Niklas Reutelhuber im Interview: "Die Zeit spielt für unsere junge Truppe!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 13.03.2024 um 07:00 Uhr
Niklas Reutelhuber im Interview: "Die Zeit spielt für unsere junge Truppe!"
INTERVIEW Der Start aus der Winterpause lief alles andere als gut für die SpVgg Ansbach, doch noch immer stehen die Nullneuner dort, wo man auch am Ende der Saison landen möchte - über dem Strich zur Relegation in der Regionalliga. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Chefcoach Niklas Reutelhuber über die aktuelle Lage und den weiteren Weg in Ansbach.
Von Marco Galuska
Niklas Reutelhuber hatte an der Niederlage gegen den Club zuletzt zu knabbern, ist aber überzeugt, dass seiner SpVgg Ansbach schon bald der Turnaround gelingen wird.
fussballn.de / Schlirf
Hallo Niklas, der Heimspielauftakt im Jahr 2024 lief absolut nicht so wie erhofft. Wie lange hattest du an dem 0:3 gegen den kleinen Club noch zu knabbern?

Niklas Reutelhuber (25):
Schon einen Tag! Da muss man einfach ein bisschen Abstand gewinnen und reflektieren, was gut und schlecht gelaufen ist.

Und wie fällt dein Fazit aus?

Reutelhuber:
Wir haben in den ersten 20 Minuten eigentlich ein sehr gutes Spiel gemacht, haben uns Ecken und Freistöße erarbeitet. Das erste Gegentor war ein Nackenschlag, das zweite darf uns so nicht passieren und hat uns schon den Stecker gezogen. In der zweiten Halbzeit waren wir wirklich nicht mehr gut. Das hatten wir schon mal, dass wir mit Rückschlägen nicht so gut umgehen konnten, davon müssen wir wieder wegkommen.

Nun klingt der Start nach den Niederlagen in Würzburg und gegen den Club mit 0:7 schon ziemlich hart. Wie ordnest du das ein?

Reutelhuber:
In der Summe geht es in Ordnung, so ehrlich müssen wir sein. Ich würde trotzdem das Spiel in Würzburg etwas ausklammern, da es schon die in meinen Augen mit Abstand beste Mannschaft der Liga ist, wo auch noch andere verlieren werden. Gegen den Club haben wir uns auch schon in der Hinrunde schwergetan, wir wussten, dass sie Qualität haben und die Niederlage war letztlich auch total verdient. Dennoch bin ich positiv gestimmt, dass wir schon in Bayreuth wieder anders auftreten werden und dort etwas holen.

Das letzte Tor in der Liga ist euch beim 4:3-Sieg, bei deinem Einstand als Chefcoach Anfang November, in Fürth gelungen. Eigentlich ist es doch kurios, dass ausgerechnet die Torflaute zu einer Zeit kommt, in der fast all eure Offensivspieler wieder mit an Bord sind. Kannst du dir das erklären?

Reutelhuber:
Ich glaube, wenn man anfängt, darüber großartig nachzudenken, wird es eher noch schlimmer. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, das ist völlig klar! Das müssen wir uns hart erarbeiten, aber es wird kommen. Wir haben jetzt das Tore schießen ja nicht plötzlich verlernt!

Der letzte Torjubel der SpVgg Ansbach datiert vom 4. November, als man bei der SpVgg Greuther Fürth II mit 4:3 gewinnen konnte.
fussballn.de / Schlirf

In Würzburg habt ihr vor über 2500 Zuschauern gespielt, daheim gegen den Club musste wegen des Andrangs sogar einige Minuten später angepfiffen werden. Wie ist es, vor solchen Kulissen zu coachen?

Reutelhuber:
Klar, macht das total Spaß und man kriegt es auch am Anfang noch mehr mit. Im Spiel selbst ist der Unterschied vor allem der, dass es lauter ist und es ein bisschen schwieriger ist, die Informationen auf den Platz zu bringen. Was ich wirklich hervorheben muss, ist der Support, den wir auch wieder bei dem letzten Spiel über 90 Minuten bekommen haben. Diese Unterstützung von den Fans ist großartig, auch wenn es nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben.

Wie war die Unterstützung durch die Mannschaft, seitdem du vom Co- zum Cheftrainer wurdest?

Reutelhuber: Sie haben es mir leicht gemacht, weil es super Charaktere sind! Es war aber letztlich intern keine große Sache mehr, weil die Jungs ja schon vor der Saison wussten, dass es diesen Schritt geben würde. Das war nur für Außenstehende eine Überraschung und ein Thema.

Ich weiß, du magst die Frage nach dem jüngsten Cheftrainer in der Regionalliga nicht. Hattest du medial dazu mit so einem Echo gerechnet?

