Der KSL im Interview: Ein Rückblick auf die Relegation im Kreis - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 25.06.2015 um 20:00 Uhr
Der KSL im Interview: Ein Rückblick auf die Relegation im Kreis
Für manchen Verein hat die Vorbereitung bereits wieder begonnen, die Ligen sind eingeteilt. Dabei ist die Relegation noch gar nicht allzu lange beendet. Eine Relegation, die auch heuer wieder zu Diskussionen geführt hat. Wir sprachen mit KSL Neumeister und konfrontierten ihn mit Stichworten und Meinungen. Hier ein Interview mit seinem Rückblick auf die Relegation 2014/15, mit Zahlen und persönlichen Einblicken.
Von Markus Schütz
Das Spieljahr 2014/2015 ist abgeschlossen. Die letzte Entscheidung fiel am 15.06., als sich der SV Waizendorf den letzten freien Platz in den Bamberger Kreisklassen sicherte. Für anpfiff stand die Abwicklung der vergangenen Saison zuletzt auf dem Programm, bald folgen wieder die Wechsel in den einzelnen Ligen. 
Auch für Kreisspielleiter Manfred Neumeister ging es ohne große Pausen weiter: Ligen-Einteilung, Toto-Pokal, Vorbereitung der Arbeitstagungen stehen aktuell auf dem Programm. 

Wir baten ihn um ein Interview hinsichtlich der vergangenen Relegation, in dem er uns nicht nur seine persönliche Einschätzung, sondern auch Zahlen und Daten mitteilte!
Hier beispielsweise die Zusammenfassung der Zuschauerzahlen und Einnahmen aus den Eintrittsgeldern!

Kreisvorsitzender Manfred Neumeister zieht eine positive Bilanz der vergangenen Relegation.
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Herr Neumeister, wie fällt Ihr Fazit zur Relegation aus, wie ist diese aus Sicht der Kreisspielleitung verlaufen?
Manfred Neumeister: Genau nach Plan und hier stimmte die Organisation auf das „i-Pünktchen“ exakt. Soll heißen, innerhalb von zwei Wochen und einem Tag beginnend am 30. Mai bis zum 15. Juni 2015, wurden alle 21 Relegationsspiele ohne Beanstandungen durchgeführt. Hinzu kam, dass wir wegen der Fußballiade vom 04.06 bis 07.06.15 an einem Feiertags-Wochenende keine Spiele durchführen konnten - und so andernfalls nur zehn Tage für eine Relegation benötigt hätten. Acht Begegnungen fanden im Bereich Bayreuth/Kulmbach und 13 Spiele in Bamberg statt. Grundlage waren unsere 14 Spielklassen von den Kreisligen bis zu den A-Klassen. Je Spielliga bedeutete dies pro Klasse im Schnitt eineinhalb Spiele.

Stichwort Relegations-Marathon! Bei den Spielen und in manchem Kommentar wurde einem Relegations-Marathon gesprochen! Gab es einen solchen aus Ihrer Sicht?
Manfred Neumeister: Eines klares Nein! In zwei Wochen hatten wir verteilt 21 Relegationsspiele im gesamten Spielkreis Bamberg/Bayreuth/Kulmbach. Gefühlt mag man mehr empfunden haben, denn gleichzeitig gab es noch die Ausscheidungsspiele auf Verbands- und Bezirksebene. Auf Verbandsebene kam diesbezüglich noch der Modus mit Hin- und Rückspiel hinzu. Eine Belastung ist aus meiner Sicht nur bedingt festzustellen. An der Relegation nahmen 26 Vereinen teil und 15 Vereine (gleich 58%) waren am 31. Mai 2015 nach nur einem Spiel fertig bzw. gingen in die Sommerpause. Acht Vereine (gleich 31 %) beendeten die Relegation nach dem zweiten Spiel beginnend vom 07. Juni bis 15. Juni 2015 in Absprache der Terminfestlegung mit mir. Für drei Vereine (gleich 11%), die FSG Gunzendorf, den ASV Marktschorgast und den SV Schreez gab es drei Spiele. Letzte beiden Vereine, weil man ihnen noch eine Chance für den Aufstieg oder Klassenerhalt gewähren wollte, denn Marktschorgast und Schreez verloren ihre ersten beiden Spiele. Die ungünstigste Option hatte sicher die FSG Gunzendorf, denn von fünf Releganten zur Kreisliga Bamberg gab es nur einen freien Platz. Dies war geschuldet durch die Abstiege aus der Bezirksliga in die Kreisliga und gleichzeitig der Aufstieg von drei Meistern aus den Kreisklassen im Teilkreis Bamberg. Diesbezüglich hat Bayreuth/Kulmbach nur zwei Direktaufsteiger aus den Kreisklassen.

