ETSV Würzburg: Frank Müller: In 28 Jahren vom Sturm zur Abwehr - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 25.05.2018 um 00:00 Uhr
ETSV Würzburg: Frank Müller: In 28 Jahren vom Sturm zur Abwehr
Mit Frank Müller vom ETSV Würzburg erklärt einer von jenen seinen Rücktritt, für die Fußball mehr als nur 90 Minuten lang das Spiel ist. Vereinstreue, Teamplayer, Leidenschaft und Fußball-Freundschaften – das sind nur einige Worte, die Müllers Karriere beschreiben können. Kein Wunder, dass der Sohn eines berühmten Vaters trotz seines Karriereendes auf dem Platz doch nicht komplett auf das runde Leder verzichten kann.
Von Florian Geiger
Manchmal sind Fußstapfen zu groß. Im Falle der Familie Müller war das sicherlich so. Denn Vater Heribert Müller erzielte 1978 das „Tor des Monats“ für den damaligen Zweitligisten FV Würzburg per Fallrückzieher. In diese Fußstapfen konnte Sprössling Frank nicht treten. Dennoch drückte er dem regionalen Fußball den einen oder anderen Stempel auf. Profitum war also nie ein Thema. Maximal als Fan der Eintracht aus Frankfurt gibt es Berührungspunkte. Müller veranschaulicht seine sportlichen Ziele mit einer kleinen Episode: „Ich feierte mit der zweiten Mannschaft des Würzburger FV die Meisterschaft in der Bezirksliga. Am letzten Spieltag löste der damalige Coach eine Wette von der Weihnachtsfeier ein.“

Tiefpunkte Fehlanzeige

„Michael Hochrein nominierte mich für das finale Saisonspiel in der Landesliga. Nach 30 Minuten wusste ich, dass das Tempo in dieser Spielklasse nichts für mich ist. Doch der Spaß überwog in diesem Moment.“ Der heute 33-Jährige durchschritt von 1990 bis 2006 alle Jugendteams des Würzburger Fußballvereins. Zwei Spielzeiten in den Herrenteams schlossen sich zusätzlich an. Danach verschlug es ihn zum heute nicht mehr existenten Post-SV Sieboldshöhe. Dort feierte Frank Müller die A-Klassen-Meisterschaft mit der zweiten Mannschaft. Zudem stand er zwei Runden für das Bezirksliga-Team auf dem Rasen. Echte Tiefpunkte erlebte der Defensivstratege nach eigener Aussage keine.

Sportlich ging der Blick mit diversen Aufstiegen oftmals nach oben. Abstiege finden in Müllers Vita keinen Platz. Bei Betrachtung seiner persönlichen Entwicklung freut er sich besonders über einen Umstand: „Ich bin von größeren Verletzungen verschont geblieben. Das Glück hat nicht jeder.“ Echte Niederschläge also Fehlanzeige. Über eine Tatsache zeigt sich Müller aber sehr betrübt. Sein Ex-Verein Post-SV Sieboldshöhe verschwand nach der Fusion mit den Würzburger Kickers von der Bildfläche. Das berührt den Oberdürrbacher, der im regionalen Fußball auch mal über den Tellerrand hinausschaut: „So etwas finde ich sehr schade. Wenn ein Kultklub von heute auf morgen in der Versenkung verschwindet.“

Neue Heimat gefunden

Als krassen Gegensatz arbeitete Frank Müller an der Renaissance eines anderen Würzburger Traditionsvereins maßgeblich mit. Der ETSV Würzburg wurde ab 2010 zu seiner neuen sportlichen Heimat. Sie ist es bis heute und wird es weiterhin sein. Zwischenzeitlich traten die Kicker von der Mergentheimer Straße unter dem Namen „Post-SV Sieboldshöhe 3“ gegen das runde Leder. Doch nun ist die „Post“ Geschichte. Dafür erinnert sich der aktuelle Kapitän an die Erneuerung des ETSV: „Innerhalb von sieben Jahren schafften wir den Sprung von ganz unten bis in die Kreisliga. Von anfangs durchschnittlich acht Zuschauern in der B-Klasse verfolgen nun etwa achtzig die Partien. Das sei ist etwas ganz Besonderes.

„Mich macht stolz, von Beginn an Teil der Entwicklung gewesen zu sein.“ In acht Adler-Jahren verpasste der Führungsspieler nur eine Hand voll Einheiten. Spiele wegen Krankheit oder Verletzungen habe er nie verpasst. Manchmal sagen Zahlen mehr als Worte. Diese außergewöhnlichen Quoten stehen für Leistungsstärke und Teamgeist, ein Teamplayer, der die Spielführerbinde lebt. Wenngleich der Innenverteidiger seine Nominierung zum Kapitän augenzwinkernd keine allzu hohe Bedeutung beimisst: „Aufgrund fehlender Alternativen bin ich 2011 zum Spielführer gewählt worden. In den Jahren verlängerte sich das automatisch. Keiner stellte Alternativen zur Diskussion und das ließ mir keine andere Wahl.“

Mittendrin in der Kreisklassen-Meisterschaftsfeier: Kapitän Frank Müller (links oben mit Kappe).
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Müller bleibt Eisenbahner

