Was macht eigentlich...?: Der einstige Dänen-Bomber Mogens Hansen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.05.2017 um 22:00 Uhr
Was macht eigentlich...?: Der einstige Dänen-Bomber Mogens Hansen
MAGAZIN Kürzlich geisterte sein Name wieder einmal durch die überregionale Presse: Mogens Hansen. Zwei Jahre lang kickte er für die SpVgg Bayreuth in der zweiten Bundesliga. Und markierte beim 4:3-Erfolg über den FC Hanau am 25.11.1978 einen Hattrick binnen 17 Minuten. Bis heute der fünftschnellste in der Geschichte der zweiten Bundesliga.
Von Andi Bär
Als Stefan Kutschke im Trikot von Dynamo Dresden kürzlich binnen 26 Minuten dreimal gegen den VfB Stuttgart getroffen hatte, wurden diese Allzeitstatistiken wieder ausgegraben. Unter anderem das Fachmagazin Kicker hatte eine hier zu sehende wunderbare Slideshow anzubieten. anpfiff.info stöberte Mogens Hansen in seiner dänischen Heimat Næstved  auf, um mit ihm über längst vergangene Zeiten und die jetzigen Geschehnisse um seine Person zu plaudern. Schließlich wurde er erst in der letzten Woche in seiner Heimatstadt Næstved bei seinem Heimatverein BK in die Hall of fame aufgenommen. Insgesamt 427mal kickte er für diesen Club, unterbrochen von den zwei Jahren bei den Altstädtern ausschließlich dort. "Echt schön, mal wieder etwas aus Bayreuth zu hören", so der in fließendem Deutsch mit herrlichem dänischen Akzent plaudernde Sturmtank. Der Kontakt nach Oberfranken ging nie verloren. Vor allem mit dem heutigen Vacher Trainer Norbert Hofmann und dessen Sohn Volker pflegt der 61jährige immer noch regen Kontakt. "Ich müsste mich echt mal wieder bei Hofi melden", schmunzelt er. Schließlich waren er und seine Frau Mette und Maria und Norbert Hofmann zu gemeinsamen Bayreuther Zeiten allerdickste Freunde. "Die beiden haben uns richtig viel gezeigt von der Gegend", erinnert sich Hansen, "waren unsere besten Freunde." Nur allzu gerne erinnert er sich an gemeinsame Mittagessen am Sonntag in Trebgast. "Wir haben so viel miteinander gemacht", schwärmt er noch 40 Jahre später von den alten Zeiten.

Mogens Hansen (mitte) im Jersey des BK Naestved. 
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Dass er in Bayreuth landete, war eher einem Zufall geschuldet. Helmut Epp, ein österreichischer Spielervermittler, stellte den Kontakt zu Bayreuths Trainer Heinz Elzner her. "Er hat mich angerufen, ob ich nach Bayreuth gehen wollte." Eigentlich war angedacht, dass er an der Seite seines Teamkollegen Ole Rasmussen zu Hertha BSC Berlin wechselt. Während der acht Jahre lang in der heutigen Bundeshauptstadt kickte, zog es Hansen in die Wagnerstadt. Ein Wechsel, den er nie bereut hat. "Ich habe dort verdammt viel gelernt", sagt er heute. Aus der sturen Manndeckung, die in Dänemark praktiziert wurde, heraus zu einem Team, das sich vornehmlich über den Einsatz und die Laufbereitschaft definierte. "Anfangs habe ich mir schwer getan", so Hansen, "mit der Zeit bin ich langsam besser ins Spiel gekommen." Am Ende standen 22 Tore in 45 Einsätzen zu Buche. "Das war denke ich nicht so schlecht", grinst er verschmitzt. Und wären die Altstädter in den Relegationsspielen gegen Bayer Uerdingen nicht gescheitert - es wären noch mehr Einsätze geworden. "In der Bundesliga wäre ich sicher geblieben", erzählt er. So war nach zwei Jahren Schluss und es ging wieder nach Næstved zurück.

