Vorfreude auf die Landesliga: “Bei Lothar werde ich eine Ausnahme machen" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 08.05.2018 um 12:00 Uhr
Vorfreude auf die Landesliga: “Bei Lothar werde ich eine Ausnahme machen"
Wenige Tage sind es bis zur Rückkehr von Lothar Matthäus als Spieler beim FC Herzogenaurach. Trainer Jakob Karches geht im anpfiff.info-Interview auf das Comeback des Weltstars ein und natürlich auch auf die Meisterschaft der Pumas und den damit verbundenen Aufstiegs in die Landesliga. Und auch auf ein weiteres Ziel. Denn auch im Spiel gegen Hüttenbach wollen die Pumas punkten, um die 80-Punkte-Marke zu knacken.
Von Sebastian Baumann
Hätten Sie bei ihrem Amtsantritt gedacht, dass sich die Mannschaft so entwickeln kann?
Jakob Karches: Bei meinem Amtsantritt galt es erst einmal den dramatischen Abstieg der Vorsaison zu verkraften und das damit verbundene negative Selbstbewusstsein der Mannschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Dass wir dann dieses Negativ-Erlebnis so gut wegstecken und in den letzten drei Jahren drei Pokalfinaleinzüge erreichen, einmal den Toto-Pokal gewinnen, im Ligabetrieb über 200 Punkte sammeln und damit verbunden zwei Meisterschaften feiern werden, hätte ich mir aber selbst in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Diese Entwicklung war in dieser Form aber auch nur möglich, weil wir hier in Herzogenaurach optimale Bedingungen vorfinden, welche wir vor allem der Edith und dem Horst Thomann, dem Klaus Bauer, dem Rudi Litz und den anderen vielen ehrenamtlichen Helfern zu verdanken haben, die sich Tag und Nacht für den Verein engagieren. Durch dieses tolle „Team hinter dem Team“ konnten wir uns die letzten drei Jahre vollständig auf das Fußballspielen konzentrieren, was ja dann auch ganz gut geklappt hat.

Jakob Karches ist mit dem FC Herzogenaurach aus der Kreisliga bis in die Landesliga marschiert.
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Ab wann haben Sie dann daran geglaubt, dass die Mannschaft Meister werden kann in der Saison?
Jakob Karches: Nach den ersten sieben siegreichen Spielen der Saison ist das erste Mal die Hoffnung auf eine Saison aufgekeimt, in der wir etwas erreichen können. Die Spiele gegen Kalchreuth bzw. Zirndorf, in denen wir 0:2 bzw. 0:1 zur Halbzeit hinten gelegen waren und dann die Partien mit wahnsinniger Moral in der zweiten Halbzeit zu 4:2-Siegen gedreht haben, waren Knackpunkte der Saison, bei denen man ahnen hat können, wozu wir noch diese Saison in der Lage sind. Der endgültige Glaube hat sich dann nach dem letzten Spiel vor der Winterpause manifestiert, wo wir gegen den TV 48 Erlangen in den letzten 20 Minuten unglaubliche Comeback-Qualitäten gezeigt und einen 1:3-Rückstand noch in der 93. Minute in einen 4:3 Sieg umgewandelt haben.

Wie spontan war die Meisterfeier? Sie mussten ja auf eine Niederlage der Hersbrucker hoffen. Hat man das im Spiel mitbekommen, dass die in Zirndorf verlieren?
Jakob Karches: Nach dem Sieg unter der Woche in Adelsdorf war uns bewusst, dass die Meisterschaft schon drei Tage später möglich sein hätte können. Was dann verletzte Spieler wie ein Jens Reinhardt, Michael Thomann und alle anderen Verantwortlichen in den darauffolgenden Tagen im Hinblick auf die Aufstiegsfeier, Aufstiegs-T-Shirts und sonst noch alles organisiert haben, spiegelt in gewisser Weise das wahnsinnige Engagement und die Professionalität wider, mit der in Herzogenaurach rund um die erste Mannschaft mit Herzblut gearbeitet wird. Da das Spiel in Zirndorf ja eine Stunde vor unserem Spiel begonnen hatte, wusste ich zur Halbzeit von meinem Trainerteam, dass Hersbruck in der Schlussphase 2:4 hinten liegt. Diesen Umstand haben wir dann auch in der Halbzeit-Ansprache dem Team mitgeteilt und beflügelt durch dieses Ergebnis haben wir dann auch das Spiel 3:0 gewonnen.

