Malcesine statt Malochen: "Er ist ein Glücksgriff für den Frauenfußball" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 12.03.2016 um 11:00 Uhr
Malcesine statt Malochen: "Er ist ein Glücksgriff für den Frauenfußball"
Ihn als Urgestein des Frauenfußballs beim SV Frensdorf zu bezeichnen würde seinen Leistungen nicht annähernd gerecht werden. Markus Spielberger ist im wahrsten Sinne des Wortes Gründungsvater der Frauen-Abteilung, der er über 17 Jahre voranstand. Nun ist im Sommer Schluss für Maggi, der sich eine schöpferische Pause gönnen möchte.
Von Bernd Riemke
Was vor fast zwei Jahrzehnten zunächst einer losen Idee entsprang ist inzwischen eine beispiellose Erfolgsgeschichte, wie sie selbst der Fußball eher selten schreibt. „Ohne Markus Spielberger gäbe es keinen Frauenfußball in Frensdorf. Erst Recht nicht in dieser Konstellation“, zollt Abteilungsleiterin Heike Daun dem 42-Jährigen allerhöchsten Respekt und blickt auf beinahe zwei Dekaden zurück, in denen es dem gelernten Groß- und Einzelhandelskaufmann gelungen ist beinahe aus dem Nichts eine Mannschaft ins Leben zu rufen, sie sukzessive weiter zu entwickeln und über Jahre hinweg bis in die Landesliga-Nord zu führen. „Er hat sich stets mit entwickelt, weiter gebildet und ist fachlich wie sportlich quasi mit aufgestiegen“, gerät Daun ins Schwärmen, wenn sie die beeindruckenden Leistungen und Erfolge des Frensdorfer Mr. Frauenfußballs Revue passieren lässt.

Stetiger Aufstieg

Akribisch, zielstrebig und beinahe unbeirrbar ging Spielberger an die immer neuen Herausforderungen heran und war dabei nicht nur Trainer, sondern zugleich Spielleiter und Mann für alle Fälle. Sportlich gab es insbesondere in den letzten zehn Jahren nur eine Richtung: bergauf. Nach dem erstmaligen Aufstieg in die Bezirksliga etablierte sich der SV Frensdorf rasch im neuen Umfeld und löste schon 2011 das Ticket für die Bezirksoberliga. Dort wurde das Team auf Anhieb Vizemeister um im darauffolgenden Jahr den bis dato größten Erfolg der Vereinsgeschichte zu feiern – den Aufstieg in die Landesliga-Nord. Dort spielt der SVF inzwischen im dritten Jahr und hat sich im vorderen Mittelfeld etabliert. „Das ist ein großer Verdienst von Markus Spielberger. Natürlich haben wir mehr als nur ein weinendes Auge, wenn wir einen solch engagierten Trainer verlieren“, hat Heike Daun aber gleichermaßen Verständnis für die Entscheidung des 42-Jährigen, der in mehreren offenen Gesprächen frühzeitig hat verlauten lassen, dass am Saisonende für ihn endgültig Schluss sei.

Die Planungen laufen

Trotz aller Wehmut, die nach dem letzten Spieltag herrschen mag, bricht für die Frauen des SV Frensdorf im Sommer eine neue Zeitrechnung an. Erste Gespräche mit potentiellen Nachfolgern laufen bereits, doch eine Entscheidung über die Nach-Spielberger-Ära ist noch nicht gefallen. Der neue Trainer sollte mit den entsprechenden Lizenzen ausgestattet sein und „einfach passen“, wie es Daun lapidar auf den Punkt bringt. Denn beim SVF hat man die Zeichen der Zeit erkannt und in den kommenden Jahren einiges vor. Zunächst gilt es die eigene Jugendarbeit weiter zu fördern, um sich Nachwuchs selbst rekrutieren zu können und im gleichen Atemzug die Arbeit mit der zweiten Mannschaft, die aktuell in einer Spielgemeinschaft mit dem ASV Sassanfahrt in der Kreisliga an den Start geht, zu forcieren. Das Ziel Bayernligafußball ist in Frensdorf jedenfalls kein Tabu-Thema. „Sicher nicht in diesem und auch nicht im nächsten Jahr“, so Heike Daun, aber mittelfristig soll es das erklärte Ziel am Failsberg sein, noch einmal aufzusteigen.

2013. Das Jahr der größten Erfolge. Erst gelingt als Vizemeister der Sprung in die Landesliga, dann krönt der SV Frensdorf seine Saison mit dem Gewinn des Oberfränkischen Pokalsieges. Markus Spielberger hat sich die Bierdusche redlich verdient.
anpfiff.info

Markus Spielberger wird dann „nur“ noch interessierter Zuschauer sein. Über seine Beweggründe und seine weiteren Pläne sprach er exklusiv mit anpfiff.info.