Stichwort Zuschauermagnet Relegation! Wie hoch war die Zuschauerresonanz bei allen Spielen im Kreis 1?
Manfred Neumeister: Alleine auf Kreisebene kamen 12.817 (10.351 im Vorjahr) und hier zog die Begegnung TSV Breitengüßbach gegen SC Kemmern mit 1.153 zahlenden Zuschauern die Massen förmlich an. Auf Verbandsebene kamen mit Beteiligung 'unserer' Vereine 5.579 Zuschauer und im Bezirk waren es mit 'unseren' Vereinen 5.153 Fans. Insgesamt besuchten also 23.386 Fußballanhänger die Relegationsspiele in unserem Kreis. Die Zahlen sprechen für sich und im Allgemeinen wollen die Mehrheiten in unserem Kreis diese Spiele. Beeindruckend hier die vielen Jugendlichen und auch Frauen, die ich auf und um den Platz gesehen habe. Die Relegation ist aus meiner Sicht der Höhepunkt einer Fußballsaison im Amateurbereich, der eindeutig mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt.

Zuschauerrekord auf Kreisebene hier beim Relegationsspiel zur Kreisliga zwischen Breitengüßbach und Kemmern in Rattelsdorf mit 1153 zahlenden Zuschauern.
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Stichwort Vor- und Nachteile: Können Sie konkret die Vor- und Nachteile aus Ihrer Sicht aufzeigen?
Manfred Neumeister: Beginnen möchte ich mit dem Nachteil, denn tatsächlich dauert die Saison länger. Für die meisten Vereine jedoch maximal eine Woche. In den genannten drei Fällen dann eben zwei Wochen. Die zusätzliche Spielpause durch die Fußballiade, kann dann für eine Aufrechterhaltung der Motivation hemmend sein. Großer Vorteil ist aber der Fokus, in dem der Amateurfussball in diesen zwei Wochen steht. Es sind nicht nur die mehr als 23.000 Zuschauer auf den Plätzen in unserem Kreis innerhalb nur einiger Tage, sondern auch die hohe Klickzahl im Internet(Anm. d. Red.: die Spielberichte toppten alle bisherigen Leserzahlen normaler Spielberichte), die zeigen, dass das Interesse auch bei den neutralen Beobachtern sehr groß ist. Die Relegation im Amateurbereich besitzt aus meiner Sicht eine hohe Attraktivität! Darüber hinaus generieren die Vereine auch noch Zusatzeinnahmen bei den Spielen und wir von der Kreisspielleitung organisieren es sehr gerne in Zusammenarbeit mit den Vereinen.

Stichwort Einnahmen! Wer ist finanziell Nutznießer dieser Relegationsspiele? Wie sind die Einnahmen verteilt, was bleibt beim Verband?
Manfred Neumeister: Nehmen wir konkret die 23.386 Besucher, die zu allen Relegationsspielen in unserem Kreis gekommen sind. Durchschnittlich waren es dementsprechend 615 zahlende Zuschauer pro Spiel. Etwa 1.750 Euro Einnahmen wurden demnach im Schnitt pro Spiel verbucht und dem stehen durchschnittlich
85 Euro Schiedsrichterkosten sowie 262,50 Euro Platzmiete und 262,50 Euro Verbandsabgaben, denn der Verband bekommt 15% der Zuschauereinnahmen, entgegen. Zieht man diese Beträge von den Einnahmen ab, so verbleiben immerhin mehr als 1.100 Euro für die beiden Releganten. Für ein Spiel, das organisiert, betreut wird und wo man den Platz gestellt bekommt, sowie die Schiedsrichterkosten bezahlt sind. Eindeutig und mit Recht profitieren die Relegantenvereine. Und natürlich die Ausrichtervereine durch Verkauf von Speisen und Getränken.

