Willi Kornprobst - Nahaufnahme: "Seit ich denken kann, bin ich ein Vereinsmeier" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.05.2021 um 14:00 Uhr
Willi Kornprobst - Nahaufnahme: "Seit ich denken kann, bin ich ein Vereinsmeier"
MAGAZIN Willi Kornprobst ist das Musterbeispiel eines Vereinsmenschen. Bereits in jungen Jahren engagierte er sich im Altmühltal um seinen Verein, später tat er das in Erlangen. Müde wurde er dabei nie. Noch heute engagiert er sich bei den Bruckern, eilt für Frauenaurach als Schiedsrichter über die Sportplätze und nahm mit seinen beiden Söhnen sogar an einem Triathlon teil.
Von Uwe Kellner

Willi Kornprobst kommt aus dem Altmühltal und wurde in einem Vorort der Stadt Riedenburg groß. Die Distanz zum nächsten Fußballverein war so groß, dass er in den ersten Jahren zwar ein bisschen privat kickte, sich aber erst im Alter von 15 Jahren einem Sportverein anschloss. "Ohne Motorisierung war es schwer für uns Jugendliche. Als ich dann mein Moped hatte, habe ich beim TV Riedenburg mit dem Fußballspielen angefangen", erinnert sich der heute 62-Jährige. Er ordnete sich in der Defensive ein und spielte als Verteidiger oder Libero. "Ich war mehr der Zerstörer und konnte gut dagegenhalten. Allerdings habe ich zu spät mit dem Fußballspielen angefangen, als dass ich noch etwas erreichen hätte können", findet er. Den Vorsprung, den die anderen Kinder hatten, konnte der Spätstarter nicht aufholen. Freude am Kicken hatte er dennoch und lernte schnell das Vereinsleben kennen und lieben. "Seit ich denken kann, bin ich ein Vereinsmeier", lacht er. Bereits in jungen Jahren half er in Riedenburg bei zahlreichen Handgriffen rund um den Fußball und die dazugehörigen Feste aus. Davon kam er bis heute nicht ab.

Nach der Zeit bei der Bundeswehr musste Willi Kornprobst einsehen, dass seine Region zu strukturschwach war, um sich beruflich entfalten zu können. Deswegen sah er sich anderweitig um und wurde bei der Firma Siemens in Erlangen fündig. So kam er 1981 über die Arbeit von Niederbayern nach Mittelfranken. Nach der Probezeit sind seine Frau und sein Sohn Alexander nachgezogen. Am Wochenende reiste die junge Familie dennoch immer wieder in die Heimat zu den Schwiegereltern zurück. Willi Kornprobst trainierte einmal die Woche bei der SG Siemens Erlangen und schaffte es freitags meist zum Training in Riedenburg, so dass er sonntags für seinen Heimatverein weiterhin auflaufen konnte. "Das habe ich zwei Jahre lang so gemacht." Weil die Kornprobsts ein Bauprojekt in Hüttendorf bei Erlangen starteten und 1986 ins neue Haus einzogen, wurden die Fahrten in die Heimat weniger und Willi Kornprobst schloss sich gänzlich der SG Siemens Erlangen an.

Brasilien und Mailand

Auch bei den Erlangern merkte Willi Kornprobst schnell, dass er durch den späten Start seiner Laufbahn etwas zurückhing. Dennoch nahm er von seinem Trainer Herbert Heldmann sehr viel mit und wurde stärker. "Manches kannst du nicht mehr aufholen, aber der Herbert hat mich trotzdem nochmal weitergebracht." In bester Erinnerung bleiben Willi Kornprobst die Ausflüge mit seiner Mannschaft. Um Spiele gegen andere Betriebsmannschaften zu absolvieren, ging es nach Italien auf das Gelände von Inter Mailand, wo die SGler beispielsweise Trainer Giovanni Trappatoni beim Mittagessen trafen. "Ich kann mich noch erinnern, dass er meinen Sohn Alexander auf die Beine genommen und ein paar Späßchen mit ihm getrieben hat." Noch weiter weg ging es im Jahr 1989. Die Erlanger flogen nach Brasilien, um dort ein paar Spiele zu absolvieren. "In Sao Paolo haben wir quasi in den Katakomben des Stadions geschlafen", erinnert sich Willi Kornprobst. Erst in Rio de Janeiro, dem nächsten Stopp der Siemens-Fußballer, wurde die Unterkunft besser. Diese Reisen waren das Highlight jener Tage.

