Uwe Mauckner im Interview: Wir waren zu bequem, das hat uns brutal eingeholt! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.10.2023 um 07:00 Uhr
Uwe Mauckner im Interview: Wir waren zu bequem, das hat uns brutal eingeholt!
INTERVIEW Anfang März hat Uwe Mauckner den Vorsitz im BFV-Bezirk Mittelfranken übernommen. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 58-Jährige über seine Beweggründe einer neuen Funktionärstätigkeit, seine Idealvorstellung einer modernen Verbandsarbeit und warum man ihn nach wie vor und gar umso mehr auf vielen Sportplätzen antrifft.
Von Marco Galuska
Uwe Mauckner hat im März das Amt als BFV-Bezirksvorsitzender in Mittelfranken übernommen.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Uwe, die berühmten ersten 100 Tage deiner Amtszeit sind schon mehr als doppelt erreicht. Wie würde eine kurze Bilanz in drei Sätzen aktuell aussehen?

Uwe Mauckner (58):
Es gibt viele kleine Baustellen auf den mittelfränkischen Amateursportplätzen, die man kennt - da schaue ich auch nicht weg und es gibt auch einige Dinge, die man zur Chefsache machen muss. Wir haben tolle junge Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, die für einen frischen Wind sorgen. Und zu guter Letzt habe ich mit vielen Menschen zu tun, mit denen ich seitdem neu korrespondiere.

Noch einmal etwas weiter zurückgeblickt: Warum hast du nach dem angekündigten Rückzug von Dieter Habermann deine Kandidatur als Bezirksvorsitzender in Mittelfranken abgegeben?

Mauckner:
Weil ich der Meinung bin, dass ich dem Bezirk Mittelfranken Impulse und auch kleine, notwendige Veränderungen mitgeben kann. Es war in meinen Augen an der Zeit, die Aufgabe zu übernehmen, weil mir die Verbandstätigkeit Spaß macht. Streng genommen bin ich schon seit den 1980er-Jahren, damals als Auswahltrainer, im Verband tätig. Eine sehr gute Freundschaft zu Peter Bursy hat mich zum BFV gebracht. Die Spielleitertätigkeit war aber nie meins, sondern vielmehr die Aufgabe als Referent. Seit sieben Jahren bin ich der Bildungsbeauftragte im Verband und seit 2018 Bezirks-Online-Beauftragter.

Wie soll für dich Verbandsarbeit aussehen?

Mauckner:
Meine Philosophie ist die, dass wir bei den Vereinen viel zuhören, aber auch abwägen müssen, was für alle passend ist. Es liegt mir nahe, mehr Verständnis zu bekommen und auch eine Zusammenarbeit, gerade mit jungen Leuten aus den Vereinen, zu bekommen. Wir brauchen die jungen Leute als Sprachrohr aus den Vereinen!

Was gilt es da konkret zu verbessern?

Mauckner:
Der Verband neigt in meinen Augen dazu, den jungen Leuten zwar schon etwas anzubieten, aber sie dann doch nicht entsprechen wirken zu lassen. Ich bin der Meinung, dass wir es akzeptieren müssen, dass viele nicht mehr bereit sind, sich über Jahrzehnte an eine Aufgabe zu binden. Aber auch wenn es nur temporär ist, kann so eine Arbeit sehr wertvoll sein. Da muss man strukturell umdenken, denn nur die junge Generation kann den Rückgang stoppen, das werden wir aber nicht mit unseren Ideen, die wir vor 30 Jahren hatten, schaffen. Wir brauchen mehr Dialog mit der Jugend!

Uwe Mauckner bei der Meister-Ehrung von Futsal Nürnberg.
fussballn.de

Man trifft dich oft auf den Sportplätzen. Ist das ein bewusster Weg deiner Verbandsarbeit und wie sind die Reaktionen dort?

Mauckner:
Ich gehe gerne auf alle Plätze, egal in welcher Altersklasse oder Spielklasse. Man bekommt vor Ort Impulse. Jeder Verein und Spieler ist wichtig. Oftmals bin ich auch inkognito da, das tut auch gut, da bekommt man auch viel mit. Aber wenn mich Leute ansprechen, kann man auch was bewegen. Ich bin ein impulsiver Typ, möchte Ideen gerne auch umsetzen, am liebsten auf dem kurzen Dienstweg, nach dem Motto: "Lass es uns machen!" Das will ich gerne in Mittelfranken vorleben, auch wenn man in manchen Bereichen weiterhin konservativ denken muss.

Bitte ein Beispiel!

Mauckner:
Gerne! Ich habe mir ein Spiel einer U19-Mannschaft angesehen und war angetan, wie die als Team aufgetreten sind. Ich habe dann den Trainer angesprochen, dass ich sie gerne auf die Geschäftsstelle einladen möchte. Das ist ein wertvoller Input, den wir darüber bekommen, wenn wir in den Dialog kommen. Und man muss auch ehrlicherweise sagen, dass die Akzeptanz des Verbands schwankt. Es wirkt vieles bestimmend.