Stichwort zwei Relegationsplätze nach unten in der Kreisliga und - klasse! Wer legt die Relegation fest? Und ist es eine Option, sie zu verkürzen oder sogar darauf zu verzichten?
Manfred Neumeister: Nun man kann darauf verzichten und wir werden die Relegation auch nicht verpflichtend einführen. Nur warum sollte man eine von den Fans gewollte Relegationszeit weglassen, wenn die Mehrheit es wünscht. Wir von der Kreisspielleitung geben sicherlich Denkanstöße und unterstützen ehrenamtlich die Interessen. Letztendlich aber entscheiden die Vereine an den Sommerarbeitstagungen über ihre Auf- und Abstiegsregelung. Folglich über die Anzahl der Auf- und Absteiger, aber auch die Anzahl von Releganten. Hier lässt die Satzung uns durchaus viel Spielraum. Nicht alle Vereine sind natürlich einer Meinung und es wird auch auf der Tagung einiges abgewogen. Doch nach einer Abstimmung sind nun einmal Mehrheiten vorhanden. Für mich heißt es, dass man in eine Mehrheitsentscheidung auch als Unterlegener respektiert sollte und wir in der Kreisspielleitung müssen diese Entscheidung auch umsetzen. Fairness ist eine
Tugend des Fußballs und so soll es auch bleiben.

Nach den Abzügen werden die Einnahmen aus einem Relegationsspiel auf die Vereine aufgeteilt.
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Stichwort Austragungsorte der Relegationsspiele: Wer bestimmt die Spielorte und gibt es ein Auswahlverfahren?
Manfred Neumeister: Also grundsätzlich kann sich jeder Verein bewerben. Wir vom Kreisspielausschuss haben jedoch diesbezüglich Parameter, wie Teilnahme an Toto-Pokal und Hallenkreismeisterschaft, Ehrenamt, silberne und goldene Raute und (oder) Jugendarbeit aufgestellt. Dies wissen auch die Vereine und daraufhin erstellen wir eine Vorrangliste. Hinzu kommt die Einschätzung der Logistik und Machbarkeit für ein Spiel. Denn nicht jeder Verein kann ein Relegationsspiel mit 1.000 Zuschauern stemmen. Dazu benötig man im Verein engagiertes und ehrenamtliches Personal. In Rücksprache mit den ausrichtenden Vereinen und ihrem Konzept, benötigt man unter Umständen bis zu 60 Personen. Ein besonderer Dank den Vereinen FC Oberhaid, Rattelsdorf, Giech, Stappenbach, Pettstadt, Ludwigschorgast, Bindlach aber auch allen anderen Kreisvereinen, die eine hervorragende Arbeit und Organisation bei den Relegationsspielen erbrachten. 

Ein mancher Verein hat zwei oder mehr Spiele ausgerichtet!
Manfred Neumeister: Es ist durchaus auch möglich, in einer Serie zwei oder mehrere Spiele an einen Ort zu vergeben. Gerade dann, wenn beide Releganten-Vereine einen bestimmten Ort wünschen. Wichtig für mich ist, dass grundsätzlich kein Verein ausgeschlossen ist und so kann es im nächsten Jahr schon wieder ganz anders ausschauen. Einiges natürlich hängt vom Standort ab und Randgebiets-Vereine mit zwar ebenso schönen Anlagen sind leider im Nachteil. Wir versuchen deshalb schon, die teilnehmenden Vereine von diesen Sportanlagen zu überzeugen. Leider oft jedoch vergebens, da der Faktor "Nähe" nun einmal mehr zählt.

Stichwort Sozialeuro! Der zusätzliche Aufpreis von 1,- Euro ist oftmals ein Reizthema. Viele wissen nicht, was mit diesem Geld geschieht!
Manfred Neumeister: Erst einmal ist es nicht das Geld für den Verband oder die Abgabe des Vereins an den Verband. Der Bayerische Fußball-Verband als Familie hat eine Sozialstiftung ins Leben gerufen. Unser Fußball steht für Werte und Solidarität. Wir unterstützen mit diesem Geld in Notsituation geratene Menschen, die bayerische Fußballfamilie und Vereine. Das Besondere daran ist, dass ohne großen Verwaltungsaufwand mit dieser Unterstützung fast eins zu eins in unserer Region
Hilfe gegeben werden kann. Allein im vergangenen Jahr waren es 8.500 Euro nur im Kreis 1. Dafür möchte ich mich bei allen Relegationsbesuchern und Vereinen für die tolle Unterstützung bedanken.

