Amy Steininger und Jann George: Die Schöne und das Torbiest! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.11.2016 um 06:00 Uhr
Amy Steininger und Jann George: Die Schöne und das Torbiest!
MAGAZIN Sie führte die Damen der SpVgg Bayreuth als Kapitänin bis in die Landesliga. Er den SSV Jahn Regensburg mit seinen Toren in die 3. Liga. Welchen Anteil Rodel-Olympiasieger Georg Hackl und welchen Einfluss der TV-Serienschlager Big Bang Theory  daran haben, verrät das Fußballer-Paar im anpfiff-Porträt der Woche…
Von Bernd Riemke
Der 20. September 2014 schrieb eine dieser Geschichten, wie sie eben nur der Fußball zu schreiben vermag. Im Jahr zuvor war Amy Steininger nach dem Gewinn der Meisterschaft mit dem Kleeblatt von der SpVgg Greuther Fürth zur SpVgg Bayreuth gewechselt. Jann George wiederum spielte seine zweite Saison am Ronhof und reiste mit seinem Regionalligateam in die Wagner-Stadt. Die 22-Jährige saß also in der Zwickmühle: Ihren Verein anfeuern oder ihren Freund anfeuern? Es kam, wie es kommen musste. Am Steininger saß im grün-weißen George-Trikot ihres Freundes auf der Tribüne und als dieser auch noch das 1:0 für seine Farben markierte zeigte sie ihrer Freundin neben sich den „Daumen hoch“ – just in dem Moment als die Kameras des Bayerischen Fußballverbandes auf sie gerichtet waren und den Kommentator zu der Bemerkung hinreißen ließ: „Auch die blonden Fürth-Fans können bis eins zählen“.

In god we trust

Im Leben zählt die gebürtige Bayreutherin vor allem auf Gott. „Wir leben einen sehr lebendigen Glauben und wenn man spürt, dass Jesus der beste Freund sein kann, dann vereinfacht das vieles“, so Steininger, die auch nach familiären Schicksalsschlägen immer wieder Halt im Zuspruch zu ihrem Glauben findet und sich beinahe folgerichtig in ihrer evangelischen Gemeinde im heimatlichen Weidenberg engagiert. Mit der christlichen Jugendband Crosslight bereichert sie regelmäßig Gottesdienste. „Erst in der Auseinandersetzung merkt man, wie nah Gott ist. Wenn Dinge passieren, die man nicht erklären kann und man das Gefühl bekommt, geführt zu werden. Man lebt befreiter, wenn man sich Gott mit seinen Sorgen anvertrauen kann“, stimmt auch Jann George ein und zeigt – einst als aufbrausender Youngster tituliert – seine mehr als einfühlsame und nachdenkliche Seite, mit der er auch zu seiner inneren Ruhe gefunden hat. Eine, die er seit Juni 2014 mit der studierten Psychologin teilt. Gemeinsame Kochabende laufen dabei eher unkonventionell ab. Küchenchef im gemeinsamen Haushalt ist der Mann, während „Amy die Zutaten schneidet und anschließend sauber macht“, schmunzelt George, der sich im Gegenzug jedoch ebenso gern bekochen lässt, seine Freundin dann jedoch mit dem Tablet und der neuesten Folge der Küchenschlacht alleine hantieren lässt.

Amelie Steininger weiß mit dem runden Leder umzugehen.
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45 Zweitligaminuten und sein eigener Verein