Reutelhuber:
Ich will da ehrlich sein: Ich kann die Frage tatsächlich nicht mehr hören und vor allem tu ich mich in der aktuellen Situation schwer, darüber zu sprechen, weil es einfach total weit weg ist. Es geht nur um den Verein und die Mannschaft und darum, dass wir weiter die Bereitschaft haben, dass wir uns als Einheit in den Spielen dafür belohnen, was wir im Training schon zeigen. Denn das war auch vor dem Club-Spiel richtig gut.

Niklas Reutelhuber erkannte früh seine Freude und das Talent zum Coachen.
fussballn.de / Strauch

Dann etwas allgemeiner gefragt: Wie kam es, dass du schon früh in der Trainerschiene gelandet bist?

Reutelhuber:
Ich war schon immer absolut fußballbegeistert und habe mich schon als kleines Kind, als ich in der Club-Jugend gespielt habe, sehr dafür interessiert, was der Trainer da so macht. Das hat sich über die Jahre fortgesetzt und da nimmt man vieles mit. Für mich war relativ schnell klar, dass ich in dem Bereich arbeiten möchte. Bei Armin Störzenhofecker habe ich schon recht früh in der Fußballschule gearbeitet, die Camps mit den Jungs haben Spaß gemacht. Später habe ich dann ja als Spielertrainer bei meinem Heimatverein in Alesheim übernommen und es hat sich gezeigt, dass man etwas bei den Leuten bewegen kann.

Apropos bewegen. Kickst du bei deinen ehemaligen Mitspielern in Ansbach, mit denen du den Aufstieg aus der Bayernliga geschafft hast, noch im Training ab und zu mit?

Reutelhuber:
Nein, das würde nicht mehr gehen auf dem Level! Und außerdem finde ich persönlich, dass da dann zu viel von der Trainerarbeit verloren gehen würde. Es ist viel zu wichtig, dass wir ein gewisses Niveau im Training haben, das wir in der Liga einfach brauchen.

Aber beim Heimatverein in Alesheim gibt's weiterhin die Einsätze als Spieler?

Reutelhuber:
Ja, mir macht ja das Kicken und die Bewegung auf dem Platz auch weiterhin Spaß. Aber es ist dort halt schon entspannter als in der Regionalliga. (lacht)

In der Aufstiegssaison 2021/22 war Niklas Reutelhuber noch selbst bei der SpVgg Ansbach am Ball, in der Folge bei seinem Heimatverein Eintracht Alesheim, den er als Spielertrainer in die Kreisliga führen konnte.
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Zurück zur SpVgg Ansbach in der Regionalliga: Es fällt auf, dass ihr schon im vergangenen Jahr, aber auch in dieser Saison immer wieder gute und schlechte Phasen während einer Saison hattet. Ist das ein Thema, das euch beschäftigt?

Reutelhuber:
Eigentlich ist es kein Thema bei uns, weil wir sowieso versuchen, uns immer maximal gut auf das nächste Spiel vorzubereiten. Wir denken da nicht in Phasen. Ich glaube, das wäre auch nicht richtig. Es sind oftmals Kleinigkeiten, die Spiele entscheiden. Viel hängt davon ab, wer das erste Tor schießt. Das nimmt auf den Spielverlauf bei der Leistungsdichte in der Regionalliga schon einen wesentlichen Einfluss. Klar ist aber trotzdem, dass wir nach den Niederlagen zuletzt den Turnaround schaffen wollen.

Die nächste Chance dazu gibt es bei der SpVgg Bayreuth. Die Partie findet am Montagabend statt und wird im Livestream übertragen. Was ändert das für euch?

Reutelhuber:
Ich kann da nur für mich sprechen und behaupte, dass es einfach die Vorfreude im Vorfeld noch steigert. Ich glaube, die Spieler werden das aber nicht anders sehen, dass es mit dem Anpfiff dann einfach nur noch um das Spiel gehen wird.

2:2 endete das Hinspiel nach 2:0-Pausenführung für euch. Was erwartet euch bei der Altstadt?

Reutelhuber:
Wir treffen in Bayreuth auf eine Mannschaft, die unter Profibedingungen arbeitet. Natürlich wissen wir, dass sie richtig gut im Ballbesitz sind. Das haben sie im Hinspiel am Ende auch gezeigt. Es wird eine schwere Aufgabe, aber ich denke trotzdem, dass wir als Team nicht schlechter sind. Das zeigt auch die Tabelle. Wir sind zwei Punkte dahinter, haben aber noch eine Partie mehr zu spielen. Wir wollen mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung einen echten Fight liefern!

In den folgenden Wochen kommen mit Schalding, Türkgücü, Memmingen oder Augsburg einige Gegner aus dem direkten Dunstkreis. Gibt es eine spezielle Punktvorgabe, die ihr euch setzt, so wie es dein Vorgänger Christoph Hasselmeier gerne gemacht hat?

Reutelhuber:
Nein, da gibt es keine spezielle Vorgabe. Jedes Spiel ist für uns aber extrem wichtig in der aktuellen Situation, die im Übrigen auch kein Beinbruch ist. Uns ist absolut klar, dass wir zwar über dem Strich stehen, aber mittendrin im Abstiegskampf stecken. Es war jetzt auch nicht die Erwartungshaltung, dass wir in unserem zweiten Jahr oben mitspielen würden. Wir sind darauf vorbereitet gewesen, dass es wieder um den Klassenerhalt geht. Da sind die entsprechenden Tugenden gefragt.

