Oberfrankens Knippserin Nummer 1: Die Torheiten der Katrin Schäder - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 05.08.2015 um 06:00 Uhr
Oberfrankens Knippserin Nummer 1: Die Torheiten der Katrin Schäder
MAGAZIN Sie ist gerade 21 Jahre jung, sammelte bereits drei Meisterschaften, zwei oberfränkische Pokalsiege und wurde unlängst als beste Torjägerin des Bezirkes Oberfranken ausgezeichnet. Wer ist dieses Phänomen, das mit 16 Jahren schon in der Bayernliga ins Rampenlicht trat?  anpfiff.info begab sich auf die Spuren einer Salat-Verweigerin, deren größter Fan sie im wahrsten Sinn des Wortes am Herzen trägt…
Von Bernd Riemke
Es ist paradox! Fußball spielte Katrin Schäder eigentlich schon immer. Ihren ersten Spielerpass aber beantragte der ASV Trabelsdorf als sie schon elf Jahre alt war. „Ich hatte immer Angst, dass die Jungs mich foulen“, schmunzelt die begeisterte Wandersfrau heute über ihre Anfänge, bei denen offene Wunden am Knie beinahe umgehend dazu führten, dass Klein-Katrin ihrer Mama das Karriereende mitteilte. Dass es dazu bis zum heutigen Tage nicht kam, freute zunächst den RSV Drosendorf und inzwischen die SpVgg Stegaurach. Zwei Stationen bei denen die 21-Jährige eindrucksvolle Spuren einer bis dato imponierenden Karriere hinterließ.

Mit 16 der Shootingstar in der Bayernliga

Die Fähigkeiten des zierlichen Mädchens, das da beim ASV in Trabelsdorf unter Anleitung ihres ersten Trainers und  Förderers Stefan Brust die Jungs ein ums andere Mal narrte, blieben jedenfalls nicht lange verborgen. Dem stets umtriebigen Mister Frauenfußball des RSV Drosendorf schon gleich gar nicht. So verwundert es nicht, dass Tausendsassa Hans Wels plötzlich mit einem unterschriftsreifen Spielerpass vor der Haustüre der Schäders stand und die 16-Jährige nur eine Spielzeit später in der Bayernliga für Furore sorgen sollte. „Ich bin meinem damaligen Trainer Matthias Behr sehr dankbar, dass er an mich geglaubt und mir das Vertrauen geschenkt hat“, so die beidfüßig starke Torgranate, die sich beim RSV zumeist auf der linken Außenbahn oder im zentralen offensiven Mittelfeld wiederfand. In lebhafter Erinnerung blieb vor allem die Premierensaison der Katrin Schäder, in der sie mit den RSV-Damen auf einem bärenstarken 3. Platz in der Bayernliga einlief und es im BFV-Verbandspokal bis ins Halbfinale gegen FFC Hof schaffte. Dort war dann Endstation, weil wir „viele junge Spielerinnen waren, die reihenweise eine nach der anderen verschossen haben“ resümiert die filigrane Technikerin das Ausscheiden nach Elfmeterschießen.

Mit ihrem schnellen Antritt auf den ersten Metern verschafft sich die 21-Jährige (re.) viele Vorteile.
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Als Torfrau zur ersten Meisterschaft

Zu diesem Zeitpunkt konnte freilich noch keiner ahnen, dass der höherklassige Fußball in Drosendorf dem Ende entgegenging. Sportlich stand nach der Saison 2011/12 ohnehin der Abstieg zu Buche, doch auch personell stand das einstige Aushängeschild des oberfränkischen Frauenfußballs am Scheideweg. Der freiwillige Neustart in der Bezirksliga war die Konsequenz und dort stellte sich Katrin Schäder mangels Alternativen zwischen die Pfosten. „Für eine Parade als ich einen 18m-Freistoß aus dem Winkel gefischt habe, habe ich sogar ein Sonderlob bekommen“, schmunzelt sie eingedenk einer in vielen Belangen besonderen Saison, an deren Ende für den RSV Drosendorf der Titelgewinn in der Bezirksliga stand. Den Aufstieg in die Bezirksoberliga machte die gelernte Bankkauffrau allerdings nicht mehr mit. „Meine berufliche Fortbildung genoss oberste Priorität und Fußball war höchstens zweitrangig“, erklärt Schäder ihren Abschied aus Drosendorf und den Neuanfang im Aurachtal, wo die Damen-Mannschaft gerade erst ihren Höhenflug gestartet hatte…

