Anti-Torheiten, Andreas Pitteroff: "Speedy" gibt Gas bis ins hohe Fußballeralter - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 27.12.2017 um 12:00 Uhr
Anti-Torheiten, Andreas Pitteroff: "Speedy" gibt Gas bis ins hohe Fußballeralter
MAGAZIN Der Spruch „du bist der Größte, du gehst ins Tor" trifft auf Andreas Pitteroff definitiv nicht zu. Dennoch spielte "Speedy" bis heute keine andere Position - und steht mit seinen 43 Jahren noch immer zwischen den Pfosten. Langsam aber sicher will er jedoch die aktive Laufbahn ausklingen lassen.
Von Uwe Kellner
Vom Handball zum Fußball als "Speedy"

„Du kommst vom Handball, die gehst ins Tor", hieß es bei Andreas Pitteroff, als er in der B-Jugend mit dem Fußballspielen begann. Davor war er als Handballer bei der HG Erlangen aktiv, jedoch rieten ihm die Ärzte aufgrund von Knieproblemen vom Hallensport ab. Auch die Zeit wurde aufgrund schulischer Verpflichtungen knapp. Seine Kumpels in Langensendelbach nahmen ihn deswegen mit zum Fußballplatz und aus dem ehemaligen Kreisläufer wurde ein Torwart. „Auch als ich Handballer war, bin ich bereits nebenbei im Garten den Bällen hinterher gehechtet. Da hatte ich mein hellblaues Toni Schumacher-Trikot und meine Toni Schumacher-Handschuhe an", erinnert sich Andreas Pitteroff.

Ganz früher zu Grundschulzeiten auf dem Bolzplatz, auf dem damals täglich gezockt wurde, war er teils Flügelflitzer. Seine Kumpels gaben ihm prompt den Spitznamen: Speedy. „So heißt du jetzt", hieß es damals und damit war der Rufname von Andreas Pitteroff bis heute beschlossene Sache. „Ich glaube, es gibt immer noch Leute, die mich unter meinem bürgerlichen Namen gar nicht kennen", lacht der 43-Jährige. „Aber ich kann mich mit dem Spitznamen gut identifizieren."

Andreas Pitteroff kommt vom Handball. Seine Kumpels kennen ihn teil nur unter seinem Spitznamen "Speedy".
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Abstecher in die Schweiz


Der Heimatverein im Fußball wurde der SV Langensendelbach und der erste Trainer im Herrenbereich war Panteles Georgiadis. Langensendelbach stieg in der Saison 1999/2000 in die Kreisliga auf, aber genau in dieser Spielzeit hatte sich Andreas Pitteroff zu einem Abstecher nach Pinzberg verleiten lassen, so dass er erst wieder zurück war, als der SVL in der Folgesaison die Chance auf den Durchmarsch in die Bezirksliga hatte, aber in der Relegation scheiterte. In Langensendelbach hatte der Schlussmann stets Konkurrenz. Harald Hack oder Thomas Boegershausen wetteiferten mit ihm um den Platz im Tor.

Im Jahr 2004 zog es Andreas Pitteroff in die Schweiz. Aufgrund seines Studiums blieb sein Pass in L.A., aber als dieses abgeschlossen war, hatte er auch wieder Zeit zum Kicken. Nach dem Motto „komm halt mal mit" fing der Torwart bei GSC Gelb-Schwarz Chur das Fußballspielen an. Mit seinen Kollegen stieg er damals von der fünften in die vierte Schweizer Liga auf. „Prinzipiell ist Fußball in der Schweiz so wie in Deutschland, allerdings merkt man, dass es kein Nationalsport ist und kein großes Ansehen hat." Allein dass nicht jedes Dorf einen eigenen Sportplatz hat, man sich deswegen auf städtischen Plätzen einmieten und diese mit anderen Sportarten teilen musste, machte den Unterschied aus. Ein eigenes Sportheim gab es ebenfalls nicht. Spaß hat es dem Torhüter dennoch gemacht.

