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Artikel veröffentlicht am 25.10.2017 um 14:06 Uhr

Mit vier Siegen aus dem Keller: Die Prophezeiung des Serdar Dinc

Mit mageren fünf Punkten im Gepäck reiste der Tabellenletzte SC Germania am 8. Oktober nach Boxdorf. Zwei Wochen später grüßen die Schnieglinger aus dem eher gesicherten Mittelfeld der Kreisliga. Mit vier Siegen am Stück ist die Elf von Serdar Dinc die Mannschaft der Stunde - doch woher kommt dieser plötzliche Wandel?

Von Marco Galuska

Beim SC Germania Nürnberg arbeitete man sich aus dem Tabellenkeller, warnt aber vor Überheblichkeit.

Detlef Knispel

10:1-Tore bei vollen zwölf Punkten - so lautet die Bilanz des SC Germania aus den vergangenen vier Partien. Es gibt wohl kaum einen, der dies nach der ernüchternden 0:6-Packung, die sich der Sportclub Ende September in Burgfarrnbach abholte, vermutet hätte.

Beim TSV Burgfarrnbach ging der SC Germania um Kapitän Kartalis noch sang- und klanglos unter.

Detlef Knispel

"Zugetraut hat es uns keiner, das kann ich verstehen, weil wir in Burgfarrnbach auf den Knien daher kamen. Aber ich habe es intern gesagt: Wenn man dann sechs Mal hinfällt, muss man eben sieben Mal aufstehen", so Trainer Serdar Dinc.

Die Burgfarrnbacher befanden sich selbst in einer Schaffenskrise, spielten zuvor nur 0:0 in Boxdorf und verloren immer mehr den Anschluss nach oben. Für ein 6:0 gegen den Tabellenletzten Germania reichte es aber trotzdem. Für Burgfarrnbach war es die Trendwende, die das Neunsinger-Team nun auf Rang zwei brachte, für Germania aber war es wohl das letzte Warnsignal, das seine Wirkung nicht verfehlte.

Arbeiten statt reden

"Man hat uns ja auch immer eingeredet, was wir für eine gute Truppe sind, dass wir da doch wieder rauskommen. Irgendwann glaubt man dann selbst daran, dass es einfach so von selbst geht, aber die Wahrheit liegt eben auf dem Platz. Da hilft es nichts zu reden, sondern zu arbeiten!"

Mit einem gehörigen Druck ging es zum Kellerduell zum Aufsteiger ASC Boxdorf. Letztlich meisterte die Truppe um Kapitän Taso Kartalis die knifflige Aufgabe mit einem verdienten 3:1-Erfolg und löste dadurch auch eine gewisse Blockade. "Wir haben das Spiel über den Kampf gewonnen, das war eben auch mal nötig", so Dinc rückblickend.

Lotterie und Rückkehr zu Tugenden

Auch das 2:0 im Nachholspiel gegen Fischbach auf dem Trainingsplatz war im wahrsten Sinne ein "dreckiger Sieg", der durch zwei Standards entschieden wurde. "Aber auch das wussten wir, dass solche Situationen die Entscheidung bringen werden. Das ist ein wenig Lotterie. Das habe ich vorher in der Kabine gesagt - und es doch mal schön, wenn der Trainer auch Recht hat."

Als Team aus der Krise: Viermal siegte der SC Germania zuletzt und wurde vom Schlusslicht zur Mannschaft der Stunde.

Detlef Knispel

Auf Arbeit und Kampf folgte dann ein 3:0 gegen Markt Erlbach, das auch spielerischen Ansprüchen genügte. Doch als Warnsignal sieht Dinc ein bisschen das 2:0 gegen Falke vom vergangenen Sonntag: "Mit dem Ergebnis können wir natürlich sehr zufrieden sein, auch haben wir nichts zugelassen, aber fußballerisch war es etwas zu wenig, eine Spur zu überheblich. So etwas wird in Zukunft auch gleich wieder bestraft."

Warnung vor Eyüp Sultan

Dabei hat Dinc für Samstag im Spiel beim SV Eyüp Sultan die klare Devise ausgegeben: "Verlieren verboten!" Vielmehr wünscht sich der Germania-Coach ein Geburtstagsgeschenk von seiner Truppe, warnt aber vor dem Match auf der Steinplatte: "Die haben Qualität in der Mannschaft und nun mit Ugur wieder ihren Trainer an der Seite, der weiß, wie er die Truppe anpacken muss. Zudem haben sie in Boxdorf ihr Erfolgserlebnis gehabt" - eines, das die Germanen aus eigener Erfahrung zu schätzen wissen.

Überheblichkeit will Dinc im Keim ersticken, allerdings sendet die Mannschaft auch gute Signale: "Gestern waren 16 Mann aus unserem 18er-Kader im Training. Da tust du dich als Trainer natürlich auch leichter, als wenn du nur aus elf Mann ein Puzzle machen kannst."

Rückhalt und Schulterklopfer

Dass im Umfeld aufgrund der Misserfolge die eine oder andere Stimme laut wurde, ob der langjährige Trainer der Schnieglinger die Truppe noch erreichen würde, verwundert Dinc nicht: "Das liegt doch auf der Hand, wenn man mit fünf Punkten Letzter ist und desolat 0:6 verliert. Da hinterfragt man sich als Erster selbst, man wird natürlich auch im Umfeld hinterfragt. Sobald es wieder läuft, klopfen dir auch viele wieder auf die Schulter. So ist das nun mal - egal, ob bei den Profis oder uns Amateuren."

Serdar Dinc hat es den Kritikern gezeigt, vier Siege holte sein SC Germania zuletzt.

fussballn.de / Kögel

Das wichtigste Signal ging aber von der Mannschaft aus: "Ich habe der Truppe prophezeit, dass wir mit der richtigen Einstellung zwölf Punkte aus den vier Spielen holen werden. Alle haben da nach dem 0:6 sicher nicht daran geglaubt, aber die Jungs haben wieder Gas gegeben, die Ärmel hochgekrempelt, und es auf dem Platz gezeigt."

Dass der Aufschwung der letzten vier Partien auch personeller Natur ist, will Dinc nicht verschweigen: "Uns haben zwischenzeitlich wichtige Stützen gefehlt, die nun wieder da sind. Wir müssen auch wissen, was wir können. Wenn wir gut drauf sind, wird es schwer uns zu schlagen, aber wir müssen auch extrem vorsichtig sein, denn nach unten geht es auch ganz schnell. Für uns muss es das Ziel sein, ruhige Weihnachten zu feiern."

Als Serdar Dinc vor der Saison das Ziel "Klassenerhalt" ausgegeben hatte, wurde er vielerorts belächelt, aber das galt auch für seine Prognose der zwölf Punkte aus den vergangenen vier Spielen.