Mit Top-Quoten in die Startelf: Lukas Görtler kreiert die meisten Großchancen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 21.12.2016 um 06:00 Uhr
Mit Top-Quoten in die Startelf: Lukas Görtler kreiert die meisten Großchancen
MAGAZIN Lukas Görtler ist angekommen! Seine zweite Saison in der Pfalz beim ruhmreichen 1. FC Kaiserslautern ist beinahe die nahtlose Fortsetzungen des starken Schlussspurtes im Vorjahr. Was ihm noch zu einem Traumduo fehlt, welches Placebo unter seinem Weihnachtsbaum liegt und wie es Luki in den Mannschaftsrat geschafft hat, erzählt er exklusiv im Gespräch mit anpfiff.info.
Von Bernd Riemke
Der endgültige Durchbruch zum Stammspieler in der 2. Liga deutete sich bereits Ende der vergangenen Spielzeit an, als Lukas Görtler in fünf der letzten sechs Partien nicht nur zum Einsatz kam, sondern seine starken Vorstellungen mit zwei Treffern krönte. Leistungen, die Begehrlichkeiten weckten, denn während der Sommerpause flatterte gar ein Angebot aus der niederländischen Ehrendivision herein. Görtlers ehemaliger Trainer in der Regionalliga beim FC Bayern München, Erik ten Hag, coacht dort den FC Utrecht und hätte den schnellen Flügelspieler gerne in seinen Reihen gesehen. „Mein Ziel war es, in Kaiserslautern endgültig Fuß zu fassen und sowohl Trainer Tayfun Korkut wie auch Sportdirektor Uwe Stöver bekräftigten mich darin“, so Görtler rückblickend, der die aufkommenden Wechselgerüchte selbst schnell zu den Akten legte.

Starke Zahlen - starke Leistung

Eine weise Entscheidung, wie die Entwicklung in den letzten Monaten eindrucksvoll belegt. Am zweiten Spieltag bei den Würzburger Kickers schnupperte der 22-Jährige in dieser Saison erstmals Startelf-Luft und spielte sich spätestens nach dem überzeugenden 3:0-Heimerfolg über Dynamo Dresden, als er seine bärenstarke Vorstellung mit einer Torvorlage garnierte, in die Stammelf der Pfälzer. Zum Jahreswechsel stehen für den gebürtigen Bamberger 15 Einsätze – zwölf davon in der Startelf – zu Buche. Das Manko des Null-Tore-Stürmers gleicht Lukas Görtler mit imponierenden statistischen Werten mehr als aus. Ligainsider.de weist ihn als einen der zweikampf- und dribbelstärksten Offensivspieler in Liga 2 aus. Doch damit nicht genug. Im Schnitt 0,6 Mal pro Spiel legt Görtler seinen Mitspielern einen Hochkaräter auf – das ist ligaweit absolute Spitzenklasse! Werte also, die ihn zu einem entscheidenden Faktor im Spiel der Roten Teufel gemacht haben. Gemeinsam mit anpfiff.info blickt der wieselflinke Angreifer auf das letzte halbe Jahr zurück.

Am 2. Spieltag beim Gastspiel des FCK bei den Würzburger Kickers stand Lukas Görtler (li.) erstmalig in der Startelf der Pfälzer.
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Herr Görtler, im ersten Spiel gegen Hannover 96 waren Sie zum Zuschauen verdammt. Hat Ihnen in den folgenden Wochen ein wenig das interne Verletzungspech in die Karten gespielt?
Lukas Görtler: Natürlich habe ich ein stückweit von den Ausfällen der anderen profitiert, aber es ist eben auch eine Qualität, fit zu sein. Das hängt viel mit dem Lebenswandel und der Einstellung zum Sport zusammen.

Wie sieht Ihre Selbsteinschätzung inzwischen aus? Fühlen Sie sich als Stammspieler oder bangen Sie trotzdem noch Woche für Woche um Ihren Einsatz?
Lukas Görtler: Mein Standing ist im Vergleich zum letzten Jahr schon ein ganz anderes. Da hatte ich meist gehofft, überhaupt im Kader zu sein. Jetzt wäre es auch aufgrund der Hinrunde schon eine Enttäuschung, nicht von Anfang an zu spielen. Letztes Jahr war ich der Junge aus der Regionalliga. Jetzt habe ich selber schon über dreißig Zweitligaspiele und bin im Mannschaftsrat.

Ist so eine Wahl, die aus dem Mannschaftskreis heraus kommt, für Sie letztlich auch Bestätigung Ihrer täglichen Trainingsarbeit auf und neben dem Platz?

Lukas Görtler: Wenn die grundsätzliche Einstellung nicht passt, dann wird man da auch nicht gewählt. Von daher passen bei mir wohl einige Faktoren und ich sehe das schon positiv, bilde mir darauf jetzt aber auch nichts ein.

Welche Aufgaben oder auch Verpflichtungen gehen Sie im Mannschaftsrat nach?
Lukas Görtler: Tägliche Aufgaben gibt es da keine. Der Trainer möchte schon Hierarchien und würde während des Trainings sicher auf meine Seite springen, wenn ich beispielsweise einen Mitspieler zu etwas mehr Einsatz motivieren möchte. Ansonsten gibt es schon regelmäßige Gespräche mit dem Trainer, die auch aus dem Kreis der Spieler heraus entstehen, wenn es um Trainingsplanung oder Trainingseindrücke geht, aber auch um organisatorische Dinge, ob wir vor einem Heimspiel im Hotel übernachten.