Als Jugendtrainer begann Willi Kornprobst beim TSV Frauenaurach und übernahm dort auch den Posten des Jugendleiters.
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Jugendleiter in Frauenaurach

Aus dem Neubaugebiet, in dem die Kornprobsts ebenfalls ein Grundstück ergattert hatten, zog es massenweise junge Fußballer zum nahe liegenden TSV Frauenaurach. "Das müssen um die 30 neue Kinder gewesen sein, weswegen Frauenaurach damals so einen Boom erlebte. In der Schule war es anscheinend so, dass du in der Pause nur mitkicken durftest, wenn du beim TSV gespielt hast", weiß Willi Kornprobst von seinem Sohn Alexander, der ebenfalls in Frauenaurach mit dem Fußballspielen begann. 1988 startete der Vater als Trainer der E-Jugend. "Wenn ich so etwas mache, dann richtig. Deshalb habe ich 1991 meinen Trainerschein in Grünwald abgelegt."

Damals musste man in diesem Zug auch gleich seinen Schiedsrichterschein absolvieren. Diesen besitzt Willi Kornprobst noch heute. "Ich hatte dafür nicht allzu viel Zeit, habe aber immer ein paar Spiele gepfiffen, damit der Schein nicht verfällt." Im Nachhinein war das die richtige Entscheidung, denn jetzt, 30 Jahre später, hat er immer noch Spaß am Hobby an der Pfeife. Er schaffte den Sprung in die Kreisliga, hatte aber nie große Ambitionen. "Ich bin nicht jedes Wochenende unterwegs, aber wenn ich ein Spiel pfeife, bereite ich mich darauf vor und dann wird am Abend vorher nicht gelumpt", lacht der Referee. Zu den 30 Jahren sollen noch ein paar hinzukommen.

Von 1993 bis 1997 übernahm Willi Kornprobst das Amt des Jugendleiters in Frauenaurach. "Ich lasse mich immer schnell für so etwas begeistern", grinst der Ehrenamtler, der sich noch nie für Aufgaben innerhalb eines Vereins zu schade war. Mittlerweile war auch sein jüngerer Sohn Christian im Verein und trat gegen den Ball. "Wir hatten in Frauenaurach sehr viele junge Talente, wurden in der D-Jugend dreimal in Folge Kreismeister und viele lizensierte Trainer haben die Jungs nochmal weitergebracht." Der TSV war eine Schmiede für junge Fußballer und hatte vor allem in den jungen Jahrgängen viele Mannschaften am Start. In den älteren Jahrgängen wurde das weniger.

Mit seinem Trainerschein musste Willi Kornprobst auch seinen Schiedsrichterschein ablegen. Diesen ließ er nie verfallen und pfeift heute noch sehr gerne.
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Jugendtrainer beim FSV Erlangen-Bruck

Als Sohnemann Alexander zum FSV Erlangen-Bruck in die Bayernliga-B-Jugend wechselte, hörte der Vater als Jugendleiter in Frauenaurach auf. In der Saison 1997/98 wagte Willi Kornprobst den Wechsel in den Herrenbereich und wurde Trainer des TSV Rohr bei Schwabach. "Ich wollte das einfach mal ausprobieren und die Fahrtstrecke war in Ordnung." Auch an der Arbeit mit den Erwachsenen hatte der Trainer seinen Spaß, aber trotzdem blieb er nur ein Jahr. "Nach der  Saison hatte ich fast schon verlängert, aber dann kam der FSV Bruck auf mich zu und fragte, ob ich die Bayernliga-A-Jugend trainieren möchte." Er entschied sich für den höherklassigen Jugendfußball. Allerdings hatten die Brucker ihre drei besten U19-Spieler vor der Saison wechseln lassen, so dass die Runde schwer wurde. "Erst als David Wägner von Greuther Fürth in der Winterpause zurückkehrte und ein weiterer guter Spieler zu uns wechselte, haben wir eine Aufholjagd gestartet und unser Punktekonto von 9 auf 31 Zähler verbessert. Am Ende fehlten uns trotzdem drei Punkte zum Klassenerhalt", erinnert sich der Coach zurück.

