60 Jahre Schiedsrichter: Hohe Ehrung für Willy Thiel - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 28.02.2018 um 20:00 Uhr
60 Jahre Schiedsrichter: Hohe Ehrung für Willy Thiel
MAGAZIN Es ist eine ganz seltene Ehrung, die die Schiedsrichtergruppe Erlangen ihrem Mitglied Willy im Rahmen der Schiedsrichtersitzung zuteilwerden lässt. Thiel ist einer der wenigen Schiedsrichter die für 60jährige aktive Schiedsrichtertätigkeit im Fußballsport geehrt wurden.
Von Alexander Hitschfel
Willy Thiel (89) ist bescheiden, auch dann als er aus den Händen von Gruppenschiedsrichterobmann Manfred Kettler und Gruppenausschussmitglied Norbert Göbel eine total seltene Ehrung in Empfang nehmen konnte, nämlich die für 60jährige Schiedsrichtermitgliedschaft. Noch gut kann er sich an sein erstes Spiel im Jahre 1957 erinnern, welches er als damaliger Schiedsrichterneuling leitete. Heute, stolze 5000 Spiele später, blättert er in seinem Buch in dem er alle Partien, bei denen er als Schiedsrichter oder als Schiedsrichterassistent auf dem Platz stand, akribisch genau handschriftlich notiert hat und kann genau nachvollziehen was, wann passiert ist. „Insgesamt 89 Rote Karten habe ich in den 60 Jahren gegeben; eigentlich ja nicht viel“, zieht der 89jährige, der im Mai seinen 90. Geburtstag feiern kann, selbst Bilanz. Aber: Willy Thiel hat immer durchgegriffen.

Willy Thiel bei seiner Ehrung für 60 Jahre Schiedsrichtermitgliedschaft.
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Drei Rote Karten in einem Spiel

„Ich habe auch drei Rote Karten in nur einem einzigen Spiel verteilt und zwar wegen Schiedsrichterbeleidigung“, erzählt Thiel. „Der eine Spieler hat mich beleidigt, der Zweite hat ihm zugestimmt und der Dritte hat diese Meinung auch bekräftigt“, erinnert sich der 89jährige. Daraufhin mussten alle drei Spieler gehen. Wie kommt man auf 5000 Spieleinsätze? „Ich habe manchmal dreimal am Wochenende gepfiffen“, erzählt er. Thiel selbst hat auch viele Jahre aktiv Fußball gespielt, erst bei Germania Forchheim, dann beim ASV Möhrendorf. Im Rahmen der Februar-Schiedsrichtersitzung erhielt Thiel jetzt diese besondere Ehrung verliehen, die Laudatio hielt Norbert Göbel, der den Geehrten 40 Jahre lang in der Schiedsrichtergruppe Erlangen begleitete. Der Geehrte sei, geboren im Jahr 1928 unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen und sei als Jugendlicher mit den Wirren des Zweiten Weltkrieges und dem anschließenden Wiederaufbau des Vaterlandes konfrontiert worden, so Göbel anfangs seiner Laudatio. Zum über viele Jahrzehnte beruflichen Betätigungsfeld des Geehrten sei ihm, so der Laudator, sofort Zeilen des unvergessenen Komikers und „Wortakrobaten“ Heinz Erhardt eingefallen, der damals sagte: „Lasset von Tonne zu Tonne uns eilen, wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen“.

Bekannt wie ein bunter Hund

Der Geehrte sei über viele Jahrzehnte hinweg bei der städtischen Müllabfuhr und anschließend auch bei der Straßenreinigung beschäftigt gewesen und deswegen bei Generationen von Erlangern und Erlangerinnen bekannt wie ein bunter Hund. Er habe sich dem SC Eltersdorf angeschlossen, dem er bis heute ununterbrochen als Mitglied angehöre. Als Schiedsrichter in der damaligen Bezirksliga und Linienrichter in der Amateuroberliga, aber auch auf allen Sportplätzen unterklassiger Vereine habe er stets mit dem ihm eigenen Stiel und seiner markanten Figur die Schiedsrichtergruppe Erlagen gebührend vertreten, so der Schiedsrichterfunktionär. Seine Schiedsrichterprüfung hatte Thiel am 01. April 1957 im Alter von 30 Jahren abgelegt und ist seitdem auf den Fußballplätzen in der Region unterwegs um den Fußballregeln Geltung zu verschaffen. Viele Generationen von Spielern begleitete er von den ersten Schritten auf dem Sportplatz bis hin zu ihrem Abschiedsspiel in der Alte-Herren-Mannschaft. „Er blieb und die Spieler hängten ihre Fußballschuhe an den Nagel", so Göbel. Bis ins hohe Alter, mit über 80 Jahren habe Thiel noch zuverlässig Spiele im unteren Jugend- und Hallenfußball geleitet.

Das Sünderbuch von Willy Thiel
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Über 5000 Einsätze

Erst als es gesundheitlich nicht mehr ging, habe er nach über 5000 Spieleinsätzen, was eine enorme Leistung sei, seine aktive Laufbahn beendet, so Göbel. Wenn man diese Zahl mit der Einsatzzahl vieler anderen aktiven Schiedsrichter vergleiche, die ihre Laufbahn beenden, müsse es einem eigentlich den Schweiß auf die Stirn treiben. Auch im hohen Alter von fast 90 Jahren unterstütze er die Schiedsrichtergruppe Erlangen immer noch, sei es als tatkräftiger Unterstützer bei Feiern, oder als Betreuer von Nachwuchsschiedsrichtern. „Hier hat jemand im wahrsten Sinne des Wortes für den Sport und die Schiedsrichterei gelebt“, so Göbel. Die Schiedsrichtergruppe Erlangen war und sei für Willy Thiel neben seinem Verein seine Heimat geworden und es sei ihm stets ein Anliegen gewesen, die jeweilige Gruppenführung loyal und verlässlich zu unterstützen. Und Willy Thiel, würde er nach über 60 Jahren, wenn er sich wieder entscheiden müsste, alles wieder genauso machen? „Ich habe nichts bereut und würde sofort wieder meine Schiedsrichterausbildung machen und für Ruhe und Ordnung auf den Plätzen in der Region sorgen“, sagt Thiel aus Überzeugung.

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Steckbrief W. Thiel

Willy Thiel
Alter
92
Todestag
23.08.2020
Nation
Deutschland
Beruf
Rentner
Über 5000 Spiele als Schiedsrichter;


Hintergründe & Fakten

Personendaten
Personendaten

Zum Thema


Saisonbilanz W. Thiel

Saison
Sp
Ø
(Sp)
Note
09/10
1
1
0
1
0
2
2,0
-
(0)
10/11
1
1
0
1
0
2
2,0
-
(0)
11/12
2
8
0
1
0
9
4,5
3,5
(1)
Ges.
4
10
0
3
0
13
3,3
3,5
(1)


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