Jürgen Franke - Nahaufnahme: "Du wirst selten hören, der Franke is a Depp" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.04.2020 um 06:00 Uhr
Jürgen Franke - Nahaufnahme: "Du wirst selten hören, der Franke is a Depp"
MAGAZIN Joggy Franke erlebte die goldenen Jahre des SC Eckenhaid in der Bezirksliga und lernte auch sonst durch den Fußball sehr viele Leute kennen. Seine erste Trainerstation beim FC Eschenau, war Jahre später auch seine letzte. Mittlerweile führt der Nachwuchs den Namen 'Franke' auf den Sportplätzen weiter.
Von Uwe Kellner

"Du kannst nicht nur Fußball haben im Leben", findet Jürgen Franke, den alle nur 'Joggy' nennen und bei dem die meisten seiner Freunde bei der Nennung seines Geburtsnamens 'Jürgen' erst einmal überlegen müssen, wer gemeint sei. Joggy Franke ist beziehungsweise war ein begeisterter Fußballer und Trainer, kann sich aber auch während der Corona-Krise anderweitig beschäftigen, ohne den ganzen Tag sehnsüchtig auf die Weiterführung des Spielbetriebs zu warten. Als Lehrer einer Mittelschule ist er neben seiner Klassenleitung für den Sport- und Musikunterricht zuständig. Genau hier kommt seine zweite Leidenschaft zum Tragen: die Musik. Als begeisterter Konzert- und Festivalgänger hat er sich vor einigen Jahren einer Band angeschlossen. "Alle sind ein bisschen in meinem Alter. Die ersten vier, fünf Jahre hatten wir als Kirchenband unsere Auftritte, mittlerweile haben wir uns mehr dem Weltlichen verschrieben und spielen 70er und 80er." Joggy sitzt am Klavier, dem Instrument, das er seit seiner Kindheit spielt. Seine neueste Anschaffung ist darüber hinaus ein Dudelsack. "Das ist jetzt kein Mainstream-Instrument, hat mich aber schon immer fasziniert", lacht der 53-Jährige. Um die Nachbarn in der Lernphase zu schonen, geht er mit seinem Dudelsack in seinen Musikkeller zum Proben. Während der Corona-Krise hat er hierfür Zeit genug.

Jürgen Franke in der Jugend des FC Eschenau (stehend 3. v. re.).
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Von Nürnberg nach Eckental

Trotz seiner musikalischen Eskapaden hat Joggy Franke vor allem eine interessante sportliche Laufbahn. Diese begann, da er in Nürnberg aufwuchs, als Leichtathlet des ESV Nürnberg-West, ehe er ab der E-Jugend überschwenkte zum Fußball. Nach einem Umzug ins beschauliche Großgeschaidt schloss sich das junge Talent ab der D-Jugend dem FC Eschenau an. In einer starken Jugendmannschaft durchlebte er alle Alterklassen. Auch wenn nicht auf alle Jugendspieler gesetzt wurde, spielte er dennoch zwei Jahre bei den Herren. Unter Trainer Karl-Heinz Schumann stieg der FCE in der Saison 1986/87 von der C- in die B-Klasse auf. "Der Karl-Heinz war einer der besten Motivatoren, die ich kenne. Nach seiner Ansprache bist du raus auf den Platz und meintest du kannst die Welt verändern", erinnert sich Joggy Franke.

Mit Eckenhaid zweimal in die Bezirksliga


In Eckental gab es zu jener Zeit einen Verein, der ein Stückchen ambitionierter war als der FC Eschenau. Die Eckenhaider erlebten gerade ihre goldenen Jahre. Joggy Franke packte seine Sachen und wechselte zum Nachbarverein. Begeistert ist er nach wie vor von seinem Stürmer Bernd Brendle, "der stand in der Luft wie einst Kalle Riedle", lacht er. Unter Trainer Wolfgang Wende stieg der SC Eckenhaid in der Saison 1988/89 von der A-Klasse in die Bezirksliga auf. "Der Wolfgang war ein super Typ und wusste, wie er mit den Spielern umgehen musste. Als Diplom-Sportlehrer und mit seiner Erfahrung aus vorherigen Stationen hat er uns nochmal vorangebracht." Der SC Eckenhaid hielt sich in der Bezirksliga, denn "wir hatten eine Bombenmannschaft".

Der junge Joggy Franke wollte es wissen und wechselte trotz des Erfolgs in Eckental für die Saison 1992/93 zur SpVgg Erlangen in die Bezirksoberliga. "Das war aus sportlicher Sicht eine interessante Saison. Vom Fußballerischen her hatten wir eine große Qualität, haben das aber nicht auf den Platz gebracht und mehrmals leichtsinnig Führungen hergegeben", erinnert sich Joggy Franke. Die Spieli stieg ab. Joggy Franke wollte seinen fahrtechnischen Aufwand wieder reduzieren und kehrte zum SC Eckenhaid zurück, der mittlerweile in die A-Klasse, heutige Kreisliga, abgestiegen war.

