Daniel Michls bunte Mannschaft: "Ich dachte, wir seien heute aufgeklärter" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 15.03.2021 um 06:00 Uhr
Daniel Michls bunte Mannschaft: "Ich dachte, wir seien heute aufgeklärter"
Jugendtrainer Daniel Michl coacht eine "bunte Mannschaft" bei der SG Hüttenbach/ Hiltpoltstein. Er freut sich über die Offenheit seines Vereins; auf den Sportplätzen kam es jedoch mehrmals zu Beleidigungen, die gegen Artikel 3 des GG verstoßen. In diesem Punkt sieht er alle in der Pflicht, etwas für die Solidarität in der Gesellschaft zu tun.
Von Uwe Kellner
Es geht ihm darum, wieder etwas zurückzugeben. Daniel Michl war lange Jahre Trainer und auch Spieler bei der SpVgg Hüttenbach und hat in dieser Zeit viel erlebt, schöne Stunden auf dem Sportplatz verbracht, viele Feste gefeiert und auch der damalige Aufstieg in die Kreisliga im Sommer 2007 fiel unter seine Regie. "Ich habe so viel mitnehmen können, jetzt will ich etwas zurückgeben", so der 46-Jährige. Zur Saison 2017/18 fing er als Jugendtrainer in Hüttenbach an. Unter anderem weil seine beiden Söhne mit dabei sind. Die C-Jugend übernahm er zusammen mit Timo Lösel, in der B-Jugend gefolgt von Lukas Mirsberger und Thomas Schuhmann. "Ich kann mich erinnern, dass damals gefühlt vier Spieler zum Training aufgetaucht sind, als wir angefangen haben", lacht Daniel Michl. Mit einem kleinen Kraftakt, Überzeugungskraft und vor allem aufgrund der starken Unterstützung durch den langjährigen Jugendleiter, Perry Gumann, baute man eine Mannschaft auf. "Heute haben wir einen Kader von 32 Spielern für die A- und B-Jugend, mit denen wir zusammen trainieren. Im Schnitt sind 20 junge Fußballer bei den Einheiten. Das ist für ein Training optimal." Die SpVgg Hüttenbach hat in der Jugend eine Spielgemeinschaft mit dem SV Hiltpoltstein, der aktuell zwei Spieler für die U17 stellt, drei weitere dürfen noch in der C-Jugend spielen.

Das besondere an der Nachwuchsmannschaft sind die verschiedenen Herkunftsländer der Spieler. Der so genannte Migrationshintergrund reicht von Nepal, Palästina, Albanien, Nordmazedonien, Türkei, Italien, Ungarn, Togo, Ukraine bis Afghanistan. "Einige Spieler mit Wurzeln aus anderen Ländern waren bereits im Verein, andere kamen neu hinzu. Anfangs waren, wie es in Hüttenbach Tradition ist, Mädels bis zur B-Jugend dabei, die mittlerweile bei unseren Damen aktiv sind", erklärt Daniel Michl. Er selbst findet die Vielfalt interessant und der Zusammenhalt innerhalb seiner Mannschaft sei gut, ganz egal, welche Geschichte jeder einzelne mitbringe. "Hüttenbach ist ein offener Verein. Die Philosophie in der Jugendarbeit ist seit Jahrzehnten schon die, dass jeder, der Fußball spielen will, auch Fußball spielen soll. Hier wird niemand nach Qualität oder aus anderen Beweggründen aussortiert." Daniel Michl unterstützt diese Idee, genauso wie dies Andreas Gruner stellvertretend für den Herrenbereich tut, der selbst seine gesamte Zeit als Jugendspieler in Hüttenbach durchlaufen hat und derzeit in der Bezirksligamannschaft aktiv ist.

Jugendtrainer Daniel Michl (li.) und Timo Lösel, sein ehemaliger Co-Trainer in der C-Jugend. Beide kickten später zusammen bei der SpVgg Hüttenbach 3.
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Wegschauen ist keine Option mehr

Als Trainer seiner bunten Mannschaft hat Daniel Michl schon mehrmals erlebt, dass Spieler aufgrund ihres Äußeren beleidigt wurden. "Es ist die Ausnahme, aber das macht es nicht besser", so der Jugendtrainer, der Lehrer am Gymnasium Eckental ist. Ihm fehlt eine konkrete Handhabe, wie er als Trainer gegen solche Vorgänge vorgehen soll. "Wenn der Schiedsrichter die Beleidigung nicht hört, kann er nichts tun. Einfach hinnehmen, können wir das aber auch nicht jedes Mal. Und wenn die Leute direkt auf die Beleidigungen angesprochen werden, passiert eigentlich nichts. Es steht dann Aussage gegen Aussage", bedauert Daniel Michl.
Sollte derartiges in Zukunft erneut erfolgen, wolle man das Spiel gar zu Ende bringen und nachher eine Meldung über das Geschehene an das Sportgericht weitergeben, so dass der Vorfall bei der gegnerischen Mannschaft für den Fall einer Wiederholung vermerkt sei.

Unverständnis über Äußerungen

Dass sich junge Menschen sowie Zuschauer in der heutigen Zeit immer noch zu extrem beleidigenden Aussagen auf dem Sportplatz und vermutlich auch darüber hinaus hinreißen lassen, findet Daniel Michl unmöglich: "Ich dachte, wir seien heute aufgeklärter." Er sieht die Trainer und Vereine in der Verantwortung, positiv auf die Nachwuchsspieler, aber auch auf die eigenen Zuschauer einzuwirken. "Ein Signal setzen und dagegen wirken", nennt es Daniel Michl. Im Pegnitzgrund, in dem er all die Jahre tätig war, kenne er solche Vorfälle eigentlich nicht. Es sei, was den respektvollen Umgang miteinander anbelangt, trotz sportlicher Rivalität immer alles recht harmonisch gewesen. "Der Breitensport hat eine Verantwortung. Trainer und Fußballer müssen gegen massive Beleidigungen eine einheitliche Linie fahren. Da sind alle in der Pflicht." Bei Daniel Michl fange das bereits beim Unterbinden von Mobbing im Training an. Als Lehrer ist er in diesem Punkt sensibilisiert. "Man selbst ist nicht perfekt, aber wir müssen uns bemühen, Fairness, Respekt und Toleranz vorzuleben. Wir haben alle eine Vorbildfunktion", so der Jugendtrainer abschließend.

Daniel Michl sieht alle in der Pflicht, auf dem Sportplatz Fairness, Respekt und Toleranz vorzuleben. Die internationalen Wochen gegen Rassismus finden im Jahr 2021 vom 15. bis 28. März statt.
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