Die Einnahmen aus dem Sozialeuro kommen Menschen wie Andreas Kreyßig zugute. Der 52-Jährige war bis April 2013 aktiver Schiedsrichter der Schiedsrichtergruppe Bayreuth,
musste dann aber die Pfeife an den Nagel hängen. Er erlitt nach einer schweren
Erkrankung eine Querschnittlähmung und ist seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen. Die
finanzielle Unterstützung der BFV-Sozialstiftung floss in die Anschaffung eines "Handbikes", ein
an den Rollstuhl anbaubares Fahrrad, das mit den Händen angetrieben werden kann und zur
Förderung der Muskulatur und des Kreislaufs beiträgt.

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Stichwort Verdienst eines Kreisspielleiters! Ein mancher geht davon aus, dass dieser Posten großzügig vergütet wird. Ist dem so?
Manfred Neumeister: Ich kenne die Diskussionen... Und bei all den Diskussionen scheint der Spielleiterposten ja sehr begehrt zu sein - und Ratschläge bekommen wir sehr viele. Aber Spaß beiseite: Wir, also Gerd Rieß, Daniel Müllich und meine Person, arbeiten ehrenamtlich für die Vereine. Gehalt gleich Null, was wir bekommen sind allenfalls Spesen. Für alle Interessierten, die ein solches Amt anstreben: 0,30 Euro je gefahrenen Kilometer und eine Verpflegungspauschale von 7,70 Euro/Tag. Wenn wir also zu einem Relegationsspiel mit Anfahrt, Spielaufsicht, Abrechnung, Vor- und Nachbesprechung mit den Vereinen und Heimfahrt mindestens fünf Stunden unterwegs sind, machen wir das zwar gerne, aber des Geldes wegen lohnt sich unser Posten sicherlich nicht. 

Was ist dann die Motivation? Und wie gehen Sie mit Kritik um?
Manfred Neumeister: Ja, die Frage bleibt dann natürlich: weshalb? Wir sehen uns als ein Teil der Vereine und wenn wir in den Kreisen diese Aufgaben nicht machen würden, dann würde es irgendwo wahrscheinlich zentral und hauptamtlich erfolgen. Ergebnis: Die Kosten/Gebühren wären dann für die Vereine um ein Vielfaches höher oder aber unser Fußball muss auf ein Minimum beschränkt werden. Wenn wir schon dabei sind: Zum Zeitaufwand während der Relegation möchte ich noch informieren: Während der Relegation hatte ich alleine aufgelistet 143 Anrufe und 229 Emails zu beantworten. Der späteste Anruf kam um 2:43 Uhr in der Nacht. Für die Vor- und Ausarbeitung, der Einladungen an die Vereine und Organisation zur Besprechung fielen allein 65 Stunden an. Mindestens 125 Stunden haben wir als Verbandsaufsicht für die Entscheidungs- Relegationsspiele an Ehrenamtsstunden investiert. Dazu kamen für den neuen Spielbetrieb schon die ersten Anfragen und wir möchten ja die Wünsche der Vereine gerne erfüllen. Alles jedoch geht auch bei uns nicht. Nach der Saison haben wir täglich sechs Stunden auch am Wochenende für unsere Vereine gearbeitet. Unentgeltlich und mit Spaß. Aber: vollkommen fehlerlos sind auch wir nicht. Und manchmal ist der Posten auch mit Ärger verbunden. Schön jedoch, wenn uns die Vereine nicht nur unterstützen, sondern uns als Partner sehen. Die persönlichen Dankesschreiben haben uns gut getan, so können wir auch über manche 'Besserwisser und Nörgler' gerne hinweg sehen und nächstes Spieljahr versuchen wir, uns wieder von unserer besten Seite zu zeigen.

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