Verabschiedung nach langer Amtszeit: „Fröschl" und „Fuchsi" sagen auf Wiedersehen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 08.06.2016 um 18:00 Uhr
Verabschiedung nach langer Amtszeit: „Fröschl" und „Fuchsi" sagen auf Wiedersehen
MAGAZIN Mit viel Wehmut verlassen die beiden langjährigen Trainer Roland Winkler und Bernd Fuchsbauer ihre Fußballvereine in Rupprechtstegen und Erlangen. Nach sechs beziehungsweise fünf erfolgreichen Jahren wurden die beiden, die sich auch privat kennen, von ihren Jungs verabschiedet. Bernd Fuchsbauer sogar mit einem Abschiedsspiel - wie ein verdienter Nationalspieler.
Von Uwe Kellner
Abschiedsspiel in Erlangen

Für ihren langjährigen Coach hatte die Mannschaft der SpVgg Erlangen eine besondere Überraschung zum Abschied. Am vergangenen Wochenende trafen ehemalige und aktuelle Fußballer, die allesamt unter Bernd Fuchsbauer trainierten, im Waldsportpark der Spieli ein. In den Farben der Erlanger Spielvereinigung traten die ehemaligen gegen die aktuellen Fußballer an und lieferten sich ein heißes Match. In Summe sammelten sich etwa 40 Spieler auf und um den Sportplatz, was die Veranstaltung zu einem gelungenen Treffen machte. Beim resultierenden 5:5 war der einzige Spieler, der komplett durchspielte, Bernd Fuchsbauer selbst. Erst bei seinen aktuellen Schützlingen, später bei den ehemaligen steuerte der scheidende Coach ein paar Treffer zu seinem Abschiedsspiel bei. „Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass der Verein und die Spieler diesen Tag organisiert und ermöglicht haben. Vor allem, dass sich so viele die Zeit dafür genommen haben, ist ja heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich. Hier nochmal herzlichen Dank an alle Beteiligten. Das bleibt bei mir in sehr, sehr guter Erinnerung!", freut sich Bernd Fuchsbauer und fügt mit einem Schmunzeln an: „Abschiedsspiele bekommen ja normalerweise nur Nationalspieler mit über 100 Länderspielen!"

Dass der Abend einen feuchtfröhlichen Ausklang nahm, ist selbstverständlich. Immerhin hatten die Fußballer der Spielvereinigung einiges aus den vergangenen fünf Spielzeiten aufzufrischen. Unter Trainer Bernd Fuchsbauer gelang im ersten Jahr der sofortige Wiederaufstieg in die Bezirksliga, im zweiten Jahr der beinahe Durchmarsch in die Landesliga, im dritten Jahr der erste Kreispokalsieg in der Vereinsgeschichte, im vierten Jahr die erneute Relegation zur Landesliga und im fünften Jahr gewannen die Erlanger erneut den Kreispokal. Aus einem Kreisligisten wurde innerhalb der letzten fünf Jahre ein gestandener Bezirksligist mit Ambitionen auf die vorderen Plätze, was Abteilungsleiter Holger Müller auch dem Trainer zuschreibt.

Ehemalige und aktuelle Fußballer aus Bernd Fuchsbauers Trainerzeit bei der SpVgg Erlangen nahmen am Abschiedsspiel teil.
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Ein Andenken für das Fußballzimmer

Roland Winkler wurde nach sechs Jahren beim SC Rupprechtstegen vor dem letzten Heimspiel verabschiedet. „Natürlich ist eine große Wehmut dabei, wenn du deine Fußball-Familie nach einer so langen Zeit verlässt", sagt der Trainer. „Ich habe brutal viele Freunde dazugewonnen. Der Abschied ist sehr hart für mich und ich trauere meinen Spielern sicherlich nach. Am Ende war es dennoch die richtige Entscheidung für mich und den Verein jetzt auseinander zu gehen." Von seinem Verein bekam Roland Winkler eine Trophäe zum Abschied, auf deren Inschrift ihm für die lange Trainertätigkeit beim SCR gedankt wird. „Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich habe zuhause ein Zimmer, in dem viele Andenken an meine 27-jährige Trainerlaufbahn stehen. Dort findet auch das einen angemessenen Platz."