Zweimal Relegation mit Marloffstein


Im Januar 2013 kam Andreas Pitteroff zurück nach Deutschland. Eine Zweitspielrecht-Vereinbarung mit der Schweiz gibt es nicht, so dass Langensendelbach erst einmal wieder den Spielerpass des Schlussmanns neu beantragen musste. Zurück in L.A. war Speedy jedoch nur etwa drei Monate, danach startete er mit drei Kollegen die Aufbauhilfe Marloffstein. „Marloffstein hatte damals keine Mannschaft und wir waren schon im fortgeschrittenen Alter." In der B-Klasse ging es für die neu zusammengewürfelte Truppe an den Start und prinzipiell war das Ziel, mal einen Aufstieg zu packen. In der Relegation war für die Maroffsteiner jedoch zwei Mal in Folge Schluss, so dass die A-Klasse außer Reichweite blieb. „Wir haben, wenn überhaupt, nur einmal trainiert und am Ende sind wir wahrscheinlich auch verdient nicht aufgestiegen."

Manchmal freuen sich eben die anderen. Mit Maroffstein blieb zweimal der Sprung in die A-Klasse über die Relegation verwehrt.
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Mit 40 Jahren nochmal Kreisliga

Nach den zwei urigen Spielzeiten in Marloffstein wollte Andreas Pitteroff wieder ein wenig mehr Sport betreiben, der mehr mit Fußball zu tun hat und gab seinen Pass zum TSV Neunkirchen, seinem Wohnort. Mit 40 Jahren war er zu diesem Zeitpunkt bereits ein reifer Schlussmann. Frisch aus der B-Klasse bekam er bei den Brandbachkickern sofort regelmäßige Einsatzzeiten in der Kreisliga. „Torhüter sind überall gefragt und mit 40 Jahren hatte ich noch keinen Gedanken ans Aufhören verschwendet. Körperlich war damals auch noch alles gut", sagt Andreas Pitteroff und erlebte in Neunkirchen seinen sprichwörtlichen zweiten Frühling. „Das hat besser geklappt, als ich gedacht habe."

Grundsätzlich würde er sogar behaupten, dass er als älterer, erfahrener Keeper ruhiger und abgeklärter, also im Grunde der bessere Torwart war im Vergleich zu seinen jungen Jahren. „Du merkst einfach die Spielpraxis, die du als älterer Torwart hast. Einen großen Leistungssprung habe ich vor allem gemerkt, als ich aus der Schweiz zurückkam, weil ich dort vier Jahre lang jedes Spiel gemacht habe." Mittlerweile ist Andreas Pitteroff in der dritten Saison beim TSV Neunkirchen und kickt in der Zweiten. Langsam aber sicher will er nach der jetzigen oder der nächsten Saison sein Karriereende einläuten. „In der Zweiten bin ich jetzt erstmal weg vom Big-Business, das passt zum Ausklang ganz gut. Der Nervenkitzel am Wochenende wird mir aber trotzdem fehlen, wenn ich irgendwann aufhöre."

Im Sommer macht Andreas Pitteroff seinen Torwarttrainer-Schein und will danach in dieser Funktion dem Vereinssport erhalten bleiben. Seinen zukünftigen Schützlingen kann er dann auf jeden Fall reichlich Erfahrung mitgeben und die Übungen trotz seines biblischen Fußballeralters trotzdem noch vormachen.

In der Kreisliga 2 bekam es Andreas Pitteroff zuletzt teils mit Kalibern wie Maik Sprenger zu tun.
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Für anpfiff.info stellte Andreas Pitteroff seine Anti-Torheiten zusammen:

Ich stehe im Tor seit...
... zirka 1990, A/B-Jugend SV Langensendelbach.

Meine schönsten Paraden...
... waren im Freundschaftsspiel mit dem SV Langensendelbach gegen den 1.FC Nürnberg, 2001. Zum Jubiläum des Verein wurde der Club eingeladen und gegen Driller und Co war mein Ziel, dass das Ergebnis nicht zweistellig wird, was dann auch geklappt hat. Das war auch rückblickend ein Riesenerlebnis.

