Jasmin Gube im Porträt: Süßer Capitano wie einst Gerd Müller - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 27.01.2016 um 18:00 Uhr
Jasmin Gube im Porträt: Süßer Capitano wie einst Gerd Müller
MAGAZIN Die Sturmführerin des SV Walsdorf führt nicht nur die Torjägerliste der Bezirksliga/West an, sie hat in ihrer anpfiff.info-Statistik auch mehr Treffer als Pflichtspiele stehen. Was die 24-Jährige mit dem Bomber der Nation verbindet, welchen besonderen Schuhtick sie hat und wann sie den größten Fehlschuss fabrizierte erzählt sie im anpfiff-Porträt der Woche.
Von Bernd Riemke
Fußball war im Hause Gube schon recht früh Frauensache. Die jüngere Schwester der heutigen Bezirksliga-Torjägerin Jasmin Gube, Melissa, schnürte zuerst die Ledertreter und da die ältere der beiden Gube-Mädchen ohnehin größtenteils mit Jungs befreundet war, schloss sie sich im Alter von sechs Jahren der F-Jugend des SC Trossenfurt an. Als kleiner Wirbelwind war sie beinahe überall auf dem Feld zu finden. Das ging so lange gut, bis einige der Jungs nicht ganz damit zurecht kamen, dass das kleine Mädchen ihnen mitunter den Rang ablief. Jasmin Gube legte eine Pause ein und begann die Jagd nach dem runden Leder wieder als im benachbarten Eltmann eine U17-Mädchenmannschaft ins Leben gerufen wurde. „Weil ich die einzige war, die schießen konnte, stellten sie mich vorne rein“, berichtet die Goalgetterin von ihren Anfängen als Stürmerin.

Steter Aufstieg in  Drosendorf

Und weil sie richtig gut schießen konnte und zudem häufiger ins Schwarze traf als alle anderen blieb das dem umtriebigen Mr. Frauenfußball des RSV Drosendorf, Hans Wels, natürlich nicht verborgen. Er lotste das vielversprechende Talent in die eigene U17, wo sie schon bald zu Doppeleinsätzen in der zweiten Mannschaft der Damen und zeitweise als Juniorin gar schon in der Bayernliga-Truppe kam. „Hast mich in Gang gesetzt, mir endlich neuen Schwung gebracht“, heißt es im Song „Einer dieser Steine“ von Sido & Mark Forster – dem Lieblingslied der gelernten Gesundheits- und Krankenpflegerin. Auf kaum einen anderen Trainer in der bisherigen Laufbahn der 24-Jährigen trifft dies derart genau zu wie auf Theo Albrecht, ihren Jugendtrainer in Drosendorf, der sie taktisch enorm schulte. Unter Hermann Kolb kam sie schließlich schon 2008/09 in der Vorrunde zu sporadischen Einsätzen in der Bayernliga, ehe sie nach der Winterpause zur Stammkraft im Sturmzentrum neben Carolin Eberth (heute Torjägerin der SpVg Eicha) aufstieg. „Sie hat einen unheimlich guten Torriecher, weiß wo sie stehen und wie sie laufen muss und deckt den Ball ungemein gut ab“, zollt Gube ihrer früheren Mitspielerin und letztjährigen Torschützenkönigin der Bayernliga größten Respekt. Im letzten Saisonspiel platzte nach vorheriger Torflaute schließlich auch bei „Jassi“ der Knoten als sie beim 7:2-Kantersieg über SpVg Eicha ihren ersten Doppelpack in der Bayernliga schnürte.

Ein „unverzeihlicher“ Fehlschuss und der Wechsel nach Walsdorf

Im Winter 2009 setzte sich der RSV Drosendorf bisher letztmalig die oberfränkische Hallenkrone auf – mit dabei: Jasmin Gube. Bei den Bayerischen Titelkämpfen im mittelfränkischen Adelsdorf marschierten die RSV-Damen schließlich ohne Gegentor ins Halbfinale und mussten gegen den späteren Turniersieger FC Memmingen ins Siebenmeterschießen. Jasmin Gube blieb es vorbehalten, zum entscheidenden Schuss vom ominösen Punkt anzutreten. „Das war ziemlich kläglich“ erklärt sie rückblickend, dass ihr Siebenmeter eher einer Rückgabe gleichkam, die Drosendorf schließlich ins kleine Finale und schlussendlich zu einem respektablen dritten Platz führte. Auf dem grünen Rasen lief es für Jasmin Gube weniger erfolgreich. Zwar kam sie in der Vorrunde der Spielzeit 2009/10 auf elf Einsätze und fehlte nur in einer einzigen Partie, doch meist wurde sie erst in den Schlussminuten eingewechselt und war zusehends unzufrieden mit ihrer persönlichen Situation. Das Interesse des SV Walsdorf, seines Zeichens frisch gebackener Aufsteiger im Abstiegskampf, kam da gerade Recht und so trug die schnelle Stoßstürmerin schon in der zweiten Saisonhälfte das blau-weiße Trikot des Bezirksliga-Neulings.

