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Artikel veröffentlicht am 20.09.2017 um 06:00 Uhr

Paulina Hümmer im Porträt: Die graue Maus, die die Männer im Griff hat

MAGAZIN Paulina Hümmer ist die rechte Hand von Roman Herl, dem Trainer des TSV Breitengüßbach. Als Spielleiterin hat sie weit größere Aufgaben als nur die Bälle aufzupumpen. Dass die attraktive junge Frau manch charmantes Kompliment erntet, entgegnet sie mit der entwaffnenden Ehrlichkeit eines Steinbocks und ist in den eigenen vier Wänden gerne die graue Maus am Herd – was jedoch ganz eigene Gründe hat...

Von Bernd Riemke

Kennen Sie den schon? Sagt ein älterer Herr zur Spielleiterin des TSV Breitengüßbach: „Du könntest meine Tochter sein!“ Darauf ergänzt augenrollend ein schmachtender Jüngling: „Oder meine Freundin…!“ Anmachsprüche wie diese nimmt die 20-Jährige zwar schmunzelnd zur Kenntnis, doch perlen sie an ihr ab wie das Kondenswasser am Kochtopfdeckel. Schließlich bezog Paulina Hümmer mit ihrem langjährigen Freund Jonas Dillig, der auf den Außenbahnen für Bezirksligist TSV Breitengüßbach aktiv ist, jüngst eine gemeinsame Wohnung, in der zumindest in der Küche noch die klassische Rollenverteilung herrscht – und das ist auch gut so, wie die Spielleiterin mit Nachdruck bestätigt. Nicht nur, dass sie selbst beim Backen und Kochen – am liebsten Pasta mit Pilzen, Blattspinat und Tomaten – wundervoll von einem anstrengenden Arbeitstag entspannen kann, dem Vernehmen nach ist es auch den Gaumenfreuden zuträglich, wenn die Frau im Hause Hümmer/Dillig am Herd steht. „Er hat schon ein paarmal für mich gekocht – aber ich mach das dann doch lieber selber“, gewährt Paulina Hümmer neckisch grinsend tiefe Einblicke in die Kochkünste ihres Freundes, um im selben Atemzug hinzuzufügen: „… aber Currywurst kann er gut!“ Im Gegenzug gibt es über die Qualitäten der zweitältesten von vier Geschwistern keine zwei Meinungen, wobei das tägliche „Mmh, heute schmeckt‘s aber wieder lecker“ aufgrund der murmeltierartigen Wiederholung ihres Jonas‘ von ihr nicht immer als anerkennendes Lob verstanden wird. Ein Grund zur Zwietracht sind die verbalen Neckereien indes nicht, denn auch über das gemeinsame Interesse am Fußball hinaus pflegen beide viele Gemeinsamkeiten.

Aus dem Schwimmbecken auf den Fußballplatz

Dass Klein-Lina überhaupt beim Fußball gelandet ist, hat sie ein stückweit ihrem ein Jahr jüngeren Bruder Hannes zu verdanken, der inzwischen als Sechser im Mittelfeld des TSV abräumt. Obwohl sie zunächst parallel zur Jagd nach dem runden Leder auch im Schwimmbad ihre Bahnen zog, musste sich Paulina Hümmer irgendwann entscheiden. „Mein Beinschlag hat zu sehr gelitten“, erklärt sie lapidar, weshalb das kühle Nass am Ende gegen das satten Grün den Kürzeren zog. Die zahlreichen Medaillen, die sie im Rücken- und Brustschwimmen ergatterte, vermachte sie schließlich ihrem jüngsten Bruder Mats und widmete sich ganz dem Fußball, weil dieser letztlich auch als Mannschaftssport seinen Reiz ausübte. So kickte sie zunächst mit Bruder Hannes gemeinsam bei den Jungs und eine Zeit lang auch in der Mädchenmannschaft des TSV Breitengüßbach, ehe sie im Alter von 15 Jahren den Weg in die Bezirksoberliga zu den Frauen des TSV Staffelstein fand. Vorwiegend in der Abwehr zu Hause überzeugte die 168cm große Strahlefrau vorwiegend mit ihrer Zweikampfstärke und dem guten Stellungsspiel.

Paulina Hümmer hat ihre Jungs fest im Griff - oder doch andersrum..?!

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„Das ist doch nur ein Mädchen!“, hörte sie manch heranwachsenden Jugendlichen seinen Mitspieler anspornen, wenn der den Zweikampf mit Paulina Hümmer suchte. „Gegen Kemmern war ich in einer Situation letzter Mann und als der Angreifer auf mich zukam, hab ich den halt mitgenommen“, schildert die heute 20-Jährige ihre Zweikampfhärte, mit der sie auch vor körperlich stärkeren Jungs nicht Halt machte. Papa Heiko, der seiner Tochter im Training alles andere als einen Freifahrtschein ausstellte, und Peter Zahn, ihr erster Trainer in Breitengüßbach, sorgten dafür, dass auch die spielerische Ausbildung nicht zu kurz kam. So schaffte es die beidfüßig starke Kämpfernatur über den Stützpunkt in Walsdorf in die Auswahl Nordbayerns, mit der es im zarten Alter von 13 Jahren zu einem Länderturnier in die Landeshauptstadt nach Unterhaching ging. „Da war ich zum ersten Mal mehrere Tage alleine von zu Hause weg“, erinnert sich Paulina Hümmer an ihre ersten Schritten in die Selbständigkeit.