Meine wichtigste Parade…

... war im Kreisliga-Meisterschaftsspiel gegen Weingarts in Weingarts in der Saison 2015/16. Da habe ich einen Kopfball aus zirka fünf Metern gehalten und wir haben das Derby gewonnen - und weil es im Vorfeld ein paar Sticheleien gab wegen meinem Alter war der knappe Sieg nochmal eine Genugtuung.

Die meisten Gegentore in einem Spiel...

... waren neun Stück gegen den 1. FC Nürnberg. Das is okay , oder?

Das kurioseste Gegentor...
... war als ein Gegenspieler direkt vom Anstoss-Punkt in die Kiste getroffen hat. Das ist mir schon zwei Mal passiert. Manchmal steht man beim Anstoß eben zu weit vor dem Tor. Allerdings war das damals in der Schweiz, so dass es keiner mitbekommen hat, beide Male im Übrigen gegen dieselbe Mannschaft.

Meine geschossenen Tore…

... da ist mir nichts bekannt.

Meine Quote bei gehaltenen Elfmetern…

... ist definitiv zu gering, sagt man. Letzte Saison habe ich gegen Hetzles und Weilersbach zwar zwei Elfmeter gehalten, aber insgesamt, glaube ich, ist die Quote trotzdem nicht so hoch.

Meine Stärken...

... sind auf der Linie.

Meine Schwäche...
... ist der Luftkampf.

Mein Aberglaube…
... ich ziehe immer den linken Schuh zuerst an.

Mein unangenehmster Gegenspieler...

... sind im Grunde alle guten Stürmer.

Mein sportliches Vorbild...
... sind Toni Schuhmacher und Andi Köpke.

Meine weitere Laufbahn...

... ich will so lange aktiv spielen, wie es noch geht. Parallel folgt der Torwarttrainerschein im Sommer und danach will ich die Trainerlaufbahn einschlagen.

Nach seiner aktiven Laufbahn will "Speedy" Pitteroff als Torwarttrainer weitermachen.
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Hintergründe & Fakten



Steckbrief Andreas Pitteroff

Andreas Pitteroff
Spitzname
Speedy
Alter
50
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Neunkirchen am Brand
Familie
verheiratet, 0 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
175 cm
Gewicht
74 kg
Beruf
Architekt
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Torwart
Erfolge
Relegation zur Bezirksliga mit dem SV Langensendelbach.
2 Aufstiege in die Bezirksliga mit dem TSV Neunkirchen am Brand
Spielerstationen:

SV Langensendelbach 1992-2008
DJK Pinzberg 1999/2000
GSC Gelb-Schwarz Chur (Schweiz) 2009-2012
TSV Marloffstein 2013-2015
TSV Neunkirchen am Brand 2015 - jetzt

Top Fünf von Andreas Pitteroff

Top-Auto
Audi S4 Kombi V8 4.2l
"Ein Wolf im Schafspelz – wie ich (lacht)."
Top-Getränk
Weizen
"Viel davon wirkt isotonisch & man schaut immer frisch und jung aus,"
Top-Sieg
Mit Neunkirchen gegen Weingarts 1:0
"Derbysieg."
Top-Sportart (neben Fußball)
Handball
"Schnell und hart."
Top-Fußballschuh
Adidas World Cup
"Traditioneller Schuh ohne Schnick-Schnack, Schwarz… und echtes Leder! "

Spielerstationen A. Pitteroff


Saisonbilanz A. Pitteroff

 
23/24
3
0
0
0
R
0
0
22/23
14
0
0
0
R
0
0
21/22
6
0
0
0
R
0
0
18/19
1
0
0
0
R
0
0
17/18
11
0
0
0
R
0
0
16/17
15
0
0
0
R
0
0
16/17
12
0
0
0
R
0
0
15/16
17
0
0
0
R
0
0
15/16
6
0
0
0
R
0
0
14/15
16
0
1
0
R
0
0
13/14
16
0
0
0
R
0
0
12/13
1
0
0
0
R
0
0
12/13
3
0
0
1
R
0
1
Gesamt
121
0
1
1
0
0
1

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