Zwei Aufstiege und 63 Tore

Steffan Seidler trainierte zu dieser Zeit Schäders Bruder Niklas in der JFG Steigerwald und so lag der Schritt nahe, dem geliebten Hobby mit deutlich weniger Aufwand in der Kreisliga zu frönen. Ein Umstand, der sich auf Anhieb bezahlt machen sollte. Katrin Schäder traf in jedem ihrer 13 Punktspiele in der Kreisliga und erzielte dabei unfassbare 32 Treffer, was einem Durchschnitt von etwas mehr als 36 Minuten pro Torerfolg bedeutet. Der schnelle Antritt gepaart mit der Unausrechenbarkeit der Beidfüßigkeit und einem ebenso platzierten wie kraftvollen linken Hammer ließen Katrin Schäder zur ungekrönten „Königin der Kreisliga“ werden. Als Kapitän führte sie die Unbesiegbaren zu zwei Bezirkspokalsiegen in Serie und mit erneut 31 Toren zur Meisterschaft in der Bezirksliga und folglich zum Durchmarsch in der oberfränkische Oberhaus. Nun ist sie wieder dort angekommen, wo sie drei Jahre zuvor mit dem RSV Drosendorf ebenso gelandet war. Doch die Vorzeichen sind andere. „Wir haben eine junge Mannschaft mit richtig viel Potenzial. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen noch einmal den Verein zu wechseln“, gibt die 21-Jährige ein klares Bekenntnis zur SpVgg Stegaurach ab. Nicht ganz unschuldig ist daran freilich das Trainerteam um Freddy Wittmann und Steffan Seidler – die Väter des Erfolges, die ihr Team noch nicht am Ende der Fahnenstange sehen. Verlassen können sie sich dabei auf eine Spielführerin, die nicht nur allerhöchsten Respekt unter den Mitspielerinnen genießt, sondern auch Ansprechpartnerin für deren Sorgen und Nöte ist und – wenn es sein muss – auch den Trainern verbal Paroli bieten  kann. Gelegentliche Reibungspunkte sind für den mannschaftlichen Erfolg zwingend wichtig und mit Sturmführerin Katrin Schäder in den eigenen Reihen scheint die Erfolgswelle im Aurachtal längst nicht abzuebben. Wenige Wochen vor dem offiziellen Saisoneröffnungsspiel gegen den Landesliga-Absteiger Schwabthaler SV blickte anpfiff.info mit ihr auf die Torheiten einer beeindruckenden Karriere:

So schön bejubelt Katrin Schäder ihre zahlreichen Treffer, die sie zu Oberfrankens Toptorjägerin in der Saison 2014/15 werden ließen.
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Mein schönstes Tor war ein direkt verwandelter Eckball mit reichlich  Windunterstützung. Das war in der Vorsaison gegen SV Würgau als ich von der rechten Seite mit dem linken Pfosten den Ball nach innen gebracht habe und er sich ins lange Eck gesenkt hat.

Mein typisches Tor ist entweder ein Distanzschuss nachdem ich meine Gegenspielerin vorher habe aussteigen lassen oder es ist ein Solo alleine Richtung Tor. Dann schiebe ich den Ball am Torwart vorbei.

Ein Tor, das ich noch schießen möchte ist einmal ein entscheidendes Tor in einem Derby oder vielleicht im Eröffnungsspiel in der BOL gegen den Schwabthaler SV.

Die meisten Tore in einem Spiel habe ich in der letzten Saison beim 8:0 gegen den FC Bischberg erzielt. Da sind mir gleich zwei lupenreine Hattricks gelungen. In der ersten Halbzeit drei Treffer bis zum 3:0 und in der zweiten Halbzeit noch einmal die Treffer sechs, sieben und acht.