Stur und liebenswert - ein Steinbock eben

Diese lernte sie ohnehin rasch, da es bei vier Kindern im Hause Hümmer die logische Konsequenz war, dass sich die Geschwister öfter alleine beschäftigen mussten. „Ich habe im Hotel oder als Bedienung nebenher gearbeitet, um durch den Verdienst in den Nebenjobs unabhängig zu werden“, so die gelernte Technische Produktdesignerin, die ihr selbst verdientes Geld gerne für größere Anschaffungen anspart. „Ich verreise gerne in Richtung Sonne und Strand, muss das aber nicht jedes Jahr haben“, erklärt Paulina Hümmer und fügt nicht ohne Stolz an, die Wohnungseinrichtung vom eigenen Geld bezahlt zu haben und trotzdem ausreichend finanzielle Mittel zum Shoppen übrig zu haben. Dabei ist der Style der liebenswerten und loyalen Steinbock-Frau eher schlicht und sportlich – auf jeden Fall aber grau: ob Auto, Wandfarbe, Sofa oder Klamotten, das „graue Mäuschen“ liebt es locker und leger.

Die neue Spielleiterin des TSV

Leicht und locker lief ihre eigene Fußballkarriere indes nicht weiter. Schlechtes Bindegewebe führte zum mehrmaligen Herausspringen beider Kniescheiben. Verbunden mit dem Rückzug der Damenmannschaft des TSV Staffelstein im Sommer 2015, beendete die Güßbacherin schließlich ihre eigene Laufbahn, um zwei Jahre später in neuer Funktion ins Fußballerleben zurückzukehren. Der Kontakt zum TSV Breitengüßbach ging selbstredend nie verloren. Als ihr Bruder Hannes und ihr Freund Jonas Dillig schließlich zur Saison 2016/17 das gelb-schwarze Trikot trugen und auch Paulina Hümmer folglich regelmäßig den Spielen als Zuschauerin beiwohnte, war sie im Juni 2017 beinahe selbstredend erste Ansprechpartnerin für die Verantwortlichen, die sich auf die Suche nach einer neuen Spielleitung begaben. „Anfangs war ich skeptisch, da die Aufgaben natürlich eine gewisse Portion Verantwortung mit sich bringen, aber inzwischen klappt das wunderbar und ich bin mit großem Spaß dabei“, so die vermeintlich jüngste Spielleiterin der Bezirksliga.

Zwei der wichtigsten Männer in ihrem Leben: Freund Jonas Dillig (li.) und ihr jüngerer Bruder Hannes.

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In dieser Funktion pumpt sie nun seit Saisonbeginn Spielbälle auf, erstellt den Online-Spielbogen, begrüßt und begleitet die ankommenden Gastmannschaften, denen schonmal ein überraschtes „Ach, Sie sind die Spielleiterin“ herausrutscht, versorgt das Unparteiischengespann, stellt die Trikots bereit oder fungiert als Wasserträgerin. „Da hab ich mir die Jungs allerdings schon ganz gut erzogen“, lächelt die 20-Jährige verschmitzt, wenn sie von der Untersützung durch die Bezirksliga-Kicker erzählt, die ihr selbstredend zuvorkommend behilflich sind und die zierliche junge Dame schwere Kisten oder Taschen niemals alleine tragen lassen. Einen eigenen Vorteil zieht sie daraus freilich nicht, denn in erster Linie versteht sich Paulina Hümmer als Teil des Teams, in dem jeder seine Aufgaben zum Wohle Aller erledigt. Beim TSV Breitengüßbach ist kein Platz für „sture Steinböcke“, aber sehr wohl für „liebenswerte graue Mäuse“ und eine solche ist Paulina Hümmer zweifelsohne, weshalb der Bezirksligist zwar auf dem Platz manch große Chance durchaus leichtfertig vergibt, mit der 20-jährigen neuen Spielleiterin jedoch in jedem Fall einen absoluten Volltreffer gelandet hat!

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Leser-Kommentare

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Steckbrief P. Hümmer

Paulina Hümmer

Spitzname

Lina

Alter

Geburtsort

Bamberg

Wohnort

Breitengüßbach

Familie

in Beziehung

Nation

Deutschland

Größe

168 cm

Beruf

Technische Produktdesignerin

Hobbies

Familie, Freunde, Kochen & Backen

Starker Fuß

Rechtsfuß

Lieb.-Position

Abwehr

Entweder...oder

Schlager oder Hip Hop

Hip Hop, denn zu dem Rhythmus kann man in der Disco besser tanzen

Bier oder Wein

Wein oder Weinschorle. Am liebsten einen weißen Turgau zum Essen oder gerne auch mal auf einem Weinfest.

Tatort oder Titanic

Tatort! Wenn's geht schau ich den jeden Sonntag. Das ist für mich der Abschluss der Woche auf dem Sofa mit Chips - auf jeden Fall lieber als Gummibärchen - und einem Glas Wein. Beim Franken-Tatort finde ich den Dialekt viel zu übertrieben. Mir gefällt dafür der Humor im Münsteraner Tatort.

Kroos oder Neymar

Toni Kroos, weil er nicht nur über eine gute Spielübersicht und hohe Passsicherheit verfügt, sondern im Gegensatz zu Neymar auf dem Boden geblieben und nicht abgehoben ist. Nur seine Tattoos stehen ihm nicht... (lacht)

Jonas Dillig oder Hannes Hümmer

(lacht) Weil ich weiß, dass es Hannes nicht stört entscheide ich mich natürlich für Jonas, weil er immer für mich da ist, mich versteht und mir aufmerksam zuhört. Hannes ist fast im gleichen Alter wie ich. Vielleicht ist auch deswegen unser Zusammenhalt sehr groß. Er stellt sich in jeder Situation vor mich.