Teil übernahm Paul Eisel - der Überraschungscoup des Kreisklassenmeisters. Elfmal traf der Student ins Schwarze. Er, der eher zufällig beim ASV landete, ist der Shootingstar der Kicker aus dem Bayreuther Stadtteil. Mit 21 Jahren hat er seine Zukunft noch vor sich. Und Hannes Mahr gesteht unumwunden ein: "Ich weiß ganz ehrlich nicht, was der eigentlich bei uns macht." Nicht nur fußballerisch überzeugt Eisel. "Auch menschlich ein toller Typ" lobt ihn sein Coach.
Startprobleme schnell in Griff
Anfangs sorgte der Konov-Abgang noch für einige Sorgenfalten in Oberpreuschwitz. "Da ist es gar nicht gelaufen" erinnert sich Mahr zurück. Bis auf den Abstiegsrelegationsrang fiel der ASV zurück, erst langsam kehrte Konstanz ein im Spieler der Blau-Weißen. "Wir haben uns mit dem selbstgesteckten Ziel natürlich einen immensen Druck aufgebaut" gibt er zu "aber wir wussten, dass es möglich sein wird." Dabei nimmt er vor allem zwei Leute heraus, die dafür maßgeblich verantwortlich zeichneten: Guido Weimar, die gute Seele beim ASV und seinen Co-Trainer Hans-Dieter Sick. "Ihn muss ich einfach herausheben" so Mahr über den Mann, der sich von sich aus als helfende Hand anbot. Ein Glücksgriff. "Er nimmt mir in der Trainingsarbeit enorm viel ab" sagt Mahr "und macht mir das Leben einfach viel leichter." Genauso wie auch Weimar, der egal wo er gebraucht wird, mit anpackt. "Sensationell" meint der Coach "es sieht ja kaum einer, was er alles macht." Am Ende sorgte das gute Zusammenspiel für den zweiten Meistertitel in der Vereinsgeschichte. "Das ist für den Club eine Riesensache" weiß auch der im fünften Jahr tätige Erfolgstrainer. Der hat sein Ansehen im Ort mit einer weiteren Kader-Veränderung noch einmal deutlich aufgebessert. Mit Philipp Glaß, Oliver Deinlein und Felix Häfner hat er gleich drei Jugendspieler in der Mannschaft eingebaut. "Die machen ihre Sache ja auch bombig" gibt er das Vereinslob für seine Arbeit weiter an die willigen Jungspunde. Und am Ende konnte auch sein eigener Nachfolger überzeugen. Der im Winter gekommene Markus Huttner musste am Ende ran, nachdem sich Mahr schwer an der Schulter verletzt hatte und operiert wurde. "Er hat einen großen Anteil" lobt der Trainer "du musst das erst einmal schaffen, wenn du einfach so ins kalte Wasser geworfen wirst."
Offensive als Prunkstück
Bei allem Lob für Youngster, Neuzugänge, Defensivfraktion und Torwart Nummer zwei. Das Prunkstück der Oberpreuschwitzer ist und bleibt der Offensivbereich. Dort hinterlassen die Salihu-Brüder Mervan und Burim (20 und 12 Tore) immer wieder ihre Duftmarken. Da sie nach dem Konov-Abgang von Begu und Eisel die nötige Unterstützung erhalten haben, können die beiden die sich bietenden Räume immer wieder treffsicher nutzen. "Am Ende war die Meisterschaft daher auch verdient" sagt Mahr "wenngleich wir uns am Ende wieder etwas blöd angestellt haben."
Am Ende sollte dann doch alles gut werden. Auch wenn Hannes Mahr gerade das Nervenkostüm im Wald beruhigte. Sebastian Fromme machten den Deckel auf die Meisterschaft endgültig drauf und ließ mit seinem 2:1-Treffer in der 92. Minute alle Dämme brechen. Es bestand auch theoretisch kein Zweifel mehr am Titelgewinn und dem Aufstieg. Was danach kam. Das war Feiern. In Vollendung.
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