Herr Spielberger, nach fast zwei Jahrzehnten heißt es für Sie time to say good-bye. Ein Entschluss, der lange in Ihnen reifte?
Markus Spielberger: Richtig. Nach so einer langen Zeit kommt irgendwann der Punkt, an dem ich einfach andere Prioritäten setzen und eine schöpferische Pause einlegen möchte, um später vielleicht mal etwas Neues anzugehen. Aktuell freue ich mich darauf, nach all den intensiven Jahren auch einfach mal meine Freizeit zu genießen.

Sie stehen zur Winterpause auf dem vierten Rang in der Landesliga. Gehen Sie wirklich auf dem absoluten Höhepunkt?
Markus Spielberger: Für mich schon, ja. Es ging stetig bergauf und mit den Möglichkeiten, die wir im Verein haben, ist irgendwann das Maximum für mich persönlich erreicht. Man darf nicht vergessen: Da wir aus einer eigenen U17 keine Spielerinnen schöpfen konnten mussten wir uns immer bemühen, externe Spielerinnen zu holen. Auch das forderte viel Kraft und Zeit.

Dennoch blicken Sie sicher unter dem Strich auf eine tolle Zeit zurück?
Markus Spielberger: Natürlich, das war eine wunderschöne Zeit für mich. Ich durfte ganz unterschiedliche Charaktere kennenlernen und teilweise sind daraus Freundschaften entstanden. Eine der prägendsten Spielerinnen war sicher Kerstin Gotthardt, die auch in der 90. Minute beim Stand von 0:2 noch daran geglaubt hat, drei Tore schießen zu können. Aber auch Andrea Kleylein, die auf- und außerhalb des Platzes mit ihrer sensationellen Lockerheit einfach im positiven Sinn eine dieser richtig guten Typen war, mit denen ich zusammen arbeiten durfte. Nicht zu vergessen Tanja Zillig, die eine unglaublich positive Einstellung vorgelebt hat und lange Jahre meine Spielführerin war.

Ziehen Sie sich nun komplett zurück? Folgt ein Sabbatjahr oder sehen wir Sie vielleicht im Sommer schon wieder an anderer Stelle?
Markus Spielberger: Natürlich würde ich mir Sachen anhören, wenn jemand anruft. Wenn es eine Sache mit Perspektive ist, wäre ich sicher auch im Herrenbereich nicht abgeneigt. Aber Fakt ist: Geplant ist das auf keinen Fall und ich bin persönlich erst einmal auf Pause eingestellt, um auch privat einfach mehr Zeit zu haben.

Wie stellen Sie sich persönlich denn den Moment vor, wenn auf den Fußballplätzen im Sommer wieder die Vorbereitungszeit beginnt?
Markus Spielberger: Da würde ich gerne in Malcesine am Gardasee sitzen mit einem Cappuccino in der Hand und völlig entspannt auf das Wasser blicken…


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Steckbrief M. Spielberger

Markus Spielberger
Spitzname
Maggi
Alter
50
Geburtsort
Frensdorf
Wohnort
Untergreuth
Familie
in Beziehung, 0 Kinder
Größe
173 cm
Gewicht
75 kg
Beruf
Lagerist
Hobbies
Gitarre spielen, reisen.


Meine drei Highlights

Der etwas überraschende Aufstieg in die Landesliga 2013. Damals kamen teilweise auch zweifelnde Stimmen auf, ob unsere kleine Ortschaft mit den Rahmenbedingungen, die uns zur Verfügung stehen, das Wagnis Landesliga angehen soll. Das hat mich noch mehr motiviert, die Klassen zu halten und dass wir uns jetzt in der Liga etablieren konnten, ist für mich eine tolle Bestätigung.

Die Qualifikation zur Bayerischen Hallenmeisterschaft 2015. Auch wenn es für uns am Ende nur zum achten Platz gereicht hat, war es eine sensationelle Leistung für unseren Verein, bei so einem Finale überhaupt einmal teilnehmen zu dürfen.

Der oberfränkische Pokalsieg 2013 im Finale zu Hause gegen FC Michelau, das wir im Elfmeterschießen gewinnen konnten. Mit Spielerinnen wie Kleylein, Jüttner oder Gotthardt war das für mich persönlich ein echtes Highlight.


Bilanz SV Frensdorf

Saison
Pl. 
Liga
2022/23
10. 
Bayernliga
2021/22
6. 
Bayernliga
 
2019/21
3. 
Bayernliga
 
2018/19
2. 
Bayernliga
 
2017/18
1. 
Landesliga Nord
2016/17
2. 
Landesliga Nord
 
2015/16
5. 
Landesliga Nord
 
2014/15
6. 
Landesliga Nord
 
2013/14
8. 
Landesliga Nord
 
2012/13
2. 
Bezirksoberliga Oberfranken
2011/12
2. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2010/11
1. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
2009/10
5. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2008/09
2. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 

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