Mein erstes Tor habe ich in der C-Jugend für den ASV Trabelsdorf erzielt und zwar völlig untypisch mit rechts. Das war eine eins zu eins Situation gegen den Torwart, die ich zum 1:0 abgeschlossen habe. Witzigerweise habe ich in dem Spiel später auch das 2:0 erzielt - und zwar mit dem Kopf, obwohl das absolut nicht meine Stärke ist.

Die schlimmste Torverhinderin war Cornelia Geisler von der DJK Stappenbach. Ich habe in dem Spiel gegen sie ungefähr hundert Chancen gehabt, viele Male eins gegen eins und sie hat sie alle zunichte gemacht und mich fast zur Verzweiflung getrieben.

Ein regelwidriges Tor habe ich in der letzten Saison gegen SV Wernsdorf erzielt. Ich habe zu einem Flugkopfball angesetzt und gemerkt, dass ich nicht mehr an den Ball komme. Dann habe ich das Tor mit angelegter Hand erzielt - und es hat gegolten, weil es keiner gemerkt hat.


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Steckbrief K. Schäder

Katrin Wellein
Alter
29
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Trabelsdorf
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
170 cm
Beruf
Bankkauffrau
Hobbies
Freunde treffen, wandern
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
2013 Meister der Bezirksliga mit RSV Drosendorf,
2014 Meister der Kreisliga und Bezirkspokalsieger mit SpVgg Stegaurach,
2015 Meister der Bezirksliga und Bezirkspokalsieger mit SpVgg Stegaurach
2015 Gewinnerin des goldenen Schuhs für die beste Torschützin Oberfrankens (31 Tore in der Saison 2014/15).


Bilder-Galerie


Karriere in Zahlen K. Schäder

Spiele
181
Spiele gewonnen
119
Spiele unentschieden
20
Spiele verloren
42
Tore gesamt
192
Vereine
3
Aufstiege
7
Abstiege
0

Saisonbilanz K. Schäder

 
23/24
13
8
12
1
R
0
0
22/23
4
2
2
0
R
0
0
21/22
16
13
15
1
R
0
0
19/21
2
2
0
0
R
0
0
18/19
18
6
2
1
10
0
0
17/18
19
16
1
0
1
0
0
16/17
17
36
10
1
4
0
0
15/16
17
25
1
0
4
0
0
14/15
13
31
13
1
R
0
0
13/14
13
32
6
0
R
0
0
12/13
13
6
0
0
0
0
0
11/12
1
4
0
0
0
0
0
11/12
17
2
3
1
5
0
0
10/11
1
5
0
0
R
0
0
10/11
17
4
0
2
9
0
0
Gesamt
181
192
65
8
33
0
0

Entweder...oder

Strand oder Berge
Beides. Ich chille im Sommer gerne am Strand. Dubai ist dabei noch mein Traumziel. Im Winter mache ich aber ebenso gerne Aktivurlaub mit meinen Arbeitskolleginnen beim Skifahren.
Schnitzel oder Salat
Salat ist ein NoGo! Ich glaub ich bin als Kind zu viel mit Salat gefüttert worden (lacht). Ich mag Schnitzel. Das ist typisch fränkisch. Anstelle des Salates bestelle ich lieber eine Extra-Portion Ketchup.
FC Bayern oder FC Nürnberg
Ich bin schon immer FC Bayern-Fan und mag am liebsten Basti Schweinsteiger - nicht zuletzt wegen seines Kämperherzes.
Sturm oder Mittelfeld
Ich habe eigentlich immer im offensiven Mittelfeld gespielt, aber jetzt habe ich in Franzi Wittmann eine ideale Partnerin gefunden und spiele sehr gern mit ihr im Sturm zusammen.
Business oder Fußballdress
Sowohl als auch, denn Bankkauffrau ist mein Traumberuf und ich fühle mich auch im Business-Look wohl. Im Fußballtrikot bin ich aber ebenso voll in meinem Element.


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