Trainerentlassung in Seßlach: Dietrich nach acht Jahren nicht mehr im Amt - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 24.08.2006 um 20:00 Uhr
Trainerentlassung in Seßlach: Dietrich nach acht Jahren nicht mehr im Amt
Am späten Montag Abend hat Bezirksligist DJK/FC Seßlach nach fünf sieglosen Spielen der laufenden Saison seinen langjährigen Trainer Wolfgang Dietrich entlassen. anpfiff sprach mit den Beteiligten über die Hintergründe.
Von Bernd Riemke
Vor acht Jahren übernahm Wolfgang Dietrich das Traineramt beim damaligen Kreisligisten DJK/FC Seßlach mit der schweren Bürde, eine überalterte Mannschaft zu verjüngen. Der Prozess gelang und fand seinen Höhepunkt in der Saison 2004/05, als der Verein erstmalig in die Bezirksliga/Oberfranken West aufstieg. Dort klopfte die Mannschaft in der vergangenen Spielzeit bis zwei Spieltage vor Schluss sogar an das Tor zur Bezirksoberliga an. Nach fünf Spielen und nur einem Punkt wurde der Trainer Anfang dieser Woche entlassen.

Interne Mannschaftssitzung ausschlaggebend

Nach der 0:3-Heimniederlage am vergangenen Sonntag gegen FC Eintracht Bamberg II wurde von einigen Spielern der 1. Mannschaft für den kommenden Tag eine interne Sitzung einberufen, von der weder Trainer, noch Vereinsführung in Kenntnis gesetzt wurden. Die Vorstandschaft wurde von den Ereignissen überrollt und sah sich nach der Abstimmung der Spieler, die sich gegen ihren Trainer aussprachen, gezwungen, diesen zu entlassen. "Es wurde angeblich vergessen, einige Spieler zu dieser Sitzung einzuladen", so Kapitän Frank Stölzel, der ebenso wie einige Mitspieler nicht daran teilnahm und noch am folgenden Tag seinen Rücktritt aus der 1. Mannschaft erklärte, "da zudem Spieler aus der 2. Mannschaft an der Absetzung des Trainer beteiligt waren, die mit der ganzen Sache nichts zu tun haben", wundert sich Stölzel weiter über die Geschehnisse am Montag Abend. Über die Wortführer des "Spielerkomplotts", so Trainer Dietrich, lassen sich nur Vermutungen anstellen, doch es sei verwunderlich, dass der Spieler Andreas Spiegel bereits als Vertragsamateur beim Bezirksoberligisten TSV Scheuerfeld unterschrieben hatte und dieser Kontrakt noch am Montag wieder rückgängig gemacht wurde.

Dem Vorstand wurde die Pistole auf die Brust gesetzt

Dietrich traf die Entwicklung vollkommen überraschend. "Am Dienstag früh um 8.30Uhr wurde mir die Entscheidung fernmündlich mitgeteilt, ohne dass sich die Vereinsführung vorher bemüht hatte, mit mir in Kontakt zu treten und eine zweite Meinung zu den Geschehnissen einzuholen. Nach acht Jahren auf diese Weise vor die Tür gesetzt zu werden ist beschämend und erzeugt eine Menge Frust bei mir", zeigt sich der Trainer maßlos enttäuscht über die Art und Weise der Entlassung. Es sei eine Pharse, so der Trainer weiter, sieben Jahre erfolgreiche Arbeit nach fünf erfolglosen Spielen so zu beenden, zumal es vor der Saison absehbar war, dass es in diesem Jahr gegen den Abstieg gehen würde. Der personellen Aderlass, den Seßlach in der Sommerpause zu verzeichnen hatte, konnte nicht kompensiert werden. Einige Verletzungen taten ihr übriges zum schwachen Saisonstart der Rot-Weißen.

Weitere Rücktritte zu erwarten

Frank Stölzel machte also den Anfang und erklärte seinen Rücktritt aus der 1. Mannschaft. Bajram Matoshi, vor der Saison aus Mönchröden gekommen, schloss sich ihm an und weitere werden folgen, so prophezeit Stölzel. "Man kann einen Trainer entlassen, aber es geht immer um die Frage wie das gemacht wird", erklärt Stölzel die Gründe für sein Handeln, dem zudem aus Mannschaftskreisen nachgesagt wurde, er "würde seine Kapitänsbinde nur auf dem Platz spazieren tragen". Sowohl Dietrich, wie auch Stölzel betonen ausdrücklich, dass sie der Mannschaft in Zukunft den Erfolg gönnen und hoffen, das die DJK/FC Seßlach die Klasse halten kann, machen aus ihrer Enttäuschung aber keinen Hehl. "Für einige Spieler tut es mir leid, was in den letzten Tagen passiert ist, aber ich bin so sehr über den Verein enttäuscht - mehr geht eigentlich gar nicht", betont Stölzel, der sich auch nicht mehr umstimmen lassen wird und seine Entscheidung, nicht mehr zu spielen, der Mannschaft in einer eigens einberufenen Sitzung am Dienstag Abend mitteilte.

Schwierige Wochen stehen bevor

Dort sei er, trotz der Vorwürfe, die auch ihm gemacht wurden, sogar gefragt worden, ob er mithelfe, einen neuen Trainer zu finden und bis dahin übergangsweise selbst das Training leite. Für Stölzel, der auf den Verein nun schwierige Zeiten zukommen sieht, selbstredend kein Thema. "Die Verantwortlichen werden jetzt erst merken, was Wolfgang Dietrich für den Verein alles geleistet hat" spricht Stölzel die 'Nebentätigkeiten' des Trainers an, der in den letzten sieben Jahren nicht nur die Mannschaft betreute, sondern viel Öffentlichkeitsarbeit leistete oder auch Werbepartner akquirierte. Wolfgang Dietrich schlägt in die gleiche Kerbe, wenn er mutmaßt, dass sich "Spielleiter und einige Vorstandsmitglieder mit mir solidarisch erklären werden" und dem Verein ebenfalls den Rücken kehren.
 
Stellungnahme des Vorstandes

Vorsitzender Hermann Müller steht zu der Entlassung des Trainers. "Das war meine Entscheidung. Wir waren der Meinung, dass Wolfgang Dietrich die Mannschaft nicht mehr erreicht", bedauert Müller zwar das Scheiden des Trainers, sah aber ob der anhaltenden Erfolglosigkeit keine andere Möglichkeit zu handeln. Es sei für beide Seiten die beste Lösung, so Müller weiter, dem am Donnerstag Abend noch nichts bekannt war über Spieler, die dem Verein den Rücken kehren wollen. "Lediglich einer, der dem Trainer sehr verbunden ist, hat etwas angedeutet", hofft Müller, die Mannschaft beisammen zu halten.
Für die nächste Begegnung am kommenden Sonntag wird zunächst Josef Rößner das Traineramt übernehmen. Die Verantwortlichen lassen sich bei der Suche nach einem Nachfolger für Dietrich nicht unter Druck setzen. "Es gibt mehrere Bewerber, aber noch ist nichts entschieden", so der Vereinsvorsitzende.
Keine leichten Aufgaben, die der DJK/FC Seßlach ins Haus stehen. Die Mannschaft steht nun in der Pflicht und es bleibt zu hoffen, dass in Seßlach rasch wieder das Sportliche in den Vordergrund rückt und die DJK/FC wieder mit Erfolgserlebnissen auf dem grünen Rasen von sich Reden macht.

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