Da gibt's nichts zu Lach(en), Mann!: Opa Wolle kann's nicht lassen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.06.2015 um 22:00 Uhr
Da gibt's nichts zu Lach(en), Mann!: Opa Wolle kann's nicht lassen
Josef Geyer lief in der abgelaufenen Serie noch für den SV Merkendorf auf. Christian Wirth und Juan Catalan für den TSV Hirschaid. Michael Pusch für die SpVg Eicha. Sie alle waren bereits über 40 Jahre alt als sie in der Saison 2014/15 in der Bezirksliga aufliefen. Die Krönung setzte dem jedoch Wolfgang Lachmann auf, der am letzten Spieltag zu zwei Spielminuten kam – im zarten Alter von 60Jahren…
Von Bernd Riemke
23. Mai 2015. Sportanlage des TV Ebern. Es laufen die letzten beiden Spielminuten der Bezirksliga-Partie der heimischen Turner gegen den TSV Ludwigsstadt. Soeben hat Simon Fischer das 3:0 für die Gastgeber erzielt. Den Gästen aus dem Frankenwald war damit die letzte Hoffnung genommen, der mühevollen Relegation noch zu entgehen. Da winkt Wolfgang Lachmann, Co-Trainer des TVE den Schiedsrichter-Assistenten zu sich, um eine Auswechslung anzuzeigen. Frank Hagel betritt in der 89. Minute das Spielfeld – und Lachmann selbst! Der dreifache Opa und stolze Vater zweier Töchter, der normalerweise Spielleiter der Alten Herren in Ebern ist und sein letztes Pflichtspiel für den TVE in der Saison 2009/10 in der Reservemannschaft in der Kreisklasse im auch schon betagten  Fußballeralter von 55 Jahren bestritt, gönnt sich tatsächlich selbst noch einmal den Applaus und inklusive Nachspielzeit drei Bezirksligaminuten

100% Passquote bei der Wetteinlösung

„Das war natürlich keine ernsthafte Einwechslung“, betont der 60-Jährige selbst sich nicht anmaßen zu wollen, noch auf Bezirksliganiveau Fußball spielen zu können. Obgleich sich der rüstige Lehrer noch fit fühlt, ist der Hintergrund ein Wetteinsatz, der im Spätsommer 2014 der noch jungen Saison entstand. Der TV Ebern war denkbar schlecht in die neue Serie gestartet. Nach den ersten zehn Partien stand nur ein einziger Dreier zu Buche. „Da ist jemand auf die Idee gekommen zu wetten, dass wir nicht absteigen. Und wenn wir das schaffen, dann müsste ich mich in den letzten fünf Minuten des letzten Spiels selbst einwechseln“, erklärt Lachmann die Entstehung dieser fixen Idee, die gegen Ludschd schließlich in die Tat umgesetzt wurde. Die Achtung und der Respekt vor dem Gegner standen für Eberns Co-Trainer jedoch eindeutig im Vordergrund, denn die Gäste aus dem hohen Frankenwald benötigten selbst dringend einen Dreier, um den sicheren Klassenerhalt zu schaffen. „Wenn das Spiel eng gewesen wäre, wäre ich nicht reingegangen“, bekräftigt Lachmann, dass die sportliche Fairness oberste Priorität genießt. Nach dem Treffer zum 3:0 in der 89. Minute war der Weg dann frei für den neuen Rekordmann des TV Ebern…

Üblicherweise steht Wolfgang Lachmann (li.) an der Seitenlinie und unterstützt Spielertrainer Johannes Fischer von außen. Gegen Ludwigsstadt schnürte er selber noch einmal die Schuhe und überzeugte mit einer fehlerfreien Partie...
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Einstudierte Variante verzückt die Fans

Das, was die gut 150 begeisterten Fans dann von dem 60-Jährigen auf dem grünen Rasen zu sehen bekamen, erinnerte an die Glanzzeiten des Wolfgang Lachmann als er 1986 mit den Turnern in die Landesliga aufstieg und dort immerhin ein einjähriges Gastspiel gab. Die entscheidende Szene, die beinahe dazu führte, dass die Zuschauer außer Rand und Band gerieten schildert Lachmann selbst mit tränenerstickter Stimme in knappen Worten. „Unser Kapitän Christian Ammon führt den Ball. Ich bin in der eigenen Hälfte kurz auf ihn zugekommen. Er spielt mich an und ich lasse die Kugel prallen!“ Als ob der (eingeweihte) Unparteiische nur darauf gewartet hätte, dass Lachmann seine schier unglaublichen technischen Fertigkeiten noch einmal unter Beweis stellen durfte, pfiff Andre Denzlein die Begegnung umgehend ab und überließ dem Fußball-Rentner mit der unfassbaren Passquote von 100% über die gesamte Saison betrachtet sich und seinen weitschweifenden Gedanken. Dass Opa Wolle wie einst Kaiser Franz minutenlang völlig alleine durch den Mittelkreis geschlendert sein soll, innig sinnierend und die Ausmaße seines Auftritts kaum begreifen zu können, ist aber wohl ins Reich der Fabeln zu verweisen. Fakt ist jedoch, dass Wolfgang Lachmann seinen TV Ebern in der Rekordliste der Bezirksliga 2014/15 verewigte. „Der TVE führt in keiner einzigen Statistik. Das war die einzige Möglichkeit ganz vorne dabei zu sein“, schmunzelt der Jubilar, der eine Fortsetzung seiner Drei-Minuten-Karriere weit von sich weißt. Eine einmalige Sache solle dieser „kleine Spaß“ bleiben, denn den erhofften Klassenerhalt in den folgenden Jahren wollen  sie in Ebern wieder ganz traditionell feiern: mit einer Wallfahrt nach Vierzehnheiligen! Ob Wolfgang Lachmann in diesem Rahmen auch seinen Einstand als aktiver Spieler leisten wird, ist nicht überliefert. „Aber da muss ich noch was zahlen. Ein Kasten Bier für die Mannschaft wird schon rausspringen“, kennt Lachmann die Gepflogenheiten und dürfte damit wohl einen endgültigen Schlusspunkt unter seine aktive Zeit gesetzt haben. Falls der TV Ebern zum 70. Geburtstag seines Co-Trainers nicht auf die Idee kommt, noch einmal in die Landesliga aufzusteigen und Wolfgang Lachmann zwingt in der 89. Minute den Schiedsrichter-Assistenten herbeizuwinken…


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Steckbrief W. Lachmann

Wolfgang Lachmann
Alter
69
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Ebern
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
177 cm
Gewicht
73 kg
Beruf
Lehrer
Hobbies
Basketball


Spielstenogramm


Trainerstationen W. Lachmann

11/12
KK
 
99/00
KK
 
91/92
AK
90/91
AK
 
89/90
BK
Seit dieser Saison ist Wolfgang Lachmann Co-Trainer des TV Ebern an der Seite von Johannes Fischer.

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