Die Bezirksgeschäftsstelle soll also auch einen neuen Zwecke erhalten?

Mauckner:
Ich würde mich freuen, wenn es ein Begegnungsort von Verband und Vereinen wird und kein geschlossener Kreis ist. Ich möchte die Räumlichkeiten gerne für Diskussionen und Austausch zur Verfügung stellen, für alle, denen der Fußball am Herzen liegt. Deshalb wollen wir unsere Geschäftsstelle in Mittelfranken, die sich seit 2006 kaum verändert hat, offener gestalten. Ich möchte Workshops zulassen und anschieben, auch für Funktionäre in Nordbayern. Natürlich geht das alles nur peu à peu, wir gehen nicht willkürlich mit Vereinsgeldern um!

Uwe Mauckner will als Bezirksvorsitzender des BFV in Mittelfranken den Dialog vor allem auch mit der Jugend suchen.
BFV

Du warst auch am Aufbau der bayernweiten "Vereinsberater" beteiligt. Welcher Ansatz wird damit verfolgt?

Mauckner:
Die Vereinsberater gehen in den Verein und machen sich ein Bild, wo der Schuh drückt. Sie leisten sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe. Ich habe den Vereinsberatern auch ausdrücklich mitgegeben, dass sie die Impulse des Meckerns mitnehmen sollen, Dialoge zulassen. Es geht auch hier ums Zuhören, nur daraus kann man Aspekte aufnehmen.

Du hast gesagt: Fußball muss Familiensache sein, die Jugend muss man im Verein halten. Welche Chancen hat der Fußball im Jahr vor der heimischen Europameisterschaft?

Mauckner:
Wir haben immer eine Chance, wenn man Dinge anschiebt! Dazu brauchen wir keine WM oder EM, hinter der wir uns verstecken! Der Zulauf geht auch durch eigene Initiative und darf nicht abhängig von einem Erfolg, den man sich wünscht, bei der EM sein. Der Leistungsbereich darf gar nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. In Deutschland wurde die breite Masse vernachlässigt, man wurde zu bequem. Das hat uns jetzt brutal eingeholt. Egal, in welcher Liga man spielt, es ist wichtig, dass es eine Mannschaft gibt und sich im Idealfall mehrere Generationen einer Familie mit dem Verein identifizieren.

Als Bezirksvorsitzender ist man Bindeglied zwischen dem Fußball vor der Haustüre und der Arbeit des Verbands in der Zentrale. Wie gelingt der Spagat?

Mauckner:
 Ich sehe das nicht als Spagat. Es gibt grobe Leitplanken, die uns die Mitglieder im Verband mitgeben. Im Bereich Sportgericht und Schiedsrichterwesen ist das klar vorgegeben, aber im Spielbetrieb können die Vereine mitwirken. Ich sehe es bei der Jugend, da lässt man den Kreisen ihre System spielen. Ich persönlich wäre sogar dafür, dass man im Nachwuchs die Spielklassen mit den Jahrgängen mitnimmt, so wie es beispielsweise beim Handball praktiziert wird. Aber grundsätzlich gibt es schon jetzt auch durch die Meldeliga mehr Flexibilität.

Auf dem Amateurfußball-Kongress des DFB wurde kürzlich auch über die Zukunft des Spielbetriebs diskutiert. Eine Flexibilisierung der Ordnungen und Durchführungsbestimmungen stand dabei ganz oben auf der Prioritätenliste. Nun hat man im Bezirk und den Kreisen mitunter unterschiedliche Sichtweisen. Ist das hilfreich oder eher schwierig aus deiner Sicht?

Mauckner:
Ich befürworte den Gedanken der Flexibilität. Gerade das Engagement von Thomas Raßbach und Max Habermann, die da in ihren Kreisen vorangehen, finde ich grundsätzlich gut, weil sie ihren Vereinen zuhören. Ich denke, die Runden Tische werden sehr positiv aufgenommen, weil man frei von der Leber sprechen kann. Veränderungsideen sind innovativ und man muss auch sagen, dass es das nicht so oft gibt, dass sich die Kreisspielleiter die Mühe machen und Langzeitprojekte in Abstimmung mit den Vereinen schaffen.

Als Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Funktionär hast du im Prinzip alle Perspektiven im Amateurfußball erlebt. Auf welche Momente blickst du dabei persönlich am liebsten zurück?

Mauckner:
Das ist für mich klar das Trainerwesen im Jugend- und Amateurbereich. Das hat mich persönlich wahnsinnig bereichert, weil man hier Menschen etwas mitgeben kann, gemeinsam Erfolge feiern durfte - dazu gehört auch mal ein Klassenerhalt. Wenn ich heute noch Jungs von früher treffe, die dann mittlerweile selbst sogar Trainer wurden, macht mich das schon stolz.

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Steckbrief U. Mauckner

Uwe Mauckner
Alter
59
Geburtsort
Würzburg
Wohnort
Rednitzhembach
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Elektrotechniker
Hobbies
Motorrad fahren
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")


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