Zurück in Naestved wähnte ihn die Presse beim FC Bayreuth.... 
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Dort feierte er später eine Vizemeisterschaft und kickte einige Jahre lang im Intertoto-Cup und dem UEFA-Pokal - unter anderem gegen PSV Eindhoven und Zenit St. Petersburg. "Das war auch Klasse!", sagt er resümierend. Er weiß aber auch: "Die Zeit in Bayreuth hat mir danach in Dänemark sehr viel geholfen." Insgesamt fünf Länderspiele bestritt er zudem. An der Seite des Ex-Gladbachers Alan Simonsen, der Laudrup-Brüder Michael und Brian und nicht zu vergessen Ex-Bayern-Kicker Sören Lerby. "Das war schon sehr cool", so der kopfballstarke Mittelstürmer über die Zeiten in der Nationalelf unter Kurt Nielsen und Trainerikone Sepp Piontek - der Beginn einer goldenen Ära des dänischen Fußballs. Schließlich holte Piontek erstmals auch im Ausland aktive Kicker in die Equipe der Dansk Boldspil Union. Vorher kickten lediglich in der Heimat spielende Akteure in der Nationalmannschaft. Ein Grund, weshalb Hansen einige Spiele weniger als möglich bestritt. "Für mich war das unbegreiflich", sagt er, "ich habe ja regelmäßig getroffen, hätte sogar noch in der U 21 spielen durfen. Wurde aber während meiner Zeit in Bayreuth nie berufen."

Mogens Hansen an der Seite von Ehefrau Mette. 
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Was bislang in hiesigen Gefilden eher unbekannt war: Hansen wollte seinen besten Kumpel Hofmann einst mit nach Næstved nehmen. "Er saß schon bei einer hiesigen Bank zu einem Gespräch", erinnert er sich, "leider konnten sich Norbert und der Verein finanziell nicht einigen." Am Ende ging sein liebster Flankengeber, Hofmann verdingte sich in dieser Zeit noch als rechter Außenverteidiger, zum Relegationskonkurrenten nach Uerdingen. Der Kontakt aber blieb. Auch die Frauen, Hansens Gemahlin Mette wagte einst an dessen Seite mit nur 17 Jahren direkt nach dem Schlussabschluß den Sprung ins Ausland, verstehen sich weiterhin prächtig.

Mogens Hansen im Trikot der Dansk Boldspil Union. 
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Einige Male besuchten die beiden die Hofmänner in Ebermannstadt. "Wir haben sehr, sehr viele schöne Stunden miteinander verbracht", sagt Hansen, der bei einer Zeitung 45 Kilometer außerhalb von Næstved für die Werbekunden verantwortlich zeichnet. Vom Sport konnte er, der mit 34 Jahren seine Karriere beendet, nie wirklich lassen. Neben seinen zwei Huskies hat es ihm vor allem das Radfahren angetan. Mit dem Team Rynkeby fährt er jährlich 1300 Kilometer nach Paris, sammelt dabei Geld für krebskranke Kinder. 8 Millionen Euro spielte der 1800köpfige (!) Tross im Vorjahr ein. "Und in Paris ist dann immer eine Riesenparty!". In Bayreuth war er derweil seit 12 Jahren nicht mehr. Damals traf sich die 79er-Mannschaft zu einem Jubiläumsspiel in der Wagnerstadt. "Ich muss unbedingt wieder einmal kommen", sagt er. Befeuert wird das Unterfangen dadurch, dass sein Sohn noch nie in Bayreuth war. "Und er will unbedingt dorthin." Eines ist klar: Die Türen in der Wagnerstadt stehen ihm offen. Obwohl er nur zwei Jahre lang bei den Altstädtern kickte, genießt er noch immer Kultstatus in Fankreisen. Und wenn er hin und wieder die Relegationsspiele als Videoaufzeichnung ansieht, dann wird er noch immer wütend. "Das war ja Betrug", wettert er, "das ist unmöglich gewesen." Die ein oder andere Fehlentscheidung verhinderte den Gang in die erste Liga - und damit weitere Tore des Dänen-Bombers.

Mogens Hansen auf dem Titelbild des dänischen Fußball-Saisonmagazins. 
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Steckbrief M. Hansen

Mogens Hansen
Spitzname
Mugge
Alter
68
Geburtsort
Naestved
Wohnort
Naestved
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Dänemark
Größe
186 cm
Gewicht
93 kg
Beruf
Werbekaufmann
Hobbies
Radfahren, Hunde
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
einige Einsätze in der dänischen Nationalmannschaft, Vizemeister mit Naestved, Vizemeisterschaft mit Bayreuth in der zweiten Bundesliga.


Hintergründe & Fakten

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