Keeper's Choice mit "Ebbe" Eberlein: Omas Motivation und jedes Mal Pesto - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.11.2023 um 06:00 Uhr
Keeper's Choice mit "Ebbe" Eberlein: Omas Motivation und jedes Mal Pesto
Torhüter und Linksaußen - wohl jeder, der sich für Fußball interessiert, kennt die Fortsetzung dieser Weisheit. Doch stimmt sie wirklich? Nun, Linksaußen gibt es kaum mehr, aber Torhüter. anpfiff.info möchte Ihnen die Spezies mit der Nummer eins auf dem Rücken - meistens zumindest - ein wenig näher bringen. Diesmal nehmen wir Patrick Eberlein vom SV Dörfleins ins Keeper-Kreuzverhör.
Von Marco Heumann
Patrick Eberlein (Torhüter SV Dörfleins)

Haben Sie besondere Rituale vor dem Spiel?
Patrick Eberlein: Ich würde es viel mehr als Ablauf, denn als Ritual bezeichnen. Vor jedem Spiel telefoniere ich mit meiner Großmutter und hole mir regelmäßig ihre motivierenden Worte ab: „Heute muss wieder ein Dreier her!“ (grinst) Sie ist bei nahezu jedem Spiel vor Ort und fiebert mit. Danach, eineinhalb Stunden vor dem Treffpunkt, gibt es immer Nudeln mit Pesto. 15 Minuten vor Abfahrt schneide ich immer Obst für die Mannschaft. Das beruhigt mich etwas, da ich immer noch vor jedem Spiel ziemlich angespannt bin. In der Kabine angekommen muss mein Halskettchen an die immer gleiche Stelle in der Kabine aufgehängt werden: an den Handtuchhalter in der Kabine. Sonst wird es kein gutes Spiel. (lacht)

Wer war fru¨her Ihr großes Vorbild?

Patrick Eberlein: Auf jeden Fall Oliver Kahn. Seine Mentalität, Disziplin, Trainingsfleiß sowie sein unbändiger Ehrgeiz und Wille sind Attribute, die ich mir nur zu gerne abgeschaut habe. Wie mein Vorbild auch, kann ich in der Kabine oder auf dem Feld auch einmal lauter werden. Das dient am Ende jedoch nur dem Zweck des gemeinsamen Erfolgs. Meine Jungs kennen mich und nehmen es mir auch nicht krumm. Danke für euer Verständnis. (grinst)

Warum sind Sie Torwart geworden und nicht Feldspieler?

Patrick Eberlein: In der F-Jugend stand ich tatsächlich noch als Feldspieler auf dem Grün. Meine damaligen Trainer Werner Stein und Thomas Wolf haben aber sehr schnell erkannt, dass ich mehr Potenzial auf der Torhüterposition habe. Es ist einfach viel schöner, Bälle zu halten als Tore zu schießen. Daran hat sich bis heute nichts mehr geändert. Es gibt auf dem Platz nichts Befriedigenderes als den Fußball nach einem Fernschuss, einer Flanke oder einer Eins-gegen-Eins-Situation in Händen zu halten. Da spielt es auch keine Rolle, wenn es einmal ordentlich wehtut. Hauptsache der Ball ist nicht im Tor. Das verstehen aber wahrscheinlich nur wir Torhüter.

Wer ist aktuell der beste Torwart der Welt–und was zeichnet ihn besonders aus?

Patrick Eberlein: Bis zu seiner Verletzung im letzten Jahr hätte ich eindeutig Manuel Neuer genannt. Er hat ein Klasse-Stellungsspiel, unfassbare Eins-gegen-Eins-Fähigkeiten, Super-Reflexe und zeigt dabei kaum Schwächen. Manuel Neuer hat das Torwartspiel auf ein neues Level gehoben, das sich die jüngere Generation zum Vorbild nimmt und stets weiterentwickelt. Aktuell führt aber wohl kein Weg an Marc-Andre Ter Stegen vorbei, der sich den Stammplatz in der Nationalmannschaft – auch zur EM – redlich verdient hat. Besonders gespannt bin ich zudem auf die Entwicklung von Gregor Kobel, der früher oder später bestimmt im Bayern-Dress auflaufen wird.

Wer ist denn Ihrer Meinung nach der Top-Keeper in der Region?
Patrick Eberlein: Ich muss gestehen, dass ich mit Spielernamen nicht so bewandert bin. Da ziehen mich auch meine Mannschaftskollegen regelmäßig gerne mit auf. Im Laufe der Zeit lernt man dann aber doch den einen oder anderen Keeper kennen. (schmunzelt) Jüngst imponiert hat mir die Leistung von Daniel Schorr vom ASV Sassanfahrt. Was er gegen uns alles rausgeholt hat, war einfach unglaublich. Auch Benedikt Kauder vom SV Pettstadt gehört zu den ganz Starken in unserer Liga. Ligaweit sind das meine beiden Favoriten.