Blicken wir auf Ihre sportliche Bilanz. Macht Ihnen Ihre Torflaute zu schaffen?
Lukas Görtler: Ich kann nichts daran ändern, dass ich bislang kein Tor gemacht habe. Natürlich gehe ich in jedes Spiel und versuche zu treffen, ich bin aber auch kein klassischer Strafraumstürmer und habe zudem andere Aufgaben. Ich bin viel unterwegs und soll auch nach hinten mit aushelfen. Ich denke, es spricht für mich, dass ich spiele, obwohl ich noch nicht getroffen habe.

Dynamisch im Vorwärtsgang: So sehen die Fans des FCK ihre Nummer 9 am liebsten (Archivfoto aus der Vorsaison).
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Was nicht zuletzt auch auf Ihre beeindruckenden Statistiken zurückzuführen ist, die dem geneigten Fan oft verborgen bleiben...

Lukas Görtler: Ich sehe mich auch gar nicht als richtigen Stürmer. Ich bin einer der wuselt, Bälle hält, Freistöße herausholt und versucht, durch gewonnene Zweikämpfe Chancen zu erarbeiten und bin daher zwangsläufig gar nicht so oft direkt vor dem Tor zu finden. Ich denke, dass viel darüber gesprochen wird, weil wir als Team wenig treffen. Hätten wir einen Stürmer, der zwölf Tore geschossen hätte, dann würden alle wahrscheinlich von einem Traumduo in der Offensive sprechen.

Bei den Fans stehen Sie ohnehin hoch im Kurs. Liegt das auch an den klassischen FCK-Tugenden wie unbedingtem Einsatzwillen, Lauf- und Kampfbereitschaft, die Sie in jedem Spiel einbringen?

Lukas Görtler: Es ist eigentlich ein Wahnsinn, wie gut ich bei den Fans dastehe, obwohl ich noch nicht getroffen habe (lacht). Die Anhänger in den Foren sind viel größere Kritiker als die Journalisten. Die Qualitäten, die ich einbringe, gefallen den Leuten offensichtlich und das ist für sie die Rechtfertigung, dass ich spielen darf.

Sportlich entschiedet darüber natürlich der Trainer. Tayfun Korkut ist ihr dritter in 18 Monaten Pfalz.
Lukas Görtler: Er ist sehr ehrlich, behandelt alle gleich und ist auch deshalb nach wie vor einer der besten Trainer, die ich bislang hatte. Solange er mich spielen lässt sowieso (lacht). Wir versuchen immer aus dem Ballbesitz heraus Chancen zu kreieren und mit offensivem Pressing auch schnell nach vorne zu spielen. Das gelingt uns auch oft. Das Problem ist eben ganz klar die Chancenverwertung. Es ist eigentlich ein Wahnsinn, dass wir erst zehn Tore geschossen haben.

Sie beenden die Vorrunde auf dem dreizehnten Platz. Was ist für den FCK, aber vor allem natürlich für Sie persönlich in der Rückrunde noch drin?

Lukas Görtler: Wir hatten vor der Saison wieder einmal einen Umbruch. Wir müssen Kontinuität reinbringen, denn von der Qualität her müssten wir deutlich höher stehen und streben auch einen einstelligen Tabellenplatz an. Dazu sollten wir vor allem die Spiele gewinnen, in denen wir auch deutlich besser spielen als der Gegner. Wir haben einfach zu viele Punkte liegen gelassen. Ich persönlich möchte die Zahl meiner Einsätze halten. Darüberhinaus ist es natürlich schon das Ziel, mehr als null Tore zu schießen (schmunzelt).

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Steckbrief L. Görtler

Lukas Görtler
Spitzname
Luki
Alter
29
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
St. Gallen
Familie
verheiratet
Nation
Deutschland
Größe
185 cm
Gewicht
84 kg
Beruf
Fußballprofi
Hobbies
Tennis, Freunde treffen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
Deutscher Meister 2015 (FC Bayern München), Pokalfinalist 2021, 2022 (FC St. Gallen)
Stationen in der Jugend

1998 - 2005 SC Kemmern
2005 - 2007 SpVgg Greuther Fürth
2007 - 2010 FC Eintracht Bamberg
2010 - 2012 1. FC Nürnberg

Stationen im Herrenbereich

2012 - 2014 FC Eintracht Bamberg
2014/15 FC Bayern München II
2015 - 2017 1. FC Kaiserslautern
2017 - 2019 FC Utrecht
seit Juli 2019 FC St. Gallen


Sagen Sie Mal, Herr Görtler...

Ich verbringe Weihnachten mit meiner Freundin auf den Bahamas.

Den Weihnachtsbaum schmückt meine Freundin. Ich sehe das eher pragmatisch, weil wir nach drei Wochen eh wieder alles aufräumen müssen.

Unter dem Weihnachtsbaum liegt
hoffentlich ein gutes Buch. Zuletzt habe ich „Du bist das Placebo – Bewusstsein wird Materie“ gelesen. Darin geht es ums Unterbewusstsein und um positives Denken.

Mein Lieblingsweihnachtslied ist Stille Nacht, Heilige Nacht, weil es da in der Kirche immer dunkel wurde, dann wurden die Kerzen entzündet und alle haben dieses Lied gesungen.

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