"Nach der Rückkehr hatte ich mein bestes Fußballjahr!" Beim SC Eckenhaid hatte mittlerweile Harald Hofmann das Traineramt übernommen. "Seine Stärke war, dass er die Leute genau an den richtigen Positionen aufgestellt hat - und dann ist die Truppe einfach drauf los marschiert!", erinnert sich Joggy Franke. Der SC Eckenhaid schaffte die Rückkehr in die Bezirksliga in der Saison 1993/94. Jürgen 'Joggy' Franke auf der Acht, Thomas 'Totti' Strobel im Sturm, Josef 'Beppo' Roth über Linksaußen und viele weitere Vereinslegenden spielten damals vor durchschnittlich 200 bis 300 Zuschauern. "Die Leute waren nachher im Sportheim in drei Reihen vor der Theke gestanden. Da war was los." In der Bezirksliga stand der SCE sogar zur Winterpause auf dem zweiten Tabellenplatz, rutsche nach Verletzungssorgen dann jedoch wieder ins Mittelfeld. "Und das alles war nur möglich, weil Leute wie unser Spielleiter Helmut Müller damals unmenschliches für den Verein geleistet haben und alle zusammenhielten." Helmut Müller ist heute noch im Ehrenamt für seinen SC Eckenhaid tätig.

Im Jahr 1989 stieg Jürgen Franke das erste Mal mit Eckenhaid in die Bezirksliga auf.
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Einstieg ins Trainergeschäft beim FC Eschenau

Trotz der Erfolge und der schönen Zeit beim SCE wurde Joggy Franke, der gerade in seinem Sportstudium steckte, ins Trainergeschäft abgeworben. Mit 28 Jahren übernahm er seinen ehemaligen Verein FC Eschenau in der C-Klasse. "Wenn du damals aus Eckenhaid gekommen bist, war das schon ein großer Unterschied", erinnert er sich. Er hatte noch den einen oder anderen SCE-Spieler im Gepäck, doch dieses Konstrukt funktionierte nicht. Erst als es einen Umbruch innerhalb des Teams gab, und sich die Mannschaft eklatant verjüngte, war Joggy Franke mit seinen Jungs erfolgreich. In der Saison 1997/98 erreichte der FCE die Relegation und gewann gegen den FC Leutenbach. "Meine Buben mussten damals vor jedem Spiel noch zwei-, dreimal auf`s Klo rennen, so nervös waren sie", lacht er. Außerdem hatte er durch Zufall einen höherklassigen Spieler buchstäblich auf der Straße aufgegabelt. "Beim Joggen ist einer vor mir gelaufen, den hab ich dann mal eingeholt und gefragt, wer er ist. Das war dann der René Rost, der in der Jugend in Zwickau höherklassig gespielt hat und nach der Wende rüber gekommen ist. Er hat dann bei uns angefangen", erzählt der Trainer. In der folgenden Kreisklassen-Saison packte der FCE den Klassenerhalt nicht ganz, doch Joggy Franke zog die Saison bis zum Ende durch.

Schöne Jahre bei der SpVgg Weißenohe

Sein ehemaliger Trainer Karl-Heinz Schumann lockte Joggy Franke in der Folge zur SpVgg Weißenohe. Der Verein war gerade aus der Kreisliga abgestiegen und die Aufgabe des neuen Trainers bestand darin, die Mannschaft in der neuen Liga zu stabilisieren. "Der Verein hat damals auf junge Leute gesetzt. Das hat mir gefallen. Es zog sich durch meine gesamte Laufbahn, dass ich gerne mit jungen Fußballern gearbeitet habe." Joggy Franke blieb viereinhalb Jahre bei der SpVgg Weißenohe und schwärmt noch heute von dieser Zeit. "In diesem Verein halten die Menschen zusammen, wie ich es noch nie erlebt habe. Das war echt einzigartig. Klar können sie auch streiten wie die Großen, aber wenn es hart auf hart kam, standen alle hinter ihrem Verein."

Jürgen Franke stieg als Coach mit dem FC Eschenau in die Kreisklasse auf.
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Mit Hiltpoltstein in die Kreisklasse

Zur Saison 2006/07 wurde Joggy Franke Trainer des Hiltpoltsteiner SV und übernahm dort ein sehr gutes Team. In der ersten Saison hatte der HSV ein Torverhältnis von 155:45 Toren und 75 Punkte. "Trotzdem wurden wir nur vierter und sind nicht aufgestiegen. Das ist auch im Nachhinein nicht zu erklären", so Joggy Franke. Zum Glück konnte sich der Trainer auch in der darauffolgenden Saison auf seinen außergewöhnlichen Torjäger Markus Gmelch verlassen, der wie in der Vorsaison etwa 50 Tore erzielte. "So einen Spieler erlebst du nur ganz selten. Selbst wenn der Gegner zwei Abwehrspieler auf ihn angesetzt hat, hat er seine Tore gemacht." Hiltpoltstein reduzierte seine Gegentreffer und wurde Meister der A-Klasse 5 in der Saison 2007/08. "Bei der anschließenden Aufstiegsfeier auf Malle hat unser frisch verheirateter Spieler beim Volleyballspielen im Meer seinen Ehering verloren. Ich weiß noch, dass die ganze Mannschaft der Ehefrau versichert hat, dass das wirklich so und nicht anders passiert ist", lacht Joggy Franke.