Das offizielle Meisterbild der Pumas.
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Wie gut ist die Mannschaft aufgestellt für die Landesliga und wie groß ist der Unterschied zwischen den beiden Ligen?
Jakob Karches: Meiner Meinung nach müssen wir uns in der Landesliga nicht verstecken, denn was die spielerische Qualität angeht, können wir mit den meisten Mannschaften mithalten. Außerdem ist bei unserer jungen Mannschaft die Entwicklung noch lange nicht zu Ende und man darf gespannt sein, wie sich der ein oder andere Spieler eine Liga höher präsentiert. Klar ist aber auch, dass je höher man kommt, desto größer werden natürlich auch die Unterschiede zwischen den Ligen. In der Landesliga sehe ich gerade bezüglich des Spieltempos, der Zweikampfhärte und Aggressivität schon einen gewissen Unterschied zur Bezirksliga. Dies kann gerade für unsere jungen Spieler zur Herausforderung werden sich auf diese aggressivere und körperbetontere Spielweise einzustellen. Außerdem gibt es im Gegensatz zur Bezirksliga, die vor allem durch ihre Ausgeglichenheit gekennzeichnet war, schon zwei bis drei Spitzenmannschaften, welche sich durch ihre individuelle Klasse vom Rest der Liga abheben und gegen die es unheimlich schwer zu bestehen ist.

Auf welchen Positionen besteht dann Bedarf an Verstärkungen? Der Ausfall von Michael Thomann hat ja schon gezeigt, dass auf der Position noch Nachholbedarf besteht.
Jakob Karches: Selbst wenn es einen Bedarf auf gewissen Positionen geben würde, würde ich diese Positionen niemals in der Öffentlichkeit nennen, weil ich dann dadurch den ein oder anderen Spieler schlecht reden würde, was ich als Trainer natürlich nicht will. Natürlich haben wir auf der ein oder anderen Position noch Luft nach oben oder ein nicht vollständig ausgeschöpftes Entwicklungspotenzial. Das ist aber dann für mich als Trainer die Herausforderung, die Spieler dahingehend so hin zu bringen, dass sie ihr in sich schlummerndes Potential auch abrufen und für die Mannschaft gewinnbringend einsetzen. Wenn wir gerade dann auch bei dem Thema Entwicklungspotenzial sind, ist es auch klar, dass man einen Schlüsselspieler wie den Michael Thomann nie vollständig spielerisch Ein zu Eins ersetzen kann. Aber ich denke schon, dass ein A-Jugendlicher wie der Nils Danhoff oder ein Marco Amling ihn sehr gut in der Rückrunde vertreten haben. Wenn dann deren sportliche Entwicklung weiterhin so rasant voranschreitet, haben beide in nicht allzu ferner Zukunft das Potenzial, in dessen große Fußstapfen zu treten. Auch wenn das dann mit einer etwas anderen Spielweise verbunden ist, wie wir sie jetzt auch in der Rückrunde gesehen haben. Wobei auch diese Spielweise ja von Erfolg gekrönt war, so dass wir ganze drei Spieltage schon vor Schluss als Meister festgestanden sind.

Lothar Matthäus früher und heute im Trikot seines Heimatvereins.
PUMA

Jetzt kommt ja Lothar Matthäus zum Spiel gegen Hüttenbach. Ihre Spieler haben schon beim Pokalfinale gesagt, dass er normal nicht spielen dürfte, weil er nicht trainiert hat. Wie sehen Sie das und wie lange wird er spielen? Und auch auf welcher Position? Gibt´s vielleicht auf einmal einen klassischen Libero mit Lothar Matthäus?
Jakob Karches: Bei uns wird schon sehr viel Wert auf eine gewisse Trainingsbeteiligung gelegt, aber bei einem Ausnahmespieler wie dem Lothar werde ich wohl doch mal eine Ausnahme machen müssen. (lacht) Was die Spieldauer angeht, wollen wir noch nicht zu viel verraten, allerdings wird es nicht nur ein Kurzeinsatz werden. Unser gewohntes Spielsystem werden wir aber nicht umstellen, da wir uns als Ziel gesetzt haben, die 80 Punkte-Marke zu knacken. Dementsprechend nehmen wir dieses Spiel trotz allen schönen Nebengeräuschen schon sehr ernst und wollen es natürlich auch möglichst positiv gestalten.

Welche Nummer bekommt er? Die 10 ist ja von Kevin Rockwell besetzt.

Jakob Karches: Als ich vor dem letzten Training mit ihm telefoniert habe, hat sich der Lothar allgemein und auch bezüglich der Nummer sehr bescheiden und zurückhaltend gegeben. Unter anderem hat er bekräftigt, dass er niemandem die Nummer oder Binde wegnehmen will. Auch was die Position angeht, hat er verlauten lassen, dass er sich da komplett dem Teamgedanken unterordnet und dort spielen wird, wo wir es als Trainerteam als sinnvoll erachten.

Wie groß ist die Ehre für Sie und ihre Mannschaft mit dem Weltstar auflaufen zu dürfen?
Jakob Karches: Der Lothar ist ja nicht nur ein Weltstar, sondern er ist der einzige deutsche Weltstar, dem jemals die Ehre zuteil wurde, als Weltfußballer ausgezeichnet zu werden. Dementsprechend ist die Ehre für uns als Mannschaft gar nicht in Worte zu fassen, dass wir mit ihm auflaufen dürfen. Der ganze Verein schätzt sich überaus glücklich, dass der Lothar zurück zu seinen Wurzeln kehrt und den 1. FC Herzogenaurach für das letzte Spiel in seiner ruhmreichen Karriere auserkoren hat.

Vielen Dank für das Interview und viel Spaß im Spiel mit Lothar Matthäus.


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