Sind es die berühmten "Wochen der Wahrheit"?

Reutelhuber:
Davon will ich nicht sprechen. Es sind noch elf Spiele für uns, das ist eine Menge! Und wir spielen in der Liga, weil wir uns mit allen Mannschaften messen wollen - nicht nur mit denen, die vermeintlich auf Augenhöhe sind. Ich bin überzeugt, dass auch gegen jeden Gegner, der da kommt, etwas drin ist für uns. Wir freuen uns drauf - auf die Spiele, auf die Liga, in der wir nächstes Jahr auch noch spielen wollen!

Auch der FC Bayern München II kommt in gut einem Monat wieder nach Ansbach. Der Vorverkauf läuft schon. Ist da die Vorfreude ganz besonders groß?

Reutelhuber:
Klar, freut sich da jeder auf das Spiel! Und es darf dann auch gerne wieder so laufen wie damals...(Ansbach gewann 2:0, d. Red.)

So ein Fußballfest, wie beim 2:0-Sieg gegen den FC Bayern in der vergangenen Saison, würde man in Ansbach gerne wieder feiern, wenn der Unterbau des Rekordmeisters am 20. April kommt.
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Nach dem Aufstieg war es damals sicherlich ein besonderer Spagat zwischen dem "Wow-Effekt" im Umfeld der Regionalliga und den sportlichen Ambitionen, die sich dort ergeben. Hat sich das im zweiten Jahr relativiert?

Reutelhuber:
Unser Selbstverständnis ist schon so, dass wir auch weiterhin in der Regionalliga spielen wollen. Und ich hatte auch nie das Gefühl, dass es uns nicht ums Gewinnen gehen würde - selbst in Würzburg nicht, auch wenn das sicher eine herausragende Mannschaft in dieser Liga ist.

Es gab in den vergangenen Tagen und Wochen ja nicht nur die beiden Niederlagen in der Liga, sondern einige gute Nachrichten mit Verlängerungen im Kader über die Saison hinaus...

Reutelhuber:
Ja, es haben schon fast alle verlängert. Das freut uns im Trainer-Team und der sportlichen Leitung sehr, denn es spricht ja für den Verein und dafür, dass sich die Spieler hier wohlfühlen. Es sind einfach, da wiederhole ich mich gerne, super Charaktere, die Bock auf den Weg hier haben. Unser klares Bestreben im Verein ist es auch, diesen Weg ohne größere Veränderungen zu gehen. Freilich werden wir nicht nein sagen, wenn sich noch ein, zwei Verstärkungen für die kommende Saison ergeben sollten, aber letztlich sind wir uns einig, dass wir hier gemeinsam weitermachen wollen.

Das gilt auch für deine persönliche Zukunft?

Reutelhuber:
Ja, grundsätzlich sind wir uns auch darüber einig. Wir kennen uns hier alle so gut, das reicht eigentlich aus. Meinen Vertrag habe ich damals auch erst später unterschrieben, obwohl es schon früher feststand. Wir wollen hier langfristig zusammenarbeiten.

Was fehlt Ansbach noch zu einem gestandenen Regionalligisten?

Reutelhuber:
Ich glaube, dass wir da gar nicht mehr so weit davon entfernt sind. Wir haben eine sehr junge Truppe, der die Zeit hilft, wichtige Erfahrungen zu sammeln. Das Umfeld wächst immer weiter. Die Trainingsbedingungen haben sich absolut verbessert. Freilich gibt es noch Potenzial. Ich hoffe auch, dass wir in Zukunft von diesen langwierigen Verletzungen, die wir in den letzten beiden Jahren hatten, weitgehend verschont bleiben. Gerade in der aktuellen Situation kann man sicherlich von der Konstanz sprechen, aber da müssen wir jetzt kurzfristig denken, um unser sportliches Ziel zu erreichen.

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Steckbrief N. Reutelhuber

Niklas Reutelhuber
Spitzname
Reutel
Alter
25
Geburtsort
Gunzenhausen
Wohnort
Alesheim
Nation
Deutschland
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")
Erfolge
Aufstieg als Spieler in die Regionalliga mit Ansbach (2021/22)
Aufstiege als (Spieler-)trainer mit Alesheim (2021/22, 2022/23)


Tabelle Regionalliga Bayern

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
31
66:37
63
3
31
48:27
55
4
31
58:45
55
8
30
48:39
43
12
31
39:38
41
14
31
37:55
32
15
31
36:54
30
16
31
29:62
28
17
30
28:53
23
18
31
34:71
23
* Dem SV Türkgücü München wurden zwei Punkte wegen unerlaubten Spielereinsatz abgezogen.
Bei Punktgleichheit: Torverhältnis

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