Neue Heimat SVW

Dort fühlte sich die talentierte Knippserin auf Anhieb heimisch. Zwar „drohte“ der Transfer kurzfristig zu scheitern, weil Trainer Armin Baureis, die ihm zugesteckte Telefonnummer der gebürtigen Bambergerin verlegte und um ein Haar den Anruf bei der wechselwilligen Spielerin verpasst hätte, doch spätestens als Gube die Zusage bekam, mit der Rückennummer 13 auflaufen zu dürfen, waren die Weichen endgültig gestellt. „Das ist meine Lieblingszahl, weil Gerd Müller die früher auch getragen hat. Wenn ich die in Walsdorf nicht bekommen hätte, wäre ich nicht gewechselt“, schmunzelt Gube schelmisch, die inzwischen in ihr sechstes Jahr auf dem Andreas-Faust-Sportgelände geht. Im ersten Jahr tat sie das, wofür sie auch geholt wurde: entscheidende Tore schießen und vorbereiten. Am letzten Spieltag der Saison 2009/10 brauchte es zwingend einen Sieg, um nicht direkt wieder abzusteigen. Also zirkelte Jasmin Gube in der 88. Minute einen Eckball auf den Kopf von Anna Schaad (heute: Schiller), die zum viel umjubelten 1:0 einnickte. Ein Entscheidungsspiel gegen SV Wernsdorf, gegen den man bis dato nie verloren hatte, war die Folge. Jasmin Gube war am Spieltag derart nervös, dass sie sich beim morgendlichen familiären Kick im Garten mit Flip-Flops kurzerhand die Kapsel im Fuß gerissen hatte – und trotzdem 90 Minuten auf die Zähne biss. Ein 4:2-Erfolg und der Ligaverbleib waren der verdiente Lohn. Das familiäre Umfeld hielt sie trotz stetig wiederkehrender Anfragen bislang in Walsdorf. Mitspielerin Laura Fuchs ist zudem die einzige, die Jasmin Gube mit ihrem zweiten Vornamen „Erika“ rufen darf und als Mit-Organisatorin der Walsdorfer Kerwa sowie Gestalterin der Festschrift zum 65-Jährigen Vereinsjubiläum hat sie sich ohnehin unverzichtbar im regen Vereinsleben des SVW gemacht.

Jasmin Gube gibt in jedem Spiel vollen Einsatz.
anpfiff.info

Vereinsleben ist mehr als nur Fußball

Rein sportlich gehört der SV Walsdorf längst zum Inventar der Bezirksliga. Doch auch im so genannten verflixten siebten Jahr der Ligazugehörigkeit scheint es nach zwei vierten-, einem dritten- und einem zweiten Platz im Vorjahr wieder nicht zu gelingen, die Liga nach oben zu verlassen. „Anfangs waren dritte Plätze ein Erfolg. Inzwischen nagt es schon ein wenig, dass immer eine Mannschaft dabei ist, gegen die wir keine Chance haben“, so Gube, die für sich selbst nicht ausschließen möchte, es noch einmal höherklassig probieren zu wollen. Unabhängig davon wird sie dem SV Walsdorf jedoch treu verbunden bleiben. „Mein Vater Michael ist heute noch Vorstand im Caritas-Verein, Platzkassier in Trossenfurt und im Organisationskomitee des Faschings“, gibt die 24-Jährige eine Erklärung dafür, weshalb es für sie selbstverständlich ist, sich über das Sportliche hinaus im Verein zu engagieren. So ist sie seit einigen Jahren Schriftführerin des Gesamtvereins und damit so ganz nebenbei selbst dafür verantwortlich, ihre unzähligen Tore fein säuberlich zu notieren. In einer dieser Listen ist auch vermerkt, dass die aktuell treffsicherte Schützin der Bezirksliga sich schon einmal die Krone der Torjägerinnen sichern konnte. In der Saison 2012/13 fehlten ihr am letzten Spieltag sechs Tore, um sich auf Platz 1 der Top-Goalgetterinnen zu setzen. Kein Problem für Jasmin Gube, die gegen SG Donndorf/Eckersdorf beim 9:1-Sieg exakt sechs Mal einnetzte und sich schließlich mit 31 Treffern die Torjägerkanone der Bezirksliga sicherte. Eine Wiederholung scheint durchaus möglich, da sie derzeit mit nicht weniger als drei Hattricks in neun Partien schon wieder 15 Treffer auf ihrem Konto hat und damit für mehr als die Hälfte aller Walsdorfer Tore verantwortlich zeichnete. Jasmin Gube ist Capitano und Knippserin zugleich und weist trotz aller individueller Klasse keinerlei Star-Allüren auf! Das „nette Mädchen von nebenan“ ist zweifelsohne sportlich eine Bereicherung für jede Mannschaft und aufgrund ihres sozialen Engagements zudem eine Bereicherung für das Vereinsleben.