Eine neue Folge ihrer Lieblingsserie Big Bang Theory bildet nicht selten den Abschluss eines Abends von Amy und ihrem Sheldon, an dem sie es besonders schätzt, dass er genau wie der Serienstar seine Ansichten hat, für die er sich einsetzt und sich nicht von Meinungen der vermeintlichen Mehrheit beeinflussen lässt. Diese Charaktereigenschaften haben dem 177cm großen Kraftpaket eine abwechslungsreiche Laufbahn durch diverse U23-Nachwuchsmannschaften der bayerischen Bundesligisten beschert. Über den 1. FC Nürnberg fand er den Weg zum TSV 1860 München, wo ihn immer wiederkehrende Verletzungen an Knie, Wade und Achillessehne beinahe dazu brachten, die so verheißungsvolle Karriere in jungen Jahren an den Nagel zu hängen. Ludwig Preiß, Trainer der SpVgg Greuther Fürth II, ebnete schließlich den Weg zurück ins heimische Frankenland und päppelte den verletzungsanfälligen Vollblutstürmer in der Folgezeit derart auf, dass George unter Frank Kramer gar zu einem 45-minütigen Zweitligaeinsatz gegen FSV Frankfurt (2:5)  im Oktober 2014 kam. „Das war schon etwas Besonderes, doch wenn mich heute jemand darauf anspricht, dass ich schon einmal 2. Liga gespielt habe, dann muss ich zugeben, dass ich darüber nicht mehr so viel nachdenke“, so der 24-jährige Sohn eines US-Amerikaners und einer Ostfriesin. In stiller Bescheidenheit liebäugelt er zwar schon noch einmal mit der Rückkehr in das deutsche Profiunterhaus, doch aktuell gilt seine volle Aufmerksamkeit dem Klassenerhalt mit dem SSV Jahn Regensburg in Liga 3. Diese neue Fußballliebe begann freilich mit kleinen Stolpersteinen. Zum ersten Pflichtspiel zierte der doppelte Jahn das Trikot des Neuzugangs, da die Beflockung nicht nur den Vereinsnamen SSV Jahn preisgab, sondern auch den vermeintlichen Nachnamen Jahn. Der steckte im Übrigen nur deshalb im Dress mit der Mittelstürmer- 9, weil Markus Ziereis ihm zwei Wochen zuvor die 11 seines Lieblingsspielers Didier Drogba wegschnappte. Ungeachtet solch eher statistisch relevanter Fakten beeindruckt Jann George vor allem mit seinen fußballerischen Fähigkeiten. Den Nachwuchs einer befreundeten Familie sogar derart nachhaltig, dass die Kinder aus dem Staunen gar nicht mehr herauskamen nachdem sie realisierten, „dass ein ganzer Verein nach Jann benannt ist“. Damit der zum Flügelflitzer umfunktionierte zentrale Angreifer trotz seiner sieben Tore in den ersten sechs Saisonspielen und der zwischenzeitlichen Führung in der Torjägerliste der 3. Liga überhaupt nicht ans Abheben denken kann, hat er Mitspieler wie Sven Kopp, die ihn auch sprachlich erden. Sein Mannschaftskamerad machte aus dem amerikanischen George (sprich: Tschordsch) kurzerhand das bajuwarische Schorsch und nannte ihn in Anlehnung an die deutsche Rodellegende nur noch Hackl.

Historische vier Aufstiege in Folge

So rasant wie Hackl den Eiskanal hinunterfuhr, so rasant war der Aufstieg der Frauen der SpVgg Bayreuth in den vergangenen Jahren und der wiederum ist unzweifelhaft mit dem Namen Amelie Steininger verknüpft. „Sie ist dreimal in Folge aufgestiegen. Da war ich schon sehr stolz“, schwärmt Jann George über seine Amy, der zunächst mit der SpVgg Greuther Fürth die Meisterschaft in der Landesliga gelang (2013) ehe sie die Altstadt-Damen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren als Spielführerin bis in eben jene Landesliga führte. Die 22-jährige Studentin führte in jungen Jahren ein ambitioniertes Team und profitierte dabei zweifelsohne von den Erfahrungen, die sie zuvor im Ronhof und beim fränkischen Rivalen FC Pegnitz sammelte. Beidfüßig nahezu gleichstark, mit einer Vorliebe für den rechten Fuß, vereint Steininger die Stärken einer zweikampfstarken Defensivalrounderin mit den strategischen Fähigkeiten, ein Spiel sowohl zu lesen, als auch den öffnenden Pass in die Schnittstellen der gegnerischen Verteidigungsreihen zu spielen. Das Amt des Kapitäns bekleidete sie nicht zuletzt auch wegen ihrer menschlichen Führungsstärke. „Selbst wenn sie nicht so gut drauf ist, kann sie den Schalter umlegen und enorm viel positive Energie versprühen“, schätzt George einen Wesenszug an seiner Freundin, der sie nach einjähriger Abstinenz im Sommer 2016 zurück auf den grünen Rasen brachte. „Einmal infiziert, immer infiziert“, bringt die bodenständige Oberfränkin ihr Comeback bei den Altstadt-Damen auf den Punkt. Der Fußball ist ihr ständiger Begleiter und wenn in Steffi und Sven Delatron zwei ehemalige Weggefährten, die seit dieser Saison in Bayreuth aktiv sind, anfragen, dann ist es für Amy Steininger mehr als nur eine Selbstverständlichkeit, ihre sportlichen Dienste so weit anzubieten, wie es der zeitlich eng begrenzte Rahmen eben zulässt.

