BFV-Trainer Tobias Burger: Der Weg zu den Trainerscheinen (I.) - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.03.2024 um 06:00 Uhr
BFV-Trainer Tobias Burger: Der Weg zu den Trainerscheinen (I.)
Die Ausbildungsordnung beim DFB und seinen angeschlossenenLandesverbänden hat sich geändert. Die fortgeschrittenen Scheine wie die A-Lizenz oder die neue A+-Lizenz zu erwerben, ist von den Voraussetzungen her schwieriger geworden - und finanziell für viele nicht rentabel. anpfiff sprach mit BFV-Trainer Tobias Burger über den Aufbau der Trainerausbildung von unten nach oben.
Von Markus Schütz /Tobias Burger
Burger ist seit 2018 Inhaber der DFB A Lizenz und beim Verband als Lehrgangsleiter für Fortbildungen und Lizenzen tätig. Einer wie er hätte seine DFB A-Lizenz wohl heutzutage nicht mehr ohne weiteres machen können. Aber wie schaut denn nun der Weg dahin aus und wie bauen sich die Scheine auf? Das skizziert Tobias Burger für anpfiff.info in zwei Teilen.

Die Entwicklungstreppe zu den Trainerscheinen.
dfb


Neu: Der DFB-Basis-Coach

Grundsätzlich ist es natürlich absolut sinnvoll für einen Fußballtrainer - egal, in welcher Altersklasse - seinen Trainerschein zu machen. Davon profitiert der Trainer selbst, der Verein (Zuschüsse) und davon profitieren natürlich auch die Spieler. Was den Einstiegsschein, die C-Lizenz, betrifft, sind sowohl Aufwand als auch die Kosten überschaubar. Um die C-Lizenz absolvieren zu können, muss man aber auf jeden Fall noch den neuen DFB-Basis-Coach erwerben, der für alle Teilnehmer gleich ist. Dieser Lehrgang besteht aus 40 LE (Lerneinheiten a 45 Minuten): 10 LE Onlinephase, 20 LE Präsenzphase - sprich Montag bis Mittwoch in Oberhaching bzw Bischofsgrün im Fichtelgebirge oder dezentral - und anschließend 10 LE Anwendungsphase, in der der Trainerneuling mit seinem Verein ein Training hält, sich dabei filmen lässt, dies hochlädt und dann vom Referenten Feedback erhält. Der DFB-Basis-Coach ist - wie der Name schon sagt - die Basis für die weitere C- oder B-Lizenz (per Fast Track, dazu später mehr) und behandelt technische und individualtaktische Themen wie das Eins-gegen-Eins oder das Passspiel und die Ballan- und -mitnahme. „Ohne Technik wird’s nie eine Gruppentaktik geben“, sagt Burger. „Ich muss mit meinen Spielern nicht über die Spielverlagerung sprechen, wenn die Passschärfe fehlt oder über das Angriffspressing, wenn es Defizite in der defensiven Zweikampfführung gibt. Deswegen sind die Themen hier wirklich wichtig.“ (Achtung: Der DFB Basis Coach ist nicht zuschussberechtigt!)

Tobias Burger (re.) bei einer Fortbildungsveranstaltung der GFT Oberfranken im Oktober 22.
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Vom Basis-Coach in die C-Lizenz-Ausbildung

Nach dem Basis-Coach kann der Traineranwärter in die Lehrgänge I und II der C-Lizenz Ausbildung starten. Beide Lehrgänge sind genauso über drei Phasen hinweg strukturiert wie der DFB Basis Coach.

Als Erstes muss der Traineranwärter nun aus drei verschiedenen Modulen wählen. Die C Lizenz gibt’s in den Profilen "Kinder", "Jugend" und "Erwachsene". Die Module Kinder und Jugend lassen sich nicht nur kompakt zentral in Oberhaching oder neuerdings auch Bischofsgrün im Fichtelgebirge erwerben (erforderliche Urlaubstage: 8 Tage), sondern auch dezentral in einem ausrichtenden Verein wie aktuell bei der DJK Fürnbach, bei der Burger mehrere Trainer aus Fürnbach und Umgebung ausbildet.  
Für die Möglichkeit den Schein dezentral auszurichten bekundet ein Verein Interesse an der Ausbildung und meldet sich direkt bei Tobias Burger per Mail (Tobi-Burger@gmx.de), auf seinem Instagram-Account (@frankenmaradonatraining) oder bei der BFV-Abteilung dezentrale Ausbildung. Die Kosten betragen für den Verein knapp 7500 €, d.h. bei 15 C-Lizenz Anwärtern betragen die Kosten pro Kopf 500 €.