„Ich denke schon, dass ich immer einen guten Draht zu Funktionären, Trainern und Spielern hatte. Ebenso sagte ich den Schiedsrichtern auf dem Feld ab und zu meine Meinung, aber sachlich.“ Was macht für ihn den Reiz am Amateurfußball aus? „Dreimal wöchentlich auf dem Platz zu stehen, erzeugt ein unvergleichliches Gefühl der Zusammengehörigkeit. Das ist etwas Besonderes. Wenn du dann noch zusammen gewinnst, ist es das Sahnehäubchen. Dabei spielt die Liga eine untergeordnete Rolle.“ Doch auch die Beziehung zu den Gegnern lässt Müller nicht unter den Tisch fallen: „Sich in neunzig Minuten auch einmal wehzutun, gehört zum Fußball dazu. Sich nach dem Abpfiff die Hand zu geben, genauso.“

„Bei einem Bierchen anzustoßen funktioniert nicht immer, aber sollte stets das Ziel sein.“ Nach einer recht erfolgreichen Premieren-Saison des ETSV in der vorderen Kreisliga-Hälfte, stehen die Sterne weiterhin gut. Die Mannschaft werde sich punktuell verstärken. Allerdings wird der Stamm auch nächste Saison auf Torejagd gehen. Doch das Herzstück wird fehlen. Frank Müller erklärte bereits vor dieser Spielzeit seinen Rücktritt. Was bewog den Routinier dazu: „Nach dem Aufstieg wollte ich noch ein Jahr Kreisliga spielen. Nun ziehe ich einen Schlussstrich mit Freude. Ich wollte aus freien Stücken entscheiden. Jetzt habe ich mehr Zeit für andere Dinge. Darauf freue ich mich.“ Was sind diese „anderen Dinge“?

Für die Reserve am Ball

Beispielsweise möchte Müller auf anderen Sportplätzen als Zuschauer Spitzenspiele verfolgen. Insbesondere mit seiner langjährigen Freundin, die vor allem dem SV Oberdürrbach die Daumen drückt. Doch den Hauptanteil der Freizeit wird weiterhin der ETSV Würzburg einnehmen: „Ich werde das eine oder andere Spiel für die Reserve absolvieren. Es ist allerdings besprochen, dass ich nicht mit der letzten Konsequenz an den Einheiten und Spielen teilnehme. Ebenso könnte ich mir gut vorstellen, bei den Alten Herren mal mitzukicken. Wenn mich der Reserve-Coach als Vertreter benötigt, stehe ich ebenso zur Verfügung. Das muss und wird sich in den nächsten Monaten alles einspielen“, erklärt Müller.

Seiner Mannschaft wünscht der Stammspieler alles Gute. Müllers Prognose könnte schlechter aussehen: „Die Kreisliga ist ausgeglichen. Deshalb ist ein guter Start in die neue Runde umso wichtiger. Aber ich bin guter Dinge, da das Grundgerüst erhalten bleibt.“ Mittelfristig könne er sich gut vorstellen, auch eine Mannschaft zu führen. Als hauptverantwortlicher Trainer. Den Schein möchte er jedenfalls in Zukunft angehen. Die Voraussetzungen scheinen jedenfalls nicht schlecht. Denn selbst Müller erkannte mit der Zeit seine Stärken. Deshalb löste Zweikampfstärke Abschlussschwäche ab. Saison für Saison nominierten ihn seine Trainer von der ehemaligen Sturmspitze immer weiter hinter bis zum Innenverteidiger.

Deutschland verteidigt Titel

Müllers Weltmeister-Tipp fällt eindeutig aus. Es könne nur Deutschland werden. Die Begründung erinnert irgendwie an den Charakter und die Eigenschaften des Spielführers. Die qualitativ beste Mannschaft stelle Deutschland womöglich nicht. Allerdings hätten die Löw-Schützlinge zwei klare Vorteile gegenüber der Konkurrenz: Teamspirit und Leidenschaft. Hier schließt sich der Kreis vom Kreisliga-Kicker Frank Müller zum WM-Titelverteidiger Deutschland.

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Tabelle Kreisliga 1 Würzburg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
30
76:26
67
3
30
69:24
61
4
30
62:40
48
5
30
61:39
45
6
30
45:46
44
7
30
56:48
44
8
30
52:64
41
9
30
46:48
40
11
30
45:60
39
14
30
43:61
26
15
30
44:66
24
16
30
34:109
10
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit


Serien ETSV Würzburg

Am längsten ungeschlagen
27.08.2017 - 30.09.2017
6 Sp
14 Pkt
15:5 Tore
Am längsten ohne Sieg
11.04.2018 - 18.04.2018
3 Sp
0 Pkt
2:9 Tore
11.03.2018 - 31.03.2018
3 Sp
1 Pkt
1:6 Tore
14.10.2017 - 29.10.2017
3 Sp
2 Pkt
3:5 Tore
Die meisten Siege in Folge
10.05.2018 - 13.05.2018
2 Sp
6 Pkt
14:3 Tore
22.04.2018 - 29.04.2018
2 Sp
6 Pkt
4:2 Tore
02.04.2018 - 07.04.2018
2 Sp
6 Pkt
7:1 Tore
27.08.2017 - 03.09.2017
2 Sp
6 Pkt
9:1 Tore
Die meisten Remis in Folge
22.10.2017 - 29.10.2017
2 Sp
2 Pkt
2:2 Tore
Meiste Niederlagen in Folge
11.04.2018 - 18.04.2018
3 Sp
0 Pkt
2:9 Tore
Zuhause ungeschlagen
03.09.2017 - 02.04.2018
8 Sp
20 Pkt
18:5 Tore
Auswärts ungeschlagen
13.08.2017 - 24.09.2017
4 Sp
8 Pkt
12:5 Tore

Erg.-Verteilung ETSV Würzburg

Siege (S)
13
43,3 %
Remis (R)
5
16,7 %
Niederlagen (N)
12
40,0 %

Tabellenverlauf ETSV Würzburg



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