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Artikel veröffentlicht am 05.12.2016 um 12:00 Uhr

Ja, es gibt sie noch: Die Dreifachbestrafung im Fußball

Vor der Saison wurde das Regelwerk umfassend erneuert bzw. modifiziert. Die meisten Änderungen betreffen die Amateurklassen kaum. Am häufigsten stolpert man Sonntag für Sonntag aber dennoch auf ein Änderung, die es noch dazu in sich hat - und nach wie vor den wenigsten gut genug bekannt ist: die sogenannte Dreifachbestrafung.

Von Ralf Riemke

Im Sommer haben wir bereits einen Blick auf die interessantesten Neuerungen geworfen. Weil aber nach wie vor sowohl bei Zuschauern, als auch bei Spielern, ein gefährliches Halbwissen besteht, was die sogenannte Dreifachbestrafung angeht, soll genau die hier noch einmal anhand von ein paar Beispielen dargestellt werden.

Das Regelwerk

Zunächst aber einmal kurz etwas dazu aus dem Regelwerk. Neu wurde geklärt, was bei der Verhinderung einer klaren Torchance (Notbremse) im Strafraum zu geschehen hat. Demnach ist es von entscheidender Bedeutung, dass der foulende Spieler die Möglichkeit hatte, den Ball zu spielen und dies auch versucht hat. Wenn ja, wird er nur verwarnt. Wenn nicht, bleibt es wie bisher beim Platzverweis. Einen Platzverweis gibt es weiterhin, wenn das Vergehen in einem Halten, Ziehen oder Stoßen besteht, oder das Vergehen sowieso generell mit einer Roten Karte zu ahnden ist, wie zum Beispiel die Verhinderung einer klaren Torchance durch ein Handspiel. Bei Notbremsen außerhalb des Strafraumes bleibt es wie bisher beim Feldverweis auf Dauer!

Nach wie vor ist Wochenende für Wochenende großer Diskussionsbedarf hinsichtlich der Neuregelung bei der Notbremse zu beobachten. Entgegen der viel verbreiteten Meinung etlicher Zuschauer und Spieler, gibt es sehr wohl noch den Feldverweis auf Dauer bei einer Notbremse.

anpfiff.info

Kurze Zusammenfassung

Wie herauszulesen ist, ist es also zum ersten essentiell wichtig, ob das Vergehen innerhalb oder außerhalb des Strafraumes stattgefunden hat. Zum zweiten ist es genauso wichtig, ob der foulende Spieler versucht hat, den Ball zu spielen. Zum dritten gibt es keine Änderung und somit auch keine Abschaffung der Dreifachbestrafung bei Halten, Ziehen oder Stoßen innerhalb des Strafraumes!

Beispiele

Versuchen Sie ruhig selbst, die nachfolgenden Sachverhalte zu lösen. Die richtigen Antworten stehen am Ende des Artikels.

A

Der Stürmer dringt in den Strafraum ein, läuft alleine auf den Torwart zu und wird vom ihm nacheilenden Verteidiger am Trikot gehalten und zu Boden gezogen.

B

Der Stürmer dringt in den Strafraum ein und hat acht Meter vor dem Tor freie Schussbahn. Der Verteidiger läuft neben ihm her und fasst ihm mit beiden Händen um den Bauch, womit er ihn schließlich zu Fall bringt.

C

Der Stürmer läuft nur verfolgt von einem Verteidiger auf das Tor zu und wird ca. 18 Meter davor von hinten vom Verteidiger gestoßen, sodass er zu Fall kommt.

D

Der Stürmer läuft nur verfolgt von einem Verteidiger auf das Tor zu und wird am Elfmeterpunkt von hinten vom Verteidiger gestoßen, sodass er zu Fall kommt.

E

Der Stürmer läuft von außen in den Strafraum und befindet sich in guter Schussposition. Der Verteidiger versucht ihm mit einer Grätsche den Ball abzunehmen, trifft ihn aber am Knöchel und bringt ihn so zu Fall.

F

Der Stürmer überläuft nach einem langen Ball seinen Gegenspieler an der Außenlinie und zieht von dort alleine und unbedrängt in Richtung Strafraum. Der Verteidiger rennt ihm hinterher und versucht ihn kurz vor dem Strafraum mit einer Grätsche vom Ball zu trennen. Dabei erwischt er ihn am Knöchel und bringt ihn zu Fall.

Antworten

A                     Strafstoß, Rote Karte
B                     Strafstoß, Rote Karte
C                     Direkter Freistoß, Rote Karte
D                     Strafstoß, Rote Karte
E                     Strafstoß, Gelbe Karte
F                     Direkter Freistoß, Rote Karte

Summa summarum lässt sich festhalten, dass es die Dreifachbestrafung bei Verhinderung einer klaren Torchance bzw. einer Notbremse noch gibt. Sie ist nicht generell abgeschafft. Keinen Ermessensspielraum gibt es bei Trikotziehen, Halten, Klammern und Stoßen. Genauer Hinschauen muss man beim Kampf um den Ball, wenn es um ein Tackling bzw. eine Grätsche geht. Hier ist innerhalb des Strafraumes von Bedeutung, ob der Verteidiger versucht hat den Ball zu spielen. Wenn ja, dann wird sein Vergehen mit einer Verwarnung geahndet, wenn nein, dann bekommt er nach wie vor einen Feldverweis auf Dauer. Außerhalb des Strafraumes gibt es sowieso nur den Feldverweis auf Dauer.