Tobias Burger 2019 als Trainer der U19 des FC Schweinfurt 05.
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"C-Lizenz-Ausbildungsinhalte komplett geändert"

„Dazu muss man wissen, dass die Ausbildungsinhalte der C-Lizenz sich komplett geändert haben“, so Burger. „Früher besuchten halt Papas die C-Lizenz, die als letztes „Nein, ich mache es nicht“ schrien und in Oberhaching standen dann Themen wie Rondo beziehungsweise unser fränkisches "Eckla" oder Torschuss auf dem Plan. Im Seminarraum klickte ich mit den Leuten durch Powerpoint-Präsentationen wie 'die sieben Merkmale der Koordination'. Das lernte man auswendig für die Prüfung und brauchte das nie mehr“., blickt Tobias Burger zurück.
Jetzt schauen die Teilnehmer in der Online Phase, in der man Wissen aktivieren soll, Leadershiptalks von Jürgen Klopp an und verfassen in einem Blogbeitrag ihre Gedanken dazu. Sie lernen verschiedene Spielkompetenzmodelle kennen, beschäftigen sich mit Fussballfitness, Verletzungsprävention oder dem Kinderschutz.
 
„In der Präsenzphase mache ich mit den Leuten komplexe gruppentaktische Themen wie 'verschiedene Pressinghöhen', 'Angreifen in Gleichzahl' oder 'Kettenverhalten', sprich ehemalige B-Lizenz Themen.", nennt Tobias Burger inhaltliche Beispiele. "Die C-Lizenz ist nicht mehr NUR die C-Lizenz - sondern für den Bereich bis einschließlich Herren-Bezirksliga oder BOL U17 genau die richtige Lizenz. Das müssen auch die Vereine wissen.“, so Burger.

Tobias Burger auf dem Großglockner, mit 3798 Metern der höchste Berg Österreichs. Weil er gerade eine Ausbildung zum Bergführer absolviert, ist er aktuell nicht als Vereinstrainer aktiv.
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Nach der C- weiter in die B-Lizenz  

Nach der C-Lizenz können geeignete Interessenten mit der B- Lizenz weitermachen. „Die C- und B-Lizenzen unterliegen den Landesverbänden, bei uns also dem BFV. Ab der B+ bzw A-Lizenz unterliegt das Ganze direkt dem DFB.“, erklärt Burger.

Die B-Lizenz unterscheidet sich in einigen Punkten von der C-Lizenz. So spricht der BFV auf der Homepage nicht nur vom Zielbereich des AmateurLEISTUNGSfußballs, sondern es gibt auch im Unterschied zum C-Schein Eingangsvoraussetzungen. Zudem kann sie nur zentral in der Sportschule Oberhaching erworben werden, d.h. für beide Lehrgänge muss man zehn Tage Urlaub einplanen, da die Präsenzphasen der B-Lizenz von Montag bis Freitag gehen.

„Wir haben beim BFV für interessierte Trainer zwei Möglichkeiten, die B-Lizenz zu erwerben: Den klassischen Weg über eine erfolgreich abgeschlossene C-Lizenz mit anschließend mindestens sechs Monaten Trainererfahrung als Cheftrainer in mindestens der Herren-Kreisliga oder im Jugendbereich, Cheftrainer einer BOL-Mannschaft ab der U14 bzw. Co-Trainer im Jugendbereich - dort aber mindestens Bayernliga. C-Lizenz-Trainer, die nicht in der erforderlichen Liga trainieren, können den Zugang auch über eine Videolehrprobe erlangen, in der sie ihren Verein zu einem ausgewählten Thema trainieren. Dies wird dann von vier Kommissionsmitgliedern bewertet, die dann über den Zugang zur B-Lizenz entscheiden.“, so Burger.

Im Fast Track können geeignete Trainer die C-Lizenz überspringen. Voraussetzung ist aber weiterhin ein erfolgreich absolvierter DFB-Basis-Coach, mindestens sechs Monate Trainererfahrung ab der Herren-Bezirksliga oder den Junioren-Landesligen, dazu muss zusätzlich Eigenkönnen bei eigens dafür stattfindenen Terminen demonstriert werden.

Zuletzt können Spieler, die mindestens in der Bayernliga-Herren aktiv waren auch den Fast Track nutzen und nach dem DFB-Basis-Coach mit den Lehrgängen I und II der B-Lizenz beginnen. „Als Beispiel für diesen Weg kann ich Kevin Steinmann vom SC Trossenfurt nennen, der bei mir den DFB-Basis-Coach gemacht hat und nun über seine Spielerlaufbahn in der Bayernliga den Fast Track beschreitet“.

„Empfehlen würde ich das aber nicht.“, so Burger. „Natürlich ist das ein Kosten- und auch Zeitfaktor, der nicht unerheblich ist. Die B-Lizenz ist aber wirklich eine taktisch komplexe Ausbildung, die viel auf Themen der C-Lizenz aufbaut. Zudem muss ich ganz klar sagen: Wer denkt, er kann ein bisschen zwischen Malle-Urlaub und Ayuverda-Töpferkurs die B-Lizenz machen, der wird sehr schnell sehr enttäuscht sein. Die B-Lizenz braucht in der Online- und Anwendungsphase die volle Aufmerksamkeit, das muss klar sein“., weißt er ausdrücklich hin.

In einem zweiten Teil legt Tobias Burger dar, wie es nach der B-Lizenz weitergeht!

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