Torheiten

Mein erstes Tor habe ich in der E-Jugend für den SC Trossenfurt erzielt. Das war recht unspektakulär, denn ich habe den Ball allein vor dem Tor flach unten rechts eingeschoben.

Mein schönstes Tor erzielte ich in einem Einlagespiel beim Jubiläum des ASV Viktoria Bamberg. Wir spielten gegen TSG 05 Bamberg und ich habe einen Ball kurz hinter der Mittellinie volley genommen. Da die Torfrau zu weit vor ihrem Kasten stand, hat sich der Ball hinter ihr ins Netz gesenkt.

Mein wichtigstes Tor habe ich in der Saison 2009/10 für den SV Walsdorf geschossen als wir beinahe abgestiegen wären. Das vorentscheidende Spiel fand beim SV Wernsdorf statt. Wir lagen 1:2 hinten und ich traf zum Ausgleich. Später erzielte ich auch noch das 4:2. Dieser Sieg war der Grundstein zum Klassenerhalt.

Mein kuriosestes Tor
erzielte ich einmal für die Zweite des RSV Drosendorf. Nach einem Weitschuss prallte der Ball gegen die Unterkante der Latte. Die gegnerische Torfrau wollte den Ball aufnehmen, konnte ihn aber nicht festhalten, so dass er mir auf den Kopf und von dort ins Tor gefallen ist.

Mein typisches Tor
erziele ich, wenn ich mich bis zur Grundlinie durchtanke, dann in den Sechzehner ziehe und von links versuche ins kurze Eck zu treffen. Das gelingt oft, weil die Torhüter zu weit weg vom kurzen Pfosten stehen.

Die meisten Tore in einem Spiel habe ich in einem Vorbereitungsspiel gegen SG RSC/FC Oberhaid erzielt. Da sind mir sieben Stück in einer einzigen Partie gelungen.


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Leser-Kommentare


Steckbrief J. Gube

Jasmin Gube
Spitzname
Jassi
Alter
33
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Trunstadt
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
176 cm
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Hobbies
lesen, joggen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")
Erfolge
3. Platz Bayerische Hallenmeisterschaft (2009)
bisherige Stationen: SC Trossenfurt, Eltmann, RSV Drosendorf, SV Walsdorf.


Top Fünf von Jasmin Gube

Top-Reiseziel
Irland
"Den letzten Urlaub habe ich in Thailand beim Insel-Hopping mit einer Freundin verbracht. Mein Wunschziel ist allerdings Irland. Das finde ich landschaftlich besonders reizvoll."
Top-Getränk
Latte macchiato mit Kokos
"Ich mag Kokos einfach sehr gerne. Außerdem bin ich grundsätzlich eine Süße, da brauch ich keinen Zucker dazu (lacht)."
Top-Verein
FC Bayern München
"(eine FCB-Halskette ziert ihren schlanken Hals). Mein Lieblingsspieler war Basti Schweinsteiger, den ich auch einmal persönlich getroffen habe, als ich begonnen habe meinen Trainerschein in Unterhaching zu machen."
Top-Fußballschuh
Nike Airmax Thea
"Ist zwar kein Fußballschuh, aber allein davon hab ich fünf Paar. Insgesamt besitze ich sicher mehr als dreißig Paar Schuhe. Zu meinen besten Zeiten waren es allein schon sechs bis sieben Paar Fußballschuhe."
Top-Film
Blind Side
"Die Familie ist mir grundsätzlich auch sehr wichtig. Der Film zeigt toll, wie ein Junge aus armen Verhältnissen groß rauskommt und beweist dadurch, dass man alles erreichen kann, wenn man sich für seine Ziele anstrengt."

Bilder-Galerie


Saisonbilanz J. Gube

 
23/24
1
0
0
0
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0
23/24
12
0
1
1
4
0
0
22/23
6
0
0
5
1
0
0
22/23
11
7
1
1
R
0
0
22/23
1
1
0
0
R
0
0
21/22
2
4
0
1
R
0
0
21/22
6
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1
0
2
0
0
19/21
12
1
3
0
1
0
0
18/19
15
14
5
1
1
0
0
17/18
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9
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0
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0
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16/17
4
9
0
2
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0
0
16/17
10
19
0
0
R
0
0
15/16
1
2
2
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R
0
0
15/16
9
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0
0
R
0
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14/15
18
16
0
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R
0
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14/15
2
2
0
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0
13/14
12
13
3
0
3
0
0
13/14
1
0
0
1
R
0
0
12/13
18
31
2
0
1
0
0
12/13
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0
R
0
0
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1
1
1
0
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11/12
6
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0
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3
0
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09/10
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0
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0
08/09
3
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Gesamt
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187
19
28
20
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Hintergründe & Fakten

Personendaten


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