Den Fußballtag in Rupprechtstegen ließen die SCRler im Anschluss bei einem Essen im Sportheim ausklingen. Getrunken wurde ebenfalls. Über die sechs Jahre hinweg haben sich selbstredend etliche Geschichten ereignet. Roland Winkler stieg mit dem SC Rupprechtstegen in seiner ersten Saison als Coach in die Bezirksliga auf und wurde im Anschluss von anpfiff.info als Trainer der Saison ausgezeichnet. Als Underdog hielt sich der SCR in dieser Liga, musste aber nach zwei Saisons wieder runter. Mit der Abstiegssaison ist auch das schlimmste Erlebnis von Roland Winkler als SCR-Coach verknüpft. „Der BSC Erlangen hatte in dieser Saison alles verloren, nur gegen uns gewonnen, weswegen wir abgestiegen sind. Ich habe nach diesem Spiel sofort meinen Rücktritt angeboten", erzählt Roland Winkler diese Anekdote. „Mannschaft und Funktionäre haben mich aber ohne zu zögern überredet, trotzdem weiterzumachen. Die Jungs haben diese Niederlage auf ihre Kappe genommen. Dieses Vertrauen hat mich stolz gemacht." Drei weitere Jahre im Kreisoberhaus folgten. Zum Schluss dankt Roland Winkler seinem ebenfalls scheidendem Spielleiter Bernd Wolf, der stets für alle da ist und sein Engagement vor sechs Jahren eingefädelt hat.

Nach sechs Jahren als Trainer des SC Rupprechtstegen wurde Roland Winkler (2.v.r.) von seinen Jungs verabschiedet.
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Winkler und Fuchsbauer pausieren

„Ich brauche jetzt erst einmal einen freien Kopf, deswegen tut mir die Pause ganz gut", sagt Roland Winkler. „Jetzt steht die Relegation an und danach geht es ja schon bald mit der Vorbereitung wieder los. Mir tun schon jetzt alle Fußballer leid, die keine anständige Sommerpause haben. Für mich hat das nichts mehr mit dem typischen Amateurfußball zu tun. Da muss man endlich mal von Verbandsseite aufwachen." Während seiner freien Zeit, der ersten seitdem Roland Winkler Fußball spielt, wird man ihn mit Sicherheit auf dem einen oder anderen Sportplatz antreffen. „Jetzt kann ich als neutraler Beobachter ja da hingegen, wo ich will."

Für Bernd Fuchsbauer ist es genauso die erste Pause in seiner Laufbahn als Fußballer und Trainer. „Bisher kenne ich ja ein Leben ohne Fußball überhaupt nicht. Mal sehen, wie ich damit klarkomme", lacht der Trainer. Als Zuschauer wird man auch ihn auf den Sportplätzen sehen, vielleicht auch schon bald wieder als Coach. „Ich habe vor, eine Pause einzulegen, aber im Fußball weiß man ja nie. Da kann es manchmal sehr schnell gehen. Wenn etwas dabei wäre, was zu mir passt und mich reizt, kann ich mir vorstellen wieder einzusteigen."

Von seinen beiden Spielführern Dominik Beier und Christian Müller wurde Trainer Bernd Fuchsbauer im Rahmen eines Abschiedsspiels bei der SpVgg Erlangen nach fünf Jahren verabschiedet.
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Landmaus vs. Stadtmaus

Vielleicht treffen sich die beiden demnächst als Zuschauer auf irgendeinem Sportplatz, auch wenn sie an verschiedenen Ecken des Spielkreises zuhause sind. Sie kennen sich, unter anderem von einer Mittelmeerinsel und weil die SpVgg Erlangen unter Coach Fuchsbauer gegen die unbequemen Rupprechtstegener in der Bezirksliga ran mussten. Einen Unterschied in der Arbeit als Trainer bei einem Stadt- oder Dorfverein sehen beide. „Mein Heimatverein, der ASV Weisendorf, ist ein Dorfverein und beim SV Seligenporten war ich ja auch dreieinhalb Jahre als Spieler", sagt Bernd Fuchsbauer, der beide Seiten kennt. „Der Unterschied zwischen Stadtverein und Dorfverein ist natürlich gegeben. Ich finde aber, dass jeder Verein, ob Dorf oder Stadt seine Stärken und Schwächen hat. Es gibt nichts Perfektes, das ist doch klar und darin liegt auch der Reiz, etwas zu bewegen."