Als A-Klassist hatte der Hiltpoltsteiner SV zu jener Zeit auch ein Pokalspiel gegen die SpVgg Jahn Forchheim nur mit 0:1 verloren. "Die mussten nachher noch ne halbe Stunde Sprints über unseren Platz machen. Da mussten wir schon ein bisschen schmunzeln." In der Kreisklasse tat sich Hiltpoltstein in den ersten Spielen schwer und stand mit wenigen Punkten hinten drin. Die Vereinsführung ruckelte bereits am Trainerstuhl von Joggy Franke. Seine Mannschaft sprach sich jedoch für ihren Trainer aus und zusammen schafften sie den Klassenerhalt.

Zurück nach Eckenhaid

In der Saison 2010/11 übernahm Joggy Franke das Traineramt des SC Eckenhaid in der Winterpause in der Kreisliga. Die schwere Saison endete in der Relegation und dort verlor der SCE gegen den FC Ottensoos und stieg ab. "Die Mannschaft war gerade im Umbruch, es hat dann aber von Jahr zu Jahr sukzessive mehr Spaß gemacht." In der Saison 2012/13, in der der SCE nur knapp die Rückkehr in die Kreisliga verpasste, wurde Joggy Franke bei anpfiff.info sogar zum Trainer der Saison gewählt. An alter Wirkungsstätte machte ihm die Arbeit mit seinen Jungs viel Spaß. "Letztlich waren immer Kleinigkeiten ausschlaggebend, warum es nicht geklappt hat." In der Saison 2014/15 gab er sein Traineramt nach einem Gespräch mit Abteilungsleiter Martin Rauh, mit dem er noch heute ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, nach vier Jahren vorzeitig an Nachfolger Onur Thompson weiter.

Jürgen Franke (li.) wurde Trainer der Saison 2012/13 in den Kreisklassen.
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Zurück nach Eschenau

Zur Saison 2015/16 kehrte Joggy Franke zu seinen Wurzeln zurück und wurde Trainer des FC Eschenau. Nach zwei schönen und erfolgreichen Jahren, gab es einen Umbruch innerhalb der Mannschaft und ein paar Leistungsträger haben den Verein verlassen. "Am Ende hat mir dann die Kraft für einen erneuten Neuaufbau gefehlt", muss Joggy Franke zugeben und verließ Eschenau in der Saison 2017/18 vorzeitig. "In Eschenau hat alles begonnen und dort hat es dann auch geendet. Für mich hat sich da ein Kreis geschlossen."

Mehr als Fußball

Joggy Franke hat zwei Söhne, der eine hat nach der C-Jugend mit dem Fußballspielen aufgehört, der andere, Tim, spielt aktuell in der U15 des Baiersdorfer SV. "Er spielt dieselbe Position wie ich damals. Da kann ich ihm natürlich das eine oder andere mit auf den Weg geben", so der Papa. Durch den Junior hätte Joggy Franke nun beinahe ein Comeback als Trainer gegeben, denn der C-Jugend-Trainer in Baiersdorf musste aus beruflichen Gründen aufhören. Joggy Franke sollte interimsweise einspringen. "Ich habe sechs Wochen Vorbereitung und drei Vorbereitungsspiele mit den Burschen durchgezogen", sagt Joggy Franke. Zum ersten Punktspiel kam es aufgrund der Corona-Krise jedoch nicht. "Ich bin mir sicher, dass mir das Spaß gemacht hätte", bedauert er ein wenig - stattdessen sitzt er nun mit seinem Dudelsack im Keller und schließt die Fenster, um die Nachbarschaft zu schonen

Alles in allem blickt Joggy Franke auf eine erfüllende Laufbahn im Amateurfußball zurück. "Du lernst so viele Menschen kennen und am Ende ist das Wichtigste, dass es Spaß macht." Den hatte der mittlerweile in Igensdorf wohnhafte Lehrer auf jeden Fall. "Ich finde, dass das Zwischenmenschliche immer wichtig ist. Deswegen wirst du im Nachhinein selten von jemandem hören, der Franke is a Depp."

Jürgen 'Joggy' Franke hat eine lange Laufbahn im Amateurfußball hinter sich.
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Steckbrief Jürgen Franke

Jürgen Franke
Spitzname
Joggy
Alter
54
Todestag
13.02.2021
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Igensdorf
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
185 cm
Gewicht
95 kg
Beruf
Lehrer
Hobbies
Klavier spielen in einer Band, Dudelsack lernen, Badminton, Labrador 'Nele', Festivals etc.
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")
Erfolge
Aufstiege mit dem SC Eckenhaid und FC Eschenau als Spieler. Aufstiege mit dem FC Eschenau und SV Hiltpoltstein als Trainer.
Stationen:

ESV Nürnberg-West, FC Eschenau, SC Eckenhaid, SpVgg Erlangen, SpVgg Weißenohe, SV Hiltpoltstein


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