Hat die Kiste beim SVD im Griff: Patrick Eberlein.
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An welche Ihrer Paraden erinnern Sie sich noch genau?
Patrick Eberlein: Das war beim Kreisligaspiel in Burgebrach in der Saison 2016/2017. Eigentlich eine Bilderbuchparade. Ein Schlenzer aus etwa 16 Metern Entfernung in Richtung rechten Winkel aus Sicht des Schützen. Zwei schnelle Schritte zur Seite, Absprung, Übergreifen mit der rechten Hand, Fingerspitzen am Ball, Toraus, Jubelschrei und geballte Fäuste. Ein toller Moment. Am Ende der Saison sind wir unter unserem Trainer Mario Herrmannsdörfer nach einem regelrechten Relegations-Marathon sensationell in die Bezirksliga aufgestiegen.

Gab es denn ein Spiel, in dem Sie nahezu unüberwindbar waren?

Patrick Eberlein: Hier würde ich gerne zwei Spiele anführen: Zum einen in Lauter in der Corona-Saison: Zum damaligen Zeitpunkt ein Do-Or-Die-Spiel in der Kreisliga. Ich hatte viele gute Aktionen und durfte kurz vor Schluss noch einen Elfmeter halten. Wir haben 4:0 gewonnen. Am Ende fiel unser letztes Spiel aus und wir sind wegen der Quotientenregel abgestiegen. Zum anderen in Dörfleins beim Spiel gegen den 1. FC Viereth. Es war eine Schneeschlacht auf dem Dörfleinser Nebenplatz. Der Verein wollte das Spiel eigentlich absagen. Nach einem Telefonat mit unserem damaligen Trainer Jochen Kutzelmann und dem Mannschaftsrat haben wir aber beschlossen, zu spielen. Wir hatten einfach ein gutes Gefühl. Besonders in der ersten Halbzeit hatte ich einige gute Aktionen. Durch einen gehaltenen Elfmeter kurz vor der Halbzeit konnten wir mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit. Am Ende haben wir 3:1 gewonnen und waren voll im Aufstiegsrennen. Der Rest ist Dörfleinser Fußballgeschichte. (grinst) Gleich mehrere tolle Spiele gab es in dieser Saison: Die Jungs haben mir zu acht Zu-Null-Spielen verholfen. Davon fünf Zu-Null-Spiele in Folge. Einfach unglaublich.

Eine Selbsteinschätzung: Sind Sie beim Elfmeter eher der Killer oder ein leichtes Opfer?

Patrick Eberlein: Die Statistik spricht nicht wirklich für mich. Diese Saison durfte ich zwar schon zwei Elfer halten. Unterm Strich muss ich aber gestehen, dass ich sicherlich kein klassischer Elfmeterkiller bin. Vielleicht kommen aber ab jetzt einige gehaltene Elfer dazu, wenn mich meine Gegenspieler nach dem Interview unterschätzen. (schmunzelt)

Welche Torwartregel würden Sie einführen beziehungsweise abschaffen?

Patrick Eberlein:  Ich finde es sehr verwunderlich, dass in den letzten Jahren ausgerechnet an der Position des Torhüters bei der Elfmeterausführung gedreht wurde. Die Tatsache, dass wir uns zum Zeitpunkt des Schusses noch auf der Linie befinden müssen und wir uns als Torhüter nur auf der Linie zu bewegen haben, minimiert die eh schon geringe Chance einen Elfmeter zu halten ungemein.  

Vielen Dank für das Gespräch!

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Steckbrief P. Eberlein

Patrick Eberlein
Spitzname
Ebbe
Alter
30
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Bamberg
Nation
Deutschland
Größe
190 cm
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Torwart


Saisonbilanz P. Eberlein

 
23/24
25
0
0
0
R
0
0
22/23
28
0
0
0
R
0
0
21/22
28
0
1
0
R
0
0
21/22
1
0
0
0
R
0
0
19/21
24
0
0
0
R
0
0
18/19
1
0
0
0
R
0
0
18/19
25
0
1
0
R
0
0
17/18
26
0
0
1
0
0
0
17/18
2
0
0
0
R
0
0
16/17
29
0
1
1
R
0
1
16/17
2
0
0
0
R
0
0
15/16
22
0
1
0
0
0
1
15/16
2
0
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R
0
0
14/15
1
0
0
0
R
0
0
14/15
29
0
1
0
0
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0
13/14
11
0
0
0
R
0
0
13/14
8
0
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2
0
0
0
12/13
4
0
0
1
0
0
1
12/13
18
1
0
1
R
0
0
11/12
3
0
0
0
R
0
0
Gesamt
289
1
5
6
0
0
3

Karriere in Zahlen P. Eberlein

Spiele
291
Spiele gewonnen
130
Spiele unentschieden
41
Spiele verloren
120
Tore gesamt
1
Vereine
2
Aufstiege
3
Abstiege
3

Das Unüberwindbar-Spiel

Tore: 0:1 Krines T. I. (68.)
Gelbe Karten: Heusinger K. (51.), Keß (77.), Kluge (81.), Schmiedel (90.) / Benischek (45.), Rottmann (70.)
Zuschauer: 100 | Schiedsrichter: Frank Mohr

Hintergründe & Fakten

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