Roland Winkler spricht vor allem das Spielermaterial an. „Selbst als wir mit Rupprechtstegen in der Bezirksliga gespielt haben und unsere Zweite in der Kreisklasse war, sind Fußballer, die wir holen wollten, lieber bei ihren Heimatvereinen in der A-Klasse geblieben. In einem Ballungsraum wie Erlangen hast du da ganz andere Möglichkeiten. Egal ob die Spieler jetzt beim ATSV oder TV oder SpVgg spielen, sie haben in der Regel immer kurze Wege zum jeweiligen Verein und können meist mit dem Fahrrad zum Training fahren. Bei uns ist das anders." Roland Winkler kennt die andere Seite aus seiner Zeit als Trainer beim ASV Zirndorf und SC Feucht. „Dafür haben wir in Rupprechtstegen eine sehr gute Gemeinschaft."

Über den jeweils anderen verlieren die beiden am Ende auch noch ein Wort. „Ich schätze seine klare Linie und seine Erfolge", sagt Roland Winkler über Bernd Fuchsbauer. „Ich ziehe meinen Hut davor, dass er es geschafft hat, eine Mannschaft über einen so langen Zeitraum auf so hohem Level zu halten." Andersrum weiß auch Bernd Fuchsbauer die Arbeit des Kollegen in Rupprechtstegen zu schätzen. Dort hat sich seine Mannschaft stets schwer getan. „Von Rupprechtstegen weiß ich, dass nach dem Winter relativ lange Schnee liegt und der Roli ein guter Skifahrer sein soll", lacht er zum Abschluss.

Mit Wehmut verlässt Roland Winkler den SC Rupprechtstegen nach sechs Jahren.
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Abschiedsspiel Bernd Fuchsbauer



Steckbrief Bernd Fuchsbauer

Bernd Fuchsbauer
Spitzname
Fuchsi
Alter
51
Wohnort
Uehlfeld
Familie
in Beziehung, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Industriekaufmann
Hobbies
Fußball
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
Regionalligaaufstieg mit der SG Quelle Fürth 1996 und 1999; 2. Platz in der Bayernliga 1998 mit Quelle Fürth; 4. Platz in der Bayernliga 2001 mit dem 1. SC Feucht; Landesligaaufstieg mit dem SV Seligenporten (2004); Aufstieg mit der SpVgg Erlangen in die Bezirksliga (2012);
Kreispokalsieger mit der SpVgg Erlangen (2014, 2016);
Kreispokalsieger mit dem ASV Weisendorf (2020)
Dreimaliger Trainer des Jahres bei anpfiff.info

Steckbrief Roland Winkler

Roland Winkler
Spitzname
Fröschl, Roliboli
Alter
56
Geburtsort
Hersbruck
Wohnort
Hersbruck
Familie
in Beziehung, 1 Kind
Nation
Deutschland
Größe
175 cm
Gewicht
85 kg
Beruf
Gastronom
Hobbies
Fußball
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
Aufstieg mit dem SC Rupprechtstegen und dem FC Hersbruck in die Bezirksliga. Kreispokalsieger mit dem SC Pommelsbrunn. Sieben Jahre Schiedsrichter in der Landesliga. Trainer der Saison bei anpfiff.info in der Saison 2010/11
Stationen als Spieler und Trainer (bis 2000):
1. FC Hersbruck
SV Alfalter
SV Hohenstadt
SpVgg Weigendorf
FC Ottensoos
SC Pommelsbrunn
FC Altdorf
FSV Weißenbrunn
ASV Zirndorf
SV Seligenporten

Hintergründe & Fakten

Personendaten
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