Jann George steht der Eleganz seiner Freundin im Umgang mit dem Spielgerät in nichts nach.
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Amy Steininger und Jann George sind nicht nur sportlich zeitweise die gleichen Wege gegangen, sie bilden seit nunmehr über zwei Jahren zudem ein eigenes erfolgreiches Team, in das jeder seine individuellen Stärken einbringt. „Du bist entspannter, wenn du weißt, dass du jemanden im Rücken hast, der dich in Situationen auffängt, die dir nahe gehen“, so Jann George abschließend über seine Partnerin, die ihm den nötigen Halt gibt und so auf ihre ganz eigene Weise ihren Anteil daran hat, dass der schnelle Stürmer zwar die Herzen der Regensburger-Fans erobert, aber letztlich vor allem bei seiner Amy seinen ganz persönlichen Volltreffer gelandet hat.

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Leser-Kommentare


Steckbrief A. Steininger

Amelie George
Spitzname
Amy
Alter
30
Geburtsort
Bayreuth
Wohnort
Regensburg
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
163 cm
Beruf
Studentin
Hobbies
Singen, Kochen, Backen
Starker Fuß
Rechtsfuß


Steckbrief J. George

Jann George
Alter
31
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Regensburg
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
177 cm
Beruf
Fußballer
Hobbies
Kochen, Serien schauen, Basketball, American Football
Starker Fuß
Rechtsfuß

Das letzte... mit Amy Steininger

… Mal im Urlaub gewesen war ich 2014 mit meiner besten Freundin in der Türkei und über Silvester im letzten Jahr mit Jann bei seiner Mama in Ostfriesland.

…  Buch gelesen: Ich lese gar nicht so viel, weil ich studienbedingt viele Fachbücher lesen muss. Das letzte Buch, das ich gekauft habe war „Wie aufräumen mein Leben verändern kann“ , aber das habe ich noch nicht angefangen. Gelesen hab ich auf Empfehlung von Jann Der Prozess von Franz Kafka.

…auf Instagram gepostet: Da bin ich eher weniger aktiv. Die Ehrung zum Abschluss meiner Bachelor-Arbeit habe ich mit der Welt geteilt. Mein Thema hat vor allem ob seiner Kürze für Lachen gesorgt: „Burnout im Jugendfußball“.

… Mal Schuhe gekauft: Letzte Woche ein Paar gold-beige Halbschuhe. Schuhe hab ich schon sehr gern und hätte am liebsten jedes Paar Sneaker in meinem Schrank.

… was ich vor dem Schlafengehen mache:
Fernsehen schauen und Zähne putzen. Ich will Jann dann immer noch Gute Nacht sagen, aber da schläft er dann meist schon.

… Mal geweint
habe ich, als ich kürzlich mit meinen Eltern gesprochen habe, weil ich momentan keinen Job habe, den ich bestmöglich mit meinem Studium verbinden kann. Aber ich bin ohnehin eine kleine Heulsuse (lacht).

Bilder-Galerie


Torheiten von Jann George

Mein schönstes Tor: War erst vor Kurzem im Heimspiel gegen MSV Duisburg. Marco Grüttner hat den Ball zurückgelegt und ich habe ihn per Vollspann zum 1:1 in den Winkel gejagt. Leider haben wir noch 1:2 verloren.

Mein typisches Tor: Ist nicht schwierig. Der Ball kommt zur Grundlinie, dann per Rückpass in den Fünfer und ich muss nur noch meinen Fuß hinhalten

Mein Torjubel:
Im Sprung recke ich eine Faust in die Luft und küsse dann mein Tattoo, das ich in den Himmel zeige. Es ist meinen Eltern Russell und Annett gewidmet. Ich habe es stechen lassen als mein Vater verstorben ist. Es soll zum einen meine beiden Eltern ehren, aber auch meine Dankbarkeit an Gott zeigen, dass ich dort sein kann, wo ich gerade bin.

Die meisten Tore in einem Spiel: Mit der B1-Jugend des 1. FC Nürnberg habe ich gegen Rosenhöhe Offenbach drei Tore geschossen. Da stand es zur Halbzeit 0:0, dann habe ich dreimal getroffen und am Ende hatten wir 6:0 gewonnen.

Mein außergewöhnlichstes Tor:
War im letzten Jahr gegen FC Augsburg II ein Seitfallzieher zum 1:0-Sieg. „Die schönsten Tore schießt er immer dann, wenn ich nicht dabei bin“, so Amy Steininger schmunzelnd.

Die meisten Tore in einer Saison:
Waren vermutlich in der F-Jugend. In meinem letzten Jahr bei Greuther Fürth habe ich in der Hinrunde 13 Mal getroffen und bin danach lange verletzt ausgefallen.


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