Die Zuschauerzahlen bei Reservemannschaften : Tote Hose oder Tollhaus? - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 05.09.2008 um 00:01 Uhr
Die Zuschauerzahlen bei Reservemannschaften : Tote Hose oder Tollhaus?
Zweite Mannschaft – zweitklassige Kulisse. So ließe sich eine der Befürchtungen zusammenfassen, die einige Verantwortliche in Verbindung mit der Eingliederung der zweiten Mannschaften in den aufstiegsberechtigten Spielbetrieb hegen. anpfiff hat sich in der A-Klasse 1, jener Liga mit den meisten Reserveteams, umgehört. Wie sieht es auf den Zuschauerrängen aus, und welche Folgen hat das für Verein und Mannschaft?
Von Stefanie Nowak

Trostlose Leere auch während der Spiele? Reservemannschaften, wie etwa Coburg-Neuses II, müssen häufig vor sehr dünner Kulisse antreten.

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Tatsächlich sind die Zuschauerzahlen mit einem Schnitt knapp über 60 nicht gerade überwältigend. Doch damit steht die an Reserveteams reiche A1 nicht alleine da. Insgesamt bewegen sich drei der vier A-Klassen auf einem ähnlichen Level, nur die A-Klasse 2 sticht mit durchschnittlich über 80 Zuschauern positiv heraus. Unter den Vereinen der A1 haben unter anderem der FC Fortuna Coburg-Neuses II und der TSV Untersiemau II mit niedrigem Publikumszuspruch (unter 35 Personen) zu kämpfen. Doch eine negative Überraschung war das nicht, wie der Untersiemauer Abteilungsleiter Stephan Schultheiß berichtet. „Es ist nur erwartungsgemäß dass so wenige kommen“, meint er. Die treuen Anhänger seien vor allem Vereinsoffizielle oder die Partnerinnen der Spieler. Dennoch, Schultheiß macht eine leichte Verbesserung zum letzten Jahr aus. Dass die zweite Mannschaft nun möglichst oft das Vorspiel der ersten bestreitet, beschert ihr zumindest in der zweiten Hälfte etwas mehr Publikum und merklich mehr Stimmung am Spielfeldrand. Zudem sei es für die Motivation der Spielern der Reserve vor allem wichtig, dass einige Vereinskollegen aus der ersten Mannschaft zusähen. Und das sei – auch dank des neuen Spielplans – meistens der Fall. Ein langfristiges Problem für den Spielbetrieb macht Schultheiß durch den geringen Publikumszuspruch nicht aus. „Das ist halt so und wird auch nicht zu ändern sein.“

Eher ein Zuschauerproblemchen

Ähnlich locker sieht Jens Wacker, der Abteilungsleiter des FC Fortuna Coburg-Neuses, die niedrigen Zuschauerzahlen. „Wir nehmen das sportlich“, meint er. Obwohl er damit rechnet, dass der Verein finanziell drauflegen wird, gerade bei Spielen wie am kommenden Sonntag gegen Untersiemau II, für das er lediglich um die zehn Zuschauer erwartet. Solch niedrige Zahlen decken die Schiedsrichterkosten nicht ab, da hilft es auch wenig, wenn die zweite Mannschaft das Vorspiel der ersten bestreitet und dadurch etwas mehr Zuschauer hat. „Ich kann die eigenen Leute ja nicht zweimal abkassieren“, erklärt Wacker. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge: „Wofür bezahlt man denn schließlich Mitgliedsbeitrag? – Da wird schon nichts hängen bleiben.“ Für den Abteilungsleiter gibt es im ersten Jahr, in dem Neuses mit einer aufstiegsberechtigten Reserve antritt, schwerwiegendere Probleme. So sei das spielerische Niveau der Klasse doch noch höher als erwartet, und durch getrennte Auswärtsspiele der beiden Teams leide die Kameradschaft.

Leistung gut, alles gut

Aber es gibt auch zweite Mannschaften, bei denen es überraschend gut läuft. Der SV Hut-Coburg II zum Beispiel, der ursprünglich gar keine aufstiegsberechtigte Reserve melden wollte, aus Angst, nicht mithalten zu könne, ist positiv überrascht. „Es sind schon viele Leute oben“, erzählt der Abteilungsleiter Manfred Menzel. Der Verein profitiere wohl davon, direkt an einem Wandergebiet zu liegen. So kämen immer mal wieder Ausflügler vorbei, die bei einem Kaffee im Sportheim gemütlich dem Spiel zuschauten. Die letzte Partie gegen Dörfles-Esbach II wollten 80 Leute sehen, auch, weil das Spiel der ersten Mannschaft um einen Tag vorverlegt worden war. „Da hatten wir echt Glück“, freut sich der Abteilungsleiter. Für die kommenden Heimspiele hofft er auf Zahlen zwischen 40 und 50. Damit wären zumindest die Schiedsrichterkosten gedeckt.Unangefochtener Spitzenreiter in der Zuschauer-Tabelle ist der LTV Gauerstadt. Deutlich über 100 Besucher kamen zu den beiden Heimspielen. Dies liegt vor allem am sportlichen Erfolg, so der Trainer Clemens Koropecki. „Wenn man oben mitspielt, ist die Euphorie einfach da“, erzählt er. Insofern ist bei ihren Spielen zur Zeit deutlich mehr los als letzte Saison, als man in der Kreisklasse herumkrebste und schließlich abstieg. Nun fast nur zweite Mannschaften in der Gruppe zu haben, macht für ihn kaum einen Unterschied. „Man merkts zwar schon, aber so lange unser Aufwärtstrend anhält, ist das für mich vollkommen okay.“

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