In der darauffolgenden Saison 1999/00 blieb er Trainer der A-Jugend und holte mit seinen Jungs die Hallen-Bezirksmeisterschaft. Bei diesem Turnier schlugen die Brucker den 1. FC Nürnberg im Halbfinale. Später sprang Willi Kornprobst nochmal als Jugendtrainer in der Bayernliga-B-Jugend ein, in der mittlerweile sein Sohn Christian kickte und blieb nach dem knappen Abstieg noch ein Jahr in der BOL. "Die Jahre als Jugendtrainer haben wirklich viel Spaß gemacht. Ich muss aber auch sagen, dass es immer schwieriger wurde." Er meint dabei vor allem die Eltern, die ihn telefonisch belästigten, sich über die Einsatzzeiten ihrer Kinder beschwerten und ihm deswegen die Freude an der Arbeit verging. 2004 beendete Willi Kornprobst seine Zeit als Jugendtrainer.

Der Club in Erlangen-Bruck. Im Jahr 2014 übernahm Willi Kornprobst die Organisation und traf unter anderem FCN-Manager Martin Bader.
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Spielleiter beim FSV Bruck


Ralph Gläßer brachte Willi Kornprobst dazu, sich bei den Herren des FSV Erlangen-Bruck zu engagieren. Als Helfer im Erwachsenenbereich wurde er 2006 zum Spielleiter des ambitionierten Vereins. Kurz darauf, im Sommer 2008 stiegen die Brucker unter Trainer Gerd Klaus in die Bayernliga auf. "Der Gerd war sehr professionell und erwartete das auch von uns. Ich kann mich noch erinnern, dass er mir immer gesagt hat, ich solle dem Gegner unsere Aufstellung so spät wie möglich geben. Gleichzeitig wollte er die gegnerische Aufstellung so schnell wie möglich in den Händen halten", grinst Willi Kornprobst. Von Gerd Klaus konnte das gesamte Umfeld in Bruck etwas lernen und mitnehmen.

Im Jahr 2012 folgte der große Eklat. Bruck musste 200.000 Euro Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen. "Gleichzeitig wurden im Hintergrund Verbindlichkeiten vor sich hergeschoben", erinnert sich Willi Kornprobst. "Eigentlich wollten wir in die Regionalliga und hätten das sportlich wohl auch geschafft. Ich kann mich noch erinnern, dass Ralph Gläßer und ich eine Präsentation zur Regionalliga für unsere Mitglieder vorbereitet haben. Eine Stunde bevor wir sie vorgetragen haben, trat Präsident Manfred Hopfengärtner zurück." Ohne Hopfengärnter war klar, dass kein Geld mehr von Sponsoren kommen würde und die Mannschaft nicht zu halten sei. Die Mitglieder votierten gegen die Regionalliga. "Ralph und ich haben uns in der Folge zurückgezogen." Den beiden ist mit Thomas Gross der richtige Mann gefolgt. "Der Thomas hat das alles prima aufgefangen. Ohne ihn wäre noch viel mehr kaputt gegangen", betont Willi Kornprobst, der im Hintergrund weiterwerkelte.

Als der 1. FC Nürnberg 2010 das erste Mal gegen die Brucker spielte, war Willi Kornprobst als Organisator mit dabei. Im Jahr 2014, als der Club nochmal in Erlangen war, und im Jahr 2017 als der große FC Bayern München zur 100-Jahr-Feier gegen den FSV spielte, brachte sich der Ehrenamtler ebenfalls in die Organisation ein und zeichnete sich beispielsweise dafür verantwortlich, Sponsoren zu suchen. Genauso wie 2018, als der FCN zum dritten Mal da war und das Ablösespiel für Keeper Axel Hofmann bestritt. Bis heute bringt sich Willi Kornprobst bei den Bruckern ein und wird auch beim neuen, riesigen Projekt, dem "Zentrum für alle", im Hintergrund mithelfen.

