Club oder Bayern? Nur der FCL!: HPZ-Börschla fiebern regelmäßig mit - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 19.04.2016 um 06:00 Uhr
Club oder Bayern? Nur der FCL!: HPZ-Börschla fiebern regelmäßig mit
Fanclubs beleben das Fußballgeschäft. Ihre Gesänge sorgen für atemberaubende Stimmung in den Arenen der Republik. Wenn König Fußball regiert, regieren auch die Schlachtenbummler auf den Rängen, die ein Fußballspiel zu einem wahren Erlebnis machen können. Für die HPZ-Börschla IST jedes Fußballspiel ein Erlebnis…
Von Bernd Riemke
Es ist schon einige Jahre her, dass der Fanclub „Zum Sepper“ regelmäßig die Stehtribüne des Karl-Fleschutz-Stadions bevölkerte und die Männer in rot und weiß auf dem grünen Rasen anfeuerte. Nun hat der letzte bestehende Fanclub des 1. FC Lichtenfels seine legitimen Nachfolger gefunden. Vor einigen Wochen haben sich die HPZ-Börschla gegründet, die seither bemüht sind, zumindest die Heimspiele der Korbstädter zu besuchen und ihre Farben anzufeuern.

Wenn zwei sich streiten…

Die Entstehungsgeschichte der HPZ-Börschla ist so einfach wie außergewöhnlich zugleich. Markus Kleinhenz, Leiter des  Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) in Lichtenfels erklärt: „Bei uns finden sich viele fußballbegeisterte Club-Anhänger und natürlich Bayern-Fans. Das war immer schwierig, diese unter einen  Hut zu bringen. Da wir einen guten Fußballclub in der Nähe haben, haben wir uns entschieden, eben einen neuen Fanclub zu gründen.“ Ein Teil der neun Gründungsmitglieder besuchte ohnehin schon des Öfteren die Heimspiele des FC Lichtenfels in der Bezirksliga, so dass der Weg von der ersten Idee bis zu deren Umsetzung ein kurzer war. Für vergleichsweise kleines Geld gibt es für den neuen Fanclub große Identifikation mit ihren „Idolen“. „Unsere Jungs haben hier persönlichen Kontakt zu Spielern und Trainern“, freut sich Kleinhenz, dass seine Menschen mit geistiger Behinderung, die im HPZ eine zweite Heimat gefunden haben, sich nun auch sportlich auf ein gemeinsames Wohnzimmer einigen konnten. „Im Kessel dieses alten Stadions kann schon gute Stimmung aufkommen“, begründet Kleinhenz die Tatsache, dass unter allen möglichen Lichtenfelser Stadtvereinen ausgerechnet der FCL ausgewählt wurde. Das schöne Stadion und die gute Stimmung taten ihr Übriges dazu, doch der Umstand, dass die Kicker vom Maindamm den höchstklassigen Verein in der Korbstadt vertreten, gab ebenso den Ausschlag wie rein organisatorische Faktoren, nach zwanzig Minuten Fußmarsch vor den Kassenhäuschen zu stehen. „Unsere Bewohner sind auf Begleitung zu den Spielen angewiesen“, betont Kleinhenz.

Die mit den schwarzen Kapuzenpullis

Das Heilpädagogische Zentrum (HPZ) besteht aus unterschiedlichen Bereichen. Die Frühförderung beginnt bereits im Kindesalter. Für die Kleinsten gibt es ebenso ein Wohnheim wie für die Erwachsenen, von denen die meisten in den eigenen Werkstätten einer handwerklichen Arbeit nachgehen. Derzeit leben im HPZ in Lichtenfels 36 Bewohner, die alle eine geistige und in häufigen Fällen zusätzlich eine körperliche Behinderung haben. Ablenkung vom Alltag bieten diverse Ausflüge, wobei sich der gemeinsame Besuch eines Fußballspiels geradezu anbietet. „Unser Erkennungsmerkmal sind schwarze Kapuzenpullis mit roter Aufschrift“, ist Markus Kleinhenz stolz darauf, auch nach außen hin diese Gemeinschaft zu demonstrieren. Dass aus jener Begeisterung für die Jagd nach dem runden Leder schließlich auch ein eigener Fanclub geworden ist, haben die Menschen mit geistiger Behinderung auch FCL-Stadionsprecher Stefan Kohns zu verdanken, der sich stark für die Gründung engagierte.

FCL-Vorsitzender Thomas Neckermann ist über die Gründung des neuen Fanclubs sichtlich erfreut.
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… bis die Fanfaren tönen

Erstmalig unterstütze der versammelte Fanclub den FCL beim richtungsweisenden Heimspiel gegen den damaligen Tabellenführer TSV Mönchröden. Dabei erwiesen sich die Börschla als wahre Glücksbringer, denn die Partie konnte die Heimelf mit 1:0 für sich entscheiden. „Im Moment sind wir eher interessierte Zuschauer als stimmgewaltige Anfeuerer“, erklärt Kleinhenz, dass sich das wahrhaftige Fan-Sein bei seinen Jungs gerade erst entwickelt und vieles noch in den Kinderschuhen steckt. „Ideen sind ausreichend da. Unser Trompeter befindet sich in den seinen Anfängen am Instrument und wir haben uns für die nähere Zukunft vorgenommen, eine eigene Fan-Fahne zu entwerfen“, so der Schriftführer der Börschla, der sich mit seinem gesamten Team auch schon offiziell bei Thomas Neckermann, dem Vorsitzenden des 1. FC Lichtenfels vorstellte. Diesem Team selbst steht Nico die Matteo vor, der von den Gründungsmitgliedern als Vorstand gewählt wurde. Die Motivation des neuen Fanclubs ist riesig. Vielleicht können es gerade deshalb im Moment gar nicht genug Mitglieder sein. „Geplant ist, dass wir ein inklusiver Fanclub werden, das heißt, dass gerne auch Menschen ohne Behinderung beitreten dürfen und obwohl wir Börschla sind würden wir auch Maadla aufnehmen“,schmunzelt  Kleinhenz, der sich von so viel  Initiative und Begeisterungsfähigkeit bei seinen jungen Männern mehr als angetan zeigt. Angetan sind auch die Fußballer, die schon eine persönliche Einladung zu einer der nächsten Spielersitzungen in Aussicht gestellt haben. Vorsitzender Thomas Neckermann bringt es abschließend auf den Punkt: „Wir sind froh und stolz zugleich, nach einigen Jahren wieder einen Fanclub bei uns begrüßen zu dürfen!“

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Daten FC Lichtenfels

1. FC von 1906 Lichtenfels e.V.
Gründung: 1906
Mitglieder: 420
Farben: rot-weiß
Abteilungen: Fußball, Kegeln


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