"Riesenhighlight": Futsal Nürnberg stellt eine WM-Fahrerin - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 24.10.2023 um 10:00 Uhr
"Riesenhighlight": Futsal Nürnberg stellt eine WM-Fahrerin
Trotz der ersten Niederlage nach dem Aufstieg in die Futsal-Regionalliga (4:8 im Spitzenspiel bei den Beton Boys München) gab es für Futsal Nürnberg in diesen Tagen eine besonders erfreuliche Nachricht, die das gesamte Team stolz macht: Mit Michèle Schirkonyer stellt man zum ersten Mal stellt eine WM-Teilnehmerin.
Von red
Futsal Nürnberg ist stolz auf die WM-Fahrerin Michèle Schirkonyer.
Futsal Nürnberg
Am 28. November 2022 war Mut gefragt: Michèle Schirkonyer hatte sich nach langem Überlegen ihr Handy geschnappt und einfach mal drauflos getippt: „Hey, ich hätte mal eine kurze Frage: Dürfen Frauen bei euch auch mittrainieren?“ Ihr Bundestrainer beim Deutschen Gehörlosen Sportverband (DGSV) hatte ihr geraten, sich nach Möglichkeiten umzusehen, regelmäßig Futsal zu spielen. Denn die Konkurrenz im Nationalteam schlafe nicht – und wenn Michèle weiter ein Teil der Gehörlosen-Auswahl sein möchte, dann müsse sie weiter an sich arbeiten. „In Bayern gibt es aber keine Futsal-Damenteams“, erklärt Schirkonyer, zumindest keine, die ganzjährig und über die Hallenrunde im Winter hinaus spielen. „Ich habe mega lange gehadert“, erzählt die heute 27-Jährige, schließlich sind Frauen in Männerteams immer noch die Ausnahme, zudem kannte sie auch niemandem im Team – und dennoch wandte sie sich nun an Futsal Nürnberg. Um 15.52 Uhr klickte sie auf „senden“. Und der Kontakt war hergestellt.

Große Entwicklung im Kreis der Futsal-Jungs

Ab da ging es recht schnell: Es dauerte nur wenige Tage, bis Schirkonyer zum ersten Mal mittrainierte und wenig später kam sie sogar in der Futsal-Bayernliga der Herren erstmals zum Einsatz. „Als sie Ende letzten Jahres zu uns gestoßen ist, hat man ihr ehrlicherweise schon noch einige Defizite in vielen Bereichen angemerkt“, sagt Ermin Kojic, Trainer der Nürnberger Hallenfußballer. „Genauso wie unser gesamtes Team entwickelt sie sich von Training zu Training immer weiter. Mittlerweile hält sie im Training immer mit und haut sich voll rein.“

Schirkonyer, die im Freien für die SGV Nürnberg-Fürth in der Fußball-Landesliga kickt, empfindet vor allem das Tempo im Futsal-Training als Herausforderung. „Das ist schon hoch, jetzt in der Regionalliga nochmal mehr als in der Bayernliga.“ Die Kojic-Truppe hat die Spielzeit 2022/23 als Bayernliga-Meister beschlossen und tritt nun eine Liga höher an, in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Auch Schirkonyer ist also Meisterin.

Michèle Schirkonyer ist seit knapp einem Jahr bei Futsal Nürnberg am Ball.
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Das Tempo überfordert die 27-Jährige, die beim Training ein Hörgerät trägt, das beim DGSV jedoch verboten ist, hin und wieder. Und doch kommt es ihr auch zugute: Denn ihr Nationalteam hat sich für die WM in Brasilien qualifiziert und auch dank ihres Leistungssprungs durch das Üben mit Futsal Nürnberg darf Schirkonyer im November so einen echten Karriere-Höhepunkt erleben. „Das hätte ich mir nie erträumen können“, sagt sie mit glänzenden Augen. Einen „Riesenstep“ nennt sie das Turnier, ein „Riesenhighlight.“ Das Niveau beim letzten Lehrgang in Duisburg-Wedau, der über die Nominierung entscheiden sollte, sei enorm hoch gewesen, berichtet die technisch versierte Rechtsfüßerin. „Für mich war darum auch nicht klar, ob ich dabei bin.“ Als dann aber die Nachricht kam, „habe ich mich natürlich mega gefreut!“

Auch bei ihren männlichen Teamkollegen aus Nürnberg kam die Nachricht gut an: „Wir finden das natürlich mega, dass Michèle unsere Farben in Brasilien vertreten darf. Die ein oder andere Anfrage, ob denn Begleitpersonen erlaubt sind, kamen bei ihr natürlich auch schon an“, berichtet Kojic, der an seiner Spielerin vor allem die schnelle Auffassungsgabe und die gute Technik schätzt. „Wo viele Spieler, die aus dem Fußball kommen, noch den Ball mit der Innenseite annehmen, hat sie es schnell verinnerlicht, den Ball vor allem mit der Sohle mitzunehmen.

Mit einer Medaille um den Hals?

Ein paar Wochen sind es noch bis Brasilien und Schirkonyer will diese Zeit nutzen. Einen Futsal-Ball und einen Trainingsplan mit Kraft- und Ausdauer-Einheiten hat das DGSV-Trainerteam den auserwählten Spielerinnen mitgegeben und natürlich will die 27-Jährige alles tun, um körperlich in Topform zu sein. Denn die selbstgesteckten Ziele sind hoch: „Es sind Top-Nationen dabei, wie England, Brasilien und Argentinien“, weiß Schirkonyer, gibt sich aber auch selbstbewusst: „Ich wünsche mir eine Top3-Platzierung, dass wir mit einer Medaille um den Hals wieder heimfliegen.“ Für ihren Mut im November 2022 ist Michèle Schirkonyer bereits belohnt worden. Im November 2023 will sie sich selbst belohnen.

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