Christian, Willi und Alexander Kornprobst. Der Vater und seine beiden Söhne haben viel Zeit zusammen auf den Sportplätzen verbracht.
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Vereinsmensch durch und durch


Willi Kornprobst zählt auf, dass er immer noch Mitglied des TV Riedeburg ist, genauso beim TSV Frauenaurach, für den er weiterhin Spiele pfeift, und natürlich beim FSV Erlangen-Bruck. Wenn die Schultern weniger wurden, war es stets Willi Kornprobst, der nach und nach immer mehr Aufgaben im Verein auffing und erledigte. Die Vereinsmeierei, wie er es nennt, prägt sein Leben bis heute. "Bei Familienfeiern wurde immer zuerst ich gefragt, ob ich Zeit habe, weil ich wegen des Fußballs die meisten Termine hatte", lacht er.

Nebenbei hält er sich nicht nur als Schiedsrichter, sondern auch bei anderen Sportarten fit. Im Jahr 2019, im Alter von 60 Jahren, nahm er in einer Staffel mit seinen beiden Söhnen am Triathlon in Roth teil. Christian absolvierte die Laufdistanz, Alexander fuhr Fahrrad und Willi musste schwimmen. "Dafür musste ich erst einmal das Kraulen lernen. Das ist in meinen Alter gar nicht so einfach", scherzt er. Durchgehalten hat er seine Strecke und die Familie lief nach elfeinhalb Stunden über die Ziellinie. "Einmal hält mein Knie noch durch, deswegen wollen Christian und ich einen Triathlon über die olympische Disziplin komplett durchziehen. Danach ist Schluss, denn ich will ja weiter als Schiedsrichter über den Platz marschieren", so Willi Kornprobst.

Für seine Zeit als Rentner, die in ein paar Jahren ansteht, hat sich der Erlanger vorgenommen, nochmal als Jugendtrainer zu arbeiten. Darauf hätte er Lust. Dann aber nur als Co-Trainer, um den Zeitaufwand im Rahmen zu halten und am Wochenende seine Söhne und Enkelkinder besuchen zu können. Seinen Trainerschein hat er nicht verfallen lassen.

Willi Kornprobst ist immer noch fit. Sein nächstes Ziel ist ein kompletter Triathlon über die olympische Distanz.
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Steckbrief Wilhelm Kornprobst

Wilhelm Kornprobst
Spitzname
Willi
Alter
65
Geburtsort
Riedenburg/Altmühltal
Wohnort
Erlangen-Hüttendorf
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
178 cm
Gewicht
79 kg
Beruf
Betriebswirt
Hobbies
Sport/Bewegung allgemein, die Triathlondisziplinen, Walken, Skifahren, normal auch noch Fitnessstudio
Lieb.-Position
Abwehr
Erfolge
als Trainer: Hallenbezirksmeister mit der A-Jugend des FSV Erlangen-Bruck, im Halbfinale haben wir den Club bezwungen
Bisherige Vereine
als Spieler: TV Riedenburg, SG Siemens Erlangen, TSV Frauenaurach AH
als Trainer: TSV Frauenaurach (Jugend + aushilfsweise Senioren), TSV Rohr (bei Schwabach) Senioren, FSV Erlangen-Bruck (Jugend)


Hintergründe & Fakten


Saisonbilanz W. Kornprobst

Saison
Sp
Ø
(Sp)
Note
07/08
3
7
0
2
0
9
3,0
-
(0)
08/09
2
1
0
0
0
1
0,5
-
(0)
11/12
4
14
0
1
0
15
3,8
2,1
(4)
12/13
5
11
0
0
1
12
2,4
-
(0)
13/14
7
12
0
1
0
13
1,9
2,8
(3)
14/15
7
10
0
0
1
11
1,6
2,5
(2)
15/16
8
18
0
0
0
18
2,3
2,7
(2)
16/17
6
15
0
0
1
16
2,7
2,3
(2)
17/18
10
35
1
3
1
40
4,0
3,0
(4)
18/19
10
35
0
3
1
39
3,9
1,0
(1)
19/21
8
32
0
4
0
36
4,5
2,8
(4)
21/22
8
14
0
1
0
15
1,9
-
(0)
22/23
7
18
1
0
0
19
2,7
-
(0)
23/24
7
17
1
2
0
20
2,9
-
(0)
Ges.
92
239
3
17
5
264
2,8
2,5
(22)

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